Dat Wiehnachtsgeschenk
Das Weihnachtsgeschenk
Disse Geschichte, leive Lü, is lögenhaft tau vertellen,
man is wiss un waarafteg wahr. Dat gebörde in ein
lüttjet Dörpke, midden in Oostfreisland. Dej Name
van dej Lü will ik neit verraden, ik neum hör man
Oma un Opa, dat wassen seej uk.
Diese Geschichte, liebe Leute, ist lügenhaft zu
erzählen, aber es ist wirklich und wahrhaftig wahr.
Das passierte in einem kleinen Dörfchen, mitten in
Ostfriesland. Den Namen der Leute will ich nicht
verraten, ich nenne sie nur Oma und Opa, das
waren sie auch.
Seej harrn sück ein lüttje Stückje Land kofft. Daar
stunn ein old Huus drup, dat Opa in all de Jahren
um- un anbout harr. Mit de Tied was dat ein skiere
Baul waarn un up’t Ende harrn seej sück recht ein
bitje Luxus gönnt. De Pumpe kwamm in de Köken un
för de Achterdör harr Opa ein grote Windfang sett,
so groot, dat d’r uk noch ein Hüsche mit in kunn. Dej
was noch alltied buten west, man nu was dat dahn
mit dej dicke bloue Brummers in de Sömmer un
winterdags muss sück geineine wat offfreisen. Un
för de Tune was dat uk noch bestgaud, de Tuffels un
Bohntjes gröiten as man wat, un de Nahbers
raatselden, hau dat wall angahn kunn.
Sie hatten sich ein kleines Stück Land gekauft. Dort
stand ein altes Haus darauf, dass Opa in all den
Jahren um- und angebaut hatte. Mit der Zeit war
das ein blitzsaubere Sache geworden und am Ende
hatten sie sich sogar ein wenig Luxus gegönnt. Die
Pumpe kam in die Küche und vor der Hintertür hat-
ten Opa einen großen Windfang gesetzt, so groß,
dass dort auch noch eine Toilette hinzu kam. Diese
war noch immer draußen gewesen, aber jetzt war
es vorbei mit den dicken blauen Brummer im Som-
mer und im Winter musste sich keiner mehr ab-
frieren. Und für den Garten war das auch noch sehr
gut, die Kartoffeln und Bohnen wuchsen gewaltig
(wörtlich: wie man was), und die Nachbarn rätselten, wie
das angehen konnte.
Opa harr bitieden Jank na ein Piepke Tebak, man
Oma - un de witte skone Gardinen - kunnen dej
malle Rök neit gaud off. Un so harr Opa up Hüsche
ein Hunk funden, waar heej freelek sitten kunn tau
dampen un in’t Bladdje lesen. Heej harr de Ruum
fein tapeziert un an de Dör hung dat Hochtiedsbild
van hör beiden as jung Paartje.
Opa hatte bisweilen (heftiges) Verlangen nach einem
Pfeifchen Tabak, aber Oma – und die weißen
sauberen Gardinen – konnten den unangenehmen
Geruch nicht gut vertragen (ab). Und so hatte Opa
auf der Toilette eine Zuflucht gefunden, wo er
friedlich sitzen konnte zu dampfen und im Blättchen
zu lesen. Er hatte den Raum fein tapeziert und an
der Tür hing das Hochzeitsbild von den beiden als
junges Paar.
Hör Kinder wohnten in de Stadt un kwammen off un
tau up Beseuk bi dej beide Olden. Dann gaff tau völ
tau vertellen, uk van de neeste Stand van de Technik
un wat seej sück all kofft harrn. So kwammen seej
uk up hör neeje Fonduepott, dej seej sück
anderlessens tauleggt harrn. Seej wassen so bliede
mit dat Dingereis, hau moij dat was un so gemütlich.
Daar kunn man dej heile Avend vörsitten, sück wat
vertellen un ein Glaske Wien d’r bi off ein Buddel
Beier. Dat was ein heil feine Baul.
Ihre Kinder wohnten in der Stadt und kamen ab und
zu auf Besuch bei den beiden Alten. Dann gab es
viel zu erzählen, auch von dem neuesten Stand der
Technik und was sie sich alles gekauft hatten. So
kamen sie auch auf den neuen Fondue-Topf (zu
sprechen), den sie sich vor kurzem zugelegt hatten.
Sie waren so froh mit dem Ding, wie schön das war
und so gemütlich. Man konnte den ganzen Abend
davor sitzen, sich etwas erzählen mit einem Glas
Wein dazu oder eine Flasche Bier. Das war eine
ganz tolle Sache.
De Kinder harrn de olde Lü recht neejkriereg makt
un tau Wiehnachten leiten seej sück so ein moje
Fondue skenken. Seej harrn alles mitbrocht, dej Pott
un de Dreejbein, de Spritlampe, Tellers un Gabels,
dat Fett un Fleis, Spiritus un uk ein Flesse mit lecker
Wien. Alles was kompleet un as de Jögd weer tau
Huus ut gung, harrn seej noch genou vertellt, hau
dat all offlopen sull.
