Im späten Herbst des Jahres 1881
strandete die fast 40 m lange Bark
”FELIX” im unmittelbaren
Küstenbereich an der
Nordwestseite der Insel Borkum
(Muschelfeld) in der Nähe der
Rettungsstation Nord.
Die Position des Wracks war
selbst um 1900 noch in den
Landkarten von Borkum
verzeichnet.
Der Unglücksort war lange Zeit
ein atraktives Ausflugsziel, lag er
doch auch in unmittelbarer Nähe
zum Café und Restaurant
„Victoriahöhe“.
Das Bild (Ausschnitt) zeigt das Wrack an der Buhne XIV (nach 1912 Buhne 24) vor
dem Strandrestaurant “Wilhelmslust”.
Die hier stationierten so genannten “Francis-Boote”, “Otto Hass” als Nachfolger
des Bootes ”Emden” in der südlichen und Rettungboot “Schwaben” in der
nördlichen Station, hatten ein Gewicht von ca. 13 Zentnern und waren somit
wesentlich leichter als hölzerne Boote gleichen Ausmaßes. An Bug und Heck waren
luftgefüllte Kästen eingebaut, die ein Versinken bzw. Umschlagen des Bootes
verhindern sollten. Um ein gefährliches Anprallen an ein in Seenot geratenes
Schiff zu verhindern, war der obere Rand des Bootes mit einem mit dickem
Segeltuch überzogenen Korkring ausgestattet.
Das Rettungsboot “Otto Hass” ist heute im Heimatmuseum zu besichtigen.
Auf dem obigen Foto sind die damals verwendeten typischen Korkschwimmwesten
zu erkennen. Weiterhin sind bei genauer Betrachtung der Hinterräder die Platten
zu sehen, die, wie bei späteren Raupenfahrzeugen, das Einsinken der Räder in den
lockeren Sand verhindern sollte.
Das Motorrettungsboot Hindenburg wurde im Jahre 1926 als Neubau auf Borkum
in Dienst gestellt. Das Doppelschrauben-MRB besaß einen Stahlrumpf, der eine
Länge von 14 m und einer Breite von 3,8 m hatte. Mit einer Maschinenleistung von
2 X 45 PS erreichte das Rettungsboot eine Höchstgeschwindigkeit von 8 kn ( ca.
15 km/h ). 1932 wurde es auf Borkum außer Dienst gestellt.
Der mit ca. 2000 Tonnen Weizen beladene deutsche Frachter “Bramow” strandete
während eines starken Sturmes in der Nacht vom 17.-18. September 1935
aufgrund eines Ruderschadens auf der Sandbank Borkumriff. Die zwölfköpfige
Besatzung konnte komplett gerettet werden.
Das obige Bild zeigt das Wrack des am 8. Oktober gestrandeten Erzfrachter “ELISE
SCHULTE”. Das 1911 gebaute und der Atlas Reederei AG (1922 von Schulte &
Bruns, Emden , gegründet) gehörende 5238 GRT (Gross Registered Tons) große
Dampfschiff hatte eine Länge von 116 m, eine Breite von 16 m und eine Tiefe von
8,4 m. Ausgestattet mit einer “Dreifach-Expansions-Maschine, die eine Leistung
von 335 nhp (nominal horsepower) besaß , erreichte das Schiff eine
Geschwindigkeit von 9 Knoten.
Das Dampfschiff war mit einer Ladung Erz auf dem Weg von Lulea (Nord-
Schweden) nach Emden, als es, vermutlich aufgrund schlechter Sicht und
gezeitenbedingter Kursverschiebung (Stromversatz), am 8. Oktober 1929 auf dem
Juister Riff, dieses befindet sich nordwestlich von Borkum, auflief. Die Besatzung
wurde von dem borkumer Motorrettungsboot “AUGUST NEBELTAU” geborgen und
nach Borkum gebracht. Zwei Tage nach der Strandung zerbrach das Schiff in der
Mitte.
Um solche Strandungskatastrophen zu vermeiden, wurden u. a. starke
Bergungsschlepper benötigt, die in der Lage waren, innerhalb kürzester Zeit einen
Havaristen auf den Hacken nehmen zu können (Schleppverbindungen herstellen),
um ihn von der Untiefe bergen zu können, bzw. erst gar nicht havarieren zu
lassen.
