Tante Reindina
Tante Reindina
As ji up Börkum dör't Dörp lopen, komen ji wiss uk
an de Olde Toorn vörbi, Wahrteiken van uns Eiland,
1576 bout. Oost ut liggt uns Heimatmuseum, dat
„Dykhus“. Man tweej Husen d'r vör steiht ein grote
Villa, dej hörde s'mals de Familie Aggen. Un vör
lange Jahren harr hier Tante Reindina dat Seggen,
ein groot steweg Menske, mit ein deipe Stemme as
Adele Sandrock.
Wenn Sie (oder ihr) auf Borkum durchs Dorf laufen,
kommt ihr (kommen Sie) bestimmt auch an dem
Alten Turm vorbei, Wahrzeichen von unserem
Eiland, 1576 gebaut. Im Osten liegt unser
Heimatmuseum, das „Dykhus“. Aber zwei Häuser
davor steht eine große Villa, die einmal der Familie
Aggen gehörte. Und vor vielen Jahren hatte hier
Tante Reindina das Sagen, eine große stabile Frau
(Menske ist eine Mensch, aber auch die liebevolle Bezeichnung für
die Ehefrau) mit einer tiefen Stimme wie Adele
Sandrock.
Un as haast alle Börkumers harr seej uk ein Biname.
Was seej in hör Vörtune achter de hooge Heege un
Kinder leipen vörbi un reipen: „Moin, Tante
Reindina“, dann kwamm seej mit de Kopp over de
Heege un see mit deipe Stemme van Huhu! Un alle
Lü seen van Tante Huhu un elk wuss well dat was.
Und wie fast alle Borkumer hatte sie auch einen
Spitznamen (hier Beinamen). War sie in ihrem
Vorgarten hinter der hohen Hecke und Kinder liefen
vorbei und riefen: „Moin, Tante Reindina“, dann
kam sie mit dem Kopf über die Hecke und rief mit
tiefer Stimme (von) Huhu! Und alle Leute sagten (von)
Tante Huhu und jeder wußte wer das war.
Seej harr hör groot Huus best up Stee, man sünder
de Kamers an Badegasten tau verhühren, gung dat
neit. As haast alle Börkumers harr seej ein faste
Stamm, as man so seggt, Lü, dej elket Jahr weer
kwammen.
Sie hatte ihr großes Haus bestens in Ordnung, aber
ohne die Zimmer an Badegäste zu vermieten, ging
das nicht. Wie fast alle Borkumer hatte sie einen
festen Stamm, wie man so sagt, Leute, die jedes
Jahr wieder kamen.
Uk ein enkelde Dame wohnde all siet Tiedstieden bi
hör. Un harr uk dit Jahr weer ein Enkelkamer hürt.
Man wuss ruugweg, mit welke Damper seej kwamm.
Un nu, midden in de Baadtied, was dat weer sowiet.
Tante Reindina stunn mit witte Skude achter de
Gardinen tau kukeluren. De Kuffers wassen d'r all un
dat dürde man ein kaart Settje, daar tickerte dat an
de Vördör.
Auch eine einzelne Damen wohnte schon seit
ewigen Zeiten (Tied = Zeit, Tiedstieden = doppelte Zeiten)
bei ihr. Und hatte auch dieses Jahr wieder ein
Einzelzimmer gemietet. Man wusste ungefähr, mit
welchem Dampfer sie kam. Und nun, mitten in der
Saison (hier Badezeit) war das wieder soweit. Tante
Reindina stand mit weißer Schürze hinter der
Gardine zu lauern. Die Koffer waren schon da und
es dauerte nur einen kurzen Augenblick, da klopfte
es an der Vordertür.
Tante Reindina makde open un wull nu tegen de
Frou seggen, hau bliede seej was, dat seej hör nu na
ein Jahr weer sagg.
Tante Reindina machte auf und wollte nun zu der
Frau sagen, wie froh sie war, sie nach einem Jahr
wieder zu sehen.
Heil fien up hoogdüts kwamm dat drut:
Sehr fein auf hochdeutsch kam das raus:
„Ach, ist das schön, – - ihr altes Gesicht wieder zu
sehen!“
„Ach, ist das schön, – ihr altes Gesicht wieder zu
sehen!“