Mallör sitt up ein lüttje Stee
Ein kleines Missgeschick
(hier: das Missgeschick sitzt auf einer kleinen Stelle)
Harm? Hier is Geerd! Kannst du mi helpen? Ik hebb
mi beseert un nu will mien Versekerung weiten, hau
dat gebört is. Ik bin neit so kündeg mit de Päne.
Kannst du för mi ein Skrieven upsetten?
Harm? Hier ist Geerd! Kannst du mir helfen? Ich
habe mich verletzt und jetzt will meine Versiche-
rung wissen, wie das passiert ist. Ich bin nicht so
kundig mit der Schreibfeder. Kannst du für mich ein
Schreiben aufsetzen?
Dat maak ik för di, Geerd. Man nu vertell, hau du tau
dien Mallör komen bist.
Das mache ich für dich, Geerd. Aber nun erzähle,
wie du zu diesem Malheur gekommen bist.
Tja, dat was so. Ik bin doch Müürmann, man ik kann
alles. Un anderlessens sull ik uk boven up Dack
neeje Pannen leggen. Ein heil hoog Huus, man ik bin
ja koppfast. Liev alläne stunn ik daar, mien
Paschepanten harrn ander Wark. Boven up Dack was
ik heil gau klar mit mien Wark, man daar wassen
noch 150 Kilo Dackpannen over. Ik harr gein Lüst,
dej Dinger de heile Trappen na undern tau slepen un
so hebb ik mi docht, de Dackpannen in ein Tünne an
de Butenmüre andaale tau laten. Over de Tünne
hebb ik ein lang Tou knüsselt, dej over ein Rulle
leip.
Tja, das war so. Ich bin doch Maurer, aber ich kann
alles. Und neulich sollte ich oben auf dem Dach
neue Pfannen legen. Ein sehr hohes Haus, aber ich
bin ja schwindelfrei. Ganz alleine stand ich da,
meine Kumpel hatte andere Arbeiten. Oben auf dem
Dach war ich schnell fertig mit meiner Arbeit, aber
da waren noch 150 Kilo Dachpfannen über. Ich
hatte keine Lust, die Dinger die ganze Treppe nach
unten zu schleppen und so habe ich mir gedacht,
die Dachpfannen in eine Tonne an der Außenmauer
runter zu lassen. Über die Tonne habe ich ein langes
Tau gefummelt, das über eine Rolle lief.
Dat Tou hebb ik undern an de Grund fastmakt, bin
weer up Dack gahn un hebb de Tünne vullpackt.
Das Tau habe ich unten am Grund festgemacht, bin
wieder aufs Dach gegangen und habe die Tonne
vollgepackt.
Dann bin ik weer na undern lopen un hebb dat Tou
löss makt. Ik wull de 150 Kilo versichdeg na undern
laten.
Dann bin ich wieder nach unten gelaufen und habe
das Tau losgemacht. Ich wollte die 150 Kilo vor-
sichtig nach unten lassen.
Nu bin ik ja neit heil dick un uk neit heil swaar. Ein
Magermieger, seggt mien Frou. Ik weeg ja man
bloot 75 Kilo. Ik was heil bestött, dat ik miteins gein
Grund mehr under de Fauten harr un as so’n lüttje
Engelke na boven glee. Ik was so van Padd off, dat
ik vergeten hebb, dat Tou löss tau laaten. Mien Fahrt
gung all gauer un gauer un so bi de darde Etage
kwamm mi de Tünne tegen. Gung uk neit bi’t Siet ut
un so kwamm ik tau mien Bröke van dat Schlötelbein
un mien Bovenkamer was uk freewat up Wilde.
