Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Der folgende informative plattdeutsche Beitrag zeichnet ein Bild rund um das Klaasohmfest der 50er Jahre!
Klaasohm in den 50er Jahren Klaasohm in den 50er Jahren
Klaasohm
Klaasohm
Dat de Klaasohms dat heile Jahr over under de Grote Kaap liggen, weit up Börkum elk un ein. Wenn de hoge Dag, de fiefde Dezember nahder kummt, lopen de Kinder in grote Boge um dat Kaap, tauminnst was dat so, as wi noch jung an Jahren wassen. Vandage bin de Lüttjen völst tau trankiel, um noch benaud vör de Klaaasohm tau wesen. Off seej daun blot so.
Dass die Klaasohms das ganze Jahr über unter dem Großen Kap liegen, weiß auf Borkum jeder. Wenn der hohe Tag, der fünfte Dezember näher kommt, laufen die Kinder im großen Bogen um das Kap, zumindest war das so, als wir noch jung an Jahren waren. Heute sind die Kleinen viel zu selbst- bewusst, um noch ängstlich vor dem Klaasohm zu sein. Oder sie tun nur so.
Wi kwammen d’r noit recht achter, wannehr dat gebörde, dat de Junges hör utgraven hebben. Man hett uk noit Mannlü mit ein Skuppe off Spaa seihn. As mien Onkel Georg van’t Wark um de Teetied na Huus kwamm, see d’r: Nu is’t sowiet. Wi hebben hör haalt un nu mutten seej sück bi Bakker jr. noch ein bitje hemmeln un dann begünnen seej tau lopen. Un dann stunnen wi mit ein Klöttje van Junges bi Apteiker Bakker an de Hauk van’t Raathuus tau kukeluren. Achter Central-Hotel wassen büllten düster Hauken, waar man sück gaud verstoppen kunn. Wi wassen skietensbenaut, wenn de Hoorns anfungen tau tuten un de Düwelsgeigen gielten un de Büssen rappelten.
Wir kamen nie richtig dahinter, wann es passierte, dass die Jungs sie ausgegraben haben. Man hat auch nie Männer mit einer Schaufel oder Spaten gesehen. Als mein Onkel Georg von der Arbeit während der Teezeit nach Hause kam, sagte er: jetzt ist es soweit. Wir haben sie geholt und jetzt müssen sie sich bei Bakker jr. (Anm. Hotel und Vereinslokal der Borkumer Jungs [siehe Borkum -> Das Dorf -> Dorfstraßen]) noch ein wenig säubern und dann fangen sie an zu laufen. Und dann standen wir mit einer Gruppe Jungs bei Apotheker Bakker an der Ecke vom Rathaus zu lauern. Hinterm Central-Hotel waren viele dunkle Ecken, wo man sich gut verstecken konnte. Wir waren überaus ängstlich , wenn die Hörner anfingen zu tuten und die Teufelsgeigen kreischten und die (Sammel)Dosen rappelten.
Bi Koopmann Zimmermann in de Winkel kreeg Klaaasohm mi dat erste Mal tau packen. Van lüttjet off an kreeg man bibrocht, wat man seggen mutt, as man vör de Klaasohm steiht:
Bei Kaufmann Zimmermann im Laden (Winkel~Laden, Geschäft; winkel~rechtwinklig) bekam (der) Klaaasohm mich das erste Mal zu packen. Von klein auf an bekam man beigebracht, was man sagen muss, wenn man vor dem Klaaasohm steht:
Sünderklaas, du gaude Blaut, geev mi ‘n Stückje Zuckergaud, neit tau völ un neit tau minn, smiet man tau de Sköstien in! Mit ein Endje Band daran, dat ik’t gaud berecken kann.
Nikolaus, du gutes Blut, gib mir ein Stückchen Zucker(gut), nicht zu viel und nicht zu wenig, wirf es ruhig in den Schornstein! Mit einem Stückchen Band daran, damit ich es erreichen kann.
Völ wieder as de erste Woorden bin ik neit komen, dann harr ik so ein bruun Klevegaudje in de Beck un kunn man süneg Lücht haalen. Moppe satt! Well dat Sprökje kennt , tau dej is d’r uk leiv. Na ja, meisttied. Bi Froulü un Wichter brengt dat uk nix. Man Klaasohm is gein Lelkert off Kwaaddauner un hett ein groot Hart, heil besünders för Kinder. Un dat mutten uk de Vörlopers un Mitlopers weiten.