Das obige Bild zeigt den lange Zeit auf Borkum stationierten Hochseeschlepper
Seefalke. Dieser legendäre Bergungsschlepper der Reederei W. Schuchmann,
Bremerhaven (bzw. Bugsier-, Reederei- und Bergungs-Gesellschaft) führte als
Schornsteinmarke die Reedereiflagge mit dem schwarzen Buchstaben S auf
weißem Untergrund.
Der obige Bildausschnitt zeigt den Schlepper Seefalke an seinem Liegepier im
Borkumer Schutzhafen (Neuer Hafen). Hier lag er in Bereitschaft und wartete auf
seine Einsätze.
Die Aufnahme wurde leider im Bereich der Brücke (Kommandobrücke =
Brückendeck mit Steuerstand bzw. Ruderhaus eines Schiffes usw.) vom Verlag
retuschiert.
Der Hochseeschlepper war 55,88 m lang, 9,00 m breit und hatte bei einem
Tiefgang von 4,11 m und eine Seitenhöhe von 5,2 Meter. Seine Maschinenleistung
( 2 MAN Motoren ) betrug ca. 3000 PS, die Geschwindigkeit des
Doppelschraubenschiffes war mit ca. 14 kn angegeben. Die Anzahl der Besatzung
betrug 19 Personen. Der Einsatzstandort - Warteposition - war lange Zeit ein
Liegeplatz vor der Wilhelmshöhe.
Nach der “abenteuerlichen” Bergung des 1945 in Kiel versenkten Schleppers
wurde er wieder auf Borkum stationiert.
Der Bergungsschlepper liegt seit 1970 im Museumshafen des Deutschen
Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven und steht seit 2005 unter Denkmalschutz.
Alle drei auf dem obigen Bild am Ponton im Schutzhafen festgemachten
Rettungsschiffe waren in der Vergangenheit auf Borkum stationiert.
Im Vordergrund ist das legendäre Motorrettungsboot (MRB) BORKUM zu sehen,
welches u. a. durch die dramatische Rettungsaktion bei der Strandung des
englischen Dampfers TEESWOOD vor Borkum berühmt wurde (siehe Strandung).
Das 14 m lange und mit einer 150 PS starken Maschine
ausgestattete Motorrettungsboot wurde 1945 auf Borkum
stationiert und verrichtete bis 1957 hier seinen Dienst.
Anschließend erfolgten dann die Stationierungen auf
Wangerooge und schließlich in Wilhelmshaven. 1963
wurde es außer Dienst gestellt und als kleiner Schlepper
verkauft.
Bei dem mittleren Rettungsschiff handelt es sich um den
Rettungskreuzer BREMEN. Dieses besondere Schiff wurde
1931 als Motorrettungsboot “KONSUL KLEYENSTÜBER” in Bremen-Vegesack auf
der Lürssen-Werft gebaut. Das 16,7 m lange und 4,2 m breite
Doppelschraubenschiff besaß eine Motorleistung von 2 x 75 PS, womit es eine
Geschwindigkeit von 9 Knoten erreichte. Die rechts zu sehende Briefmarke von
1937 der Deutschen Reichspost zeigt das MRB “KONSUL KLEYENSTÜBER”.
Nach dem tragischen Verlust des MRBs “HINDENBURG II”, welches 1940 von einer
Einsatzfahrt nicht mehr zurückkehrte, übernahm nach dem MRB “Geheimrat
Heinrich Gerlach III (ab Oktober 1950 MRB “Rickmer Bock”) das MRB “KONSUL
KLEYENSTÜBER” den Dienst auf Borkum.
