Wiehnachten bi Oma Ida
Weihnachten bei Oma Ida
Hör Kindskinder seen van Oma Ida, ander Lü hebben
Tante tegen hör seggt un van enkelte Mensken
hörde man noch dat Woord Idamöike. Seej was
Wedefrou, harr dreej Kinder, tweej Junges un ein
Wicht. Hör Dochder was neit trout, man van de
Junges harr seej veier Grootkinder. Seej wohnde in
ein groot Huus un hier wull seej uk blieven, so lang,
„ bit seej mi mit de Beinen vörut tau de Vördör drut
dragen!“ Dat wassen hör Woorden.
Ihre Enkelkinder sagten (von) Oma Ida, andere
Leute sagten Tante zu ihr und von einzelnen
Menschen hörte man noch das Wort Idatante (sehr
alter Ausdruck, immer in Verbindung mit dem Vornamen). Sie
war Witwe, hatte drei Kinder, zwei Jungs und ein
Mädchen. Ihre Tochter war nicht verheiratet, aber
von den Jungs hatte sie vier Enkelkinder. Sie
wohnte in einem großen Haus und hier wollte sie
auch bleiben, so lange „bis sie mich mit den Beinen
voraus aus der Vordertür raus tragen!“ Das waren
ihre Worte.
Seej kunn heil leiv wesen un heil völ Kwaads satt d’r
neit achter. Man seej harr ein Art, waar seej ander
Lü mit vör de Kopp stöten kunn: seej was
allmachdeg skoon. De Huulbessen was alltied in de
Gang, Feil un Leerlappe harr seej futt bi Hand,
Stoffdauk un Sköddeldauk wassen in de Benaate.
„Un mit Water kleien, dat kann se“, harr hör Mann
alltied seggt. Fievdeg Emmer Water sleepde seej in
Vörjahrdag tau de Skummeltied na boven, up Böhn,
waar noit ein Menske hen kwamm. De Steinen in de
Achterköken mussen skrubbt waarden, bit seej an
glimmen wassen. Dat Paddje achtert Huus was alle
veier Weeke dran un - dat was dat Hoogste - de
Peeren- un Appelbooms harr seej uk bi de Kopp.
Sie konnte sehr lieb sein und sehr viel Böses saß
nicht dahinter. Aber sie hatte eine Art, mit der sie
andere Leute mit vor dem Kopf stoßen konnte: sie
war gewaltig (furchtbar) sauber. Der Staubsauger lief
immer (war immer im Gang), Scheuerlappen und
Lederlappen hatte sie immer griffbereit (sofort bei der
Hand), Stofftuch und Abwaschlappen waren in der
Nähe. „Und mit Wasser panschen, das kann sie“,
hatte ihr Mann immer gesagt. Fünfzig Eimer Wasser
schleppte sie im Frühjahr zur Putzzeit nach oben,
auf den Boden, wo nie ein Mensch hinkam. Die
Steine in der hinteren Küche mussten geschrubbt
werden, bis sie glitzerten. Der kleine Weg hinter
dem Haus war alle vier Wochen dran und - das war
das Höchste - die Birnen- und Apfelbäume hatte sie
auch beim Wickel (beim Kopf).
Kwamm d’r Beseuk binnen, keek seej alltied na de
Fauten, off de Lü gein Mudder an de Hacken harrn
un bi de Kleintjes satt Ida futt mit Sköddeldauk an
de Gang – over de Handen un dann in’t Gesicht. Ida
was skoon, man kunn van de Deele eten. Man seej
was uk alltied unrüsteg un bloot an fittjen.
Kam Besuch (nach innen), sah sie immer zu den
Füßen, ob die Leute keinen Matsch an den Hacken
hatten und bei den Kleinkindern war Ida gleich mit
dem Abwaschlappen zugange - über die Hände und
dann ins Gesicht. Ida war sauber, man konnte vom
Fußboden essen. Aber sie war auch immer unruhig
und nur am putzen.
Nu kwamm Wienachten un hör Kinder seen: Wi
komen bi di, dann musst du nei noch in Düstern na
Huus. Du hest uk ja ein grote Vörkamer, daar
hebben wi all mitnander Bott. Eten un Drinken
nehmen wi mit un uk ein grote Danneboom. Dat
waart wiss heil moij. Ida skoot de Klör ut: „Mien
Vorkamer? Daar sitt ik ja noit. Bin alltied bloot in de
Köken. Tiss uk völst tau kold in de grote Kamer!
