Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Der folgende plattdeutsche Beitrag lässt Sie einiges erfahren, nicht nur von der Klaasohmzeit.
Klaasohm in de Frömde Klaasohm in de Frömde
Klaasohm in de Frömde
Klaasohm in der Fremde
Ein lüttje Vertellsel tau de hoogste Fierdag up't Eiland Börkum
Eine kleine Erzählung zum höchsten Feiertag auf dem Eiland Borkum
Oma? Off dör ik uk Ootje seggen?
Oma? Oder darf ich auch „Ootje“ sagen?
Man driest, mien Jung. Dat see man frauger faak tegen de Grootmauder. Un later uk wall Grootje.
Nur zu, mein Junge. Das sagte man früher oft zur Großmutter. Und später auch wohl „Grootje“.
Un wat bin ik?
Und was bin ich?
Du bist mien Grootkind off Kindskind. Un mien allerleivste Jung.
Du bist mein Großkind oder Kindeskind. Und mein allerliebster Junge.
Un wat see man tegen de Grootvader?
Und was sagte man zum (gegen den) Großvater?
Dat was de Beßvader.
Das war der „Beßvader“.
Segg eevkes, is Opa uk mal Klaasohm west?
Sag eben, ist Opa auch mal Klaasohm gewesen?
Ja, Kind. Un dat tweej off dreej Jahr achternander. In sien Jögd, as wi noch neit trout wassen. Bi de Hochtied muss he ja tau de Verein Börkumer Junges drut. Mit Utsingen van de Mannlüchor. He hett dat ja noit taugeven, man ein bitje stuur was dat doch för hum. Frauger gung hum gein Seej tau hoog, man vandage hett man Wark, hum achter de Ovend weg tau haalen. Man na de Klaasohm geiht he noch elket Jahr. Mit sien Paschepanten un meisttied hett he ein lüttje Snee in't Ohr, as he weer na Huus kummt.
Ja, Kind. Und das zwei oder drei Jahre hintereinander. In seiner Jugend, als wir noch nicht verheiratet waren. Bei der Hochzeit musste er ja aus dem Verein Borkum Jungens raus. Mit Aussingen durch den Männerchor. Er hat das ja nie zugegeben, aber ein wenig schwer war das doch für ihn. Früher ging ihm keine See zu hoch, aber heute hat man Arbeit (hier: Mühe) ihn hinter dem Ofen weg zu holen. Aber zum Klaasohm geht er noch jedes Jahr. Mit seinen Kumpeln und oft hat er einen Kleinen sitzen (wörtlich: Schnitt im Ohr), wenn er wieder nach Hause kommt.
As Opa Klaasohm west is, bist du uk bang för hum west?
Als Opa Klaasohm gewesen ist, hast du Angst vor ihm gehabt?
Tau unse Kindertied satten de Wichter un Froulü benaud achter de Gardinen tau kukeluren. Up de Strate wassen de Keerls Baas. Un dien Opa was ein krachdege Mann, man as Klaasohm was he heil leiv mit lüttje Kinder un olde Lü.
Zu unserer Kinderzeit saßen die Mädchen und Frauen ängstlich hinter der Gardine zu lauern. Auf der Straße waren die Kerle die Chefs. (Meister) Und dein Opa war ein kräftiger Mann, aber als Klaasohm war er ganz lieb mit kleinen Kindern und alten Leuten.
Is Opa alltied up Börkum west?
Ist Opa immer auf Borkum gewesen?
Nee, ein paar Jahr is he uk tau Seej fahren. Un einmal, ja dat mutt ik di vertellen, daar was he nett um Klaasohm up Skip. Heil wiet weg, dör dat Mittelmeer, dann dör de Suezkanal bit na Indien. Seej mussen daar Gereitskup offlevern för grote Firmen. Tau dej Tied was dat noch neit so mit Telefon un ander neejmaudse Baul. Man as dat weer na Huus gung, hett he alltied over Noorddiek-Radio anraupen. Dann was ik alltied bliede, dat he gesund un flügg was un bollt weer bi mi was up't Eiland. As dat Telefon bi mi gung, wuss ik futt, well dat was. Man alles, wat mien Manntje fragde: Loopen seej all, bin seej all an't tuten?
