Wall Schiete
So ein Mist
Kwamm ein Fahrensmann in heil olde Tieden van de
Seesiet her un kreeg dat Eiland Börkum in't Visier,
so wassen de grote Dünen de erste Teikens, waar he
sück an holden kunn. De lüttje Karktoorn un later de
Füürtoorn wassen alltied ein grote Hülpe. Stuuv
daran de lüttje Karke, waar de Eilanders mit
unschüldeg Gesicht sönndags na Pestoor sien Preek
lüsterden. De Börkumers, ein Ssoort Volk für sück:
gaudardeg, as dat um Hülpe för de Nahber gung;
stiefkoppeg, as de hooge Heeren van de faste Walle
hör van boven stuken wulln.
Kam ein Seefahrer in ganz alten Zeiten von der
Seeseite her und peilte die Insel Borkum an (hier:
bekam die Insel Borkum zu sehen), so waren die großen
Dünen die ersten Zeichen, wo er sich dran halten
konnte. Der kleine Kirchturm und später der
Leuchtturm waren immer ein große Hilfe. Direkt
daran die kleine Kirche, wo die Insulaner mit
unschuldigem Gesicht sonntags der Predigt des
Pastoren lauschten. Die Borkumer, eine Sorte Volk
(Volksgemeinschaft) für sich: gutartig, wenn es um die
Hilfe für den Nachbarn ging; starrsinnig, wenn die
hohen Herren vom Festland sie von oben stauchen
wollten.
De lüttje Karke is d'r neit mehr. Eine, dej Gotts Huus
noch van binnen seihn hett, was Dr. Derk Teerling-
Dykmann. As lüttje Fent gung he elke Sönndag mit
sien Mauder na't Karke, hett hör Gesangbauk dragen
un uk dat Ruukdeuske mit Ungelswater.
Die kleine Kirche ist nicht mehr da. Einer, der
Gottes Haus noch von innen gesehen hat, war Dr.
Derk Teerling-Dykmann. Als kleiner Junge ging er
jeden Sonntag mit seiner Mutter zur Kirche, hat ihr
Gesangbuch getragen und auch die Riechdose mit
dem Rosenduftwasser (hier: ungarisches Wasser).
Elk un ein harr sien faste Stee. Mester Huismann
harr de Upgave de erste Gesang antauseggen, mit
alltied de glieke Woorden: Singen wir zu Anfang aus
dem Psalm die Verse 1 bis 4, welche also lauten. Un
dann lesde he de Gesang vör, Woord för Woord.
Jeder hatte seinen festen Platz. Lehrer Huismann
hatte die Aufgabe den ersten Gesang anzusagen,
mit immer den gleichen Worten: Singen wir zu
Anfang aus dem Psalm die Verse 1 bis 4, welche
also lauten. Und dann las er den Gesang vor, Wort
für Wort.
Ein bitje wieder vörn satt Onkel Hinderk Folkerts
Dykmann, all hoog an Jahren. He was mit sien
Gedanken wall bi't Swienslachten un harr van
Huismanns Woorden nix mitkregen. „'Wat sülln wi
singen?“ fragde he mit harde Stemme sien Nahber
Klaas Bakker. Dej verklarde hum dat, man
Hinderkohmke hulp dat neit völ. He söchte sien
Fock, dej alltied in de Binnentaske satt. Bloot
vandage neit. De lüttje Örgel begünnde tau spölen,
de Gemeinde haalde ut, bloot Dykmann satt daar tau
knüsseln in de Jäckert un in de Büx, waar dat
elendege Dingereis wall sitten kunn. Nargends was
de Fock tau finnen.
Ein bisschen weiter vorne saß Onkel Hinderk
Folkerts Dykmann, schon hochbetagt (hier: hoch an
Jahren). Er war mit seinen Gedanken wohl beim
Schweineschlachten und hatte von Huismanns
Worten nichts mitbekommen. „Was sollen wir
singen?“ fragte er mit harter Stimme seinen
Nachbarn Klaas Bakker. Der erklärte ihm das, aber
Onkel (hier: Onkelchen) Hinderk half das nicht viel. Er
suchte seine Brille, die immer in der Innentasche
saß. Nur heute nicht. Die kleine Orgel begann zu
spielen, die Gemeinde stimmte ein (hier: holte aus),
nur Dykmann saß da zu fummeln in der Jacke und in
der Hose, wo das elendige Ding wohl sitzen konnte.
Nirgends war die Brille zu finden.
De Gesang was vörbi, ein lüttje Naklapp van de
Örgel, t'was doodstille.
Der Gesang war vorbei, ein kleines Nachspiel von
der Orgel, es war totenstill.
Hinderk Folkerts Dykmann dee de Arms overnander
un see hard un düdlek:
Hinderk Folkerts Dykmann machte die Arme über-
einander und sagte laut (hier: hart) und deutlich:
Wall Schiete!
So ein Mist!
(wall ist ausdrücklich, bekräftigend)