Vör all dej, dej dat Hart vull sitt.
Gah dör de Welt för mi!
Für alle die, denen das Herz schwer ist (voll ist).
Geh durch die Welt für mich!
Trüürdagen! De stille Maand! In disse Dagen denken
wi heil besünders an leive Mensken, dej d'r neit
mehr bin. Gedanken gahn taurügg un dat Hart is
swaar. Dat deit sehr un de Wereld hangt uns boven
de Kopp. Wi weiten wall all mitnander, wi leven up
uns Eer bloot in Daghüüre, tiss ein Koomen un Gahn.
Man well hett sovöl Kracht, sück daarmit off tau
finnen. Wi twiefeln. Warum, mien Heer, nettekraat
ik? Warum bin Mensken ut disse Tied in de
Eiwegheit offberaupen, dej wi so geern noch naast
uns harrn? Un du kannst krieten un bölken, du
kannst dien Hartsehr teegen de Heemel galpen, daar
kummt gein Woord taurügg. Tauminnst hören wi dat
neit. Freede kummt van binnen.
Trauertage! Der stille Monat. In diesen Tagen
denken wir ganz besonders an liebe Menschen, die
nicht mehr da sind. Die Gedanken gehen zurück,
und das Herz ist schwer. Das tut weh, und die Welt
bedroht uns (hängt uns auf dem Kopf – deprimiert
sein). Wir wissen alle, wir leben auf unserer Erde
nur in Daghüre (frei: als Tagelohn, kurze Zeit) es ist
ein Kommen und Gehen. Aber wer hat soviel Kraft,
sich damit abzufinden. Wir zweifeln. Warum, mein
Gott, gerade ich? Warum sind Menschen in dieser
Zeit in die Ewigkeit abgerufen worden, die wir so
gern noch in unserer Nähe gehabt hätten? Und Du
kannst weinen und schreien, du kannst dein
Herzschmerz gegen den Himmel brüllen, es kommt
kein Wort zurück. Zumindest hören wir es nicht.
Friede kommt von innen!
Novembermaand. Wi denken an de junge Keerls, dej
in de Krieg fallen bin un all dat Nood un Elend, wat
disse Jahren brocht hebben. Utwussen Lü gahn over
de Karkhoff un kennen elke Name up de
Grafftsteinen. Besünders stuur is eine taumaud, as
man an de Grafftstee steiht mit leiwe Mensken, dej
dit Jahr in de Eiwegkeit gahn bin. Un de Gedachten
gahn taurügg un meisttied besinnt man sück an
moje Stünden.
Der Monat November. Wir denken an die jungen
Männer, die im Krieg gefallen sind und an all die Not
und das Elend, was diese Jahre gebracht haben.
Erwachsene Menschen gehen über den Friedhof und
kennen jeden Namen auf den Grabsteinen.
Besonders schwer ist es einem zumute, wenn man
an der Grabstätte lieber Menschen steht, die in
diesem Jahr in die Ewigkeit gegangen sind
(abberufen wurden). Und die Gedanken gehen
zurück, und meistens besinnt man sich (erinnert
man sich) an schöne Stunden.
Mi gahn de Woorden neit tau de Kopp ut, dej ik
anderlessens in ein Bauk funn. Daar schrifft ein
Mauder over hör Junge, ein schiere, krachdege Keerl
van noch neit twinteg Jahr. He harr ein elendege
Krankte, de Kanker satt in sien Blaut. De Mauder
vertellt ut sien kaart Leven, dat Hoopen un Bangen
un up't Ende dat elendege Starven van hör Söhn.
Mir gehen die Worte nicht aus dem Kopf, die ich
neulich in einem Buch fand. Da schreibt eine Mutter
über ihren Jungen, ein hübscher, kräftiger Kerl von
noch nicht einmal zwanzig Jahren. Der hatte eine
schwere Krankheit, er hatte Blutkrebs. Die Mutter
erzählt aus seinem kurzen Leben, das Hoffen und
Bangen und zum Schluss über das entsetzliche
Sterben ihres Sohnes.
An de letzde Siet van dit Bauk ein Bild: ein Steine an
de Strandskante. Dej harrn de Fründen van de Jung
upstellt, mit sien Name, dej Dag, as he up de Wereld
kwamm un sien Starvedag. Un undern stahn de
Woorden: Gah dör de Welt för mi!
Auf der letzten Seite des Buches ein Bild: ein Stein
am Strand. Den hatten die Freunde des Jungen
aufgestellt, mit seinem Namen, dem Geburtstag und
seinem Sterbetag. Und unten standen die Worte:
Geh durch die Welt für mich!
Wat harr dat tau bedüden? As dat tau Ende gung mit
hum – sien Oogen wassen haast broken – satt sien
Mauder weer an sien Bedde as elke Dag vörtied. Seej
funn Woorden over de moje Vörjahrdag buten, mit
de greune Booms, de heile Natür in Gröij un Blöij,
dej kakelbunte Blaumen, dat greune Gras, dej
Vogels, dej an't nüsseln wassen. Miteins greep de
Junge de Hand van sien Mauder un see: „Mamme!
Maak mi doch ein Bliedskup. Gah weer na buten.
Loop mit open Oogen dör disse heerleke Wereld. Du
weißt, ik kann neit mehr kieken, man all wat du
süchst, seih ik uk. Gah dör de Welt för mi!“
Was hatte das zu bedeuten? Als es mit ihm zu Ende
ging – seine Augen waren schon fast gebrochen –
saß seine Mutter wieder an seinem Bett, wie schon
vorher jeden Tag. Sie fand Worte über den schönen
Frühjahrstag draußen, mit den grünen Bäumen, die
ganze Natur grünte und blüte (im Grünen und
Blühen) die knallbunten, (vielfarbigen) Blumen, das
grüne Gras, und die Vögel, die nisteten. Plötzlich
griff der Junge nach der Hand seiner Mutter und
sagte:“ Mamma, tu mir doch einen Gefallen. Geh
wieder nach draußen. Laufe mit offenen Augen
durch diese herrliche Welt. Du weißt, ich kann nicht
mehr sehen, aber alles, was du siehst, sehe ich
auch. Geh durch die Welt für mich!“
Is dat neit ein allemachdeg Woord: Gah dör de Welt
för mi? Ein Dag later was disse junge Mann dood,
man sien Mauder hett dat noit vergeten. Hör Hart
bleev weik, t'was gein steinen Flinte. Seej hett dit
Bauk schreven, um disse Woorden uk ander
Mensken in't Hart tau planten. Verseuk doch, ji
Trürenden un Nablievers, heil besünders in düster
Dagen, jau disse Woorden in't Hart tau planten:
Ist das nicht ein mächtiges Wort: Geh durch die
Welt für mich! Einen Tag später war dieser junge
Mann tot, aber seine Mutter hat dies (Wort) nie
vergessen. Ihr Herz blieb weich, es war nicht wie
ein Felsstein. Sie hat dieses Buch geschrieben, um
diese Worte auch in die Herzen anderer Menschen
zu pflanzen. Versucht es doch, ihr Trauernden und
Hinterbliebenen, ganz besonders in dunklen Tagen,
Euch diese Worte zu Herzen zu nehmen:
Gah dör de Welt för mi!
Geh durch die Welt für mich!