Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Klaasohm im Coronajahr.
Klaasohm - neit so as alltied Klaasohm - neit so as alltied
Klaasohm - neit so as alltied Ein Gespreck tüsken tweej Klaasohms - offlüstert bi dat grote Kaap up Börkum
Klaasohm - nicht so wie immer Ein Gespräch zwischen zwei Klaasohms - belauscht beim großen Kaap auf Borkum
"Bist du all wacker? Hoog mit de Pupert, du olle Slaapdotte! Tiss all völst tau laat! De Börkumers luuren up uns!"
"Bist du schon wach? Hoch mit dem Popo, du alte Schlafmütze. Es ist schon viel zu spät! Die Borkumer lauern (warten) auf uns!"
"Holl de Beck, du olle Bölkert. Laat mi rüsten un dummeln. Ik bin noch doodsmöij. Un ik stick van Dörst."
"Halt den Schnabel (Mund), du alter Schreihals. Lass mich ruhen und schlummern. Ich bin noch todmüde. Und ich ersticke vor Durst."
"Du lüttje Smachtlappe un Nattnöse. Stah up un hemmel di. Du stinkst as ein Ülk."
"Du kleiner Hungerleider und Dürstender (wörtlich Nassnase). Steh auf und säuber dich. Du stinkst wie ein Iltis!"
"Du elendege Laweimaker, du Grootbeck. Ik bin doch kein Struukrover. Wat sall dat Apenspill?"
"Du furchtbarer Windmacher (Aufrührer), mit großer Klappe. Ich bin doch kein Wegelagerer. Was soll das Affenspiel?"
"Du bist doch eine van de Klaasohms up Börkum. Vandage is de fievde Dezember un du sallt futt mit dien Paschepanten dör't Dörp fleigen, waar de Eilanders an de Strate stahn un raupen: Klaasohm, hier up an!"
"Du bist doch einer der Klaasohms auf Borkum. Heute ist der fünfte Dezember und du sollst gleich mit deinen Kollegen durch das Dorf fliegen, wo die Insulaner an der Straße stehen und rufen: Klaasohm, hier drauf zu!"
"Du makst ut ein Skeet ein Dünnerslagg. Ik bin doch kein Unnösel. Dat weit ik doch all, du Gapenbeck!"
"Du machst aus einem Schiss einen Donnerschlag. Ich bin doch kein Dummkopf. Das weiß ich doch alles, du Gaffer!"
"Hör up tau gnuttern. Wees doch neit so'n Dwarsbüngel un Frantepott. Ik hör doch uk tau de Klaasohms un wi hebben ein Jahr under de grote Kaap de Tied verslapen, bit de Junges komen un uns utgraven."
"Höre auf zu maulen. Sei doch nicht so ein Querkopf und Meckerfritz. Ich gehöre doch auch zu den Klaasohms und wir haben ein Jahr unter dem großen Kaap die Zeit verschlafen, bis die Jungs kommen und uns ausgraben."
"Dej Fleigereej dör't Dörp. Ik hebb dat nu all de Rügge un mien Hart sleit as ein Lammersteert."
"Das Gehetze durch's Dorf. Ich habe es jetzt schon im Rücken und mein Herz schlägt wie ein Lämmerschwanz (Sprichwort)".
"Du Bangbüx un Sockesitter. Helm up un dann Ankerup!"
"Du Angsthase und Faulpelz. Helm auf und dann geht's los (Anker auf)".
"Du olle Galpert un Klaukschieter! Ik hebb noch kein Spaa hört van de Junges un du Wiesmaker hest ein Lawei an di, as off de Düwel achter di ansitt."
"Du alter Schreihals und Klugscheißer! Ich habe noch keinen Spaten gehört von den Jungs und du Schwindler hast ein Wind (Aufruhr, Gezeter) an dir, als ob der Teufel hinter dir hersitzt."
"Nu hör up tau prulen un jaueln. Un dien Naber mutt uk over Ende, dej sall dit Jahr dat Wievke maken. Geev hum ein Stött in de Ribbens. Ik will neit hopen, dat heej ein Slörhacke un Piepenstintje is. Un Kerls, denk drum: erst hemmeln, dann komen de Junges, wi gahn mitnander tau de grote Halle, waar de Mannlü wachten, un de Middel un Lüttje kummt. Moppe haalen, dann dör't Dörp, mit de Vörlopers un Bilopers mit de Klingelbüssen tau rappeln un de moije Düwelsgeigen tau klötern."
