Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883
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Im folgenden plattdeutschen Beitrag erfahren Sie, wie die Sorge eines ertrunkenen Seemanns nicht nur ihn selbst, sondern auch Onkel Frerk nicht zur Ruhe kommen ließen.
De Drinkeldode De Drinkeldode
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
Sprachausgabe des plattdeutschen Textes!
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De Drinkeldode
Der Ertrunkene
Dat hett s'mals ein Tied geven, waar dat kein Fernseher (Kiekkische) off Radio (Babbelkiste) gaff.
Es gab eine Zeit, wo es keinen Fernseher oder Radio gab.
De Lü satten s'avends in Tweejdüstern - de Stünden tüsken Dag un Nacht - binander un vertellten. De Kaujen wassen mulken, harrn hör Fauer hatt un uk um dat ander Veeh harr man docht. Vader satt in de Bögelstaule, in't Hörn bi't Füür, Mauder satt an de Tavel tau breijen. De Naber was d'r uk un up de Deele spölten de Kinder un wassen an't lüstern, wat de Olden vertellten, van fraugere Tieden, van Mensken, dej d'r all lang neit mehr wassen up disse Wereld.
Die Leute saßen des Abends in der Dämmerung - die Zeit zwischen Tag und Nacht - zusammen und erzählten. Die Kühe waren gemolken, hatten ihr Futter gehabt und auch das andere Vieh war versorgt. Vater saß im Lehnstuhl, in der Ecke beim Feuer, Mutter saß am Tisch und strickte. Der Nachbar war auch da und auf dem Fußboden spielten die Kinder und lauschten, was die Alten erzählten, von früheren Zeiten, von Menschen die schon lange nicht mehr auf dieser Welt waren.
Dat neumde man "Füürprootje", de Rubbejager Herman Akkermann see van "Büürprootje", dat sull van "Büürman" komen, ein old Woord för Naber.
Das nannte man "Feuergespräch" (Gespräch am Feuer), der Seehundsjäger Herman Akkermann sagte "Büürprootje", das soll von "Büürman" kommen, ein altes (plattdeutsches) Wort für Nachbar.
Un Vader kunn vertellen: In de Karkstrate hett ein Paar wohnt, Freerk Olfers un sien Frou Antje, neumt Freerk-Ohm un Antje-Möij.
Der Vater konnte erzählen: in der Kirchstraße hat ein Paar gewohnt, Frerk Olfers und seine Frau Antje, genannt "Frerk-Onkel" und "Antje-Tante".
Hör Huusdör stunn alltied open un dat wussen uk junge Mannlü, dej van Seej kwammen. Hier wassen seej alltied willkomen.
Die Haustür stand immer auf und das wussten auch die jungen Männer, die von See kamen. Hier waren sie immer willkommen.
Antje-Möij harr Puderzuckerlaa kokt un Kaukjes un ander Gaud tau slickern stunn uk up Tavel.
Tante Antje hatte Kakao gekocht und Kekse und anderes Gut zum naschen stand auf dem Tisch.
Freerk-Ohm harr vör Jahr un Dag an de Strandskante ein Drinkeldode funnen. In de Jäckert was Geld west, dat hett Freerk-Ohm an sück nomen un dej Dode kwamm up Drinkeldodenkarkhoff tau liggen.
Onkel Frerk hatte vor vielen Jahren (vor Jahr und Tag) am Strand einen Ertrunkenen gefunden. In der Jacke war Geld gewesen, das hatte Onkel Frerk an sich genommen und der Tote kam auf dem Friedhof für auf See Ertrunkene. (zum liegen)
Weeken later was miteins de Achterdör open gahn un well stunn daar: de Drinkeldode! Un keek Freerk- Ohm an! Mit groote Ogen! See nix! Dat dürde ein Sett un dann was heej weer weg. Ein paar Dagen later stunn heej d'r weer. Keek un see nix. Un dann kwamm heej noch mal weer.
Wochen später war plötzlich die Hintertür aufgegangen und wer stand da: der Ertrunkene! Und guckte Onkel Frerk an! Mit großen Augen! Sagte nichts! Das dauerte eine Zeit und dann war er wieder weg. Ein paar Tage später stand er wieder da. Guckte und sagte nichts. Und dann kam er noch einmal.
Freerk-Ohm hett Pastoor Billker haalt un dej is uk gau komen un as dej Dode d'r weer was, na sien Begehr fragt.
Onkel Frerk hat Pastor Billker geholt und der ist auch schnell gekommen und als der Tote wieder da war, nach seinem Begehr gefragt.
Un dej harr hum vertellt, dat seej arme Lü wassen un elke Penning nödeg harrn. Un Frerk-Ohm hett verproot, dat heej dat Geld, wat heej ut de Jäckert nomen harr, na de Wedefrou tau stüren.
Und dann hat dieser erzählt, dass sie arme Leute wären und jeden Pfennig nötig hatten. Und Onkel Frerk hat versprochen, dass er das Geld, was er aus der Jacke genommen hatte, der Witwe zu schicken.
As de Drinkeldode dat hörde, hett heej de Domine de Hand geven wullt, man Pastoor Billker hett hum sien Snöttdauk henholden un dat harr miteins in de Brand stahn.
Als der Ertrunkene das hörte, hat er dem Pastoren (Domine - alter Ausdruck für reformierten Priester) die Hand geben wollen, aber Pastor Billker hat sein Taschentuch hingehalten und das hat plötzlich gebrannt (in Brand gestanden).
De Dode is noit weerkomen. Heej harr Rüst un Freerk-Ohm uk.
Der Tote ist nie wiedergekommen. Er hatte Ruhe und Onkel Frerk auch.
Dit Vertellsel kunn up Börkum elk un ein un Derk Teerling-Dykmann un Geerd Bakker hebben dat in hör Bauken fastholden.
Diese Erzählung kennt jeder auf Borkum und Derk Teerling-Dykmann und Geerd Bakker haben es in ihren Büchern festgehalten.
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