Ohm Roelf vertellt van
Börkumer Mussels
Onkel Roelf erzählt von
Borkumer Muscheln
Wat wassen dat för moje Tieden, as man up Börkum
noch lecker Mussels eten hett. Disse Röök! Disse
Smaak! T’was alltied weer ein Festmahl. All
mitnander an de grote Kökentavel sitten un de
lecker Mussels ut de Schülpen eten off as Ragout. Un
in malle Tieden hebben unse Vörolden van Mussels
leevt.
Was waren das (für) schöne Zeiten, als man auf
Borkum noch leckere Muscheln gegessen hat.
Dieser Geruch! Dieser Geschmack! Es war immer
wieder ein Festmahl. Alle zusammen an dem großen
Küchentisch sitzen und die leckere Muscheln aus
der Schale essen oder als Ragout. Und in schlechten
Zeiten haben unsere Voreltern von Muscheln gelebt.
Dat was uk neit so, dat man na de Koopmann off na
de Fissladen gung. Sülvst haalen, mit Peerd un
Wagen. Van so ein Dag will ik jau vertellen. Dat was
an de 15. Januar, dat weit ik noch heil genou. Liggt
aber uk all Jahren taurügg. Wi wassen ein lüttje
Klöttje van fiev Mann, dat was Jan, Willm, Jakob un
ik, mit Name van Roelf. Mit d’r bi was uk ein oldere
Börkumer, wi seen bloot Ohm tegen hum.
Das war auch nicht so, dass man zu dem Kaufmann
oder zum Fischladen ging. Selbst holen, mit Pferd
und Wagen. Von so einem Tag will ich euch er-
zählen. Das war an dem 15. Januar, das weiß ich
noch ganz genau. Liegt aber auch schon Jahre
zurück. Wir waren eine kleine Gruppe von fünf
Mann, das waren Jan, Willm, Jakob und ich, Roelf
mit Namen. Mit dabei war auch ein älterer
Borkumer, wir sagten nur Onkel zu (gegen) ihm.
Mörgens um söven Ühr gungen wi ankerup. Dat was
verdreihde kold. De Peerden harrn gaude Dekens
over un wi harrn uns warm antrukken un elk harr
ein dick Stück Brood mit Speck d’r bi. Enkelten harrn
uk lange Stevels an. As wi over de Oostlandje Diek
gungen, hebben wi ein Hoogesett makt. Ein bitje
verpusten un utrüsten. Dat mutt so wesen un ein
lüttje Söpke speult de Dou ut de Maage. T’gung
wieder na de Hooge Hörn. Dat Water was wiet weg.
Un nu gung’t futt an’t Wark. De Mussels hebben wi
ut de Priel under Water mit Grepels weghaalt. Feine
dicke Mussels. Un bi elke vulle Körv gaff dat weer
ein Lüttje un Ohm was de Kastelein. Geineine kunn
de Söpkes beter ingeiten as Ohm.
Morgens um sieben Uhr gingen wir los (hier: ankerauf).
Das war entsetzlich (hier: verdreht) kalt. Die Pferde
hatten gute Decken (über) und wir hatten uns warm
angezogen und jeder hatte ein dickes Stück Brot mit
Speck dabei. Verschiedene hatten auch lange Stiefel
(an). Als wir über den Ostlanddeich gingen, haben
wir eine Pause (hier: hohe Zeit) gemacht. Ein wenig
verpusten und ausruhen. Das muss so sein und ein
kleiner Schnaps spült den Tau aus dem Magen. Es
ging weiter zum Hooge Hörn. Das Wasser war weit
weg. Und nun ging es sofort an die Arbeit. Die
Muscheln haben wir aus dem Priel unter Wasser mit
Forken weggeholt. Schöne dicke Muscheln. Und bei
jedem vollen Korb gab es wieder einen Kleinen und
Onkel war der „Schankwirt“. Keiner konnte die
Schnäpse besser eingießen als (der) Onkel.
As wi de Wagen full harrn, gung dat Dörp an. Wi
hebben unse Brood upeten, dat was düchdeg drög
un wi hebben weer ein Lüttje nomen. As wi over de
Oostlandjer Diek gungen, wat Ohm miteins weg. Wi
hebben hum gau funnen, heej was achterut bleven
un luurde dör de leege Buddel in de Hemel. Wi
keeken bi Buur Willm binnen un hebben hum tweej
Emmers vull Mussels brocht. Heej gaff uns elk ein
lüttje Söpke. Dann gung’t wieder na’t Jägerheim, wi
hebben tweej Emmers vull Mussels daar laten un
kregen weer ein Lüttje. Nu gung’t wieder na
Upholm. T’was all düster un de Wagen sull hier
stahn blieven. Wi satten moij binander un na ein
Sett kwamm Harm-Peiter noch d’r bi. Dej gaff futt
ein Runde ut för ein Emmer Mussels. Ik see: Waar is
Ohm? Wi gungen na buten un heej hung koppover in
de Heege un harr de Fock verloren. Wi hebben hum
weer up Beinen hulpen un uk de Brille weer funnen.
