Froulü
Frauen
As man as Keerl so in de Jahren kummt, gröit d’r
wiss ein lüttjet Lievke. Waar in de Jögd ein Gatt satt,
is d’r nu in’t Older ein mehr off minder dicke
Buskohl. Man will ja fakers ein bitje minderseiern
bi’t Eten un Drinken, man dann kummt dat, wat dat
Leven so stur makt. Hermann Gutmann hett mi dat
vertellt un ik glöv, dat harr uk bi uns wesen kunnt.
Wenn man als Kerl so in die Jahre kommt, wächst
da bestimmt ein kleines Bäuchlein. Wo in der
Jugend ein Loch saß, ist es jetzt im Alter ein mehr
oder weniger dicker Weißkohl. Man will (sich) ja oft
ein wenig einschränken beim Essen und Trinken,
aber dann kommt das, was das Leben so schwer
macht. Hermann Gutmann hat mir das erzählt und
ich glaube, dass hätte auch bei uns sein können.
Nu stellt jau vör, ik sitt mit mien Frou in ein fien
Lokal. T’gefft greune Kohl mit Wurst un Speck un
ander lecker Biwark. Junge, dat mundjet. Dat dürt
ein kaart Settje un ik knauje mi de letzde Tuffel mit
ein Stückje Kasseler un ein Happke vull Kohl in de
Mund un bin klar. Mien Teller is as slickt.
Nun stellt euch vor, ich sitze mit meiner Frau in
einem feinen Lokal. Es gibt grünen Kohl mit Wurst
und Speck und anderen leckeren Zutaten. Junge,
das schmeckt. Das dauert eine kurze Zeit und ich
quäle mir die letzte Kartoffel mit einem Stückchen
Kassler und einem Häppchen voll Kohl in den Mund
und bin fertig. Mein Teller ist wie geleckt.
Mien Frou is noch lang neit klar. Seej kout un kout
un as seej noch ein Dardel van de Eetereej up de
Teller liggen hett, seggt seej: Ik kann neit mehr!
Meine Frau ist noch lange nicht fertig. Sie kaut und
kaut und als sie noch ein Drittel von dem Essen auf
dem Teller liegen hat, sagt sie: Ich kann nicht mehr!
Dann laat liggen, segg ik.
Dann lass liegen, sage ich.
Liggen laten? seggt seej. Du bist wall betutert. Dat
mutten wi all betahlen. Dat können wi doch neit
liggen laten.
Liegen lassen? sagt sie. Du bist ja nicht ganz bei
Trost. Das müssen wir alles bezahlen. Das können
wir doch nicht liegen lassen.
Dann eet doch up, segg ik.
Dann iss es doch auf, sage ich.
Ik?, seggt mien Frou. Du hest doch nettekraat hört,
dat ik satt bin. Ik krieg gein Happ mehr andaale.
Man du - du kannst doch noch ein bitje eten. Kiek
even, dej lecker Mettwurst, dej magst du doch so
geern. Dej hebb ik mi bit tauletzd upspart un nu bin
ik satt. Also, dej Kohl un de Wurst, dej mußt du noch
eten.
Ich?, sagt meine Frau. Du hast doch gerade gehört,
dass ich satt bin. Ich bekomme keinen Happen
mehr runter. Aber du - du kannst doch noch ein
wenig essen. Guck mal, die leckere Mettwurst, die
magst du doch so gerne. Die habe ich mir bis zuletzt
aufgespart und jetzt bin ich satt. Also, den Kohl und
die Wurst, das musst du noch essen.
Aber ik kann uk neit mehr, segg ik.
Aber ich kann auch nicht mehr, sage ich.
Gekauel, seggt seej. Ik hebb noch noit beleevt, dat
du neit mehr eten kannst. Bestell di noch ein Glas
Beier, umdat de Baul beter glitt un dann kannst du
de Kohl upeten un daar is noch ein Stückje Speck un
uk noch ein bitje Kassler. Dat könen wi doch neit
taurügg geven.
Geschwätz sagt sie. Ich habe noch nie erlebt, dass
du nicht mehr essen kannst. Bestelle dir noch ein
Glas Bier, damit die Sache besser gleitet (rutscht) und
dann kannst du den Kohl aufessen und dort ist noch
ein Stückchen Speck und noch ein bisschen Kassler.
Das können wir doch nicht zurück geben.
Kiek, un so haal ik ein deipe Sücht, griep na de Gabel
un haffel de Kohl un de Wurst d’r achter, dej mien
Frou neit mehr kroppt hett. Un dann hebb ik beide
Tellers leeg un uk dat Beier noch drunken. Ik hebb
alles betahlt un stah up, um mi de Jäckert over tau
strüpen un dann sall’t ankerup gahn. Daar steiht
mien Frou naast mi, tickert mit de platte Hand tegen
mien Buuk un seggt: Hör mal, du mußt mal wat d’r
tegen daun - du waarst all dicker!
Guck, und so hole ich einen tiefen Atemzug, greife
zur Gabel und schlinge den Kohl und die Wurst
hinein (dahinter), das was meine Frau nicht geschafft
hat. Und dann habe ich beide Teller leer und auch
das Bier noch getrunken. Ich habe alles bezahlt und
stehe auf, um meine Jacke überzuziehen und dann
soll es losgehen (Anker auf). Da steht meine Frau
neben mir, klopft mir (leicht) mit der flachen Hand
gegen meinen Bauch und sagt: Hör mal, du musst
mal was dagegen tun - du wirst immer dicker!
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