Tante Eltje
Tante Eltje
Eltje was all hoog an Jahren, man van wieden sagg
seej noch ut as’n jung Wicht. Seej harr hör
Wohnung - ein Wohnkamer, ein Slaapkamer, de
Köken un de Badekamer - best up Stee. Man kunn
van de Deele eten, so kitteg un süwer was Eltje.
Eltje war schon sehr alt (hier: hoch an Jahren), aber von
Weitem sah sie noch aus wie ein junges Mädchen.
Sie hatte ihre Wohnung - ein Wohnzimmer, ein
Schlafzimmer, die Küche und das Badezimmer -
bestens in Ordnung. Man konnte von dem Fußboden
essen, so akkurat und sauber war Eltje.
Uk bi sück sülvst was Eltje allemachdeg skoon. Elke
Weeke gung seej na de Krullemaker - Dauerwelle un
ein bitje Klör kwamm d’r uk in.
Seej harr Skappen vull Plünnen in Huus un de Skau
kunn man haast neit tellen.
De Speigel was noch alltied hör beste Fründin.
Auch bei sich selbst war Eltje über alle Maßen
sauber. Jede Woche ging sie zum Frisör (Krulle –
Locke) - Dauerwelle und ein wenig Farbe kam auch
rein.
Sie hatte Schränke voller Kleider und Wäsche im
Haus und die Schuhe konnte man fast nicht zählen.
Der Spiegel war noch immer ihre beste Freundin.
So even mit de Skude over de Strate börsseln, dat
was nix för Eltje. Kiek, seen de Lü, daar kummt Eltje
weer an mit Hautje up dreej Haaren, as Puus up
Sönndag. Dej ein off ander see uk wall mal: du
süchst weer ut as de Königinmutter.
So eben mit der Schürze über die Straße flitzen, das
war nichts für Eltje. Guck, sagten die Leute, da
kommt Eltje wieder (an) mit dem Hütchen auf drei
Haaren, wie die Katze am Sonntag. (2 Sinnsprüche für
Eitelkeit). Der eine oder andere sagte schon mal: du
siehst wieder aus wie die Königinmutter.
Allemachdeg stollt was Eltje up hör Huut un tegen
ein fiene Gör harr seej uk nix. Man kunn hör all van
wieden ruken, so’n Ungelswater (För Hoogdütsen:
ungarisches Wasser, so wat as Kölnisch Water) harr
seej alltied bi sück in ein lüttje Ruukselbüske. Un
heil eigen wass seej mit de Salven. Hau völ dusend
Ssoorten in de Badekamer tau finnen wassen, kann
man neit all uptellen. För elke Stückje Huut ein
ander Salve. Eine för dagsover, eine för de Nacht,
eine för de Kopp, eine för de Toonen, eine för de
Necke, eine för de Billen.
Gewaltig stolz war Eltje auf ihre Haut und gegen
einen feinen Geruch hatte sie auch nichts. Man
konnte sie schon von Weitem riechen, das Kölnisch
Wasser hatte sie immer bei sich in einem kleinen
Riechdöschen (Erklärung Ungelswater – wörtlich ungarisches
Wasser, gemeint ist Rosenwasser). Und sehr eigen war sie
mit den Salben. Wie viele tausend Sorten im
Badezimmer zu finden waren, kann man nicht (alle)
aufzählen. Für jedes Stückchen Haut eine andere
Salbe. Eine für den Tag (hier: tagsüber), eine für die
Nacht, eine für den Kopf, eine für die Zehen, eine
für den Nacken, eine für das Gesäß.
Man dat Gaudje was uk ja peperdür. Gaud dat Eltje
ein olde Fründ an de Hand harr, dej was Umloper för
Drogerieartikel. Un dej Mann harr alltied Stück off
wat Büsskes un Tuben tau probeiern. Un Eltje kreeg
d’r alltied ein grote Püt van. Un was d’r bliede mit,
see van Danke, smüsterlachde un keek hum an mit
kürege Ogen. Dann waarde de olde Heer recht ein
bitje wepel.
Aber das Zeug war ja auch unglaublich teuer (hier:
pfefferteuer). Gut das Eltje einen alten Freund an der
Hand hatte, der war Vertreter für Drogerieartikel.
Und dieser Mann hatte immer verschiedene Dosen
und Tuben zum probieren. Und Eltje bekam immer
eine große Tüte davon. Und war froh damit, sagte
(von) Danke, schmunzelte und sah ihn an mit
glänzenden Augen. Dann wurde der alte Herr richtig
ein wenig munter.
Up ein Sönndag – kaart vör de Teetied – wull Eltje
ein lüttje Loopke maken, tausamen mit Lü ut de
naaste Verwandskup. Seej stunnen all vör de Dör,
man Eltje muss noch evkes ein bitje in’t Gesicht
smeeren, tegen de Sünne un tegen de Wind. Seej
greep ein Büsske un kleide sück dat geele Tüüg over
de Wangen un Nöse. So, ik bin sowiet, see Eltje, laat
uns keiern.
An einem Sonntag – kurz vor der Teezeit – wollte
Eltje einen kleinen Spaziergang machen, zusammen
mit Leuten aus der nächsten Verwandtschaft. Sie
standen alle vor der Tür, aber Eltje musste sich
noch ein wenig ins Gesicht schmieren, gegen die
Sonne und gegen den Wind. Sie griff ein Döschen
und schmierte sich das gelbe Zeug über die Wangen
und Nase. So, ich bin soweit, sagte Eltje, lasst uns
spazieren gehen (schlendern).
Na haast fiev Minüten see Eltje tegen hör Lü: dat
weit ik neit, dat brannt mi in’t Gesicht as Füür, as off
mi de heile Huut utnanderskört. Ik dreih weer um,
Gesicht wasken. Dat dürde ein heile Sett, dat Eltje
kwamm. Erst wull seej neit vertellen, wat gebört
was, man dann kwamm dat hooge Woord drut:
Nach fast fünf Minuten sagte Eltje zu ihren Leuten:
das weiß ich nicht, das brennt mir im Gesicht wie
Feuer, als ob mir die ganze Haut auseinander reißt.
Ich drehe wieder um, (das) Gesicht waschen. Das
dauerte eine ganze Zeit, das Eltje kam. Erst wollte
sie nicht erzählen, was passiert war, aber dann kam
das hohe Wort raus:
As wi up Padd wullen, hebb ik man so ein Büsske
grepen un in’t Gesicht kleit. Nu hebb ik erst keken,
wat drup stunn: Teppichreinigungsmittel! Jeden
Kontakt mit der Haut vermeiden!
Als wir uns auf den Weg machten, habe ich (man so -
nebenher) mir schnell eine Dose gegriffen und ins
Gesicht geschmiert. Jetzt habe ich erst gesehen,
was drauf stand: Teppichreinigungsmittel! Jeden
Kontakt mit der Haut vermeiden!
Dat steiht all in de Bibel: Dej is d’r gaud an, dej daar
up achten deit, wat hier skreven steiht!
Das steht schon in der Bibel: Der ist gut dran, der
darauf achtet, was hier geschrieben steht!