Nun bin ich ja nicht sehr dick und auch nicht sehr
schwer. Ein dürrer Mensch (wörtlich: ein magerer Pinkler),
sagt meine Frau. Ich wiege ja nur 75 Kilo. Ich war
ganz erschrocken, dass ich plötzlich kein Grund
mehr unter den Füßen hatte und wie ein kleines
Engelchen nach oben glitt. Ich war so erschrocken
(wörtlich: vom Pfad ab), dass ich vergessen habe, das
Tau los zu lassen. Meine Fahrt ging immer schneller
und schneller und so bei der dritten Etage kam mir
die Tonne entgegen. Ging auch nicht zur Seite und
so kam ich zu meinem Bruch des Schlüsselbeins und
mein Obergeschoss (wörtlich: Obenzimmer) war auch
reichlich durcheinander.
Ik namm weer Fahrt up na boven un dat dürde so
lang, bit ik mit alle tien Fingers bi de Rulle in de
Kniep satt. Ik harr düchdeg Piene un harr wall gielen
kunnt, man ik hebb mi fasthollen, anders was ik van
dat Dack fallen bit up de Grund. Man daar kwamm
nett de Tünne an, houde hart up, de Dackpannen
flogen drut, de Tünne was haast noch up Stee un nu
weer licht, tauminnst harr ik mit mien 75 Kilo mehr
Swaarte un so suusde ik weer na undern.
Ich nahm wieder Fahrt auf nach oben und das
dauerte so lange, bis ich mit allen zehn Fingern bei
der Rolle in der Klemme saß. Ich hatte sehr viel
Schmerzen und hätte wohl schreien können, aber
ich habe mich festgehalten, sonst wäre ich von dem
Dach gefallen bis auf den Grund. Aber da kam
gerade die Tonne an, haute hart auf, die
Dachpfannen flogen raus, die Tonne war fast noch
in Ordnung und nun wieder leicht, zumindest hatte
ich mit meinen 75 Kilo mehr Schwere und so sauste
ich wieder nach unten.
Un ruugweg in de Midde bin wi beiden weer inander
rummelt, de Tünne un ik. Wi harrn beide düchdeg
Fahrt drup un so hebb ik mi de Hacke un Stück off
wat Toonen broken, de Huut van de Beinen open
skört un kreeg uk ein fixe Stött in’t Underliev.
Und ungefähr in der Mitte sind wir beiden wieder
zusammengerummelt, die Tonne und ich. Wir
hatten beide tüchtig Fahrt drauf und so habe ich mir
die Hacke und verschiedene Zehen gebrochen, die
Haut von den Beinen aufgerissen und bekam auch
einen ordentlichen Stoß in den Unterleib.
Man heil wiet was dat neit mehr bit up de Grund. Dat
was ja spietelk, dat daar jüst de Dackpannen legen
hebben un ik vull drup tau liggen kwamm. Dat
krakde un dreej Ribbens bi mi wassen klatten.
Aber ganz weit war das nicht mehr bis auf den
Grund. Das war ja bedauerlich, dass dort gerade die
Dachpfannen gelegen haben und ich voll drauf zu
liegen kam. Das krachte und drei Rippen bei mir
waren kaputt.
Bi dej Piene hebb ik dat Tou löss laten un neit mehr
an dej olde Tünne docht. Dej was heil gau undern. Ik
was sünder Benüll un as ik weer bi Verstand
kwamm, wassen dreej Kusen weg un de Nöse platt
as ein Pannkauk.
Bei den Schmerzen habe ich das Tau losgelassen
und nicht mehr an die alte Tonne gedacht. Die war
ganz schnell unten. Ich war ohne Besinnung und
wie ich wieder zu Verstand kam, waren drei Zähne
weg und die Nase platt wie ein Pfannkuchen.
Kiek un ligg ik hier in’t Krankenhuus un as d’r
Beseuk kummt un fragt mi, off dat noch seer deit,
kann ik alltied bloot seggen: Nee, bloot wenn ik
lachen mutt!
Guck mal und (nun) liege ich hier im Krankenhaus
und wenn Besuch kommt und mich fragt, ob das
noch weh tut, kann ich immer nur sagen: Nein, nur
wenn ich lachen muss!