Die Kinder hatten die alten Leute richtig neugierig
gemacht und zu Weihnachten ließen sie sich ein
schönes Fondue schenken. Sie hatten alles mitge-
bracht, den Topf und den Dreibein, die Spritlampe,
Teller und Gabeln, das Fett und das Fleisch, Spiritus
und auch eine Flasche mit leckerem Wein. Alles war
vollständig (komplett) und als die Jugend wieder aus
dem Haus ging, hatten sie noch genau erzählt, wie
das alles ablaufen sollte.
Nu wulln Oma un Opa dat uk mal probeiern, waar de
Kinder beduust van wassen. Oma snee dat Fleis in
de Köken un Opa maakde de Apparat klar.
Nun wollten Oma und Opa das auch mal probieren,
wovon die Kinder so begeistert (ganz weg) waren.
Oma schnitt das Fleisch in der Küche und Opa
machte den Apparat klar.
De Spiritus kwamm up de Lampe un dat Fett in de
Pott. Oma haalde dat fiene Taveldeken ut Skap,
stook de Keerzen an de Wiehnachtsboom an un
makde de Buddel Wien open.
Der Spiritus kam auf die Lampe und das Fett in den
Topf. Oma holte die feine Tischdecke aus dem
Schrank, zündete die Kerzen am Weihnachtsbaum
an und machte die Flasche Wein auf.
Dej beide Ollden harrn sück dat recht moij makt. Un
dat gung uk all gaud, dat Eten was heil lecker, dat
Fleis smakelk un dat Bigaud uk best up Stee un de
Wien sluberg. Tja, bit Opa sück so’n bitje unnösel
anstellde. Hum was ein Stückje Fleis van de Gabel
offfallen un heej kreeg dat neit weer tau packen.
Heej was an’t angeln un an’t krüzjassen mit de
Gabel in dat heite Fett. Man nix hulp. Heej kreeg dat
düwelse Stückje neit drut. Opa was brissen! In de
kwade Kopp leggde heej de Gabel bi’t Siet ut un
langde mit de dicke Fingers in de Pott.
Die beiden Alten hatten sich das richtig gemütlich
gemacht. Und das ging auch alles gut, das Essen
war sehr lecker, das Fleisch schmackhaft und das
Beiwerk war alles bestens und der Wein süffig. Tja,
bis Opa sich ein wenig dumm anstellte. Ihm war ein
Stückchen Fleisch von der Gabel gefallen und er
bekam es nicht wieder zu fassen. Er angelte kreuz
und quer mit der Gabel in dem heißen Fett. Aber
nichts half. Er bekam das verteufelte Stück nicht
heraus. Opa war wütend! Mit bösem Kopf legte er
die Gabel zur Seite und langte mit den dicken
Fingern in den Topf.
Heer, du mien leiwe Tied!. Opa stöde ein Gebölk ut,
gielde as ein mager Swien, reet de Hand tau de Pott
ut, dat Dingereis full van de Dreebein off. Heej
danzde van ein Bein up ander dör de Kamer un
jauelde as’n Kater bi Lichtmeß achter de Katt an. Ut
was’t mit de Aregkeit. Opa skoot as’n Wattbutt tau
de Huusdör ut un in Hundjedrafft na de Doktor hen.
Herr, du liebe Zeit! Opa stieß ein Gebrüll aus, schrie
wie ein mageres Schwein, riss die Hand aus dem
Topf, das Ding fiel vom Dreibein. Er tanzte von
einem Bein auf das andere durch das Zimmer und
winselte wie ein Kater zur Katze an Lichtmeß. Aus
war es mit dem Vergnügen. Opa schoss wie ein
Wattbutt aus der Haustür und im Hundsgalopp zum
Doktor.
As Opa weg was, satt Oma erst beswiemt in’t Sofa.
De Kamer sagg ut as ein Swienestalle. Seej muß de
heile Baul weer reiniwieren. De Tafeldeken, de
Staulen, de Teppich, alles satt under Fett. Mit gaude
Möbelpolitur kreeg seej de Tavel weer up Stee. Man
gaud, dat dat Ölje gein Für fangen harr, anders was
dat heile Huus offbrannt. Van Fondue harr Oma nu
de Nöse vull un Hunger nu heil und dall neit mehr.
Seej packde dat heile Rewe binander un dej Spiritus
un dat heite Fett mitsamt dat Fleis gojerde seej in’t
Hüsche. Weg d’r mit! Tuffelsalat un Würstchen is
doch alltied beter.
