Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
Ebene 4
Der folgende plattdeutsche Beitrag beschreibt die Sinnlosigkeit kriegerischer Auseinandersetzungen. IM WESTEN NICHTS NEUES
Trüürdagen  Trüürdagen
Trüürdagen
Trauertage
Sien Name was Paul Bäumer. In de Skaule harr heej büllten Fründen. Tausamen wulln seej up de hooge Skaule, Abitur maken, as de grote Oorlog kwamm, dej man later de 1. Weltkrieg neumde. Hör Mester – mit Name Kantorek – kunn völ vertellen over dat Militär un de Soldaten. Geineine sull achterut stahn un jüst junge Lü harrn de Plicht, sück ut eigen Stücken tau melden.
Sein Name war Paul Bäumer. In der Schule hatte er viele Freunde. Zusammen wollten sie auf die „Hohe Schule“, Abitur machen, als der große Krieg kam, den man später den 1. Weltkrieg nannte. Ihr Lehrer – mit Namen Kantorek – konnte viel erzählen über das Militär und die Soldaten. Keiner sollte zurückstehen und gerade junge Leute hatten die Pflicht, sich aus eigenen Stücken zu melden.
Sien Woorden wassen geweldeg un de Junges hungen an sien Lippen un hör Hart begünnde tau puckern. Seej wassen krachdeg un seej mussen na hör Meinen an de Front, um de Franzmann un de Engelsen tau vertobacken. Un so kwamm dat uk.
Seine Worte waren gewaltig und die Jungs hingen an seinen Lippen und ihr Herz begann (heftig) zu pochen. Sie waren kräftig und sie mussten nach ihrer Meinung an die Front, um den Franzmann und die Engländer zu verprügeln. Und so kam das auch.
Bi Unteroffizier Himmelstoß hebben seej de Grundausbildung makt. Un dat was neit makkelk. Heej hett dat Kindergaudje – dat wassen de Junges in sien Oogen – kujeneiert un dör de Mudder jagt. Heej wull hör bibrengen, wat dat is, Soldat tau wesen. All wat seej in Skaule lehrt harrn, kunn man vergeten. Hier gaff dat bloot ein Parole: För Kaiser un Vaderland!
Bei Unteroffizier Himmelstoß haben sie die Grundausbildung gemacht. Und das war nicht einfach. Er hat die Kinderschar - das waren die Jungs in seinen Augen - schikaniert und durch den Schlamm/Dreck gejagt. Er wollte ihnen beibringen, was das ist, Soldat zu sein. Alles, was sie in der Schule gelernt hatten, konnte man vergessen. Hier gab es nur eine Parole: Für Kaiser und Vaterland!
Na ein paar Weeken kwammen seej an de Westfront. Hier was ein Klöttje olde un erfahren Soldaten, dej genou wussen, waar de Gefahr luurde. Dej eine harr de Name Katczinsky un heej was as ein Vader tau Paul Bäumer. Heej hett hum bibrocht, hau man in disse elendege Baul overleevt, hau man de verskeiden Gewehrkugels an de Klang hört un hau man uk in disse sture Tieden wat tau eten finden kann.
Nach ein paar Wochen kamen sie an die Westfront. Hier war eine Gruppe alter und erfahrener Soldaten, die genau wussten, wo die Gefahr lauerte. Der eine hatte den Namen Katczinsky und er war wie ein Vater zu Paul Bäumer. Er hat ihm beigebracht, wie man in dieser elendigen Sache überlebt, wie man die verschiedenen Gewehrkugeln am Klang hört und wie man in diesen schweren Zeiten etwas zu essen finden kann.
Hau heej sück sülvst verandert harr, kreeg Bäumer mit, as heej ein paar Dage in Huus was. Heej kunn sien eigen Familie neit vertellen, wat heej beleevt harr an de Front, in de natte Schützengraben. Missmaudeg gung dat weer taurügg, na Westen, daar waar sien Paschepanten wassen.
Wie er sich selbst verändert hatte, bekam Bäumer mit, als er ein paar Tage später zu Hause war. Er konnte seinen eigenen Leuten nicht erzählen, was er an der Front erlebt hatte, im nassen Schützengraben. Missmutig ging es wieder zurück, nach Westen, dort, wo seine Freunde (Genossen, Teilhaber) waren.
Ein kaart Settje later was heej verwundet un kwamm in’t Lazarett, waar heej ein paar Weeke liggen muss, um sück tau verhaalen. As heej weer beineg was, gung dat taurügg an de Front, waar elke Mann nödeg was. De Krieg gung all in’t veierde Jahr un seej bin all mitnander dör dat eiwege Für gahn. Gein Stünde, gein Minüte was Freede. Mit Gas un Granaten bin seej upnander daal gahn, dat huulde un brummde. Mann tegen Mann hebben seej sück vermoord. Paul Bäumer sagg sien Fründen fallen, eine na de ander lagg dod in frömde Landen.
Eine kurze Zeit später war er verwundet und kam ins Lazarett, wo er ein paar Wochen liegen musste, um sich zu erholen. Als er wieder gehen konnte, ging es zurück an die Front, wo jeder Mann nötig war. Der Krieg ging schon ins vierte Jahr und sie sind alle miteinander durch das ewige Feuer gegangen. Keine Stunde, keine Minute war Friede. Mit Gas und Granaten sind sie aufeinander losgegangen, das heulte und brummte. Mann gegen Mann haben sie sich ermordet. Paul Bäumer sah seine Freunde fallen, einer nach dem andern lag tot in fremden Ländern.
Sien eigen Ende was naar. Hett heej noch gielt un gallpt, hett heej up Hülpe bölkt, hett heej blarrt un na sien Mauder raupen, dat seej hum in de Arm namm? Gein Menske is d’r achter komen. De Heeresbericht hett an disse Dag seggt, dat was still west un freelek un in’t Westen was nix Neejes tau melden.
Sein eigenes Ende war erbärmlich (kläglich). Hat er noch (vor Schmerzen) gebrüllt und geschrien, hat er um Hilfe gerufen, hat er geweint und nach seiner Mutter gerufen, dat sie ihn in den Arm nimmt? Kein Mensch ist dahinter gekommen. Der Heeresbericht hat an diesem Tag gesagt, das sei still gewesen und friedlich und im Westen war nichts Neues zu melden.
Wat over bleev is sien Name. Dej sall wall up ein Denkmal stahn, in ein Hauk van Dütsland. Tausamen mit Millionen van ander Mannlü un de Woorden: Vergeet uns neit!
Was übrig bleibt ist sein Name. Der wird wohl auf einem Denkmal stehen, in einer Ecke von Deutschland. Zusammen mit Millionen anderer Männer und den Worten: Vergesst uns nicht!
Nooit weer!
Nie wieder!
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
Sprachausgabe des plattdeutschen Textes!
Start der Sprachausgabe: Mausklick auf das obige Dreieck
Borkum Borkum