Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Der wohl höchste insulare Feiertag ist der Klaasohmtag. Dieser Beitrag in Form einer kurzen Unterhaltung ermöglicht einen kleinen aber feinen Blick auf diesen besonderen Tag.
Hoge Fierdag - Klaasohm Hoge Fierdag - Klaasohm
Hoge Fierdag
Hoher Feiertag
Trintje: Moin, Geertje, hau is d’r mit? All flügg?
Trintje: Moin, Geertje, wie geht es? (wie ist es damit?) Alles flügge? (alles gesund?)
Geertje: Tja, geiht so! Kopp vull mit Wiehnachten. Mit de Präsenten för de heile Familie, de Eetereej, dat Huus hemmeln un dat heile ander Gedau.
Geertje: Tja, geht so! (den) Kopf voll mit Weihnach- ten. Mit den Geschenken für die ganze Familie, die Esserei, das Haus säubern und das ganze andere Getue.
Trintje: Du hest doch ein krachdege Mann, dej kann di doch fix Stön geven.
Trintje: Du hast doch einen kräftigen Mann, der kann dich bestens unterstützen.
Geertje: Dej? Gah mi weg mit de Keerls! Daar is ja upstünd nix mit antaufangen. Dej bin ja as stoken mit hör olle Klaasohm-Drockde.
Geertje: Der? Geh mir weg mit den Kerlen! Da ist ja zur Zeit nichts mit anzufangen. Die sind ja wie ge- stochen mit ihrem alten Klaasohm-Getue.
Trintje: Is dat bi jau uk so? Ik doch mien Keerl was bloot so mall. Dej is siet Dagen an’t siemeleiern, hau dat all so mutt an disse hoge Fierdag, as seej so seggen.
Trintje: Ist das bei Euch auch so? Ich dachte mein Kerl wäre nur so verrückt. Der ist seit Tagen am Nachdenken, wie das alles so muss an diesem ho- hen Feiertag, wie sie so sagen.
Geertje: Miene is uk all man an tau akkerdeiern mit sien Karnütjes, hau seej wall lopen mutten, welke Haben seej binnen seilen un waar seej hör Gerack an Natt un Drög kriegen.
Geertje: Meiner ist auch immer nur am diskutieren mit seinen Freunden (Kameraden), wie sie wohl laufen müssen, welchen Hafen sie einsegeln (sinnent- nehmend: welche Gaststätten usw.) und wo sie ihren Be- darf mit Nass und Trocken bekommen.
Trintje: Tja, un noit de sönndagse Pett mitnehmen un ein Hoorn tau tuten mutt d’r wesen un as dat geiht uk noch ein Treckbüdelspöler.
Trintje: Tja, und nie die sonntägliche Mütze mit- nehmen und ein Horn zum Tuten muss sein und wenn es geht noch einen Handharmonikaspieler.
Geertje: Un ik mutt na de Bank fleigen un Centjes un halve Euros haalen för de Klingelbüssen.
Geertje: Und ich muss zur Bank fliegen und Centen und halbe Euros holen für die Klingeldosen.
Trintje: Un middags willn seej steweg Potteten hebben, am leivsten Greune Kohl mit ein Klatte Speck as’n Gesangbauk.
Trintje: Und mittags wollen sie kräftigen Eintopf haben, am liebsten Grünen Kohl mit einem Brocken Speck wie ein Gesangbuch.
Geertje: Miene wippt namiddags noch ein Büske mit Ölsardinen d’r achter för ein gaude Underlage, umdat de Mannlü de glujende Genever beter kluckern könen.
Geertje: Meiner wirft sich nachmittags noch ein Döschen mit Ölsardinen rein (dahinter) für eine gute Unterlage, damit die Männer den glühenden Genever besser schlucken können.
Trintje: Un dann gahn seej ankerup. Mit tinkelnde Ogen un friss un kregel. Un hau komen seej weer binnen?
Trintje: Und dann gehen sie los (Anker auf). Mit blitzenden Augen und frisch und munter. Und wie kommen sie wieder (rein)?
Geertje: Na, dat segg ik di! Meisttied heil moij mindermachdeg. Mien Vaderlandje kann man futt in ein ander Kamer gahn, dat Snurken un Gepuust un Gestähn will ik neit hören.
Geertje: Na, das sag ich dir! Meistens ganz schön schwächlich. Mein Vaterland (Kosewort) kann sofort in ein anderes Zimmer gehen, das Schnarchen und Pusten und Stöhnen will ich nicht hören.
Trintje: Un dat Gejauel ander mörgen! Mit rode Ogen un reustege Stämen hangen seej wat umme.
Trintje: Und das Gejammer nächsten Morgen! Mit roten Augen und rostigen Stimmen hängen sie (was) rum.
Geertje: Geihst du uk achter de Klaasohm an?
Geertje: Gehst du auch zum Klaasohm (hinter dem Klaasohm her)?
Trintje: Nee, ik bin noch van de olderwelske Kante un bekiek mi as Frou de Baul van wieden. Un wenn ik dat vandage seih, dej junge Wichter bin ja haast Baas up de Straten un de Frömden van de faste Walle begriepen dit Fesche noit.
Trintje: Nee, ich bin noch von der altmodischen Ecke und begucke mir als Frau die Sache von weiten. Und wenn ich heute sehe, die jungen Mädchen sind ja fast Chef auf den Straßen und die Fremden vom Festland (fester Wall) begreifen das Fest nie.
Geertje: Un dann erst de lüttje Enterbullkes. Gein Neers in de Brauk, man in ein Arm ein Wicht un in de ander Hand de Klingelbüsse, ein rare Ankiek.
Geertje: Und dann erst die kleinen Bullkälber. Kein Hintern in der Hose, aber im Arm ein Mädchen und in der anderen Hand die Klingeldose, ein merkwürdiger Anblick.
Trintje: Man wi in Huus denken noch um unse Kindskinder, dat seej ander Mörgen wat Leckers up de Teller hebben, denn de Klaasohm is ein gaude Mann un gein Lelkert.
Trintje: Aber wir im Haus denken noch um unsere Enkelkinder, damit sie am nächsten Morgen etwas Leckeres auf dem Teller haben, denn der Klaasohm ist ein guter Mann und kein Bösewicht.
Geertje: Man hör Sprökje mutten seej upseggen:
Geertje: Aber ihren Spruch müssen sie aufsagen: Wörtlich:
Sünderklaas, du gaude Blaut, geev mi ‘n Stückje Zuckergaud, neit tau völ un neit tau minn, smiet man tau de Sköstien in! Mit ein Endje Band daran, dat ik’t gaud berecken kann.
Nikolaus, du gutes Blut, gib mir ein Stückchen Zucker(gut), nicht zu viel und nicht zu wenig, wirf es ruhig in den Schornstein! Mit einem Stückchen Band daran, damit ich es erreichen kann.
Moje Klaasohm
Schönen Klaasohm
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
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