Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Der folgende plattdeutsche Beitrag erzählt die alte Tante Geertje den Kindern aus ihrer eigenen Jugendzeit.
Wiehnachten in olde Tieden Wiehnachten in olde Tieden
Wiehnachten in olde Tieden
Weihnachten in alten Zeiten
Oll Geertjemöij satt in hör lüttje Kamerke achter de Gardine tau kukeluren. Waar blieven seej blot , dej Lüttjen ut de Nahberskup, dej off un tau bi hör inkeken. Daar bin seej, nümeg antaukieken un nett so flügg un kregel as alltied. Upstünd wassen de Junges un Wichterkes freewat updreiht. Weihnachten stunn vör de Dör un seej wassen an’t siemeleiern, wat de Wiehnachtsmann hör wall brengen de.
Die alte Tante Geertje saß in ihrem kleinen Zimmer hinter der Gardine zu lauern. Wo bleiben sie nur, die Kleinen aus der Nachbarschaft, die ab und zu bei ihr reinguckten. Da sind sie, niedlich anzusehen und wie immer frisch und lebendig. Zur Zeit waren die Jungs und Mädchen wie aufgedreht. Weihnachten stand vor der Tür und sie überlegten, was der Weihnachtsmann ihnen wohl bringen würde.
Geerjemöike vertellde van frauger, ut hör eigen Jögd un de Kinderkes wassen heil staff, dat in hör Oldenhuus gein grote Wiehnachtsboom west was. Seker was uk Karke an disse Dagen un up de Tavel kwamm wat Leckers tau eten un drinken un de Mannlü mussen neit na’t Wark, bloot dat Veeh bedaun, man Gaven för de Lüttjen, dej harr de Klaasohm all up de Teller leggt.
Tante Geertje erzählte von früher, aus ihren eigenen Jugend und die Kinderchen waren sehr erstaunt, dass in ihrem Elternhaus kein Weihnachtsbaum gewesen war. Natürlich war Gottesdienst an diesen Tagen und auf dem Tisch kam etwas Leckeres zu essen und trinken und die Männer mußten nicht zur Arbeit, nur das Vieh versorgen, aber Gaben für die Kleinen, die hatte der Klaasohm auf den Teller gelegt.
De Kinderkes keken mit grote Ogen. Gein Wiehnachtsboom, gein Presenten, wat was dat för ein naare Tied west. Geertjemöike smüsterlachde. Na so’n bitje wat harr hör Mauder doch för hör un Breuers un Süsters over. Ein paar sülvst gebreide Hosen, vandage seggt man Strümpen, ein Stückje Sünderklaasgaud off Pepernöten, man dat was ruugweg all. Dej olde Nahbers neit vergeten un Swien un Kau un Peerd in de Stalle, un dann satt de heile Familie rund um de Kökentavel tau singen un Gedichten upseggen.
Die Kinderchen guckten mit großen Augen. Kein Weihnachtsbaum, keine Geschenke, was war das für eine armselige Zeit gewesen. Tante Geertje schmunzelte. Ein wenig hatte ihre Mutter doch für die Brüder und Schwestern über gehabt. Ein paar selbstgestrickte „Hosen“, heute sagt man Strümpfe, ein Stückchen Spekulatius oder Pfeffernüsse, das war fast alles. Die alten Nachbarn nicht vergessen und das Schwein und die Kuh und das Pferd im Stall und dann saß die ganze Familie rund um den Küchentisch zu singen und Gedichte aufzusagen.
„Wenn Karst-Tied is (dat is dat olde Woord för Wiehnachten), dann slachten wi uns Swien, dann braa ik mi de Muus up d’ Tang.
„Wenn Weihnachten ist, dann schlachten wir unser Schwein, dann brat ich mir die Maus auf der Zange (Muuske ist ein Muskel aus dem Schulterblatt des Schweins. Gebratene „Muuskes“ lieben die Kinder besonders am Schlachtfest).
De erste Wurst is mien.“
Die erste Wurst ist mein.“
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
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