Vergeten?
Vergessen?
Anderlessens kwamm ein junge Frou mit hör Mann
un tweej Kinder bi de Heimatverein un wullen
weiten, off dat wall ein Liste gaff over dej Doden, dej
in de letzde Oorlog an de Strand andreven bin. Seej
kwammen ut Holland un de Grootvader was up ein
Skip west, dej dör Bomben undergahn was. Na hör
Weiten harr geineine overleevt, man sien dode
Lichaam sull up Börkum begraven wesen.In de
Karkenbauken stunn d’r nix van un uk up dej beide
Karkhoffen was gein Spoor tau finden. T’was
beduurleg hör neit helpen tau könen, man harrn seej
up Karkhoff uk in alle Hauken keken? De
Drinkeldoden liggen neit all binander un up de
Oostsiet bi de reformeierden bin uk noch
Grafftsteden.
Neulich kam eine junge Frau mit ihrem Mann und
zwei Kindern zum Heimatverein und wollten wissen,
ob es wohl eine Liste gibt über die Toten, die im
letzten Krieg an den Strand angetrieben sind. Sie
kamen aus Holland und der Großvater war auf
einem Schiff gewesen, das durch Bomben
untergegangen ist. Nach ihrem Wissen hat keiner
überlebt, aber sein toter Körper soll auf Borkum
begraben sein. In den Kirchenbüchern stand nichts
und auch auf den beiden Friedhöfen war keine Spur
zu finden. Es war bedauerlich ihnen nicht helfen zu
können, aber hatten sie auf dem Friedhof auch in
alle Ecken geguckt? Die Ertrunkenen liegen nicht
alle zusammen und auf der Ostseite bei den
reformierten sind auch noch Grabsteine.
Ein paar Stünden later wassen seej d’r weer. Seej
harrn de Grootvader funden, de Stee un ein
Grafftsteine mit sien Name d’r up. Un all süwer un
skier. De Frou harrn Tranen in de Oogen. Na so völ
Jahren Unsekerheit wuss de Familie nu, waar heej
de letzde Rüst harr. Seej könen alltied weerkomen
un Blaumkes up sien Grafft leggen.
Ein paar Stunden später waren sie wieder da. Sie
hatten den Großvater gefunden, die Stelle und
einen Grabstein mit seinem Namen. Und alles
sauber und ordentlich. Die Frau hatte Tränen in den
Augen. Nach so vielen Jahren (der) Unsicherheit
wusste die Familie jetzt, wo er seine letzte Ruhe
hatte. Sie können immer wiederkommen und
Blümchen auf sein Grab legen.
In disse stille Maand mit de Trürdagen gahn de
Gedachten taurügg an dej Mensken, dej d’r neit
mehr bin. Man neit elk un ein is in Börkumer Sand
begraven. De grote Platen an’t Kriegerdenkmal
tellen dej Namen up, dej wiet weg van’t Eilandje
elendeg tau Dode kwammen. Stewege Mannlü un
junge Keerls hebben hör Leven laten, för well un för
wat? Nood un Elend hett de Krieg brocht, Hartsehr
un ein Meer van Tranen. Dat mutt man uk dej
vertellen, dej vandage weer na ein harde Kurs un ein
Führer bölken. Freede mutt d’r wesen mit alle
Mensken un Nationen. Dat seggen uns dej, dej fallen
bin.
In diesem stillen Monat mit den Trauertagen gehen
die Gedanken zurück zu den Menschen, die nicht
mehr sind. Aber nicht jeder ist im Borkumer Sand
begraben. Die großen Platten am Kriegerdenkmal
zählen die Namen auf, die weit weg vom Eiland
entsetzlich zu Tode kamen. Kräftige Männer und
junge Kerle haben ihr Leben gelassen, für wen und
für was? Not und Elend hat der Krieg gebracht,
Herzschmerzen und ein Meer von Tränen. Das muss
man auch denen erzählen, die heute wieder nach
einem harten Kurs und einem Führer brüllen.
Frieden soll sein mit allen Menschen und Nationen.
Das sagen uns die, die gefallen sind.
Vergeet hör neit!
Vergesst sie nicht!