Daar mutt ik uk erst hemmeln! Daar waart nix van!“
Nun kam Weihnachten und ihre Kinder sagten: Wir
kommen zu dir, dann musst du nicht im Dunkeln
nach Hause. Du hast ja ein großes Wohnzimmer
(vorderes Zimmer), da haben wir alle zusammen Platz.
Essen und Trinken nehmen wir mit und auch einen
großen Tannenbaum. Das wird bestimmt ganz
schön. Ida bekam Farbe im Gesicht (wörtlich: schoss die
Farbe aus): „Mein Wohnzimmer? Da sitze ich ja nie.
Bin nur immer in der Küche. Ist ja auch viel zu kalt
in dem großen Zimmer! Da muss ich erst putzen! Da
wird nichts von!“
Ida kunn proten as man wat, hör Kinder bleven
Baas: „Wi daun dat Wark! Bliev du moij dadelk in de
Köken sitten bi ein Koppke Tee.“ Hör beide Junges
mit de Swegerdochters, hör eigen Dochder van de
faste Walle un de Kindskinder: Wildemannsbaul in
hör eigen Huus! Stillkes gnees Ida binnenmunds:
Laat Wiehnachten gau vörbi wesen!
Ida konnte sprechen wie nur was, ihre Kinder
blieben standhaft (Baas - Chef, Oberhaupt):“Wir machen
die Arbeit! Bleib du schön gemütlich in der Küche
sitzen bei einer Tasse Tee“. Ihre beiden Jungs mit
den Schwiegertöchtern, ihre eigene Tochter vom
Festland und die Enkelkinder: Riesendurcheinander
(Chaos) in ihrem eigenen Haus! Still murmelte Ida
(gniesen - die Zähne fletschen, knirschen /binnenmunds - im
Mund): Lass Weihnachten schnell vorbei sein!
u kwamm de Heilige Avend. Wat moij, seen de
Kinder. Kiekes, de Lüttjen an’t spölen! Un de moje
Wiehnachtsboom! Eten un Drinken wall lecker.
Heerlek! Ida see nix.
Nun kam der Heilige Abend. Wie schön, sagten die
Kinder. Guck, die Kleinen am spielen. Und der
schöne Weihnachtsbaum! Essen und Trinken sehr
lecker. Herrlich! Ida sagte nichts.
De Kinderkes wassen gau möij un Ida was uk an’t
gaapen. Tiss ja laat in de Tied. Nu gahn wi ankerup.
Moij was dat bi di, Mauder!
Die Kinder waren schnell müde und Ida gähnte. Es
ist ja spät in der Zeit. Nun gehen wir los (Anker auf).
Schön war es bei dir, Mutter!
De Lü wassen haast noch neit tau de Dör ut, daar
fung Ida an tau uprümen. „Wat sall dat nu dann,
Mauder?“ fragde de Dochder, dej alläne over bleven
was. „Ik will hier skoon Lei maken, anders koom ik
neit in de Slaap. “ was Ida an’t franten. „Weg mit de
Kugels un dat Lamettabaultje van de
Wiehnachtsboom. Mörgen smitt dat Dingereis de
Nadels off un ik sitt d’r mit!“
Die Leute waren noch nicht ganz aus der Tür raus,
da fing Ida an aufzuräumen. „Was soll das jetzt,
Mutter?“ fragte die Tochter, die alleine übrig
geblieben war. „Ich will hier alles sauber haben,
sonst komme ich nicht in den Schlaf“ (Lei ist
ursprünglich eine Schiefertafel) mäkelte Ida. „Weg mit den
Kugeln und dem Lamettazeug von dem Weihnachts-
baum. Morgen wirft das Ding die Nadeln ab und ich
sitze damit!“
Dat dürde ein kaart Settje un de Wiehnachtsboom
stunn nakend un kahl in de Kamer. Keersen, Kugels
un all dat ander moje Biwark wassen süwer in
Kartons packt. Dat Fenster kwamm open, Ida smeet
de Boom mit ein hoge Boge drut, Huulbessen d’r her,
all was weer skoon un best up Stee. Ida was
taufreede. Wiehnachten was vörbi.
Das dauerte nur eine kurze Zeit und der
Weihnachtsbaum stand nackend und kahl im
Zimmer. Kerzen, Kugeln und das andere schöne
Beiwerk waren sauber in Kartons verpackt. Das
Fenster kam auf, Ida warf den Baum mit einem
hohen Bogen raus, Staubsauger her, alles war
wieder sauber und bestens in Ordnung. Ida war
zufrieden. Weihnachten war vorbei.
Moje Karsttied, ein freeleke Overgang in ein gesund
neej Jahr.
Schöne Weihnachten, (alter Ausdruck - Christzeit), ein
friedlicher Übergang in ein gesundes neues Jahr.