Der Doppelschraubendampfer Rheinland wurde 1926 auf der Vulcan-Werft AG in
Hamburg für den Einsatz im Borkum-Verkehr gebaut. Das Schiff wurde erst im
Jahre 1968 außer Dienst gestellt und 1970/71 abgewrackt. In dieser Zeit wurde
es mehrfach umgebauten und modernisiert.
Das Schiff hatte eine Länge von ca. 57 m, eine Breite von ca. 8,7 m und war für
613 Passagiere zugelassen. 1960 wurde die Kohlefeuerung auf Ölfeuerung
umgestellt.
Aus der Seitenansicht des Seebäderdampfers sind die folgenden Hauptabmes-
sungen zu entnehmen.
- Länge zwischen den Loten:
56,56 Meter
- Größte Breite auf Spanten:
8,60 Meter
- Seitenhöhe bis Hauptdeck:
3,99 Meter
- Größter Tiefgang in Seewasser:
2,80 Meter
- Geschwindigkeit:
12,5 Knoten
Das Bäderschiff Rheinland besaß die folgenden drei Decks.
Das Promenadendeck ist ein höher gelegenes Deck auf Passagierschiffen, welches
rundherum nur durch eine Reling zur Wasserseite begrenzt ist. Es dient
hauptsächlich den Passagieren zum Promenieren, speziell auf größeren
Transatlantikschiffen. Hier befinden sich auch reichhaltige Sitzgelegenheiten.
Das Hauptdeck ist das höchste voll durchgehende Deck auf dem Rumpf des
Schiffes. Über dem Hauptdeck liegen die Aufbauten.
Das Zwischendeck ist ein nicht durchgehendes Deck, das in der Regel zwischen
anderen Decks liegt. Dieses Deck bildet hier das unterste Deck. Das Zwischendeck
ist nur über das Hauptdeck zu erreichen.
Anhand der in den Plänen vorgesehenen Unterkünfte können Rückschlüsse auf die
vorgesehene Besatzungsstärke und deren Funktion an Bord des Bäderdampfers
Rheinland gezogen werden. Es handelt sich hierbei um eine Sollvorgabe. Ob diese
im eigentlichen Fährverkehr benötigt wurde, sei einmal dahingestellt.
Im vorderen Teil des Schiffes, zwischen dem Laderaum und dem Aufenthaltsraum
für die Passagiere der zweiten Klasse, befanden sich die nachfolgenden
Mannschaftskabinen, die durch den Passagieraufenthaltsraum erreicht werden
konnten.
- 1 Doppelkabine mit Etagenbetten
I. und II. Steuermann
- 1 Doppelkabine mit Etagenbetten
2 Aufwärter (Stewards)
- 1 Viererkabine mit 2 Etagenbetten
4 Matrosen
- 1 Einzelkabine
I. Maschinist
- 1 Einzelkabine
II. Maschinist
- 1 Doppelkabine mit Etagenbetten
Zahlmeister u. Zollbeamter
Unter dem Backdeck und über dem Kabelgatt befand sich eine weitere Vierer-
kabine mit jeweils zwei Etagenbetten. Hier waren die vier Heizer des Schiffes
untergebracht.
Im hinteren Bereich des Zwischendecks, im Anschluss an den Damen-Salon, und
fast schon über den Antriebsschrauben, befand sich eine Viererkabine mit zwei
Etagenbetten für 4 Stewardessen. Bei den runden Kreisen in der (linken)
Draufsicht handelt es sich um die beiden in der Seitenansicht sichtbaren Bullaugen
(seefeste runde Fenster (Porthole)).
Als letzte Mannschaftskabine muss noch die Kapitänskabine genannt werden. Es
handelt sich hier um eine Einzelkabine auf dem Promenadendeck, direkt hinter
dem Ruderstand mit der Rudermaschine. Der Zugang erfolgte über die obige linke
Tür. Die rechte Tür führte zur Rudermaschine.
Zur Besatzung ist auch der Wirt hinzuzurechnen. Dieser hatte im Salon für
Nichtraucher eine getrennte Schlafkabine. Zusätzlich existierte in diesem Bereich
auch noch eine sogenannte Privatkammer.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Konzept des Bäderschiffes
Rheinland für die folgende (max.) Besatzung ausgelegt war.
Gesamtbesatzungsstärke: 18
Funktion:
Anzahl:
Kapitän
1
1. Maschinist
1
2. Maschinist
1
1. Steuermann
1
2. Steuermann
1
Zahlmeister
1
Zollbeamter
1
Aufwärter (Stewards)
2
Stewardessen
4
Matrosen
4
Wirt
1
Der Dampfer war ausgerüstet mit zwei 3 - Zylinder Expansionsmaschine. Wie die
Draufsicht zeigt, befanden sich ganz rechts die Hochdruckzylinder (Heißdampf), in
der Mitte die Mitteldruckzylinder und link die Niedrigdruckzylinder (ND-Teil) für
den Nassdampf. Diese Maschinen hatten gegenüber den normalen (Einzylinder)
Dampfmaschinen einen wesentlich besseren Wirkungsgrad. Der im Prinzip einzige
Nachteil war im Vorteil dieser Maschinentypen begründet, nämlich in der
Reihenschaltung der einzelnen Zylinderstufen.
