De Wiehnachtsboomständer
Der Weihnachtsbaumständer
T’was ein paar Dage vör Wiehnachten, daar funn ein
Vader up Böhn in de Hauk ein staffolde
Wiehnachtsboomständer, vull mit Stoff un neit mehr
heil in de Riege. Dat was ein besünder Dingereis mit
ein Motor tau draien un ein ingeboude Spölwalze mit
„O du fröhliche“. Dat muss de Wiehnachtsboom-
ständer wesen, waar Oma alltied van vertellde un
seej was seker heil bliede, wenn heej dat Ding ein
bitje upklütern un sück Heiligavend dreihen de.
Es war ein paar Tage vor Weihnachten, da fand ein
Vater auf dem Dachboden in der Ecke einen uralten
Weihnachtsbaumständer, voll mit Staub und nicht
mehr ganz in Ordnung. Es war etwas Besonderes,
mit einem Motor zum Drehen und eine eingebaute
Spielwalze mit „O du fröhliche“. Das musste der
Weihnachtsbaumständer sein, wovon Oma immer
erzählte und sie war sicher sehr froh, wenn er das
Ding etwas überholte und es sich Weihnachten
drehte.
Nu satt Vader haast elke Avend in de Warkstee tau
knüsseln. Skon maken un ein neeje Feere, dat was
ein düchdeg Geknauje. Dör dicht un nix de andern
vertellen. Un dat dürde neit lang, daar leip dat Ding
weer un sagg ut as Neej. As de Heiligabend kwamm,
wull heej gein Hülpe. Heej sülvst haalde ein Boom
van 2 m Höchte, echte Keerzen kwammen d’r an,
dicke Kugels un Engelshaar un Lametta un lecker
Slickergaud un ander Biwark. Boven in de Tippe
hung de Steern van Bethlehem un lüttje dicke Engels
bummelten drumtau. Nu kunn de Fier begünnen.
Nun saß Vater fast jeden Abend in der Werkstatt zu
fummeln. Sauber machen und eine neue Feder, das
war ein tüchtige Quälerei. Tür zu und den anderen
nichts erzählen. Und es dauerte nicht lange, da lief
das Ding wieder und sah aus wie neu. Als
Heiligabend kam, wollte er keine Hilfe. Er selbst
holte einen 2 m hohen Baum, daran echte Kerzen,
dicke Kugeln und Engelshaar und Lametta und
Leckereien und anderes. Oben in der Spitze hing der
Stern von Bethlehem und kleine dicke Engel
bummelten drum herum. Nun konnte die Feier
beginnen.
De grote Bögelstaule waarde haalt un Oma satt d’r
in, nett so prüs as de Königinmutter. Links un rechts
satten Vader un Mauder un de Kinder draumtau.
Vader smeet sück in de Borst, stoppde ein Keerze na
de ander an un uk de Wunderkeerzen. Dann dreihde
heej sück um, smüsterlachde un see: Un nu kummt
wat heil Besünders! sedde dat Dreiding in de Gang
un gung gau weer sitten.
Der große Lehnstuhl wurde geholt und darin saß
Oma, so adrett wie die Königinmutter. Links und
rechts saßen Vater und Mutter und drum herum die
Kinder. Vater warf sich in die Brust, steckte eine
Kerze nach der anderen an und auch die
Wunderkerzen. Dann drehte er sich um,
schmunzelte und sagte: Und jetzt kommt etwas
ganz Besonderes! Setzte das Drehding in Bewegung
und setzte sich schnell wieder hin.
Heil versichdeg draide sück de funkelnde
Wiehnachtsboom in de Runde, de Musik spölde „O
du fröhliche“. Wat’n Bliedskup, wat’n Ardegkeit! De
Kinder wassen beduust un klappten in de Handen,
Mauder was staff un Oma see alltied weer: Ik kann
ja neit mehr! Wenn Opa dat noch beleevt harr!
xGanz vorsichtig drehte sich der funkelnde
Weihnachtsbaum (in die Runde), die Musik spielte
„O du fröhliche“. Welch ein Vergnügen, welche
Freude! Die Kinder waren ganz weg und klatschten
in die Hände, Mutter war überrascht und erstaunt
und Oma sagte immer wieder: Ich kann ja nicht
mehr! Wenn Opa das noch erlebt hätte.
Ein heile Sett keek de Familie bliede un dodstille up
dat heerleke Bild, as ein heile malle Gluut un ein
elendeg Kraken hör verfeerde. Ein Trillen gung dör
de Boom, de bunte Kugels bimmelten as lüttje
Klockjes. Un dann sedde de Boom Skrapp, dreihde
sück as’n Tiddeltopp in’t Runde. All gauer un gauer
un O du fröhliche klung as’n Galopp. Mauder gielde:
So tu doch etwas!, man Vader satt in ein Stück. De
Boom gung so in’t Runde mit de Flammen van de
Keerzen as’n Kondenzstriepe achter sück an. Grootje
feulde stillkes hör Handen un see mit trillende
Stemme: Wenn dat Grotvader noch beleevt harr!
Eine ganze Zeit sah die Familie froh und ohne zu
sprechen auf das herrliche Bild, als ein ganz
merkwürdiger Laut und ein furchtbares Krachen sie
erschrak. Ein Zittern ging durch den Baum, die
bunten Kugeln bimmelten wie kleine Glöckchen.
