Klaasohm - neit so as alltied
Ein Gespreck tüsken tweej Klaasohms -
offlüstert bi dat grote Kaap up Börkum
Klaasohm - nicht so wie immer
Ein Gespräch zwischen zwei Klaasohms -
belauscht beim großen Kaap auf Borkum
"Bist du all wacker? Hoog mit de Pupert, du olle
Slaapdotte! Tiss all völst tau laat! De Börkumers
luuren up uns!"
"Bist du schon wach? Hoch mit dem Popo, du alte
Schlafmütze. Es ist schon viel zu spät! Die Borkumer
lauern (warten) auf uns!"
"Holl de Beck, du olle Bölkert. Laat mi rüsten un
dummeln. Ik bin noch doodsmöij. Un ik stick van
Dörst."
"Halt den Schnabel (Mund), du alter Schreihals. Lass
mich ruhen und schlummern. Ich bin noch todmüde.
Und ich ersticke vor Durst."
"Du lüttje Smachtlappe un Nattnöse. Stah up un
hemmel di. Du stinkst as ein Ülk."
"Du kleiner Hungerleider und Dürstender (wörtlich
Nassnase). Steh auf und säuber dich. Du stinkst wie
ein Iltis!"
"Du elendege Laweimaker, du Grootbeck. Ik bin
doch kein Struukrover. Wat sall dat Apenspill?"
"Du furchtbarer Windmacher (Aufrührer), mit großer
Klappe. Ich bin doch kein Wegelagerer. Was soll das
Affenspiel?"
"Du bist doch eine van de Klaasohms up Börkum.
Vandage is de fievde Dezember un du sallt futt mit
dien Paschepanten dör't Dörp fleigen, waar de
Eilanders an de Strate stahn un raupen: Klaasohm,
hier up an!"
"Du bist doch einer der Klaasohms auf Borkum.
Heute ist der fünfte Dezember und du sollst gleich
mit deinen Kollegen durch das Dorf fliegen, wo die
Insulaner an der Straße stehen und rufen:
Klaasohm, hier drauf zu!"
"Du makst ut ein Skeet ein Dünnerslagg. Ik bin doch
kein Unnösel. Dat weit ik doch all, du Gapenbeck!"
"Du machst aus einem Schiss einen Donnerschlag.
Ich bin doch kein Dummkopf. Das weiß ich doch
alles, du Gaffer!"
"Hör up tau gnuttern. Wees doch neit so'n
Dwarsbüngel un Frantepott. Ik hör doch uk tau de
Klaasohms un wi hebben ein Jahr under de grote
Kaap de Tied verslapen, bit de Junges komen un uns
utgraven."
"Höre auf zu maulen. Sei doch nicht so ein Querkopf
und Meckerfritz. Ich gehöre doch auch zu den
Klaasohms und wir haben ein Jahr unter dem
großen Kaap die Zeit verschlafen, bis die Jungs
kommen und uns ausgraben."
"Dej Fleigereej dör't Dörp. Ik hebb dat nu all de
Rügge un mien Hart sleit as ein Lammersteert."
"Das Gehetze durch's Dorf. Ich habe es jetzt schon
im Rücken und mein Herz schlägt wie ein
Lämmerschwanz (Sprichwort)".
"Du Bangbüx un Sockesitter. Helm up un dann
Ankerup!"
"Du Angsthase und Faulpelz. Helm auf und dann
geht's los (Anker auf)".
"Du olle Galpert un Klaukschieter! Ik hebb noch kein
Spaa hört van de Junges un du Wiesmaker hest ein
Lawei an di, as off de Düwel achter di ansitt."
"Du alter Schreihals und Klugscheißer! Ich habe
noch keinen Spaten gehört von den Jungs und du
Schwindler hast ein Wind (Aufruhr, Gezeter) an dir, als
ob der Teufel hinter dir hersitzt."
"Nu hör up tau prulen un jaueln. Un dien Naber mutt
uk over Ende, dej sall dit Jahr dat Wievke maken.
Geev hum ein Stött in de Ribbens. Ik will neit hopen,
dat heej ein Slörhacke un Piepenstintje is. Un Kerls,
denk drum: erst hemmeln, dann komen de Junges,
wi gahn mitnander tau de grote Halle, waar de
Mannlü wachten, un de Middel un Lüttje kummt.
Moppe haalen, dann dör't Dörp, mit de Vörlopers un
Bilopers mit de Klingelbüssen tau rappeln un de
moije Düwelsgeigen tau klötern."
