Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Der folgende lustige plattdeutsche Beitrag beschreibt nicht nur die Vorfreude auf einen kulinarischen Genuss.
Puffert mit Peeren Puffert mit Peeren
Puffert mit Peeren
Puffert mit Birnen Puffert: Ein warmer Mehlpudding, eine ostfriesische Variante der bayrischen Dampfnudel.
„Weißt wat“, see Georg, „ wat ik för mien Leven allemachdeg geern eeten dau? Du lövst dat neit, dat is ein goldgeele Puffert, moij stief un fast as ein Höftpahle mit lecker Börkumer Kookpeeren, weik un slubberg, dej over de Puffert glieden as Iisskullen over de Börkumer Sand.“
„Weißt du was“, sagte Georg, „was ich für mein Leben außerordentlich gern esse? Du glaubst das nicht, das ist ein goldgelber Puffert, schön steif und fest wie ein Buhnenpfahl (Anm. senkrecht zum Ufer laufender Küstenschutz, früher aus Holzpfählen) mit leckeren Borkumer Kochbirnen, weich und geschmeidig (kommt von schlabbern), die über den Puffert gleiten wie Eisschollen über den Borkumer Sand.“
„Keerl, skei ut“, see Schwager Johann, „ mi löppt dat Water achter du Kusen binander. Mörgen gefft Puffert, daar könen sück unse Froulü up de Kopp stellen. Dien Frou Klasina maakt de Puffert, van mien Boom komen de Kookpeeren un bi mi in Huus waard eten. Antke, mien Frou un Süster van dien Frou, hett d'r wiss nix up tegen.“
„Kerl, hör auf,“ sagte Schwager Johann, „mir läuft das Wasser hinter den Zähnen zusammen. Morgen gibt es Puffert, da können sich unsere Frauen auf den Kopf stellen. Deine Frau Klasine macht den Puffert, von meinem Baum kommen die Kochbirnen und bei mir im Haus wird gegessen. Antke, meine Frau und Schwester von deiner Frau, hat sicher nichts dagegen.“
„So sallt gebören, ik kann de Tied haast neit offwachten!“
„So soll es geschehen, ich kann die Zeit fast nicht abwarten!“
Dit Gespreck was avends un ander Middag, as de Keerls van't Wark kwammen – Georg van de Kleinbahn, dej man Firma neumde un Johann, dej van Winkel tau Winkel dör't Dörp lopen was, um wat tau verkopen – was de Kökentavel bi Antke fein deckt. De Keerls harr hör Lievkes up de Toonen hangen vör Geejhunger. Ein grote Kumme mit lecker weike Kookpeeren in smüdege Saft stunn up de Tavel tau dampen. Daarnast ein Pott mit witte warme Vanillesoße.
Dieses Gespräch war abends und nächsten Mittag, als die Kerle von der Arbeit kamen – Georg von der Kleinbahn, die man Firma nannte, und Johann, der von Krämerladen zu Krämerladen durchs Dorf gelaufen war, um etwas zu verkaufen – war der Küchentisch bei Antke fein gedeckt. Die Kerle hatten ihr Bäuchlein auf den Zehen hängen vor Heißhunger. Eine große Schüssel mit leckeren weichen Kochbirnen im geschmeidigen Saft stand da und dampfte. Daneben ein Topf mit weißer warmer Vanillesoße.
„Laat uns de Messen man all sliepen“, see Johann.
„Lass uns die Messer doch schon schleifen“, sagte Johann.
„Waar blifft de Puffert?“, fragde Georg. „Daar is d'r. Mien Klasintje, mien Maid, mien lüttje Duvke, seej kummt“.
„Aber wo bleibt der Puffert?“ fragte Georg. „Da ist er. Meine Klasintje, meine Maid, mein kleines Täubchen, sie kommt!“
Ein groot blouwitt Kökenhandauk was um de Pott mit de Puffert umbunden.
Ein großes blauweißes Küchenhandtuch war um den Topf mit dem Puffert gebunden.
„Ein Tellder her!“ blaffde Klasintje, swart um de Kopp, neit bloot van't koken. De Puffert glee tau de Pott ut un stunn daar in sien Grötte un Heerlegkeit, so allemachdeg moij un lecker, dat de Mensken um hum tau de Aam stahn bleev.
„Ein Teller her!“ bellte Klasintje, schwarz um den Kopf, nicht nur vom Kochen. Der Puffert glitt aus dem Topf und stand da in seiner Größe und Herrlichkeit, so gewaltig schön und lecker, dass den Menschen drum herum der Atem stehen blieb.
Man vör dat Geneiten van hum harr ja wall eine dat Stickje d'r vör sett: Na ein kaart Settje – t'was gein Tied, hum ein Mess drin tau jagen – maakte de Puffert ...Pftt …
Aber vor dem Genießen (hier: von ihm) hatte wohl einer einen kleinen Holzpfeil (hier: Holzpfeilchen) davor gesetzt: Nach einem kurzen Augenblick – es war keine Zeit, ihm ein Messer rein zu jagen – machte der Puffer: Pftt...
Heil sachte ssackte heej in de Knäijen. Doodstille was't. He flappde mit ein malle Gluut over de Tellderkante up de Tavel. Daar lagg de heile Heerlegkeit, sluff un platt as ein Pannkauk.
Ganz langsam (hier: leise) sackte er in die Knie. Totenstille (hier: Totenstille war's). Er klatschte mit einem schlimmen Geräusch über die Tellerkante auf den Tisch. Da lag die ganze Herrlichkeit, schlapp und platt wie ein Pfannkuchen.
Dej erste, dej weer bikwamm was de Kökske, Klasintje. Seej jumpde umhoog, greep hör Koppdauk - weg was seej, um de Hauk van de Achterdör. Hör Süster Antke stickde haast - vör Lachen.
Die Erste, die wieder zu sich kam, war die Köchin, Klasintje. Sie sprang hoch, griff ihr Kopftuch - weg war sie, um die Ecke von der Hintertür. Ihre Schwester Antke erstickte beinahe - vor Lachen.
Un de beide Keerls satten bedreuvt vör de Tavel un bekeeken grammieterg un verdreitlek dej vörtied so prachdege un nu so mindermachdege Baul.
Und die beiden Kerle saßen betrübt vor dem Tisch und beguckten mürrisch und verdrießlich die vorher so prächtige und jetzt so hinfällige Sache.
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
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