Klaasohm in de Frömde
Klaasohm in der Fremde
Ein lüttje Vertellsel tau de hoogste Fierdag up't
Eiland Börkum
Eine kleine Erzählung zum höchsten Feiertag auf
dem Eiland Borkum
Oma? Off dör ik uk Ootje seggen?
Oma? Oder darf ich auch „Ootje“ sagen?
Man driest, mien Jung. Dat see man frauger faak
tegen de Grootmauder. Un later uk wall Grootje.
Nur zu, mein Junge. Das sagte man früher oft zur
Großmutter. Und später auch wohl „Grootje“.
Un wat bin ik?
Und was bin ich?
Du bist mien Grootkind off Kindskind. Un mien
allerleivste Jung.
Du bist mein Großkind oder Kindeskind. Und mein
allerliebster Junge.
Un wat see man tegen de Grootvader?
Und was sagte man zum (gegen den) Großvater?
Dat was de Beßvader.
Das war der „Beßvader“.
Segg eevkes, is Opa uk mal Klaasohm west?
Sag eben, ist Opa auch mal Klaasohm gewesen?
Ja, Kind. Un dat tweej off dreej Jahr achternander.
In sien Jögd, as wi noch neit trout wassen. Bi de
Hochtied muss he ja tau de Verein Börkumer Junges
drut. Mit Utsingen van de Mannlüchor. He hett dat ja
noit taugeven, man ein bitje stuur was dat doch för
hum. Frauger gung hum gein Seej tau hoog, man
vandage hett man Wark, hum achter de Ovend weg
tau haalen. Man na de Klaasohm geiht he noch elket
Jahr. Mit sien Paschepanten un meisttied hett he ein
lüttje Snee in't Ohr, as he weer na Huus kummt.
Ja, Kind. Und das zwei oder drei Jahre
hintereinander. In seiner Jugend, als wir noch nicht
verheiratet waren. Bei der Hochzeit musste er ja
aus dem Verein Borkum Jungens raus. Mit
Aussingen durch den Männerchor. Er hat das ja nie
zugegeben, aber ein wenig schwer war das doch für
ihn. Früher ging ihm keine See zu hoch, aber heute
hat man Arbeit (hier: Mühe) ihn hinter dem Ofen
weg zu holen. Aber zum Klaasohm geht er noch
jedes Jahr. Mit seinen Kumpeln und oft hat er einen
Kleinen sitzen (wörtlich: Schnitt im Ohr), wenn er
wieder nach Hause kommt.
As Opa Klaasohm west is, bist du uk bang för hum
west?
Als Opa Klaasohm gewesen ist, hast du Angst vor
ihm gehabt?
Tau unse Kindertied satten de Wichter un Froulü
benaud achter de Gardinen tau kukeluren. Up de
Strate wassen de Keerls Baas. Un dien Opa was ein
krachdege Mann, man as Klaasohm was he heil leiv
mit lüttje Kinder un olde Lü.
Zu unserer Kinderzeit saßen die Mädchen und
Frauen ängstlich hinter der Gardine zu lauern. Auf
der Straße waren die Kerle die Chefs. (Meister) Und
dein Opa war ein kräftiger Mann, aber als Klaasohm
war er ganz lieb mit kleinen Kindern und alten
Leuten.
Is Opa alltied up Börkum west?
Ist Opa immer auf Borkum gewesen?
Nee, ein paar Jahr is he uk tau Seej fahren. Un
einmal, ja dat mutt ik di vertellen, daar was he nett
um Klaasohm up Skip. Heil wiet weg, dör dat
Mittelmeer, dann dör de Suezkanal bit na Indien.
Seej mussen daar Gereitskup offlevern för grote
Firmen. Tau dej Tied was dat noch neit so mit
Telefon un ander neejmaudse Baul. Man as dat weer
na Huus gung, hett he alltied over Noorddiek-Radio
anraupen. Dann was ik alltied bliede, dat he gesund
un flügg was un bollt weer bi mi was up't Eiland. As
dat Telefon bi mi gung, wuss ik futt, well dat was.
