Klootskeiten
Klootschießen
Dat de Roomsken vör 2.000 Jahren uk in unse
Kuntrei wassen, dat weiten vandage neit bloot
klauge Lü, dat steiht haast in elke Geschichtsbauk.
Un dat seej over dat mindermachdege Volk an de
Küste andaale keken, dat hebben seej in hör
Skrievereejen uk fastholden. Dej leven up Warften,
supen Moorwater un freten dröge Fiss un hebben
gein Kultür, so hett Tacitus vertellt.
Dass die Römer vor 2000 Jahren in unserem Gebiet
waren, das wissen heute nicht nur kluge Leute, das
steht fast in jedem Geschichtsbuch. Und das sie auf
das minderwertige Volk an der Küste herunter
sahen, das haben sie in ihren Unterlagen auch
festgehalten. Die leben auf Warften, saufen
Moorwasser und fressen getrockneten Fisch und
haben keine Kultur, so hat Tacitus erzählt.
Dat de Freisen neit beduust wassen over de
Frömden mit hör lüttje Rockjes an un mit blode
Beinen, kann man wall begriepen. Mit Förken un
Sseisen bin seej tegenan gahn, man de Roomsken
harrn hör under. De stollte Freisen gaffen neit na un
hebben sück wat utdocht. Mudder un Klei is d’r ruum
un as man van dat Mengsel lüttje Kugelkes makt,
bin dej in ein kaart Sett spiekerhart. Un as man mit
so’n Dingereis smitt un rakt tegen’t Bein off in de
Rügge van ein Menske, deit dat wiss sehr. Kiek, un
mit sückse Kugels hebben seej de Roomsken
begallert. Aber neit so dicht d’r bi wesen, wiet weg
stahn, anders hebben seej di futt tau packen un dat
seej di verwamsen, is dat Minnste, wat du
verwachten kannt. So kwammen de Freisen d’r
achter, dat man gaud smieten mutt.
Dass die Friesen nicht begeistert waren über die
Fremden mit ihren kleinen Röckchen an und (den)
bloßen Beinen, kann man wohl begreifen. Mit For-
ken und Sensen sind sie dagegen angegangen, aber
die Römer hatten sie unter (in ihrer Gewalt). Die stol-
zen Friesen gaben nicht nach und haben sich etwas
ausgedacht. Matsch und Klei ist reichlich da und
wenn man von der Mischung (Teig) kleine Kügelchen
macht, sind die in kurzer Zeit steinhart (hart wie ein
Nagel). Und wenn man mit so einem Ding wirft und
trifft gegen das Bein oder den Rücken von einem
Menschen, dann tut das bestimmt weh. Guck, und
mit diesen Kugeln haben sie die Römer angegriffen.
Aber nicht so nah dabei sein, weit weg stehen,
sonst haben sie dich gleich zu packen und dass sie
dich verhauen, ist das Wenigste, was du erwarten
kannst. So kamen die Friesen dahinter, dass man
gut werfen muss.
Mit disse Kluten ut Klei hebben seej de Roomsken
düchdeg kujeneiert.un dej hebben uk ja naderhand
de Kopp intrucken un bin weer na Huus stappt. Un
de Freisen, heil besünders de Oostfreisen, harr an
dat Smieten mit de Kleikugels so’n Aregkeit, dat seej
neit mehr sünder kunnen. Seej neumden hör Klooten
un kwammen gau d’r achter, dat so’n Ding ut
Pockholt noch völ beter is. Kiek, so hett sück de
Tradition holden bit vandage un dat Klootskeiters
noch neit bi de olympische Spölen bin, will eine neit
in de Verstand.
Mit diesen Klumpen aus Schlamm haben sie die
Römer ordentlich geärgert und die haben ja auch
später den Kopf eingezogen und sind wieder nach
Hause gestapft. Und die Friesen, ganz besonders die
Ostfriesen, hatten an dem Werfen mit den Kleiku-
geln so eine Freude, dass sie nicht mehr ohne sein
konnten. Sie nannten sie Klooten und kamen schnell
dahinter, dass so ein Ding aus Pockholz (Guajakaholz)
noch viel besser ist. Guck, so hat sich die Tradition
gehalten bis heute und das die Klootschießer noch
nicht bei den olympischen Spielen sind, kann man
nicht begreifen (will nicht in den Verstand).
Wenn de fieleneg kolde Wind over’t platte Land
weiht, dann warmt ein lüttje Söpke van binnen un
buten. Un wenn Kloot an Kloot binander stöten, gefft
uk eine. Un dej verloren hebben, mutten eine
utgeven. Bi Lü, dej mit de glujende Jenever neit
umgahn könen, kann dat wall mal utaarden. Unse
Fürst Georg Albrecht hett 1731 dat Klootskeiten
verboden:
Wenn der fiese kalte Wind über das platte Land
weht, dann wärmt ein kleiner Schnaps von innen
und außen. Und wenn Kloot an Kloot zusammen-
stoßen, gibt es auch einen. Und die verloren haben,
müssen einen ausgeben. Bei Leuten, die mit dem
glühend heißen (hochprozentigen) Genever nicht
umgehen können, kann das auch mal ausufern.
Unser Fürst Georg Albrecht hat 1731 das
Klootschießen verboten:
“Nachdem des die Erfahrung bezeuget, daß bey dem
sogenannten Klothschießen, das um Geld, Bier und
andere Getränke angestellt wird, oder auch wozu die
Nachbarschaften, ja wol gantze Gemeinen und
Dörffer sich gegen einander ausfordern und
aufbiethen, vielerley Unordnungen mit Saufen,
Fressen, Schelten, greulichen Fluchen und schweren
Schlagen und Verwunden und anderen groben
Aergernis frommer Leute ...”
“Nachdem des die Erfahrung bezeuget, daß bey dem
sogenannten Klothschießen, das um Geld, Bier und
andere Getränke angestellt wird, oder auch wozu
die Nachbarschaften, ja wol gantze Geimeinen und
Dörffer sich gegen einander ausfordern und
aufbiethen, vielerley Unordnungen mit Saufen,
Fressen, Schelten, greulichen Fluchen und schweren
Schlagen und Verwunden und anderen groben
Aergernis frommer Leute ...”
Fürst Georg Albrecht is d’r neit mehr! De
Klootskeiters wall!
Fürst Georg Albrecht ist nicht mehr! Die
Klootschießer wohl!