Pastoor Gerrit Herlyn
Pastor Gerrit Herlyn
He was Pastoor in Leier. Sien Vörollen wassen
Hugenotten west, Protestanten na Calvin un harrn
um hör Glowe de Heimat in Flandern upgeven musst
un funnen Schuul in Oostfreisland.
Er war Pastor in Leer. Seine Vorfahren waren Huge-
notten gewesen, Protestanten nach Calvin und
mussten wegen ihres Glaubens die Heimat in
Flandern aufgeben und fanden Schutz in
Ostfriesland.
Van Mauders Siet wassen dat Salzburger
Emigranten, dej 1731 um hör Glowe Huus un Hoff
verlaten mussen.
Von Mutters Seite waren es Salzburger Emigranten,
die 1731 wegen ihrem Glauben Haus und Hof ver-
lassen mussten.
Gerrit Herlyn is 1909 in Klein-Midlum geboren un ein
Mester in de Grundschaule harr Aardegkeit an dat
moje olderwelts Platt un hett de Schaulkinder beden
Vertellsels ut hör Kindertied tau schrieven.
Gerrit Herlyn ist 1909 in Klein-Midlum geboren und
ein Lehrer in der Grundschule hatte Spaß an dem
schönen altertümlichen Platt und hat die Schul-
kinder gebeten (kleine) Geschichten aus ihrer Kinder-
zeit zu schreiben.
Na sien Studium begünnde he as Pastoor in
Ihrenerfeld un na de Oorlog was he van 1952 bit
1976 Pastoor in Leier.
Nach seinem Studium begann er als Pastor in
Ihrenerfeld und nach dem Krieg war er von 1952
bis 1976 Pastor in Leer.
He hett in sien Tied faak Preeken up Platt holden,
besünders an Olljahrsavend un de Karke was
barstendvull. As he in Pension gung, hett he neit
bloot Andachten in't Radio brocht un verskeiden
Bauken makt - all up Platt - , uk bi dat Woordenbauk
van Buurman hett he hulpen un dat neeje Testament
in Platt oversett, bitau noch 66 Psalmen.
Er hat in seiner Zeit oft Predigten auf Platt
gehalten, besonders an Sylvester (Altjahrsabend) und
die Kirche war brechend voll. Als er in Pension ging,
hat er nicht nur Andachten im Radio gebracht und
verschiedene Bücher gemacht - alle auf Platt - auch
bei dem Wörterbuch von Buurman hat er geholfen
und das Neue Testament in Platt übersetzt,
zusätzlich noch 66 Psalmen.
An de 4. Oktober 1992 is he in Leier inslapen.
Am 4. Oktober 1992 ist er in Leer eingeschlafen.
He was uk faak up Börkum un kunn smakelk
vertellen ut olde Tieden:
Er war oft auf Borkum und konnte angenehm
(ergötzlich) erzählen aus alten Zeiten.
Heil frauger kwammen de Pastooren man schovel
bilangs, daar was neit völ over bi de lüttje Verdeinst
un besünders as junge Mann muss man fakers "mit
de Lepel rund" up Tied bi de Buren wesen, as dat
Middageten up Tavel stunn.
Ganz früher war es bei den Pastoren oft mehr als
bescheiden, da war nicht viel übrig bei dem kleinen
Verdienst und besonders als junger Mann musste
man öfter "mit dem Löffel" rundgehen - zeitig bei
den Bauern sein, wenn das Mittagessen auf dem
Tisch stand.
In ein Dörp in Oostfreisland was uk ein neeje
Pastoor komen.
In einem Dorf in Ostfriesland war auch ein neuer
Pastor gekommen.
Na haast ein Jahr kwamm ein Fründ ut de
Nabergemeinde un hett fragt: "Wat makt jau neeje
Pastoor? Bin ji mit hum taufrede?"
Nach fast einem Jahr kam ein Freund aus der
Nachbargemeinde und hat gefragt: " Was macht
euer neuer Pastor? Seid ihr mit ihm zufrieden?"