"Nun höre auf zu maulen und jaulen. Und dein
Nachbar muss auch hoch, der soll dieses Jahr das
'Wievke' (wörtlich Weibchen) machen. Gib ihm einen
Stoß in die Rippen. Ich will nicht hoffen, dass er ein
nachlässiger Typ und ein Wehleidiger ist. Und
Männer (Kerle), denkt drum: erst säubern, dann
kommen die Jungs, wir gehen zusammen durchs
Dorf, mit den Vorläufern und Begleitern mit den
Sammeldosen (wörtlich: Klingeldosen) zu rappeln und
den schönen Teufelsgeigen zu rasseln."
"In de Husen, waar wi binnen komen, denkt uk um
de oldere Lü un de Kinder, umdat seej hör Sprökje
upseggen: Sünderklaas, du gaude Blaud, geev mi 'n
Stückje Zuckergaud. Neit tau völ un nei tau minn,
smiet man in de Sköstien in!"
"In den Häusern, wo wir reinkommen, denkt um die
älteren Leute und den Kindern, damit sie ihr
Sprüchlein aufsagen: Nikolaus, du Guter (gutes Blut),
gib mir ein Stückchen Zuckergut. Nicht zu viel und
nicht zu wenig, wirf es in den Schornstein rein!"
"Elket Jahr datsülwege Gelüll, as off wi unnösel bin.
Wi bin ja kein Sockesitters, man uk kein
Paddstriekers! Man moij is't uk weer, as de Mensken
juchtern un raupen, un mit kürege Ogen an de D
stahn. Dann is Möite un Wark gaud west. Hör! Daar
bin de Junges mit Spaa un Skuppe. Man wat is dat?
Daar röppt eine. Wat will heej?"
"Jedes Jahr dasselbe Gelaber, als ob wir dümmlich
sind. Wir sind ja keine Faulpelze, aber auch keine,
die auf den Straßen rumlungern! Aber schön ist es
auch wieder, wenn die Menschen jubeln und rufen,
un mit blitzenden Augen am D (Platz im Ortskern)
stehen. Dann ist die Mühe und Arbeit gut gewesen.
Hör! Da sind die Jungs mit Spaten und Schaufel.
Aber was ist das? Da ruft einer. Was will er?"
"Dat was de Oldermann van de Jungsverein. Heej
hett seggt, dat wi driest liggen blieven könen. Dat is
van't Jahr nix mit Klaasohm dör't Dörp. Overall is ein
elendege Krankte un de Mensken mutten heil
versichdeg wesen, dat seej sück neit ansteken. Dat
spiet hör allemachdeg, man in disse naare Tieden
mutt man binander hollen, anders is dat misslopen
un alle Lü bin ziek."
"Das war der Oldermann (Vorsitzender) vom
Jungsverein. Er hat gesagt, dass wir ruhig liegen
bleiben können. Das wird nichts mit Klaasohm
durchs Dorf. Überall ist eine entsetzliche Krankheit
und die Menschen müssen sehr vorsichtig sein, dass
sie sich nicht anstecken. Das tut ihnen sehr leid,
aber in diesen entsetzlichen Zeiten muss man
zusammen halten, sonst läuft es schief und alle
Leute sind krank."
"Dat is ja noch noit gebört. Dat is ja doodstrüreg,
man daar helpt kein blarren un krieten, daar mutten
wi dör. Laat de Kopp neit hangen, kiek vörut. Komen
wiss weer beter Tieden. Kumpelmenten an alle
Börkumers. Besünders an de Kinderkes. Stell de
Teller in't Fenster mit ein Schieve Swartbrood un ein
Greunkohlblatt un ander Mörgen is d'r seker wat
Leckers drup. Un dann denkt an uns, an de Grote mit
Wievke, an de Middel un Lüttje Klaasohm. Taukomen
Jahr seihn wi uns wiss weer."
"Das ist ja noch nie passiert. Das ist ja todtraurig,
aber da hilft kein heulen und weinen, da müssen
wir durch. Laß den Kopf nicht hängen, guck voraus.
Kommen bestimmt wieder bessere Zeiten.
Kompliment (Grüße) an alle Borkumer. Besonders
auch an die Kinderchen. Stellt den Teller ins Fenster
mit einer Scheibe Schwarzbrot und einem
Grünkohlblatt und am nächsten Morgen ist sicher
etwas Leckeres darauf. Und dann denkt an uns, an
den Großen mit Wievke, an den Mittleren und
Kleinen Klaasohm. Im nächsten Jahr sehen wir uns
bestimmt wieder."
"Gesund un flügg blieven"
"Gesund und munter bleiben."