Da vom Prinzip her der Heißdampf zuerst dem Hochdruckzylinder zugeführt wird,
um nach einer dortigen Teilexpansion anschließend zur weiteren Expansion in den
Mittelteil zu gelangen und letztendlich erst von hieraus zum ND-Teil geleitet
werden zu können, hat es zur Folge, dass u. a. speziell Volllastanläufe, wie sie z. B.
bei Anlegemanövern auftreten können, nicht durchführbar waren. Die Lösung des
Anlaufproblems setzte aufwendige Steuerrungen voraus, unter anderem auch die
kurzfristigen parallelen Dampfeinspeisungen in die nachgeschalteten Zylinder.
Die Gesamtmaschinenleistung betrug 800 PS (ca. 590 kW) und verlieh dem
Dampfer eine Geschwindigkeit von ca. 12,5 kn (ca. 23 km/h).
Die Kesselanlage zur Dampferzeugung befand sich in einem separaten
Kesselraum, direkt neben dem Maschinenraum. An den beiden Bordwänden
befanden sich die beiden Kohlebunker mit einem Fassungsvermögen von jeweils
36 Tonnen. Beschickt wurden diese über Kohleschütten. Die anfallende Asche
wurde über die Aschschütten entsorgt.
Neben den Kohlebunkern befanden sich jeweils ein Tank mit einem
Fassungsvermögen von 12 cbm für das Kessel-Speisewasser . Über diesen Tanks
waren die Maschinenvorräte gelagert.
Mit Frischluft wurde der Kesselraum durch die beiden Windhutzen (große drehbare
Trichter) neben dem Schornstein am Oberdeck versorgt.
Wie der nachfolgende Teilausschnitt zeigt, war das Ruderhaus, im Gegensatz zum
eigentlichen Schiff, letztendlich wirklich nur ein sehr kleines Ruderhäuschen.
Hinzu kommt, dass im Ruderhaus auch der Funkraum mit seinen Apparaten
untergebracht war. Der obligatorische Kartentisch für die Seekarten beanspruchte
ebenfalls noch zusätzlichen Platz.
Das Ruderhaus befindet sich auf der Kommandobrücke direkt über der
Kapitänskajüte und der Rudermaschine. Unmittelbar vor dem Ruder (Steuerrad)
befand sich der beleuchtete Schiffskompass.
Auf der unbedachten Kommandobrücke befand sich der Maschinentelegraf. Dieser
Standort ist für Anlegemanöver usw. durchaus logisch. Ob dieses der einzige
Telegraf in diesem Bereich ist, kann der Zeichnung nicht eindeutig entnommen
werden. Es scheint allerdings nicht sinnvoll zu sein, auf einen Maschinentelegrafen
im Ruderhaus zu verzichten, insbesondere bei stürmischer See oder sonstigen
kritischen Situationen.
An den Seiten der Kommandobrücke befinden sich die Positionslampen, links die
rote (Backbord) und rechts die grüne (Steuerbord) Lampe.
Wie in der Seitenansicht erkennbar ist, befand sich unmittelbar auf der
Ruderachse der Ruderarm. Dieser war mechanisch über Seilzüge bzw.
Ruderketten mittels mehrerer Umlenkrollen mit der Rudermaschine (RM) unter
dem Steuerhaus auf dem Promenadendeck verbunden. Die maximale
Ruderbewegung betrug 90 Grad, also jeweils 45 Grad Ausschlag nach Backbord
oder nach Steuerbord.
Der Bäderdampfer Rheinland besaß neben dem Aufenthaltsraum für die
Passagiere der 2ten Klasse - dieser war mit Holzbänken (Holzklasse) eingerichtet
- eine Reihe von luxuriös eingerichteten Salons. Diese waren mit Polsterbänken
und Polstersessel eingerichtet, sodass die Anzahl der Sitzgelegenheiten variieren
konnte.
Bezeichnung:
Deck:
Plätze:
- Der Speisesaal im Achterschiff
Hauptdeck
48
- Der Rauchsalon im Vorschiffbereich
Hauptdeck
ca. 22
- Der Damen-Salon im Heckbereich
Zwischendeck
ca. 20
- Der Salon für Nichtraucher
Zwischendeck
ca. 34
Die linken vier Bullaugen gehörten zum Damen-Salon, die folgenden sechs
Bullaugen gehörten zum Salon für Nichtraucher und das ganz rechte gehörte zur
Kabine des Wirtes. Unterhalb der Salons befindet sich der Wellentunnel mit den
Gleitlagern, die die Antriebswellen stützen.
Die auffallenden Fenster oberhalb der Salons auf dem Hauptdeck gehörten zum
Speisesaal.
Auffällig ist auch hier, wie im ganzen Schiff, die breite und elegant ausladend
geschwungene Treppe.
Bei den an beiden Schiffsseiten dargestellten Kreisen handelt es sich um die
Bullaugen (seefeste runde Fenster (Porthole)).