De Inwohner see: "Heil düchdeg".
Der Einwohner sagte: "Sehr gut".
"Kiek an. Bin de Preken gaud van hum?"
"Guck an. Sind die Predigten gut von ihm?"
"Och, dat will ik jüst neit so seggen."
"Och, das will ich nicht gerade so sagen."
"Man du hest doch nett seggt, dat ji heil taufrede
bin".
"Aber du hast doch gerade gesagt, dass ihr ganz
zufrieden seid."
"Ja, bin wi uk. Du magst dat glöven off neit, wi
hebben hum man erst sess Maand un hebben hum
all up hunderttachenteg Pund!"
"Ja, sind wir auch. Du magst es glauben oder nicht,
wir haben ihn erst sechs Monate und haben ihn
schon auf hundertachtzig Pfund!"
Ein Pastoor gung tweemal in de Weeke na de
Barbier, um sück de Bart offnehmen tau laten. He
kunn hum gaud,man disse Haarknieper much uk
geern eine. Un dat was faak ein bitje gefahrlek,
wenn de Hand utglee un man harr ein paar
Schrammen in't Gesicht.
Ein Pastor ging zweimal in der Woche zum Frisör,
um sich den Bart abnehmen zu lassen. Er kannte ihn
gut, aber dieser Haarschneider mochte auch gerne
einen (Kleinen). Und das war oft ein wenig gefährlich,
wenn die Hand ausrutschte und man hatte ein paar
Schrammen im Gesicht.
So kann ik Sönndag neit up de Kanzel, hett de
Pastoor bi sück docht, as he up Saterdagmörgen bi
de Barbier in de Staule satt. He fragte hum:
So kann ich Sonntag nicht auf die Kanzel, hat der
Pastor (bei sich) gedacht, als er Samstagmorgen bei
dem Barbier im Stuhl saß. Er fragte ihn:
"Ji hebben doch nix drunken?"
"Ihr habt doch nichts getrunken?"
"Nee, Dominee", see de Haarkapper, "hau komen se
daar up?"
"Nein, Herr Pastor (Domine = alter niederländischer
Ausdruck)," sagte der Haarschneider, "wie kommen
sie darauf?"
"Ja, ik weit neit, hör Handen trillen ja!"
"Ja, ich weiß nicht, ihre Hände zittern ja!"
"Nee, Herr Pastoor, daar verseihn seij sück heil un
dall."
"Nein, Herr Pastor, da versehen sie sich aber ganz
und gar."
He seipde hum in un begünnde de Bart
offtaunehmen.Miteins glee he ut un ein bleudige
Striepe kwamm vandag.
Er seifte ihn ein und begann den Bart abzunehmen.
Plötzlich glitt er aus und ein blutiger Streifen kam
zum Vorschein.
"Heer, du mien leiwe Tied, dat kummt van de
verdammte Kuur!"
"Herr, du meine liebe Zeit, das kommt van dem
verdammten Schnaps!"
De Barbier see: "Ja, Dominee, daar mögen se wall
recht hebben, daar waart de Huud so drög van!"
Der Barbier sagte: "Ja, Herr Pastor, da mögen Sie
wohl recht haben, davon wird die Haut so trocken!"
Pastoor Herlyn vertellde uk over de Mensken, dej
sönndags in de Karke satten un achteran
undernander hör Meinen geven hebben, hau de
Preek west is.
Pastor Herlyn erzählte auch über die Menschen, die
sonntags in der Kirche saßen und hinterher
untereinander ihre Meinung gegeben haben, wie die
Predigt gewesen war.
Dej eine see: "He hett d'r nix van makt" off "wat he
preekt, dat bin dröge Peerdekötels".
Der eine sagte "Er hat nichts davon gemacht" oder
"was er predigt, das sind trockene Pferdeäpfel."
Man dej ander meint dat Tegendeil: "He hett de heile
Karke under Water sett!"
Aber der andere meinte das Gegenteil: "Er hat die
ganze Kirche unter Wasser gesetzt!"