"Nun höre auf zu maulen und jaulen. Und dein Nachbar muss auch hoch, der soll dieses Jahr das 'Wievke' (wörtlich Weibchen) machen. Gib ihm einen Stoß in die Rippen. Ich will nicht hoffen, dass er ein nachlässiger Typ und ein Wehleidiger ist. Und Männer (Kerle), denkt drum: erst säubern, dann kommen die Jungs, wir gehen zusammen durchs Dorf, mit den Vorläufern und Begleitern mit den Sammeldosen (wörtlich: Klingeldosen) zu rappeln und den schönen Teufelsgeigen zu rasseln."
"In de Husen, waar wi binnen komen, denkt uk um de oldere Lü un de Kinder, umdat seej hör Sprökje upseggen: Sünderklaas, du gaude Blaud, geev mi 'n Stückje Zuckergaud. Neit tau völ un nei tau minn, smiet man in de Sköstien in!"
"In den Häusern, wo wir reinkommen, denkt um die älteren Leute und den Kindern, damit sie ihr Sprüchlein aufsagen: Nikolaus, du Guter (gutes Blut), gib mir ein Stückchen Zuckergut. Nicht zu viel und nicht zu wenig, wirf es in den Schornstein rein!"
"Elket Jahr datsülwege Gelüll, as off wi unnösel bin. Wi bin ja kein Sockesitters, man uk kein Paddstriekers! Man moij is't uk weer, as de Mensken juchtern un raupen, un mit kürege Ogen an de D stahn. Dann is Möite un Wark gaud west. Hör! Daar bin de Junges mit Spaa un Skuppe. Man wat is dat? Daar röppt eine. Wat will heej?"
"Jedes Jahr dasselbe Gelaber, als ob wir dümmlich sind. Wir sind ja keine Faulpelze, aber auch keine, die auf den Straßen rumlungern! Aber schön ist es auch wieder, wenn die Menschen jubeln und rufen, un mit blitzenden Augen am D (Platz im Ortskern) stehen. Dann ist die Mühe und Arbeit gut gewesen. Hör! Da sind die Jungs mit Spaten und Schaufel. Aber was ist das? Da ruft einer. Was will er?"
"Dat was de Oldermann van de Jungsverein. Heej hett seggt, dat wi driest liggen blieven könen. Dat is van't Jahr nix mit Klaasohm dör't Dörp. Overall is ein elendege Krankte un de Mensken mutten heil versichdeg wesen, dat seej sück neit ansteken. Dat spiet hör allemachdeg, man in disse naare Tieden mutt man binander hollen, anders is dat misslopen un alle Lü bin ziek."
"Das war der Oldermann (Vorsitzender) vom Jungsverein. Er hat gesagt, dass wir ruhig liegen bleiben können. Das wird nichts mit Klaasohm durchs Dorf. Überall ist eine entsetzliche Krankheit und die Menschen müssen sehr vorsichtig sein, dass sie sich nicht anstecken. Das tut ihnen sehr leid, aber in diesen entsetzlichen Zeiten muss man zusammen halten, sonst läuft es schief und alle Leute sind krank."
"Dat is ja noch noit gebört. Dat is ja doodstrüreg, man daar helpt kein blarren un krieten, daar mutten wi dör. Laat de Kopp neit hangen, kiek vörut. Komen wiss weer beter Tieden. Kumpelmenten an alle Börkumers. Besünders an de Kinderkes. Stell de Teller in't Fenster mit ein Schieve Swartbrood un ein Greunkohlblatt un ander Mörgen is d'r seker wat Leckers drup. Un dann denkt an uns, an de Grote mit Wievke, an de Middel un Lüttje Klaasohm. Taukomen Jahr seihn wi uns wiss weer."
"Das ist ja noch nie passiert. Das ist ja todtraurig, aber da hilft kein heulen und weinen, da müssen wir durch. Laß den Kopf nicht hängen, guck voraus. Kommen bestimmt wieder bessere Zeiten. Kompliment (Grüße) an alle Borkumer. Besonders auch an die Kinderchen. Stellt den Teller ins Fenster mit einer Scheibe Schwarzbrot und einem Grünkohlblatt und am nächsten Morgen ist sicher etwas Leckeres darauf. Und dann denkt an uns, an den Großen mit Wievke, an den Mittleren und Kleinen Klaasohm. Im nächsten Jahr sehen wir uns bestimmt wieder."
"Gesund un flügg blieven"
"Gesund und munter bleiben."
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
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