Man alles, wat mien Manntje fragde: Loopen seej all,
bin seej all an't tuten?
Nein, ein paar Jahre ist er auch zur See gefahren.
Und einmal, das muss ich dir erzählen, da war er
gerade um Klaasohm auf (einem) Schiff. Ganz weit
weg, durch das Mittelmeer, dann durch den
Suezkanal bis nach Indien. Sie mussten dort Geräte
(Handwerkszeug) abliefern für große Firmen. Zu
der Zeit war das noch nicht so mit dem Telefon und
anderem neumodischen Kram. Aber wenn es wieder
nach Hause ging, hat er immer über Norddeich-
Radio angerufen. Dann war ich immer froh, dass er
gesund und munter war und bald wieder bei mir
war auf der Insel. Als das Telefon bei mir ging,
wusste ich sofort, wer das war. Aber alles, was
mein Mann (hier: Männlein, Kosewort) fragte:
Laufen sie schon, sind sie schon am tuten?
T'was de fievde Dezember un alles, wat mien Keerl
in de Kopp harr, was Klaasohm. Nu harr ik dör ein
gaude Fründ van hum, dej uk mit an Boord was, ein
Packje klar maakt mit ein Stutekeerl,
Sünderklaasgaud un ander Slickereejen. Un mien
Mann was d'r riekt mit. So hett he later vertellt. Un
sien Kulantjes hebben hum fragt, was dat was:
Klaasohm up Börkum. Dej Keerls hebben bloot mit
de Kopp schüddelt. Un tweej Stünde later hett dien
Opa all weer anraupen un wull weiten: Bin seej all
an de D? Ik löv, he hett alle Gedür na de Uhr keken
un he harr Hartsehr na sien lüttjet Eiland, waar de
bloue Wellen trecken an de Strand un de geele
Ginster blöit in Dünensand.
Es war der fünfte Dezember und alles, was mein
Kerl im Kopf hatte, war Klaasohm. Nun hatte ich
durch einen guten Freund von ihm, der auch mit an
Bord war, ein Päckchen klar gemacht mit einem
Stutenkerl, Spekulatius und anderem Naschwerk.
Und mein Mann war begeistert (hier: reich damit).
So hat er später erzählt. Und seine Kumpane haben
gefragt, was das ist: Klaasohm auf Borkum. Die
Kerle haben nur mit dem Kopf geschüttelt. Und zwei
Stunden später hat dein Opa wieder angerufen und
wollte wissen: Sind sie schon am D (Häusergruppe
in der Stadt)? Ich glaube, er hat andauernd zur Uhr
geguckt und hatte Heimweh (hier: Herzschmerzen)
nach seinem kleinen Eiland, wo die blauen Wellen
ziehen an den Strand und der gelbe Ginster blüht im
Dünensand.
Man segg even, hest dien Teller uk upstellt in de
Köken, umdat de Klaasohm daar wat drup leggt?
Aber sag eben, hast du deinen Teller aufgestellt in
der Küche, damit der Klaasohm darauf etwas legen
kann?
Oma, ik bin doch gein Kind mehr. In ein off tweej
Jahren koom ik na de lüttje Klaasohm. Man so'n bitje
Slickergaud mag ik wall. Daar hebb ik nix tegen.
Oma, ich bin doch kein Kind mehr. In ein oder zwei
Jahren komme ich zum kleinen Klaasohm. Aber so
ein wenig Schlickerkram mag ich wohl. Dagegen
habe ich nichts.
Un dat Sprökje? Kennst dat noch?
Und der Spruch? Kennst ihn noch?
Na wiss doch, Oma:
Aber sicher doch, Oma:
Sünderklaas, du gaude Blaut,
geev mi ‘n Stückje Zuckergaud,
neit tau völ un neit tau minn,
smiet man tau de Sköstien in!
Mit ein Endje Band daran,
dat ik’t gaud berecken kann.
Nikolaus, du gutes Blut,
gib mir ein Stückchen Zucker(gut),
nicht zu viel und nicht zu wenig,
wirf es ruhig in den Schornstein!
Mit einem Stückchen Band daran,
damit ich es erreichen kann.