Van Eeten un Drinken
Vom Essen und Trinken
Heeren, dej in ein Dörp off Stadt wat tau seggen
harrn, neumde man frauger Honoratioren. Heil
klauge un fiene Lü. Gaude Börgers. Bi dej muss man
umhoog kieken. Tegen avend kunn man hör
meisttied in ein Kraug finnen, vör ein Glas Beier off
ein lecker Kluckje Wien un off un tau kwamm uk wat
tau eten up de Tavel. Tegen ein Stückje Fleis seggt
man noit van Nee, uk neit, as de Kökske heil wat
Besünders anbeiden kann. Tütjes harr seej in de
Pott, dat bin Feldhaunder off Rebhüher.
Herren, die in einem Dorf oder in einer Stadt etwas
zu sagen haben, nannte man früher Honoratioren.
Sehr kluge und feine Leute. Gute Bürger. Man muss
zu ihnen empor blicken. (wörtlich: Bei ihnen muss man
hoch gucken) Gegen Abend kann man sie meistens in
einem Gasthaus (Krug, Kneipe) finden, vor einem Glas
Bier oder ein Schlückchen Wein und ab und zu kam
auch etwas zu essen auf den Tisch. Zu (hier: gegen)
einem Stückchen Fleisch sagt man nie (von) Nein,
auch nicht, wenn die Köchin etwas ganz Besonderes
anbieten kann. „Tütjes“ hatte sie im Topf, das sind
Feldhühner oder Rebhühner.
De Heeren kwammen vör wiet over hundert Jahr
neit in Olldagspackje, nee, heil fien in de Slipprock,
up hoogdüts „Bleib hinter mir“. Ein Gör kwamm tau
de Köken ut, daar leip dat Water in de Mund
binander. Un dat dürde man ein Settje, daar laggen
de heerleke Vogels tau dampen up de Teller, wall
lecker. Un de Heeren leiten sück dat Eeten wall
mundjen. Tiss ja spietlek, dat man satt is, see eine
van de Eeters un sien Paschepanten wassen an’t
nickkoppen. T’was noch ein Deier over, man dat
Liefke stunn all up Knappen. De dickste Freter mit
ein Pans as ein Amtmann keek stiekum achter sück,
namm heil gau de lecker braden Vogel, dee hum in
ein Serviette un stoppde dat Pütje in de grote Taske
van de Slipprock. De Wirtsmann, neit bang, harr dat
all lang mitkregen. Heil bedaad kwamm heej
anlopen, namm de Soßepott un goot de lecker brune
Gaudje in de ander Taske: Ein bitje Soße hört d’r mit
tau!
Die Herren kamen vor weit über hundert Jahren
nicht in der täglichen Kleidung (Alltagspäckchen), nein,
sehr fein im Frack (Cutaway), auf hochdeutsch „bleib
hinter mir“. Ein Geruch kam aus der Küche, da lief
das Wasser im Munde zusammen. Und es dauerte
nur einen Augenblick, da lagen die herrlichen Vögel
'zu dampfen' auf dem Teller, sehr (hier: bestimmt)
lecker. Und die Herren ließen sich das Essen wohl
munden. Es ist schade, dass man satt ist, sagte
einer der Esser und seine Begleiter nickten. Es war
noch ein Tier über, aber das Bäuchlein stand vor
dem Platzen. Der dickste Fresser mit einem Wanst
wie ein Amtmann blickte heimlich hinter sich, nahm
schnell den leckeren gebratenen Vogel, legte ihn in
eine Serviette und stopfte das Tütchen in die große
Tasche des Fracks. Der Wirt, nicht bange, hatte das
schon längst mitbekommen. Sehr ruhig kam er
angelaufen, nahm den Soßentopf und goss das
leckere braune Zeug in die andere Tasche: Ein
bisschen Soße gehört dazu!
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Joke un Geertje satten nett um Middag an de Tavel,
as de Pestoor binnen kwamm. Gediegen, off heej de
Röök na gung off de Uhr in de Kopp harr, well kann
dat weiten. As dat so is in Oostfreisland, stunn d’r
gau ein Teller för hum un Ollske skeppde up. T’gaff
rode Kohl mit Speck un feine witte Tuffels. „De
Roodkohl is heil lecker“, see de Pestoor, man
Geertje gaff taurügg, dat was Buuskohl. „Nee“,
lachde de Pestoor, „dat sücht doch elk un ein,
Buuskohl is witt un hier is Roodkohl in de Kumme“.
oke und Geertje saßen gerade um die Mittagszeit
am Tisch, als der Pastor rein kam. Merkwürdig, ob
er dem Geruch nachging oder die Uhr im Kopf hatte,
wer kann das wissen. Wie das so ist in Ostfriesland,
stand schnell ein Teller vor ihm und die Frau (ältere
Hausfrau) legte auf (eigentlich schaufeln). Es gab roten
Kohl mit Speck und feine weiße Kartoffeln. „Der
Rotkohl ist sehr lecker“, sagte der Pastor, aber
Geertje antwortete (gab zurück), das sei Weißkohl.
„Nee“, lachte der Pastor, „das sieht doch jeder,
Weißkohl ist weiß und hier ist Rotkohl in der
Schüssel“.
Man nu wull Joke de Baul verklaren. „Dat is wiss
Buuskohl ut mien eigen Tune. Man Ollske hett
ehrgüstern hör rode Underbrauk wusken, dej mit de
lange Piepen. Un de elendege rode Klör is d’r meist
utgahn un ja wall in de Pott hangen bleven. Dat is de
beste Kookpott, dej wi hebben un so is ut de witte
Buuskohl nu rode Kohl.“
Aber jetzt wollte Joke die Sache erklären. „Das ist
bestimmt Weißkohl aus meinem eigenen Garten.
Aber meine 'Alte' hat vorgestern ihren roten
Unterrock gewaschen, der mit den langen Hosen-
beinen. Und die furchtbare rote Farbe ist fast alles
(hier: meistens) rausgegangen und im Topf hängen
geblieben. Das ist der beste Kochtopf, den wir
haben und so ist der Weißkohl nun Rotkohl“.
Dat de Pestoor miteins gein Tied mehr harr un gein
Happ mehr eten hett, dat kunnen Joke un Geertje
neit begriepen.
Das der Pastor mit einem Mal keine Zeit mehr hatte
und keinen Happen mehr gegessen hat, das konn-
ten Joke und Geertje nicht verstehen.
Smakelk Eeten
Guten Appetit