De Eerdmanntjes
Die Erdmännchen
Seej seihn ut as lüttje Mensken. Seej hebben ein
allemachdeg grote Kopp mit völ Haaren drumtau,
lange Arms, dünne un krumme Beinen, man seej bin
uk allemachdeg krachdeg. Meisttied hebben seej ein
kaarte rode Jäckert an un ein greune Büx, up de
Kopp ein rode off witte Troddelmütze un alltied in de
Büxentaske ein lüttjet Mess.
Sie sehen aus wie kleine Menschen. Sie haben einen
gewaltig großen Kopf mit viel Haaren drumherum,
lange Arme, dünne und krumme Beine, aber sie
sind auch gewaltig kräftig. Meistens haben sie eine
kurze rote Jacke an und eine grüne Hose, auf dem
Kopf eine rote oder weiße Troddelmütze und immer
in der Hosentasche ein kleines Messer.
Hör Tauhuus is under lüttje Höchten off under ein
Steinbüllte. S'nachts komen seej vandag, um buten
tau spölen un tau danzen. Bi vulle Maane kummt de
Waske na buten, um tau drögen. Is de Winter lang
un kolld, sücht man hör faak up Iis tau sköveln bit in
de frauge Mörgen.
Ihr Zuhause ist unter kleinen Erhöhungen oder
unter einem Steinhügel. In der Nacht kommen sie
hervor, um draußen zu spielen und zu tanzen. Bei
Vollmond kommt die Wäsche nach draußen, um zu
trocknen, ist der Winter lang und kalt, sieht man sie
auch oft auf dem Eis Schlittschuh laufen bis in den
frühen Morgen.
Satt ein Menske in de Kniep, was ziek off benaut,
kunn heej na de Plytenbarg bi Leier gahn, dreejmal
de Kopp un Liev na beneden daun un raupen:
"Eerdmanntje, Eerdmanntje, help mi! Kumm na mien
Huus, ik bee di!" Dann kwammen dej Lüttjen heil
wiss, hulpen de Mensken ut de Nood, hebben Froulü,
Mannlü un Veeh weer gesund makt.
Saß ein Mensch in der Bredouille, war krank oder
ängstlich, konnte er zum Plytenberg bei Leer gehen,
dreimal den Kopf und Leib nach unten tun und
rufen: " Eerdmanntje, Eerdmanntje, hilf mir! Komm
zu meinem Haus, ich bitte dich!" Dann kamen die
Kleinen ganz bestimmt, halfen den Menschen aus
der Not, haben Frauen, Männer und Vieh wieder
gesund gemacht.
Nu fragen ji Menskenkinder heil wiss: waar bin de
Eerdmanntjes vandage? Man kunn hör seker noch
faak bruken in disse malle Tieden!
Nun fragt ihr Menschenkinder ganz bestimmt: wo
sind die Erdmännchen heutzutage? Man könnte sie
sicher noch oft gebrauchen in diesen schrecklichen
Zeiten!
Warum de Eerdmanntjes neit mehr in unse Benaate
bin, dat kwamm so: Vör Jahr un Dag leevde in de
Benaate van de Plytenbarg ein gitzege Buur. De Lü
neumden hum Klaas Knieptang .
Warum die Erdmännchen nicht mehr in unserer
Nähe sind, das kam so. Vor vielen Jahren (vor Jahr und
Tag) lebte in der Nähe des Plytenberges ein geiziger
Bauer. Die Leute nannten ihn Klaas Kneifzange.
Ut de Eems hett heej ein Fiss druthaalt, dej glimmde
van Gold un Sülver. Un de Fiss kunn proten:
Aus der Ems hat er einen Fisch rausgeholt, der
glitzerte von Gold und Silber. Und der Fisch konnte
sprechen.
Wenn de Buur hum freejlaten dee, wull heej hum
verraden, waar de grote Riekdoom van Könek
Radbod lagg. Heej brukde bloot de Slötels un de
Fock van de Könek van de Eerdmanntjes an sück
rieten.
Wenn der Bauer ihn freiließ, würde er ihm verraten,
wo der große Reichtum von König Radbod lag. Er
brauchte nur die Schlüssel und die Brille des Königs
von den Erdmännchen an sich reißen.
De Buur hett seggt, heej harr ein sware Krankte un
de Könek van de Eerdmanntjes um Hülpe raupen.
Daar hett heej sück up de Luur leggt, de lüttje
Keerlke grepen un hum vermoord. Achteran hett
heej hum de Slötel un de Fock offnomen.
Der Bauer hat gesagt, er hätte eine schwere
Krankheit und den König von den Erdmännchen zur
Hilfe gerufen. Dort hat er sich auf die Lauer gelegt,
das kleine Kerlchen gegriffen und ihn ermordet.
Hinterher hat er ihm die Schlüssel und die Brille
abgenommen.
De Eerdmanntjes hebben lang up hör Könek luurt,
man heej kwamm neit weer.
Die Erdmännchen haben lange auf ihren König
gewartet (gelauert), aber er kam nicht wieder.
De Buur hett de Riekdoom funden un up sien
Peerdewagen packt. Dann in vulle Fahrt up Huus an.
Man kaart vör ein Brügg kwammen de Waterkeerls
ut de Deipte un hebben de Peerden verschrikkt. De
Buur kunn sien Gespann neit holden.
Der Bauer hat den Reichtum gefunden und auf
seinen Pferdewagen gepackt. Dann in voller Fahrt
nach Haus. Aber kurz vor einer Brücke kamen die
Wasserkerle aus der Tiefe und haben die Pferde
erschreckt. Der Bauer konnte sein Gespann nicht
halten.
All mitnander - de Buur, sien Peerden un dat heile
Gold un Sülver - bin in't Water undergahn.
Alle zusammen - der Bauer, seine Pferde und das
ganze Gold und Silber - sind im Wasser
untergegangen.
Hau is't in de Wereld mögelk? Wat könen enkelde,
kwade un lelke Lü, Dwarskoppen un Tegenkravers
uk all verneilen.
Wie ist es in der Welt möglich? Was können
einzelne böse Leute, Querköpfe und Querulanten
alles zunichte machen (kaputt machen).