Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
Ebene 4
Der folgende lustige plattdeutsche Beitrag gibt Auskunft über eine potenzielle Positionen eines Auges und dessen Wirkung!
Dat Ooge Dat Ooge
Dat Ooge
Das Auge
„Hebb ik jau all over mien allerbeste Fründ Jan Janssen ut Stiekelkamperfehn vertellt?
"Habe ich euch schon von meinem allerbesten Freund Jan Janssen aus Stiekelkamperfehn erzählt?
Mien olde Kriegskamerad?“
Meinem alten Kriegskamerad?"
„Opa, nu hör up tau lüllen. Dej olde Döntjes hebben wi all dusendmal hört“.
"Opa, hör auf zu labern. Die alten Kamellen haben wir schon tausendmal gehört."
- „Nu laat Opa doch evkes vertellen. Dat is doch all, wat heej noch hett. Proot du man moij, Opa!“
- "Nun lass Opa doch eben erzählen. Das ist doch alles, was er noch hat. Erzähl mal schön, Opa!"
„Tja, dann will ik dat uk neit verswiegen. Um Jan Janssen is s’mals ein Doktor besefflos van de Staule fallen. Dat was so. Wi wassen beide tausamen in de Krieg. Up de Rückzug. All dej tegen uns wassen, hebben uns düchdeg tausett. Un bi ein grote Stadt – hau was de Name man noch? Man vergett uk ja so völ! Ik koom d’r neit up!“
"Tja, dann will ich das auch nicht verschweigen. Wegen Jan Janssen ist früher ein Doktor besinnungslos vom Stuhl gefallen. Das war so. Wir waren beide zusammen im Krieg. Auf dem Rückzug. Alle die gegen uns waren, haben uns tüchtig gepiesackt. Und bei einer großen Stadt - wie war der Name noch? Man vergisst auch ja so viel. Ich komme jetzt nicht drauf."
“Opa!!!”
"Opa!!!"
“Is ja uk pottegal. Tauminnst hebben seej Jan Janssen in de Kopp skoten un heej hett ein Oog verloren. Man heej is d’r noch gaud van offkomen un hett ein Glasooge kregen. Kunn man haast neit seihn, so natürlek sagg dat ut.
"Ist ja egal. Zumindest, sie schossen Jan Janssen in den Kopf und er hat ein Auge verloren. Aber er hat noch Glück gehabt und hat ein Glasauge bekommen. Man konnte das fast nicht sehen, so natürlich sah das aus.
S’avends hett heej alltied dat Ooge drut nomen, skoon makt un för ein paar Stünden in’t Water leggt. Haast so, as off man ein Gebitt hett un s’avends in ein Koppke leggt.“
Abends hat er das Auge immer raus genommen, sauber gemacht und für ein paar Stunden ins Wasser gelegt. Fast genauso, als wenn man ein Gebiss hat und das abends in eine Tasse legt."
„Opa !!!“
„Opa !!!“
„Ja, dat is so in’t Older. Daar komen ji uk noch hen“.
"Tja, das ist so im Alter. Da kommt ihr auch noch hin."
„Nu man wieder. Wat was mit dej Keerl?“
"Jetzt weiter. Was war mit dem Kerl?"
„Welke Keerl? Och, ji meinen Jan Janssen? Heej was ja dodsgaud, man ein heil ruug Swien. Un neit freej van de Drank. Wat dej dör’t Halsgatt jagt hett, daar kunnst wall ein Dreejmastskoner för kopen. Un dann is heej mal avends van Land komen, mit ein fixe Snee in’t Ohr un hett Bedde man süneg tau packen kregen. Man dat hett heej noit vergeten: Ooge drut, hemmeln un in ein Glas mit Water. Dat stunn up sien Nachttavel. S’mörgens, as heej weer so’n bitje bi Verstand kwamm, harr heej allemachdege Dörst un de Tunge stiev in de Hals. Heej hett dat Glas grepen un ein paar fixe Klucken nomen. Tja, un dann is’t gebört: Glas was leeg un Ooge was weg! „
"Welcher Kerl?, O, ihr meint Jan Janssen. Er war herzensgut, aber auch ein Raubein. Und dem Sprit nicht abgeneigt. Was der durch seinen Hals gegossen hat, dafür hätte man einen Dreimastschoner kaufen können. Und dann ist er mal abends von seiner Tour gekommen, hatte ordentlich einen geladen und hat nur knapp sein Bett gefunden. Aber das hat er nie vergessen: Auge raus, sauber machen und in ein Glas mit Wasser. Das stand auf dem Nachtschrank. Am frühen Morgen, als er langsam wieder zu Verstand kam, hatte er unglaublichen Durst und die Zunge klebte im Mund. Er hat das Glas gegriffen und ein paar ordentliche Schlucke genommen. Tja und dann ist es passiert: Das Glas war leer und das Auge war weg!"
„Opa! Du lüggst! Dat kann ja neit wahr wesen!”
"Opa, du lügst. Das kann doch nicht wahr sein!"
„Ik will up de Stee dod umfallen, wenn ik jau wat vörleigen dau. Heej hett sien eigen Ooge upsopen. Wat nu? Ein Dag later muß heej na de Doktor. Dat was ein staffolde Mann, dej all ein bitje unklümeg was. Un freewat doov up de Ohren. Jan harr alltied so’n Jök an’t Achterende un dat wull heej underseuken laten. Nu lagg Jan splinternakend up so’n lüttje Planke un de Doktor fung an tau knüsseln. Heej hett hum de Neersbillen utnander skört un mit ein Lampe binnen keken. Un dann is de Doktor van de Staule fallen.. De Sprechstündenhülpe harr Halswark, hum weer bi tau kriegen. Un dann hett hett heej seggt, warum heej beswiemt was. Ut Jan sien Neersgatt harr hum ein Ooge ankeken, ein Ooge van ein Menske. Blou-grou. So natürlek, dat de Doktor sück haast up de Dod verfeert hett.“
"Ich will auf der Stelle tot umfallen, wenn ich euch etwas vorlüge. Er hat sein eigenes Auge runter gespült. Was jetzt? Einen Tag später musste er zum Arzt. Das war ein sehr alter Mann, der schon etwas tatterig war. Und sehr schwerhörig. Jan hatte immer einen Juckreiz am Po und das wollte er untersuchen lassen. Jetzt lag Jan vollkommen nackend auf einer schmalen Pritsche und der Doktor fing an zu fummeln. Er hat die Pobacken auseinander gezerrt und mit einer Lampe nach innen geleuchtet. Und dann ist der Doktor vom Stuhl gefallen. Die Sprechstundenhilfe hatte Mühe, ihn aus der Ohnmacht zurück zu holen. Und dann hat er gesagt, warum ihm so schwindelig geworden war. Aus Jans Popo hätte ihn ein Auge angeguckt, ein Menschenauge. Blau-grau, so natürlich, dass sich der Doktor zu Tode erschreckt hat."
„Harrijasses Opa!“
"Igitt Opa!"
„Daar is doch nix bi. De Doktor harr ein neej Döntje bi sien Stammtavel tau vertellen un Jan Janssen harr sien Oog weer!“
"Da ist doch nichts dabei. Der Doktor kann eine neue Story bei seinem Stammtisch erzählen und Jan Janssen hat sein Auge wieder!"
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
Sprachausgabe des plattdeutschen Textes!
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