Wiehnachten in olde Tieden
Weihnachten in alten Zeiten
Oll Geertjemöij satt in hör lüttje Kamerke achter de
Gardine tau kukeluren. Waar blieven seej blot , dej
Lüttjen ut de Nahberskup, dej off un tau bi hör
inkeken. Daar bin seej, nümeg antaukieken un nett
so flügg un kregel as alltied. Upstünd wassen de
Junges un Wichterkes freewat updreiht.
Weihnachten stunn vör de Dör un seej wassen an’t
siemeleiern, wat de Wiehnachtsmann hör wall
brengen de.
Die alte Tante Geertje saß in ihrem kleinen Zimmer
hinter der Gardine zu lauern. Wo bleiben sie nur, die
Kleinen aus der Nachbarschaft, die ab und zu bei ihr
reinguckten. Da sind sie, niedlich anzusehen und
wie immer frisch und lebendig. Zur Zeit waren die
Jungs und Mädchen wie aufgedreht. Weihnachten
stand vor der Tür und sie überlegten, was der
Weihnachtsmann ihnen wohl bringen würde.
Geerjemöike vertellde van frauger, ut hör eigen Jögd
un de Kinderkes wassen heil staff, dat in hör
Oldenhuus gein grote Wiehnachtsboom west was.
Seker was uk Karke an disse Dagen un up de Tavel
kwamm wat Leckers tau eten un drinken un de
Mannlü mussen neit na’t Wark, bloot dat Veeh
bedaun, man Gaven för de Lüttjen, dej harr de
Klaasohm all up de Teller leggt.
Tante Geertje erzählte von früher, aus ihren
eigenen Jugend und die Kinderchen waren sehr
erstaunt, dass in ihrem Elternhaus kein
Weihnachtsbaum gewesen war. Natürlich war
Gottesdienst an diesen Tagen und auf dem Tisch
kam etwas Leckeres zu essen und trinken und die
Männer mußten nicht zur Arbeit, nur das Vieh
versorgen, aber Gaben für die Kleinen, die hatte der
Klaasohm auf den Teller gelegt.
De Kinderkes keken mit grote Ogen. Gein
Wiehnachtsboom, gein Presenten, wat was dat för
ein naare Tied west. Geertjemöike smüsterlachde.
Na so’n bitje wat harr hör Mauder doch för hör un
Breuers un Süsters over. Ein paar sülvst gebreide
Hosen, vandage seggt man Strümpen, ein Stückje
Sünderklaasgaud off Pepernöten, man dat was
ruugweg all. Dej olde Nahbers neit vergeten un
Swien un Kau un Peerd in de Stalle, un dann satt de
heile Familie rund um de Kökentavel tau singen un
Gedichten upseggen.
Die Kinderchen guckten mit großen Augen. Kein
Weihnachtsbaum, keine Geschenke, was war das
für eine armselige Zeit gewesen. Tante Geertje
schmunzelte. Ein wenig hatte ihre Mutter doch für
die Brüder und Schwestern über gehabt. Ein paar
selbstgestrickte „Hosen“, heute sagt man Strümpfe,
ein Stückchen Spekulatius oder Pfeffernüsse, das
war fast alles. Die alten Nachbarn nicht vergessen
und das Schwein und die Kuh und das Pferd im Stall
und dann saß die ganze Familie rund um den
Küchentisch zu singen und Gedichte aufzusagen.
„Wenn Karst-Tied is (dat is dat olde Woord för
Wiehnachten), dann slachten wi uns Swien, dann
braa ik mi de Muus up d’ Tang.
„Wenn Weihnachten ist, dann schlachten wir unser
Schwein, dann brat ich mir die Maus auf der Zange
(Muuske ist ein Muskel aus dem Schulterblatt des Schweins.
Gebratene „Muuskes“ lieben die Kinder besonders am
Schlachtfest).
De erste Wurst is mien.“
Die erste Wurst ist mein.“