Als Opa weg war, saß Oma erst schwindelig
(berauscht) auf dem Sofa. Das Zimmer sah aus wie ein
Schweinestall. Sie musste den ganzen Kram wieder
säubern. Die Tischdecke, die Stühle, der Teppich,
alles war voll Fett. Mit guter Möbelpolitur bekam sie
den Tisch wieder in Ordnung. Nur gut, dass das Öl
kein Feuer gefangen hatte, sonst wäre das ganze
Haus abgebrannt. Vom Fondue hatte Oma vorerst
die Nase voll und Hunger sowieso nicht mehr. Sie
packte den ganzen Kram zusammen und den
Spiritus und das ganze Fett mitsamt dem Fleisch
pfefferte sie in die Toilette. Weg damit!
Kartoffelsalat und Würstchen sind doch immer
besser.
Jüst as seej klar was un efkes verpusten wull,
kwamm Opa weer na Huus. Dej heile Hand harrn
seej hum verbunden un tegen de Piene harr heej ein
dicke Spritze kregen. De Skrikk satt hum in de
Knaken un uk in de Magermenten. Nu muß d’r uk
noch ut de Büx. Heej harr Last mit ein Hand de
Brauk andaale tau trecken, man na ein Settje
thronde heej as Kaiser Karl up de Pott. Un so as heej
dat wennt was, muß ein Piepke d’r her. Heej
knüsselde de Tebak ut dat Büsske, stoppde under
völ Gepuust un Gestähn mit ein Hand de Piepe,
knaujede wat mit de Rietsteken umme un kreeg hum
wiss in de Gang. Heej dampde as ein dicke
Kohledamper in de Noordseej. Beför heej sück noch
weer de Fingers verbrannde, smeet heej de
brannende Rietsticke tüsken de Beinen na undern in
de Pott.
Gerade als sie klar war und eben Luft holen wollte,
kam Opa wieder nach Haus. Die ganze Hand hatte
man ihm verbunden und gegen die Schmerzen hatte
er eine dicke Spritze bekommen. Der Schreck saß
ihm in den Knochen und in den Eingeweiden. Nun
musste er auch noch zur Toilette (aus der Hose). Er
hatte Mühe, mit einer Hand die Hose nach unten zu
ziehen, aber nach einer Weile thronte er wie Kaiser
Karl auf dem Topf. Und so wie er es gewohnt war,
musste ein Pfeifchen her. Er fummelte den Tabak
aus dem Döschen, stopfte mit viel Pusten und
Gestöhn mit einer Hand die Pfeife, fummelte mit
den Streichhölzern und bekam sie tatsächlich an. (in
Gang setzen) Er dampfte wie ein dicker Kohledampfer
in der Nordsee. Bevor er sich noch die Finger
verbrannte, warf er das brennende Streichholz
zwischen den Beinen nach unten in den Topf.
„Rumms!“, de dat miteins un ein Stichflamme skoot
tau de Pott ut verskröide Opas Pupert un dat ander
Gebummel. Opa gielde as Swien, dej man offsteken
wull, jumpde wall ein Meter in de Höchde van sien
Thron off, skoot tau de Dör mit de Brauk up de
Hacken un mit de heile Hemdslippe in de Brand dör
de Flur in de Köken. Oma stunn an de Göttsteine un
harr nett dat Feilwater klar. Mit ein Greep kwakde
seej hum dat Water an de Achtersiet. Für was ut un
Opa harrn ein Neers as’n offbröide Aante.
„Rums!“ sagte es plötzlich und eine Stichflamme
schoss aus dem Topf und verbrühte Opas Popo und
das andere Gebummel. Opa schrie wie ein Schwein,
das man abstechen wollte, sprang von seinem
Thron wohl einen Meter in die Höhe, schoss aus der
Tür mit heruntergelassener Hose und mit dem
brennenden Hemdzipfel durch den Flur in die Küche.
Oma stand an der Spüle und hatte gerade das
Wischwasser fertig. Mit einem Griff warf sie ihm das
Wasser an die Hinterseite. Das Feuer war aus und
Opa hatte ein Gesäß wie eine abgebrühte Ente.
De Doktor stürde hum in’t Krankenhuus un daar
hebben seej hum dat Achterende düchdeg
beplaastert, dat heej veiertien Dage neit liek stahn
kunn. De meiste Tied lagg heej up Lief un doch d’r
over na, hau dat gebören kunn. Naderhand hett Oma
hum alles verklaart un de Fondue-Pott steiht siet
dej Tied up Böhn. Dej beiden hebben dat Ding noit
mehr brukt.
Der Doktor schickte ihn ins Krankenhaus und dort
haben sie ihm die Hinterseite ordentlich
verpflastert, dass er vierzehn Tage nicht gerade
stehen konnte. Die meiste Zeit lag er auf den Bauch
und dachte darüber nach, wie das passieren konnte.
Später hat Oma ihm alles erklärt und der Fondue-
Topf steht seit dieser Zeit auf den Dachboden. Die
beiden haben das Ding nie wieder gebraucht.