Doktor Strump
Doktor Strump
Well kennt dat neit: Bi de Kusedoktor un uk bi dej
anderen leggt man erst dat Kaartje van de
Krankenkasse up de Tavel un dann so gau as geiht
Knippke open un betahlen. Büllten Gesetzen
dwingen uns Börgers neit so ruum tau wesen mit de
Medikamenten un neit futt na de Doktor hen fleigen,
as dat mal so’n bitje knippt off hier un da sehr deit.
Wer kennt das nicht: Beim Zahnarzt und auch bei
den anderen legt man erst die Karte von der
Krankenkasse auf den Tisch und dann so schnell es
geht die Geldbörse auf und bezahlen. Viele Gesetze
zwingen uns Bürger nicht so großzügig zu sein mit
den Medikamenten und nicht sofort zum Doktor (hin)
fliegen, wenn es mal ein wenig kneift oder hier und
da weh tut.
Man sünder de Doktor geiht dat fakers neit, uk wenn
dat Volk dit Sprökje parat hett:
Aber ohne Arzt geht es oft nicht, auch wenn die
Menschen (das Volk) diesen Spruch parat haben:
de Koppun holl kold, de Faut holl warm,
slaa di neit tauvöl in’t Darm,
de Achterpoort holl alltied open,
dann brukst du neit na’t Doktor lopen!
den Kopf halt kalt, die Füße halt warm,
und schlage dir nicht zuviel in den Darm,
die Hinterpforte halte immer offen,
dann brauchst du nicht zum Doktor laufen!
Frauger, as dat noch gein Sozialversicherung un gein
Krankenkasse gaff, muß elk un ein de Doktor sülvst
betahlen un dat kunn bi de Patienten mit ein
Krankte, dej lang andüren de, düchdeg dür waarden.
Wi weiten, dat up’t Eilandje Börkum de Doktor
Grundstücken overskreven bin, man kunn hum
anders neit betahlen.
Früher, als es noch keine Sozialversicherung und
keine Krankenkasse gab, mußte jeder den Arzt
selbst bezahlen und das konnte bei Patienten mit
einer Krankheit, die länger andauerte, tüchtig teuer
werden. Wir wissen, dass auf der Insel Borkum den
Ärzten Grundstücke überschrieben wurden; man
konnte ihn sonst nicht bezahlen.
Man as so ein Studeierde achter sien Geld anlopen
mutt, dat is uk lasteg. De fraugere Knippkebewahrer
van de Heimatverein, Theo Heyen, hett s’mals ein
Döntje vertellt van Dr. Strump ut Bremen, dej ein
klüchdege Keerl was un alltied mit de Patienten up
platt proot hett un tegen hör van „Du“ see.
Aber wenn so ein Studierter hinter seinem Geld
herlaufen muss, das ist auch lästig. Der frühere
Kassierer des Heimatvereins, Theo Heyen, hat
einmal eine Geschichte erzählt von Doktor Strump
aus Bremen, der ein ulkiger Kerl war und immer mit
seinen Patienten Platt gesprochen hat und zu ihnen
„Du“ sagte.
Dr. Strump hett man anraupen in de Praxis. Heej sull
gau komen, de Maid was krank. De Huusfrou stunn
an de Vördör, heil fintjes in moij Kleedasje, vör de
Nöse ein Brille mit so’n lüttje Besensteele dran, ein
Lorgnette, off hau dat Dingereis heit. Up de Frage
van de Doktor, waar de Maid liggt, see dat Menske
fien up hoogdüts: „ Zwei Treppen hoch, auf ihrer
Kammer. Soll ich auch lieber mitgehen?“
Man hat Dr. Strump angerufen in seiner Praxis. Er
sollte schnell kommen, die Magd war krank. Die
Hausfrau stand an der Vordertür, sehr fein in
schöner Kledage, vor der Nase eine Brille mit einem
kleinen Besenstiel, ein Lorgnette, oder wie das Ding
genannt wird. Auf die Frage des Arztes, wo die
Magd liege, sagte das Frauenzimmer fein auf
hochdeutsch:“ Zwei Treppen hoch, auf ihrer
Kammer. Soll ich auch lieber mitgehen?“
„Nee, deit neit nödeg, is genug, as ein old Menske de
Trappen bit under Dack hoog krupen mutt!“ De Frou
wull noch erst wat seggen, van wegen old Menske,
man daar was de Doktor all half boven. As heej heil
boven in de Kamer kwamm, satt de Maid as ein
Keerze in’t Bäde tau smüsterlachen.
„Nee, nicht nötig, es genügt, wenn ein alter Mensch
die Treppe hoch bis unter dem Dach kriechen
muss!“ Die Frau wollte zuerst noch etwas sagen,
von wegen alter Mensch, aber da war der Arzt
schon halb oben. Als er in die Kammer kam, saß die
Magd wie eine Kerze im Bett und schmunzelte.
„Dü süchst ja so gesund ut as ein riepe Appel. Wullt
mi wall för Narr bruken! Segg, Wicht, wat fehlt di?“
„Du siehst ja so gesund aus wie ein reifer Apfel.
Willst du mich zum Narren machen? Sagt, Mädchen,
was fehlt dir?“
„Nix!“
„Nix!“
„Un dann lettst mi haalen un de Trappe umhoog
knaujen? Wat sall dat?“
„Und dann lässt du mich holen und die Treppe hoch
quälen? Was soll das?“
„Das will ich Sie sagen, Herr Doktor, das ist man
vonwegen der Alten. Die hat schon wieder keinen
Lohn vom vergangen Monat gegeben und dann
werde ich einfach krank und leg mich solange ins
Bett, bis sie das Geld rauslangen tut!“
„Das will ich Sie sagen, Herr Doktor, das ist man
vonwegen der Alten. Die hat schon wieder keinen
Lohn vom vergangenen Monat gegeben und dann
werde ich einfach krank und leg mich solange ins
Bett, bis sie das Geld rauslangen tut!“
„Und dat helpt?“
„Und das hilft?“
„Das hilft immer, Herr Doktor!“
„Das hilft immer, Herr Doktor!“
„Na, dann gah man ein bitje wieder bi Siet, ik hebb
mien Geld van vergangen Jahr uk noch neit!“
„Na, dann rücke (gehe) mal ein wenig weiter zur
Seite, ich habe mein Geld vom vergangenen Jahr
auch noch nicht!“
Uk so kann man Rekens uphalen!
Auch so kann man Rechnungen kassieren
(aufholen)!