Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
Ebene 4
Der folgenden plattdeutschen Beitrag behandelt nicht die Problematiken der früheren seemännischen Navigation, vielmehr gewährt er einen kleinen lustigen Eindruck in das manchmal allzu menschlichen Geschehen in der kleinen (ehemaligen) alten Inselkirche am alten Leuchtturm.
Wall Schiete Wall Schiete
Wall Schiete
So ein Mist
Kwamm ein Fahrensmann in heil olde Tieden van de Seesiet her un kreeg dat Eiland Börkum in't Visier, so wassen de grote Dünen de erste Teikens, waar he sück an holden kunn. De lüttje Karktoorn un later de Füürtoorn wassen alltied ein grote Hülpe. Stuuv daran de lüttje Karke, waar de Eilanders mit unschüldeg Gesicht sönndags na Pestoor sien Preek lüsterden. De Börkumers, ein Ssoort Volk für sück: gaudardeg, as dat um Hülpe för de Nahber gung; stiefkoppeg, as de hooge Heeren van de faste Walle hör van boven stuken wulln.
Kam ein Seefahrer in ganz alten Zeiten von der Seeseite her und peilte die Insel Borkum an (hier: bekam die Insel Borkum zu sehen), so waren die großen Dünen die ersten Zeichen, wo er sich dran halten konnte. Der kleine Kirchturm und später der Leuchtturm waren immer ein große Hilfe. Direkt daran die kleine Kirche, wo die Insulaner mit unschuldigem Gesicht sonntags der Predigt des Pastoren lauschten. Die Borkumer, eine Sorte Volk (Volksgemeinschaft) für sich: gutartig, wenn es um die Hilfe für den Nachbarn ging; starrsinnig, wenn die hohen Herren vom Festland sie von oben stauchen wollten.
De lüttje Karke is d'r neit mehr. Eine, dej Gotts Huus noch van binnen seihn hett, was Dr. Derk Teerling- Dykmann. As lüttje Fent gung he elke Sönndag mit sien Mauder na't Karke, hett hör Gesangbauk dragen un uk dat Ruukdeuske mit Ungelswater.
Die kleine Kirche ist nicht mehr da. Einer, der Gottes Haus noch von innen gesehen hat, war Dr. Derk Teerling-Dykmann. Als kleiner Junge ging er jeden Sonntag mit seiner Mutter zur Kirche, hat ihr Gesangbuch getragen und auch die Riechdose mit dem Rosenduftwasser (hier: ungarisches Wasser).
Elk un ein harr sien faste Stee. Mester Huismann harr de Upgave de erste Gesang antauseggen, mit alltied de glieke Woorden: Singen wir zu Anfang aus dem Psalm die Verse 1 bis 4, welche also lauten. Un dann lesde he de Gesang vör, Woord för Woord.
Jeder hatte seinen festen Platz. Lehrer Huismann hatte die Aufgabe den ersten Gesang anzusagen, mit immer den gleichen Worten: Singen wir zu Anfang aus dem Psalm die Verse 1 bis 4, welche also lauten. Und dann las er den Gesang vor, Wort für Wort.
Ein bitje wieder vörn satt Onkel Hinderk Folkerts Dykmann, all hoog an Jahren. He was mit sien Gedanken wall bi't Swienslachten un harr van Huismanns Woorden nix mitkregen. „'Wat sülln wi singen?“ fragde he mit harde Stemme sien Nahber Klaas Bakker. Dej verklarde hum dat, man Hinderkohmke hulp dat neit völ. He söchte sien Fock, dej alltied in de Binnentaske satt. Bloot vandage neit. De lüttje Örgel begünnde tau spölen, de Gemeinde haalde ut, bloot Dykmann satt daar tau knüsseln in de Jäckert un in de Büx, waar dat elendege Dingereis wall sitten kunn. Nargends was de Fock tau finnen.
Ein bisschen weiter vorne saß Onkel Hinderk Folkerts Dykmann, schon hochbetagt (hier: hoch an Jahren). Er war mit seinen Gedanken wohl beim Schweineschlachten und hatte von Huismanns Worten nichts mitbekommen. „Was sollen wir singen?“ fragte er mit harter Stimme seinen Nachbarn Klaas Bakker. Der erklärte ihm das, aber Onkel (hier: Onkelchen) Hinderk half das nicht viel. Er suchte seine Brille, die immer in der Innentasche saß. Nur heute nicht. Die kleine Orgel begann zu spielen, die Gemeinde stimmte ein (hier: holte aus), nur Dykmann saß da zu fummeln in der Jacke und in der Hose, wo das elendige Ding wohl sitzen konnte. Nirgends war die Brille zu finden.
De Gesang was vörbi, ein lüttje Naklapp van de Örgel, t'was doodstille.
Der Gesang war vorbei, ein kleines Nachspiel von der Orgel, es war totenstill.
Hinderk Folkerts Dykmann dee de Arms overnander un see hard un düdlek:
Hinderk Folkerts Dykmann machte die Arme über- einander und sagte laut (hier: hart) und deutlich:
Wall Schiete!
So ein Mist! (wall ist ausdrücklich, bekräftigend)
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
Sprachausgabe des plattdeutschen Textes!
Start der Sprachausgabe: Mausklick auf das obige Dreieck
Borkum Borkum