Puffert mit Peeren
Puffert mit Birnen
Puffert: Ein warmer Mehlpudding, eine ostfriesische Variante der
bayrischen Dampfnudel.
„Weißt wat“, see Georg, „ wat ik för mien Leven
allemachdeg geern eeten dau? Du lövst dat neit, dat
is ein goldgeele Puffert, moij stief un fast as ein
Höftpahle mit lecker Börkumer Kookpeeren, weik un
slubberg, dej over de Puffert glieden as Iisskullen
over de Börkumer Sand.“
„Weißt du was“, sagte Georg, „was ich für mein
Leben außerordentlich gern esse? Du glaubst das
nicht, das ist ein goldgelber Puffert, schön steif und
fest wie ein Buhnenpfahl (Anm. senkrecht zum Ufer
laufender Küstenschutz, früher aus Holzpfählen) mit leckeren
Borkumer Kochbirnen, weich und geschmeidig
(kommt von schlabbern), die über den Puffert gleiten wie
Eisschollen über den Borkumer Sand.“
„Keerl, skei ut“, see Schwager Johann, „ mi löppt dat
Water achter du Kusen binander. Mörgen gefft
Puffert, daar könen sück unse Froulü up de Kopp
stellen. Dien Frou Klasina maakt de Puffert, van
mien Boom komen de Kookpeeren un bi mi in Huus
waard eten. Antke, mien Frou un Süster van dien
Frou, hett d'r wiss nix up tegen.“
„Kerl, hör auf,“ sagte Schwager Johann, „mir läuft
das Wasser hinter den Zähnen zusammen. Morgen
gibt es Puffert, da können sich unsere Frauen auf
den Kopf stellen. Deine Frau Klasine macht den
Puffert, von meinem Baum kommen die Kochbirnen
und bei mir im Haus wird gegessen. Antke, meine
Frau und Schwester von deiner Frau, hat sicher
nichts dagegen.“
„So sallt gebören, ik kann de Tied haast neit
offwachten!“
„So soll es geschehen, ich kann die Zeit fast nicht
abwarten!“
Dit Gespreck was avends un ander Middag, as de
Keerls van't Wark kwammen – Georg van de
Kleinbahn, dej man Firma neumde un Johann, dej
van Winkel tau Winkel dör't Dörp lopen was, um wat
tau verkopen – was de Kökentavel bi Antke fein
deckt. De Keerls harr hör Lievkes up de Toonen
hangen vör Geejhunger. Ein grote Kumme mit lecker
weike Kookpeeren in smüdege Saft stunn up de
Tavel tau dampen. Daarnast ein Pott mit witte
warme Vanillesoße.
Dieses Gespräch war abends und nächsten Mittag,
als die Kerle von der Arbeit kamen – Georg von der
Kleinbahn, die man Firma nannte, und Johann, der
von Krämerladen zu Krämerladen durchs Dorf
gelaufen war, um etwas zu verkaufen – war der
Küchentisch bei Antke fein gedeckt. Die Kerle
hatten ihr Bäuchlein auf den Zehen hängen vor
Heißhunger. Eine große Schüssel mit leckeren
weichen Kochbirnen im geschmeidigen Saft stand
da und dampfte. Daneben ein Topf mit weißer
warmer Vanillesoße.
„Laat uns de Messen man all sliepen“, see Johann.
„Lass uns die Messer doch schon schleifen“, sagte
Johann.
„Waar blifft de Puffert?“, fragde Georg. „Daar is d'r.
Mien Klasintje, mien Maid, mien lüttje Duvke, seej
kummt“.
„Aber wo bleibt der Puffert?“ fragte Georg. „Da ist
er. Meine Klasintje, meine Maid, mein kleines
Täubchen, sie kommt!“
Ein groot blouwitt Kökenhandauk was um de Pott
mit de Puffert umbunden.
Ein großes blauweißes Küchenhandtuch war um den
Topf mit dem Puffert gebunden.
„Ein Tellder her!“ blaffde Klasintje, swart um de
Kopp, neit bloot van't koken. De Puffert glee tau de
Pott ut un stunn daar in sien Grötte un Heerlegkeit,
so allemachdeg moij un lecker, dat de Mensken um
hum tau de Aam stahn bleev.
„Ein Teller her!“ bellte Klasintje, schwarz um den
Kopf, nicht nur vom Kochen. Der Puffert glitt aus
dem Topf und stand da in seiner Größe und
Herrlichkeit, so gewaltig schön und lecker, dass den
Menschen drum herum der Atem stehen blieb.
Man vör dat Geneiten van hum harr ja wall eine dat
Stickje d'r vör sett: Na ein kaart Settje – t'was gein
Tied, hum ein Mess drin tau jagen – maakte de
Puffert ...Pftt …
Aber vor dem Genießen (hier: von ihm) hatte wohl
einer einen kleinen Holzpfeil (hier: Holzpfeilchen) davor
gesetzt: Nach einem kurzen Augenblick – es war
keine Zeit, ihm ein Messer rein zu jagen – machte
der Puffer: Pftt...
Heil sachte ssackte heej in de Knäijen. Doodstille
was't. He flappde mit ein malle Gluut over de
Tellderkante up de Tavel. Daar lagg de heile
Heerlegkeit, sluff un platt as ein Pannkauk.
Ganz langsam (hier: leise) sackte er in die Knie.
Totenstille (hier: Totenstille war's). Er klatschte mit
einem schlimmen Geräusch über die Tellerkante auf
den Tisch. Da lag die ganze Herrlichkeit, schlapp
und platt wie ein Pfannkuchen.
Dej erste, dej weer bikwamm was de Kökske,
Klasintje. Seej jumpde umhoog, greep hör Koppdauk
- weg was seej, um de Hauk van de Achterdör. Hör
Süster Antke stickde haast - vör Lachen.
Die Erste, die wieder zu sich kam, war die Köchin,
Klasintje. Sie sprang hoch, griff ihr Kopftuch - weg
war sie, um die Ecke von der Hintertür. Ihre
Schwester Antke erstickte beinahe - vor Lachen.
Un de beide Keerls satten bedreuvt vör de Tavel un
bekeeken grammieterg un verdreitlek dej vörtied so
prachdege un nu so mindermachdege Baul.
Und die beiden Kerle saßen betrübt vor dem Tisch
und beguckten mürrisch und verdrießlich die vorher
so prächtige und jetzt so hinfällige Sache.