Armrieksdobbe
Arm und Reich Wasserloch
Sagen ut Oostfreisland
Sagen aus Ostfriesland
Oostfreisland is neit heil groot, hett uk neit völ
Bargen, man völ Water drumtau un uk up't Land. Un
dej Mensken, dej hier leven, könen völ vertellen. Van
olde Tieden, van frauger.
Ostfriesland ist nicht sehr groß, hat auch nicht viele
Berge, aber viel Wasser drumherum und auch auf
dem Land. Und die Menschen, die hier leben,
können viel erzählen. Von alten Zeiten, von früher.
In Holtland, in de Benaate van Brinkum, liggt ein
Dobbe mit völ Walter un Struuken. Hier sull vör Jahr
un Dag ein Möhle stahn hebben. De Müller was
düchdeg riek, man skovel tegenover de Mensken un
de Glowe an uns Heergott stunn neit bovenan. Un
tegenover de Pestoor harr heej bloot malle
Woorden. Over sien Deele kwamm kein Sand as bi
ander Buren, heej hett Mehl nohmen.
In Holtland, in der Nähe von Brinkum, liegt ein
Teich mit viel Wasser und Sträucher. Hier soll vor
vielen Jahren (vor Jahr und Tag) ein Mühle gestanden
haben. Der Müller war sehr reich, aber bösartig
gegenüber den Menschen und der Glaube an
unseren Herrgott stand nicht weit oben. Und
gegenüber dem Pastoren hatte er nur schlechte
Worte. Auf seiner Diele kam kein Sand wie bei
anderen Bauern, er hat Mehl genommen.
Dann hett heej de Pestoor komen laten, umdat sien
Mauder doodkrank was un de Heergott sien Segen
hebben wull. As de Domine kwamm, funn heej in't
Bedde ein dick Swien, antrucken mit Froulükleier.
Dann hat er den Pastoren kommen lassen, weil
seine Mutter sterbenskrank war und den Segen des
Herrgottes haben wollte. Als der Pastor (Domine - alter
Ausdruck) kam, fand er im Bett ein dickes Schwein,
angezogen mit Frauenkleidern.
De Pestoor was ut Stür un wuss neit, wat heej
seggen sull. Man de Müller hett hum piert, dat heej
sien Fliet daun sull. Daar sagg de Pestoor, dat ut de
Füürstee ein Aal vandag kwamm. Dej hett de leiwe
Gott stürt un dat löppt miss in dit Huus. Heej is so
gau as heej kunn, weg loopen un kiek: achter hum is
de Möhle binander fallen un in de Grund sackt. Uk de
Müller hett sück up sien Peerd smeten un wull gau
wiet weg rieden, man de Grund under hum was weik
mit völ Water un de Müller un sien Peerd bin drin
versopen.
Der Pastor war fassungslos und wusste nicht, was
er sagen sollte. Aber der Müller hat ihm zugesetzt
und geärgert, dass er seine Pflicht tun solle. Da sah
der Pastor, dass aus der Feuerstelle ein Aal hervor
kroch. Den hat der liebe Gott geschickt und alles
läuft falsch in diesem Haus. Er ist so schnell er
konnte, davon gelaufen und siehe: hinter ihm ist die
Mühle zusammen gefallen und in der Erde
versunken. Auch der Müller hat sich auf sein Pferd
geworfen und wollte schnell davon reiten, aber die
Erde unter ihm war weich mit viel Wasser und der
Müller und sein Pferd sind darin ertrunken.
An disse Stee was van nu an ein Waterdobbe un de
Nabers hebben hum "Armrieksdobbe" neumt. Jahren
later is ein Knecht van sien Buur na ein Tune in de
Benaate stürt waarden, um Schiete drover tau
ströijen un heej funn an disse Stee verskeiden
Slangen.
Heej hett mit de Meseförke drup houen un ein Deil
van de Slangen is an de Meseförke hangen bleven.
Up de Tune hett heej de Förke in de Grund sett un
ein bitje later, as heej sien Wark klar harr, funn heej
daran ein lange golden Kette.
An dieser Stelle war von dieser Zeit an ein Wasser-
loch und die Nachbarn haben es "Arm und Reich
Wasserloch" genannt. Jahre später ist ein Knecht
von seinem Bauer zu einen Garten in der Nähe ge-
schickt worden, um Rinderdung darüber zu streuen
und er fand an dieser Stelle verschiedene Schlan-
gen.
Er hat mit der Mistgabel drauf gehauen und ein Teil
der Schlangen ist an der Mistgabel hängen geblie-
ben. Auf dem Garten hat er die Gabel in die Erde
gehauen und wenig später, als er seine Arbeit
erledigt hatte, fand er daran ein lange goldene
Kette.
Siet dej Tied seggen de Lü van Holtland, dat in de
Dobbe wiss noch ein grote Riekdom liggt. Man
funnen hett man bit vandage noch kein Stückje
Sülwer off Gold.
Seit dieser Zeit sagen die Leute von Holtland, dass
in dem Wasserloch bestimmt noch ein großer
Reichtum liegt. Aber gefunden hat man bis heute
noch kein Stückchen Silber oder Gold.