Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Der folgende plattdeutsche Beitrag erzählt eine kleine Anekdote eines leidgeprüften Doktors.
Doktor Strump Doktor Strump
Doktor Strump
Doktor Strump
Well kennt dat neit: Bi de Kusedoktor un uk bi dej anderen leggt man erst dat Kaartje van de Krankenkasse up de Tavel un dann so gau as geiht Knippke open un betahlen. Büllten Gesetzen dwingen uns Börgers neit so ruum tau wesen mit de Medikamenten un neit futt na de Doktor hen fleigen, as dat mal so’n bitje knippt off hier un da sehr deit.
Wer kennt das nicht: Beim Zahnarzt und auch bei den anderen legt man erst die Karte von der Krankenkasse auf den Tisch und dann so schnell es geht die Geldbörse auf und bezahlen. Viele Gesetze zwingen uns Bürger nicht so großzügig zu sein mit den Medikamenten und nicht sofort zum Doktor (hin) fliegen, wenn es mal ein wenig kneift oder hier und da weh tut.
Man sünder de Doktor geiht dat fakers neit, uk wenn dat Volk dit Sprökje parat hett:
Aber ohne Arzt geht es oft nicht, auch wenn die Menschen (das Volk) diesen Spruch parat haben:
de Koppun holl kold, de Faut holl warm, slaa di neit tauvöl in’t Darm, de Achterpoort holl alltied open, dann brukst du neit na’t Doktor lopen!
den Kopf halt kalt, die Füße halt warm, und schlage dir nicht zuviel in den Darm, die Hinterpforte halte immer offen, dann brauchst du nicht zum Doktor laufen!
Frauger, as dat noch gein Sozialversicherung un gein Krankenkasse gaff, muß elk un ein de Doktor sülvst betahlen un dat kunn bi de Patienten mit ein Krankte, dej lang andüren de, düchdeg dür waarden. Wi weiten, dat up’t Eilandje Börkum de Doktor Grundstücken overskreven bin, man kunn hum anders neit betahlen.
Früher, als es noch keine Sozialversicherung und keine Krankenkasse gab, mußte jeder den Arzt selbst bezahlen und das konnte bei Patienten mit einer Krankheit, die länger andauerte, tüchtig teuer werden. Wir wissen, dass auf der Insel Borkum den Ärzten Grundstücke überschrieben wurden; man konnte ihn sonst nicht bezahlen.
Man as so ein Studeierde achter sien Geld anlopen mutt, dat is uk lasteg. De fraugere Knippkebewahrer van de Heimatverein, Theo Heyen, hett s’mals ein Döntje vertellt van Dr. Strump ut Bremen, dej ein klüchdege Keerl was un alltied mit de Patienten up platt proot hett un tegen hör van „Du“ see.
Aber wenn so ein Studierter hinter seinem Geld herlaufen muss, das ist auch lästig. Der frühere Kassierer des Heimatvereins, Theo Heyen, hat einmal eine Geschichte erzählt von Doktor Strump aus Bremen, der ein ulkiger Kerl war und immer mit seinen Patienten Platt gesprochen hat und zu ihnen „Du“ sagte.
Dr. Strump hett man anraupen in de Praxis. Heej sull gau komen, de Maid was krank. De Huusfrou stunn an de Vördör, heil fintjes in moij Kleedasje, vör de Nöse ein Brille mit so’n lüttje Besensteele dran, ein Lorgnette, off hau dat Dingereis heit. Up de Frage van de Doktor, waar de Maid liggt, see dat Menske fien up hoogdüts: „ Zwei Treppen hoch, auf ihrer Kammer. Soll ich auch lieber mitgehen?“
Man hat Dr. Strump angerufen in seiner Praxis. Er sollte schnell kommen, die Magd war krank. Die Hausfrau stand an der Vordertür, sehr fein in schöner Kledage, vor der Nase eine Brille mit einem kleinen Besenstiel, ein Lorgnette, oder wie das Ding genannt wird. Auf die Frage des Arztes, wo die Magd liege, sagte das Frauenzimmer fein auf hochdeutsch:“ Zwei Treppen hoch, auf ihrer Kammer. Soll ich auch lieber mitgehen?“
„Nee, deit neit nödeg, is genug, as ein old Menske de Trappen bit under Dack hoog krupen mutt!“ De Frou wull noch erst wat seggen, van wegen old Menske, man daar was de Doktor all half boven. As heej heil boven in de Kamer kwamm, satt de Maid as ein Keerze in’t Bäde tau smüsterlachen.
„Nee, nicht nötig, es genügt, wenn ein alter Mensch die Treppe hoch bis unter dem Dach kriechen muss!“ Die Frau wollte zuerst noch etwas sagen, von wegen alter Mensch, aber da war der Arzt schon halb oben. Als er in die Kammer kam, saß die Magd wie eine Kerze im Bett und schmunzelte.
„Dü süchst ja so gesund ut as ein riepe Appel. Wullt mi wall för Narr bruken! Segg, Wicht, wat fehlt di?“
„Du siehst ja so gesund aus wie ein reifer Apfel. Willst du mich zum Narren machen? Sagt, Mädchen, was fehlt dir?“
„Nix!“
„Nix!“
„Un dann lettst mi haalen un de Trappe umhoog knaujen? Wat sall dat?“
„Und dann lässt du mich holen und die Treppe hoch quälen? Was soll das?“
„Das will ich Sie sagen, Herr Doktor, das ist man vonwegen der Alten. Die hat schon wieder keinen Lohn vom vergangen Monat gegeben und dann werde ich einfach krank und leg mich solange ins Bett, bis sie das Geld rauslangen tut!“
„Das will ich Sie sagen, Herr Doktor, das ist man vonwegen der Alten. Die hat schon wieder keinen Lohn vom vergangenen Monat gegeben und dann werde ich einfach krank und leg mich solange ins Bett, bis sie das Geld rauslangen tut!“
„Und dat helpt?“
„Und das hilft?“
„Das hilft immer, Herr Doktor!“
„Das hilft immer, Herr Doktor!“
„Na, dann gah man ein bitje wieder bi Siet, ik hebb mien Geld van vergangen Jahr uk noch neit!“
„Na, dann rücke (gehe) mal ein wenig weiter zur Seite, ich habe mein Geld vom vergangenen Jahr auch noch nicht!“
Uk so kann man Rekens uphalen!
Auch so kann man Rechnungen kassieren (aufholen)!
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
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