Nein, ein paar Jahre ist er auch zur See gefahren. Und einmal, das muss ich dir erzählen, da war er gerade um Klaasohm auf (einem) Schiff. Ganz weit weg, durch das Mittelmeer, dann durch den Suezkanal bis nach Indien. Sie mussten dort Geräte (Handwerkszeug) abliefern für große Firmen. Zu der Zeit war das noch nicht so mit dem Telefon und anderem neumodischen Kram. Aber wenn es wieder nach Hause ging, hat er immer über Norddeich- Radio angerufen. Dann war ich immer froh, dass er gesund und munter war und bald wieder bei mir war auf der Insel. Als das Telefon bei mir ging, wusste ich sofort, wer das war. Aber alles, was mein Mann (hier: Männlein, Kosewort) fragte: Laufen sie schon, sind sie schon am tuten?
T'was de fievde Dezember un alles, wat mien Keerl in de Kopp harr, was Klaasohm. Nu harr ik dör ein gaude Fründ van hum, dej uk mit an Boord was, ein Packje klar maakt mit ein Stutekeerl, Sünderklaasgaud un ander Slickereejen. Un mien Mann was d'r riekt mit. So hett he later vertellt. Un sien Kulantjes hebben hum fragt, was dat was: Klaasohm up Börkum. Dej Keerls hebben bloot mit de Kopp schüddelt. Un tweej Stünde later hett dien Opa all weer anraupen un wull weiten: Bin seej all an de D? Ik löv, he hett alle Gedür na de Uhr keken un he harr Hartsehr na sien lüttjet Eiland, waar de bloue Wellen trecken an de Strand un de geele Ginster blöit in Dünensand.
Es war der fünfte Dezember und alles, was mein Kerl im Kopf hatte, war Klaasohm. Nun hatte ich durch einen guten Freund von ihm, der auch mit an Bord war, ein Päckchen klar gemacht mit einem Stutenkerl, Spekulatius und anderem Naschwerk. Und mein Mann war begeistert (hier: reich damit). So hat er später erzählt. Und seine Kumpane haben gefragt, was das ist: Klaasohm auf Borkum. Die Kerle haben nur mit dem Kopf geschüttelt. Und zwei Stunden später hat dein Opa wieder angerufen und wollte wissen: Sind sie schon am D (Häusergruppe in der Stadt)? Ich glaube, er hat andauernd zur Uhr geguckt und hatte Heimweh (hier: Herzschmerzen) nach seinem kleinen Eiland, wo die blauen Wellen ziehen an den Strand und der gelbe Ginster blüht im Dünensand.
Man segg even, hest dien Teller uk upstellt in de Köken, umdat de Klaasohm daar wat drup leggt?
Aber sag eben, hast du deinen Teller aufgestellt in der Küche, damit der Klaasohm darauf etwas legen kann?
Oma, ik bin doch gein Kind mehr. In ein off tweej Jahren koom ik na de lüttje Klaasohm. Man so'n bitje Slickergaud mag ik wall. Daar hebb ik nix tegen.
Oma, ich bin doch kein Kind mehr. In ein oder zwei Jahren komme ich zum kleinen Klaasohm. Aber so ein wenig Schlickerkram mag ich wohl. Dagegen habe ich nichts.
Un dat Sprökje? Kennst dat noch?
Und der Spruch? Kennst ihn noch?
Na wiss doch, Oma:
Aber sicher doch, Oma:
Sünderklaas, du gaude Blaut, geev mi ‘n Stückje Zuckergaud, neit tau völ un neit tau minn, smiet man tau de Sköstien in! Mit ein Endje Band daran, dat ik’t gaud berecken kann.
Nikolaus, du gutes Blut, gib mir ein Stückchen Zucker(gut), nicht zu viel und nicht zu wenig, wirf es ruhig in den Schornstein! Mit einem Stückchen Band daran, damit ich es erreichen kann.
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
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