Auszug aus dem “Nordseebäder Fahrplan 1911” der Hamburg-Amerika-Linie
Der Verkehr zwischen Hamburg und den deutschen Nordseebädern wird auch in
diesem Jahr durch die Schnelldampfer “Kaiser” (Turbinenschraubenschiff),
“Cobra” (Raddampfer), “Prinzessin Heinrich” (Raddampfer) und “Silvana”
(Doppelschraubendampfer) bedient werden. Alle vier Dampfer sind durch ihre
Eleganz und Schnelligkeit vorteilhaft bekannt. Sie sind mit vornehmen Speise-,
Damen- und Rauchsalons, geräumigen Promenadendecks, “Kaiser” und “Cobra”
auch mit behaglichen Kabinen ausgestattet und entsprechen überhaupt allen
Anforderungen, die man an moderne, erstklassige Seeschiffe stellt. Der beliebte
Dampfer “Cobra” wurde im vorigen Jahr einem durchgreifenden Neu- und Umbau
unterzogen, wodurch er nahezu die Schnelligkeit des “Kaisers” bei unverändert
ruhiger Gangart erreicht hat. Die “Prinzessin Heinrich” ist im vorigen Jahr
ebenfalls umgebaut und dabei mit Schlingertanks versehen worden, die auf die
Erreichung einer ruhigeren und schnelleren Fahrt abzielen und sich vorzüglich
bewährt haben. Dampfer “Silvana” ist nach wie vor mit dem Schlicksen Kreisel
ausgerüstet.
...... An dieser Stelle sei auch auf die am 2., 9. Juli, 6. August und 9. September in
Aussicht genommenen direkten Fahrten Helgoland-Borkum und zurück
aufmerksam gemacht, für ....
Die Aufnahme entstand spätestens 1901 und zeigt das Dampfschiff “Cobra” beim
Ablegemanöver am “Neuen Hafen” von Cuxhaven.
Der Raddampfer “Cobra” um 1910. Dieses Schiff hatte eine Passagierkapazität von
1500 Personen.
Der Seitenraddampfer “COBRA” fuhr bis 1921 im Seebäderdienst. Die Reiseroute
verlief im Allgemeinen von Hamburg über Cuxhaven nach Helgoland. Die
Weiterreise erfolgte in den meisten Fällen mit dem Dampfer “Prinzessin Heinrich”
nach Norderney und von dort aus mit Schiffen der AG-Ems nach Borkum.
Der Salon-Schnelldampfer “Prinzessin Heinrich” vor der Nordseeinsel Helgoland.
Das ca. 76 m lange und ca. 8,20 m breite Schiff wurde 1896 auf der Werft Blohm
und Voss in Hamburg für die Ballin Dampschiff-Reederei Gesellschaft gebaut. Der
Dampfer war für 540 Passagiere ausgelegt und erreichte mit seinen beiden
Seitenrädern eine Geschwindigkeit von ca. 14 Knoten.
Im Sommer des Jahres 1923 wurde das Schiff zum Abwracken verkauft.
Der 1926 auf der Vulkan-Werft in Stettin gebaute Turbinendampfer “COBRA (II)”
wurde ebenfalls im Seebäderdienst zwischen Hamburg, Cuxhaven, Helgoland und
auch Sylt eingesetzt. Das moderne Schiff hatte eine Passagierkapazität von 1850
Personen.
In der Kriegszeit wurde das Schiff als Hilfsminenleger eingesetzt und 1942 bei
einem Luftangriff auf eine niederländische Werft versenkt.
Der Doppelschraubendampfer Silvana war eines der wenigen Schiffe (Seebär,
Silvana, Lochiel ), die zu Testzwecken mit einem Schlickerschen Schiffskreisel
ausgestattet waren. Dieser steuerte elektrohydraulisch Schlingertanks und
Stabilisierungsflossen und diente somit zur Dämpfung der bei Seegang
auftretenden Schlinger-, Roll- und Stampfbewegungen. Der Schwungring des
Schiffskreisels hatte einen Durchmesser von 1,6 m, ein Gewicht von ca. 5100 kg
und wurde mit ca. 1800 U/min betrieben.
Auf dem Dampfer Silvana wurden in der Zeit von 1899 bis 1900 Funkversuche von
einem Mitarbeiter von Ferdinand Braun (Braunschen Röhre) durchgeführt.
Der Schnelldampfer “KAISER”, gebaut von der Vulcan-Werft in Stettin, war das
erste Schiff der Hamburg-Amerika Linie, welches über einen Turbinenantrieb
verfügte. Er wurde ab 1906 im ostfriesischen Inselbäderdienst eingesetzt.
Das Schiff hatte eine Länge von ca. 98 m, eine Breite von ca. 12 m und war für
2000 Personen ausgelegt. Ausgerüstet mit zwei Curtiss-AEG-Dampfturbine
(Charles Gordon Curtis, amerik. Ingenieur) und einer Gesamtmaschinenleistung
von ca. 5400 PS ( ca. 3970 kW ) erreichte das Schiff eine Geschwindigkeit von ca.
20 kn ( ca. 37 km/h ).