Isdern Gesundheit
Eiserne Gesundheit
Geerd ohmke was bold veierteg Jahr tau Seej
fahren. Man nu harr he dat Rieten in de Knaken un
muss an Land blieven. As hum de Fründen fragten,
hau dat wall komen was, dat he sien Teerjacke för
alle Tieden uttrucken harr un hau de letztde Reise
west was, begünn de Olle tau vertellen:
Onkel Geerd (Ohm – Oheim) war bald vierzig Jahre zur
See gefahren. Aber nun hatte er das Reißen in den
Knochen und musste an Land bleiben. Als ihn die
Freunde fragten, wie das wohl gekommen war, dass
er seine Teerjacke für alle Zeiten ausgezogen hatte
und wie die letzte Reise gewesen war, begann der
Alte zu erzählen:
„Unse Fissdamper lagg mit ein lüttje Ketelhavereej
noordoost van Island, dicht bi Jan Mayen för Anker.
T'was Sönndag, ein warme Sömmerdag, bloot twalv
Grad Kolde. Ji mutten weiten, dat wi in de letztde
Tied alltied so um darteg Grad under Null harrn.
„Unser Fischdampfer lag mit einer kleinen
Kesselhavarie nordöstlich von Island, dicht bei Jan
Mayen (373 qkm große Vulkaninsel, ca. 600 km nordöstlich von
Island) vor Anker. Es war Sonntag, ein warmer
Sommertag, nur zwölf Grad Kälte. Ihr müsst
wissen, dass wir in der letzten Zeit immer so um
dreißig Grad unter Null hatten.
De Seej was so blank as'n Speigel, gein Spierke
krüseln up't Water. As ik nu so in Gedanken an de
Reling satt, kreeg ik up mal so'n Jank na ein lecker
Sönndagsbraa. Elke Dag Fiss hangt eine bi lüttjen
tau de Hals ut, de Menske will uk ja mal ein bitje wat
anders in de Pott. Ik makde unse lüttje Bibootje klar
un wull na't Eiland Jan Mayen rover, Sneehasen off
Sneejhaunder skeiten. Nu was ik all ein Keteier
underwegens, daar sagg ik miteins ein Walfiss, dej
liek up mien Bootje taustürde. Du leiwe Tied, he
kwamm heil dicht bi mi un ehrder dat ik hum
doodskeiten kunn, floog ik all mit mien Bibootje dör
de Lücht un futt weer andaale in dat iskolde Ismeer.
Die See war so blank wie ein Spiegel, kein bisschen
kräuseln auf dem Wasser. Als ich nun so in
Gedanken an der Reling saß, bekam ich auf einmal
(so) ein heftiges Verlangen nach einem leckeren
Sonntagsbraten. Jeden Tag Fisch hängt einem bei
Kleinem aus dem Hals raus, der Mensch will auch ja
mal ein bisschen was anderes im (in den) Topf. Ich
machte unser kleines Beiboot klar und wollte nach
der Insel Jan Mayen rüber, Schneehasen oder
Schneehühner schießen. Nun war ich schon eine
Viertelstunde unterwegs, da sah ich plötzlich einen
Wal(fisch), der gerade auf mein Boot zusteuerte. Du
liebe Zeit, er kam ganz dicht zu mir und bevor ich
ihn totschießen konnte, flog ich schon mit meinem
Beiboot (hier Bootchen) durch die Luft und gleich
wieder runter in das eiskalte Eismeer.
Daar gafft nu anders nix tau overleggen, ik swumm
an de dicke Walfiss ran un klauterde up sien Rügge.
Daar satt ik nu hoog un drög as'n Rieder up Peerd un
weihde mit mien grote rode Snöttdauk, wat ik man
even kunn, umdat mien Lü van de Damper mi tau
Hülpe kwammen. Ik sagg noch nett, dat seej ein
Boot tau Water leiten.
Da gab es nun (anderes) nichts zu überlegen, ich
schwamm an den dicken Wal(fisch) ran und kletterte
auf seinen Rücken. Da saß ich nun hoch und trocken
wie ein Reiter auf (dem) Pferd und wehte mit
meinem großen roten Taschentuch (hier: Schnäuztuch),
wie ich nur eben konnte, damit meine Leute von
dem Dampfer mir zu Hilfe kamen. Ich sah gerade
noch, dass sie ein Boot zu Wasser ließen.
- Ssagebuck – daar dukte mien Walfiss under mi
weg un ik mit hum! Ik wuss wall, dat he na ein kaart
Settje weer hoog muss, um Lücht tau haalen. So
bleev ik gerüst up de weike Speckrügge sitten. Harr
ik dat man laaten. Dör mien Reise under Water bleev
dat neit ut, dat ik menneg Liter Water sluukde un
dat sull mien Verdarv wesen.
– verflixt noch mal (Fluch, wörtlich Sägebock) – da
tauchte mein Wal(fisch) unter mir weg und ich mit
ihm! Ich wußte wohl (bestimmt), dass er nach einer
kurzen Zeit wieder hoch musste, um Luft zu holen.
So blieb ich getrost auf dem weichen Speckrücken
sitzen. Hätte ich das nur gelassen. Durch meine
Reise unter Wasser blieb das nicht aus, das ich eine
Menge Liter Wasser schluckte und das sollte meine
Verderben sein.
Ji weiten, dat Isen dör Water reusteg waart. Nu harr
ik tau dej Tied ein isdern Gesundheit un dej was van
dat Water, dat ik daal slukt hebb, nu reusteg. Nu bin
ik van binnen heil un dall verreust, as ein old Isder,
dat man in de Hauk smitt. Daar sitt ik nu un kann
neit mehr völ, as mien Slaatje hen un her van de
Stürboordsiet na Backboordsiet tau smieten. Dat will
ik jau seggen, Lü: för Mensken mit isdern
Gesundheit is Water drinken ein elendeg Malör!“
Ihr wisst, dass Eisen durch Wasser rostig wird. Nun
hatte ich zu der Zeit eine eiserne Gesundheit und
die war von dem Wasser, dass ich runtergeschluckt
hatte, nun rostig. Nun bin von innen ganz und gar
verrostet, wie ein altes Eisen, dass man in die Ecke
wirft. Da sitze ich jetzt und kann nicht mehr viel, als
meinen Kautabak hin und her von der
Steuerbordseite zur (nach) Backbordseite zu werfen.
Das will ich euch sagen, Leute: für Menschen mit
eiserner Gesundheit ist Wasser trinken ein
entsetzliches Unglück!“