Nach dem Weltkrieg wurden von der DGzRS neue Konzepte hinsichtlich eines
neuen Rettungsschifftyps erstellt. Hierzu wurde in den 50er Jahren auf der
Lürssen-Werft das MRB KONSUL KLEYENSTÜBER zu einem Versuchskreuzer
umgebaut und auf den Namen “BREMEN” umgetauft. Die Indienststellung des 17,6
m lange und 4,2 m breiten Versuchskreuzers erfolgte 1953 in Bremerhaven. Der
Rettungskreuzer “BREMEN” hatte bereits ein (namenloses) Tochterboot an Bord,
welches sich in einer Heckwanne, die durch eine Heckklappe geöffnet werden
konnte, befand. Der Kreuzer war auch das erste Schiff der DGzRS, welches als
sogenannter Selbstaufrichter konstruiert wurde, d. h., das Schiff richtete sich nach
einem Durchkentern selbstständig wieder auf. Diese Eigenschaft besitzen heute
alle Seenotkreuzer der DGzRS.
Als unmittelbares Ergebnis aus den mit der BREMEN gemachten Erfahrungen
entstanden die Seenotkreuzer der 23 m Klasse, der sogenannten “Theodor Heuss-
Klasse” mit den Schiffen ,“Theodor Heuss”, “Ruhr-Stahl”, “H. H. Meier” und
“Hamburg III”.
Bei dem links im Bild zu sehenden Seenotkreuzer handelt es sich um den vom 7.
März 1957 bis zum Juni 1963 auf Borkum stationierten Seenotkreuzer “Theodor
Heuss” (KRS 2; interne Bezeichnung der DGzRS). Das Schiff mit dem Tochterboot
“Tedje” (KRT 2) hatte, wie alle Schiffe dieser Klasse, eine Länge von 23,2m, eine
Breite von 5,3 m und einen Tiefgang von 1 ,42 m. Der 60 t verdrängende “3-
Schrauben-Kreuzer” wurde durch einen Mittelmotor mit einer Leistung von 1287
kW (ca. 1350 PS) und zwei Außenmotoren mit jeweils 147 kW (ca. 200 PS)
angetrieben und erreichte eine Geschwindigkeit von 20 Knoten (ca. 37 km/h). Das
6 ,5 m lange Tochterboot erreichte mit einer Maschinenleistung von 24 kW eine
Geschwindigkeit von 8,5 Knoten. Es hatte einen Tiefgang von 0,6 m.
Nach der Außerdienststellung im Mai 1985 wurde die Theodor Heuss an eine
Privatperson verkauft und zu einem Kabinenkreuzer umgebaut. Bei dem im
Deutschen Museum in München zu besichtigenden Seenotkreuzer Theodor Heuss
handelt es sich um den umgetauften Seenotkreuzer “H. H. Meier” (KRS 4).
Die amerikanische Dreimastbark Winnifred strandete im März 1896 am Südstrand.
Vermutlich führte die Verwechselung des Feuers des kleinen Leuchtturms mit dem
des Campener Feuers zu dieser Katastrophe.
Anmerkung: Dieser bekannte Ausdruck ist auf den nachfolgenden zentralen
Kernsatz eines Appells des römische Feldherrn und Konsuls Gnaeus Pompeius
Magnus (106-48 v. Chr) an die Mannschaft seines Schiffes zurückzuführen, als
diese sich weigerte, bei Sturm auszulaufen.
"Navigare necesse est, vivere non est necesse."
"Seefahren muss man, leben muss man nicht!"
"Seefahrt tut not, Leben nicht."
1862 wurde die Rettungstation “West” in den Süddünen (heute am Zugang zum
Südstrand) und ein Jahr später die Station “Ost” in den Nordwestdünen (heute
Gaststätte Borkum Riff) errichtet.
Das Strandrettungsboot nach dem Aussetzen. Ein großes Problem bestand darin,
bei stürmischer See und geringer Tiefe die Brandung zu durchbrechen.
Ende des 19ten und Anfang des 20ten Jahrhunderts wurden bei Strandungen in
unmittelbarer Küstennähe auch sogenannte Raketenapparate eingesetzt. Der
Abschuss der rettungsrakete setzte allerdings die aktive Mitarbeit der in Seenot
geratenen Besatzungsmitglieder voraus.
Konnte eine Verbindung zum Havaristen hergestellt werden, so bestand die
möglichkeit, die Schiffbrüchigen mit der sogenannten Hosenboje, deren Tragseil
erhöht angeracht werden musste (Mast usw.), abzubergen.