Dat Klockje van’t Puuskattje
Das Glöckchen von der kleinen Katze
Willem Jacob Willms is 1839 in ein lüttjet Dörp bi
Marienhafe upstahn. Mester is heej west up Baltrum
un uk up Spiekeroog. Later kwamm heej na
Marienhafe, waar heej uk Örgel spölde. Willms
sammelde all dat, wat de Mensken in hör Kuntrei
vertellt hebben un an hör Nakomen wieder gaffen.
Mit 42 Jahren is heej all overleden.
Willem Jacob Willms ist 1839 in einem kleinen Dorf
bei Marienhafe geboren. (Er) war Lehrer auf Baltrum
und auch auf Spiekeroog. Später kam er nach
Marienhafe, wo er auch Orgel spielte. Willms
sammelte alles, was die Menschen in ihrem Gebiet
erzählt haben und an ihre Nachkommen weiter
gaben. Mit 42 Jahren ist er schon gestorben.
Ein Vertellsel van hum in Nörder Platt is
Ein Kurzgeschichte von ihm auf Norder Platt ist
„Well will de Katt de Klocke umhangen?“
Wer will der Katze die Glocke umhängen?“
De Musen harrn s’mals ein Vergadering. Seej wulln
beraden, hat dat wall mit de Katt anmuss, dej hör
overall nasetten de. Dat was ein eiweg Tickjespölen,
nargends was ein Freejstee un well de Katt einmal
tickt harr, dej was sien Leven quiet. Dat was noch
völ slimmer as ein Hundeleven, dat kunn neit langer
so wieder gahn. Dej daar ein gaude Raad geven
kunn, sull dat neit verswiegen un man driest seggen.
Die Mäuse hatten einmal eine Versammlung. Sie
wollten beraten, was man mit der Katze machen
sollte, die ihnen überall nachsetzte. Das war ein
ewiges Kriegenspielen, nirgends war eine Freistelle
und wen die Katze einmal berührt hatte, der was
sein Leben los. Das war noch viel schlimmer als ein
Hundeleben, das konnte nicht länger so weiter
gehen. Der dazu einen guten Rat geben konnte,
sollte das nicht verschweigen und ohne Scheu
sagen.
Dat dürde ein Settje, daar stunn de Speckbieter, de
Keisenibbeler un de Artekouer un noch büllten
andern up un verklaarten hör Meinen, man dat was
neit na de andern hör Kopp.
Das dauerte eine Zeit, da stand der Speckbeißer,
der Käsenascher und der Erbsenkauer und noch
viele andere auf und gaben ihre Meinung kund, aber
das war nicht die Meinung der anderen.
„Ik weit dat beter“, see dat Zuckersnutje, krullde de
Steert umhoog un snüffelde wat in de Lücht. „Ik
weit dat beter!“
„Ich weiß das besser,“ sagte das Zuckerschnäuz-
chen, ringelte den Schwanz hoch und schnüffelte in
der Luft. „Ich weiß es besser!“
„Na, dann proot doch!“, seen dej andern.
„Na, dann sprich doch!“, sagten die anderen.
Un dat Zuckersnutje kwamm pieleliek umhoog un
see mit helle fiene Stemme:
Und das Zuckerschnäuzchen kam pfeilgerade hoch
und sagte mit heller feiner Stimme:
„De Katt, dej mutt ein Klocke um hebben, dat dat
pingelt, as seej kummt!“
„Die Katze, sie muss ein Glocke umhaben, damit es
klinget, wenn sie kommt!“
As dej andern dat hörten, bleven seej erst dodstille
sitten, dann klappten seej mit hör Pootjes un seen:
Als die anderen das hörten, blieben sie erst totstille
sitzen, dann klappten sie mit den Pfoten und
sagten:
„Mensken! Kinder! Nee! Hau is dat mögelk, dat
Zuckersnutje so klauk is.“
„Menschen! Kinder! Nee! Wie ist es möglich, das
Zuckerschnäuzchen so klug ist.“
„Tja“, see dat Zuckersnutje, „ik hebb uk ja tweej
Jahr bi de Koopmann in de Winkel deint. Dör de
Klocke an de Dör bin ik drup komen.“
„Tja“, sagte das Zuckerschnäuzchen, „ich habe auch
ja zwei Jahre beim Kaufmann im Laden gedient.
Durch die Glocke an der Tür bin ich darauf
gekommen.“
Och, wat wassen de Musen daar bliede, dat was dat
reinste Musepläseier. Man dat dürde neit lang, daar
fung Speckbieter an un fragde:
Och, was waren die Mäuse froh, das war das reinste
Mäusepläsier. Aber das dauerte nicht lange, da fing
der Speckbeißer an und fragte:
„Well will de Katt de Klocke umhangen?“
„Wer will der Katze die Glocke umhängen?“
„Dat wull ik uk nett fragen“, see de Keisenibbeler.
„Das wollte ich auch gerade fragen,“ sagte der
Käsenascher.
„Dat mutt Zuckersnutje daun“, see de Artekouer.
„Das muss Zuckerschnäuzchen tun“, sagte der
Erbsenkauer.
„Gott sall mi bewahren“, reip Zuckersnutje gau, „dat
was, as off ik de Katt liek in de Beck leip!“ Un dann
fragten de Musen in’t Runde
„Gott soll mich bewahren“, rief Zuckerschnäuzchen
schnell, „ das wäre, als ob ich der Katze geradeaus
in das Maul liefe!“ Und dann fragten die Mäuse
rundherum:
„Well will de Katt de Klocke umhangen?“
„Wer will der Katze die Glocke umhängen?“
Man daar was geineine, dej d’r wat mit tau daun
hebben wull. Un as de Katt um de Hauk luren de,
knepen de Muskes de Steert tüsken de Beintjes un
mit ein Wuppdi was de heile Hüttspott in’t Gulf
verswunnen.
Aber da war keiner, der da etwas mit zu tun haben
wollte. Und als die Katze um die Ecke lauerte,
kniffen die Mäuschen den Schwanz zwischen die
Beinchen und mit einem raschen Schwung war die
Sippschaft im Gulfhaus verschwunden.
Wenn ji ein Katt mit ein Klocke um de Hals seihn,
dann frag, well hum dej umhangen hett!
Wenn ihr eine Katze mit einer Glocke um den Hals
seht, dann fragt, wer ihr die umgehängt hat!