De grote Reise
Die große Reise
Vader stunn midden in de Köken. Um hum tau ein
Dörnander van Kuffers un Tasken. Up de Tavel lagg
ein grote Büllte van Plünnen un Waske. Mauder
flutterde as updreit van ein Kamer in de ander un
was an't frocken: „Dat du Stiefkopp nu verreisen
willt. Du weißt heil genou, wat hier för ein Drockte
is. De Saison steiht vor de Dör. De Badegasten
komen un de Ferienwohnungen bin haast noch all up
Unstee. Ik weit neit, hau dat hier all lopen sall un du
treckst de Steert in un geihst up grote Fahrt! Daar
steiht all weer eine vör't Huus tau klingeln. Nee, uk
dat noch, mien Swegermauder! Dej fehlt mi noch in
all dat Gedrüs hier. Will seker hör lüttje Kukel noch
an de Borst nehmen!”
Vater stand mitten in der Küche. Um ihn herum ein
Durcheinander von Koffern und Taschen. Auf dem
Tisch lag ein großer Haufen mit Klamotten und
Wäsche. Mutter flatterte wie aufgedreht von einem
Zimmer in das andere und murrte (meckerte, stänkerte -
hier: war am murren): „ Das du Dickkopf jetzt verreisen
willst. Du weißt ganz genau, wie viel Hochbetrieb
hier ist. Die Saison steht vor der Tür. Die Badegäste
kommen und die Ferienwohnungen sind fast alle
noch in Unordnung. Ich weiß nicht, wie das hier
alles laufen soll und du ziehst den Schwanz ein und
gehst auf große Fahrt! Da steht schon wieder eine
vor dem Haus und klingelt (zu klingeln). Nee, auch das
noch, meine Schwiegermutter! Die fehlt mir noch in
all der Hektik hier. Will sicher ihren kleinen Liebling
noch an die Brust nehmen!“
Sien Mauder kwamm drinbrusen as ein
Dreejmastskoner rund Kap Hoorn. „Mien lüttje
Junge, hest uk alles binander? Hest di genug warm
Untertüüg inpackt? Un ein paar lange
Underbrauken? Dat kann um disse Tied noch
fieleineg kold wesen. Laat mi de Baul man inpacken,
dat könen de junge Froulü vandage neit mehr so. Wi
hebben d'r noch Künde van, hau dat mutt!"
Seine Mutter kam reingerauscht wie ein
Dreimastschoner rund Kap Horn. „ Mein kleiner
Junge, hast du alles zusammen? Hast du genügend
warmes Unterzeug eingepackt? Und ein paar lange
Unterhosen? Das kann um diese Zeit noch
schrecklich (eigentlich: bösartig) kalt sein. Lass mich die
Sachen (den Kram) einpacken, das können die jungen
Frauen heute nicht mehr so. Wir haben da noch
Ahnung von, wie das muss!“
Miteins stunnen sien Swegerolden uk in de Flur. Völ
harrn seej neit tau seggen, man alläne äs seej hum
ankeken, dat gung as ein Piele dwars dör sien
Licham. Un heej meinde de Woorden tau hören van:
Skojer. Leegloper. Dat unse lüttje Dochder up so'n
Keerl rinfallen is. Was beter, heej kwamm noit weer!
Plötzlich standen seine Schwiegereltern auch im
Flur. Viel hatten sie nicht zu sagen, aber alleine wie
sie ihn anguckten, das ging wie ein Pfeil quer durch
seinen Körper. Und er meinte die Worte zu hören
(von): Gauner (Halunke), Faulpelz (wörtlich: Leerläufer).
Dass unsere kleine Tochter auf so einen Kerl
reingefallen ist. Es wäre besser, er käme nicht
wieder!
Dann kwammen de Nahbers anfleigen. Elk harr wat
in de Hand. Ein lecker Appel ut de eigen Tune, ein
paar sülvst gemakte Kaukjes tegen de Geejhunger,
ein lüttje Buddel mit Teesöpke. Un völ Glück un
Segen för de Fahrt. Un skriev uk uns ein Kaartje. Un
besuup di neit so in frömde Landen. Un kiek nei so
na dej nüte Wichter. Un wees versichdeg mit dat
Eten, nix is so mall, as Dag un Nacht up Hüsche tau
sitten.
Dann kamen die Nachbarn angeflogen. Jeder hatte
etwas in der Hand. Einen leckeren Apfel aus dem
eigenen Garten, ein paar selbst gemachte Kekse
gegen den Heißhunger, ein kleine Flasche mit
Teesöpke (Söpke – ein Schnäpschen). Und viel Glück und
Segen für die Fahrt. Und schreib uns auch eine
Karte. Und besauf dich nicht so im fremden Land.
Und guck nicht so nach den niedlichen Mädchen.
Und sei vorsichtig mit dem Essen, nichts ist so
schlimm, als Tag und Nacht auf der Toilette zu
sitzen.
Un van de Bank was d'r uk eine van de Boversten:
„As gaude Kunde willn wi um di denken. Hest all
dien Kaartjes d'r bi un uk ruum utlands Geld? Un
denk drum, versichdeg wesen. Dien Knippke mutt up
de nakende Huut liggen, am besten tüsken de
Billen."
Und von der Bank war auch einer von den Obersten
da:“ Als guter Kunde wollen wir um dich denken.
Hast du deine Karte dabei und reichlich auslän-
disches Geld? Und denk drum, vorsichtig sein. Deine
Geldbörse muss auf der nackten Haut liegen, am
besten zwischen den Gesäßbacken.
De Doktor kwamm uk: „ Sall ik di noch ein Sprütze
geven tegen alles, wat du di anhaalen kannst? Un
wees versichdeg mit dat Water, meisttied is dat vull
Wuurms!" Un dann kwammen noch de Avkaat
(Testament un so), de Mann van de Versekerung
(Lebensversekerung un so) un de Pestoor (fakers
mal de Handen folden, Für- off Erdbestattung?). Man
mutt d'r ja mal over proten.
Der Doktor kam auch:“ Soll ich dir noch eine Spritze
geben gegen alles, was du dir anholen kannst?Und
sei vorsichtig mit dem Wasser, meistens ist das voll
Würmer!“ Und dann kam noch der Notar (Testament
und so), der Mann von der Versicherung (Lebensver-
sicherung und so) und der Pastor (öfter mal die Hände falten,
Feuer- oder Erdbestattung?). Man muss ja mal darüber
reden.
Vader stunn midden in de Köken. An elke Büxpiepe
hung ein van de Kinder un blarrten Snött un Kwiel.
Pape, bliev bi uns!
Vater stand mitten in der Küche. An jedem
Hosenbein hing eines von den Kindern und heulten
Rotz und Wasser (Kwiel/Quiel – Speichel). Papa, bleib bei
uns!
Telefon rappelde. Weest doch mal stille. Ik verstah
ja gein Woord. Well is daar? Petra van de Börkumer
Kleinbahn? Wat seggt se? Tiss tau minn Water! De
Dagesfahrt na Juist fallt ut!
Telefon rappelte. Seid doch mal stille. Ich versteh ja
kein Wort. Wer ist da? Petra von der Borkumer
Kleinbahn? Was sagt sie? Zuwenig Wasser! Die
Tagesfahrt nach Juist fällt aus!