Als wir den Wagen voll hatten, ging es zum Dorf.
Wir haben unser Brot aufgegessen, das war tüchtig
trocken und wir haben wieder einen Kleinen
genommen. Als wir über den Ostland Deich gingen,
war Onkel plötzlich weg. Wir haben ihn schnell
gefunden, er war zurück (hinter aus) geblieben und
lauerte (im Sinne von sehen) durch eine leere Flasche in
den Himmel. Wir guckten bei Bauer Willm rein und
haben ihm zwei Eimer voll Muscheln gebracht. Er
gab uns jeder einen kleinen Schnaps. Dann ging's
weiter zum Jägerheim, wir haben zwei Eimer voll
Muscheln dort gelassen und bekamen wieder einen
Kleinen. Nun ging's weiter zum Upholm. Es war
schon dunkel und der Wagen sollte hier stehen
bleiben. Wir saßen nett (schön) zusammen und nach
einer Zeit kam Harm-Peter auch noch dazu. Der gab
gleich eine Runde aus für einen Eimer Muscheln. Ich
sagte: Wo ist Onkel? Wir gingen nach draußen und
er hing kopfüber in der Hecke und hatte die Brille
verloren. Wir haben ihn wieder auf die Beine
geholfen und die Brille wieder gefunden.
Man nu mussen wi wieder, up Dörp an. Wi nammen
Ohm tüsken uns. Heej was ein bitje slapp. As wi dör
de Karkstrate kwammen, up de Hauk na de
Norderreihe, hebben wi Ohm stahn laten un heej is
alläne na Huus slingert. Wi wassen all mitnander
benaud vör sien Ollske, dat was ein Keerl-Elske un
för de Düwel neit bang. Menegeine, dej hör Mann na
Huus brocht hett, as Ohm ein bitje duun was, kann
d’r van vertellen. Verskeiden kwammen neit tau
Woord, daar harrn seej all van hör alle fiev Fingers
in’t Gesicht.
Nun mussten wir weiter, zum Dorf (an). Wir nahmen
Onkel zwischen uns. Er war ein wenig schlapp. Als
wir durch die Kirchstraße kamen, auf der Ecke zur
Norderreihe, haben wir Onkel stehen gelassen und
er ist alleine nach Hause geschlingert. Wir waren
alle zusammen bange vor seiner Alten, das war ein
„Mannweib“ und vor dem Teufel nicht bange.
Einige,die ihren Mann nach Hause gebracht haben,
wenn Onkel ein wenig betrunken war, können
darüber erzählen. Verschiedene kamen nicht zu
Wort, da hatten sie von ihr schon alle fünf Finger im
Gesicht.
Man wi wulln uk ja weiten, off Ohm gaud in Huus
ankwamm. Ohm full in’t Steckpoortje un namm de
Pütz, dej daar stunn, in de Arm. De Dör gung open
un ein Schienfatt gaff Lücht. Man hörde wat Geklöter
van Glas un dann wamste Ollske de Huusdör weer
dicht. Hör Kukel was binnen. Wi hebben hum ein
paar Dage neit tau Gesicht kregen, heej sull van de
Kolde befangen wesen.
Aber wir wollten auch wissen, ob Onkel gut im Haus
ankam. Onkel fiel in die Zaunpforte und nahm den
Eimer (Pütz-seem. Ausdruck für Eimer) in den Arm. Die Tür
ging auf und eine (Hand)Laterne gab Licht. Man hörte
etwas Geklapper von Glas und dann haute (die) Alte
die Haustür wieder zu. Ihr Schatz war drin. Wir
haben ihn ein paar Tage nicht zu Gesicht
bekommen, er soll von der Kälte erwischt worden
sein.
Ik hebb noch vergeten, dat wi up Hooge Hörn ein
moje Swiensledder funnen hebben. Naderhand
hebben d’r wall 100 Swienen anhangen, de letzde dit
Jahr. Dej harr wall 420 Pund.
Ich habe noch vergessen, dass wir auf Hooge Hörn
eine schöne Schweineleiter gefunden haben. Später
haber da wohl 100 Schweine dran gehangen, das
letzte dieses Jahr. Das hatte wohl 420 Pfund.
So hett Roelf vertellt.
So hat Roelf erzählt.