Viel weiter als die ersten Worte bin ich nicht gekommen, dann hatte ich so ein braunes Klebe- zeug im Mund und konnte nur mühsam Luft holen. Moppe satt! Wer den Spruch kennt, zu dem ist er auch lieb. Na ja, meistens. Bei Frauen und Mädchen bringt das auch nichts. Aber Klaaasohm ist kein Bösewicht oder Bösetuer (Lelkert~unartiger, boshafter Mensch; kwaad~böse, daun~tun) und hat ein großes Herz, ganz besonders zu Kinder. Und das müssen auch die Vorläufer und Mitläufer (Anm. Hilfskräfte beim Klaaasohm) wissen.
Wat so heil un dall verloren gahn is in unse neejmaudse Tied is dat mit de Teller upstellen. S’avends an de fiefde Dezember kwamm de Teller up de Fensterbank in de Köken tau stahn un daar muss ein Greunkohlblatt up liggen un ein Skiewe Swartbrood. Dat is för Klaasohm sien Peerd, seen de olde Lü. Nu hebben wi noit de Klaasohms mit ein Peerd seihn, man gediegen, ander Mörgen was Greunkohlblatt un Swartbrood weg un kiek, daar lagg d’r ein Stutekeerl mit Piepe off Sünderklaasgaud un well heil besünders leiv west was, för dej was d’r uk ein groot Skip off Klaasohm up Peerd. Uk bi de Verwandskup kunn man greune Kohl un ein Stückje Brood hen brengen un dann kunn uk wall wesen, dat anderdag ein Banketname up de Teller lagg, de erste Buchstabe van de Vörname ut Blätterdeig.
Was so ganz und gar verloren gegangen ist in unserer modernen Welt ist das mit dem Teller aufstellen. Abends am fünften Dezember kam der Teller auf die Fensterbank in der Küche (zu stehen) und da muss ein Grünkohlblatt darauf liegen und eine Scheibe Schwarzbrot. Das ist für das Pferd des Klaasohms, sagten die alten Leute. Nun haben wir nie Klaaasohm mit einem Pferd gesehen, aber merkwürdig, am nächsten Morgen war Grünkohl- blatt und Schwarzbrot weg und guck, da lag ein Stutenkerl mit (Ton)Pfeife oder Nikolausgebäck und wer ganz besonders lieb gewesen war, für den war da auch ein großes Schiff oder Klaasohm auf (dem) Pferd (meist aus Lebkuchenteig). Auch bei der Verwandtschaft konnte man grünen Kohl und ein Stückchen Brot hin bringen und es konnte wohl sein, dass am nächsten Tag ein Banketname auf dem Teller lag, der erste Buchstabe des Vornamens aus Blätterteig.
Mien Opa Jan Jochems hett in sien Jögd noch beleevt, dat d’r gein Wiehnachtsboom was un uk gein Gaaven an de Fierdagen. Na hollandse Maneier kwammen de Präsenten an Klassohm un dat was jüst uk neit ruum. Ein paar wullen Strümpen (frauger see man van Hosen off Hosocken) off ein sülvst gebraide Borstruntje off ander Tüüg tegen de Kollde. An Wiehnachten gaff dat noch ein Teller mit Slickergaud un Proot was ut.
Mein Opa Jan Jochems hat in seiner Jugend noch erlebt, dass da kein Weihnachtsbaum war und keine Gaben an den Feiertagen. Nach holländischem Eigenart (Manier) kamen die Präsente zu Klaaasohm und das war nicht gerade üppig. Ein Paar Wollstrümpfe (früher sagte man auf Platt dazu Hosen oder Hosocken) oder ein selbst gestricktes Unterhemd oder anderes Zeug gegen die Kälte. Zu Weihnachten gab es dann noch einen Teller mit Schleckerei und das war's (wörtlich: Sprache/Gespräch war aus).
Ein allemachdeg moje Klaasohmavend
Einen überaus schönen Klaaasohmabend
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
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