Und dann nahm der Baum Fahrt auf, drehte sich wie
ein Brummkreisel (in die Runde). Immer schneller
und schneller und (das) O du fröhliche klang wie ein
Galopp. Mutter schrie: So tu doch etwas!, aber Vater
saß fassungslos. Der Baum drehte sich mit den
Flammen der Kerzen wie ein Kondensstreifen hinter
sich. Großmutter faltete still ihre Hände und sagte
mit zitternder Stimme: Wenn das Großvater noch
erlebt hätte!
As erste kwamm de Steern van Bethlehem van
boven, susde as’n Komet dör de Kamer, rummelde
tegen de Dör un full van boven up Felix, de lüttje
Hundje, dej mit Ogen up de Gliewe up de Teppich
lagg. Dat Deier gielde as ein mager Swien un neihde
drut as Fett. Lametta un Engelhaar weihten as ein
Kettenkarusell um de Wiehnachtsboom. De dicke
lüttje Engelkes trullden as dune Biggen na beneden.
Dann kreeg Erzengel Gabriel Wind under de Flögels,
skoot as’n Rakete an Omas Nöse vörbi un rummelde
van boven in de Kaukjes un Sünderklaasgaud. Ein
dicke rotklörege Appel susde dör de Kamer liek in de
Bowlepott. Gefüllde Slickergaud skoten as
Gewehrkugels dör de Ruum un rode un gele Likör
leip glipperg de Tepeite andaale.
Als erstes kam der Stern von Bethlehem von oben,
fegte wie ein Komet durch das Zimmer, knallte
gegen die Tür und fiel von oben auf Felix, dem
kleinen Hund, der mit fast geschlossenen Augen auf
dem Teppich lag. Das Tier schrie wie ein mageres
Schwein und haute ab wie Fett. Lametta und
Engelshaar wehten wie ein Kettenkarussell um den
Weihnachtsbaum. Die dicken kleinen Engel rollten
wie betrunkene Ferkel nach unten. Dann bekam
Erzengel Gabriel Wind unter den Flügeln, schoss wie
eine Rakete an Omas Nase vorbei und donnerten
von oben in die Kekse und das Nikolausgebäck. Ein
dicker rotfarbiger Apfel sauste durch das Zimmer
genau in den Bowletopf. Gefüllte Schleckereien
schossen wie Gewehrkugeln durch den Raum und
roter und gelber Likör lief glitschig die Tapete
herunter.
Vader was bi de Bundeswehr west, lagg nu platt up
de Grund un bölkde: Alles hinlegen! Volle Deckung!
Mauder truck sück de Läufer over de Kopp un kreet
bittere Tranen. Bloot Oma satt noch pieleliek in de
Bögelstaule, sagg ut as’n Rauschegoldengel, vull mit
Lametta un Engelhaar. Hör Mann was 14-18 mit de
Kompanie in de Ardennen west un harr d’r faak van
vertellt un so mutt dat d’r west wesen. Ein
Zuckelaakugel knallde hör liek för de Kopp, mit de
Tunge slickerde seej de Nattegkeit up un see. Hm!
Kirschwasser! Un wat’n Jammer, dat Opa dat neit
mehr beleevt.
Vater war bei der Bundeswehr gewesen, lag jetzt
flach auf dem Boden und brüllte: Alles hinlegen!
Volle Deckung! Mutter zog sich den Läufer über den
Kopf und heute bittere Tränen. Nur Oma saß noch
kerzengerade im Lehnstuhl, sah aus wie ein
Rauschgoldengel, voll mit Lametta und Engelhaar.
Ihr Mann war 14-18 mit der Kompanie in den
Ardennen gewesen und hatte oft davon erzählt und
so muss es dort gewesen sein. Eine Schokoladen-
kugel knallte ihr genau vor den Kopf, mit der Zunge
schleckte sie die Feuchtigkeit auf und sagte: Hm!
Kirschwasser! Und welch ein Jammer, dass Opa das
nicht mehr erlebt.
Mit ein elendeg Kraken was’t miteins daan mit de
Dreiereej un o du fröhliche was uk stille. De
Wiehnachtsboom wuss neit wat heej sull un full heil
versichdeg um, van boven in de rode Heringssalat un
uk de Tuffelsalat was vull mit greune Nadels.
Doodstille was’t. Grootmauder stunn up, sagg ut, as
off seej van de Konfettiparade in New York kwamm,
un stappde mit de Lametta- un Engelshaargirlande
as ein Schleppe achter sück an, na hör Kamer. In de
Dör draihde seej sück um un see: Gaud, dat
Grootvader dat neit mehr beleevt hett!
Mit einem entsetzlichen Krachen war miteins
Schluss mit der Dreherei und O du fröhliche war
auch still. Der Weihnachtsbaum wusste nicht was er
sollte und fiel ganz vorsichtig um, von oben in den
roten Heringssalat und auch der Kartoffelsalat war
voll mit grünen Nadeln. Es war Totenstille.
Großmutter stand auf, sah aus, als ob sie von der
Konfettiparade in New York kam, und stapfte mit
der Lametta- und Engelshaargirlande wie eine
Schleppe hinter sich zu ihrem Zimmer. In der Tür
drehte sie sich um und sagte: Gut, dass Großvater
das nicht mehr erlebt hat!
Mauder ziesde na hör Mann: Hest ja fein henkregen,
dien grote Überraschung! Un de Kinder seen: Du,
Papa, das war echt cool. Machen wir das
Weihnachten immer so?
Mutter zischte zu ihrem Mann: Das hast du ja fein
hinbekommen, deine große Überraschung! Und die
Kinder sagten: Du, Papa, das war echt cool. Machen
wir das Weihnachten immer so?