Das Emmichdenkmal auf Borkum, zu ehren des Generals Otto von Emmich (1848-1915), wurde am 8. September 1917 feierlich eingeweiht. Dieses Ereignis wurde in der “Kriegszeitung der Festung Borkum” ausführlich gewürdigt, wie der nachfolgenden Abschrift zu entnehmen ist.

Emmichdenkm_010914_A

Emmichdenkm_010914_B

 

(Abschrift)

Zur Feier der Gedenksteinsenthüllung

 

Am 1. September mittags war die Besatzung der Festung zur Feier der Enthüllung in einem großen, nach dem Denksteine offenen, Viereck auf dem Emmichplatze in Paradeaufstellung versammelt, die der Regimentskommandeur des Ldst.=Inf.=Reg. 41, Herr Major Huber, leitete. Auch der Kriegerverein von Borkum war in einer stattlichen Anzahl ehrwürdiger Herren im schwarzen Rock mit ihren Orden und Ehrenzeichen zur Stelle. Wehende Fahnen, leuchtende Blumen und Blumengewinde schmückten den Festplatz. Aller Augen hingen gespannt an der Hülle um den Gedenkstein. Punkt ein Uhr erschien der Herr Kommandant mit Ihrer Exzellenz, der Frau General von Emmich. Nachdem der Herr Kommandant die Meldung des Herrn Major Huber entgegengenommen hatte, begrüßte er jeden einzelnen der alten Herren des Kriegervereins mit kräftigem Handschlag. Kurz danach traf der Sonderzug mit den auswärtigen Ehrengästen ein, die mit einem Extradampfer der Kgl. Kommandantur morgens 8 Uhr in Emden abgeholt und dort von dem Sperrkommandanten von Borkum, Herr Kapitänleutnant Beckert, begrüßt worden waren. Sie fuhren nach Borkum-Reede und von dort mit einem Sonderzug zum Bahnhof, wo der Regimentskommandeur des Fußartillerie-Regiments No. 2, Herr Major Cuny, im Namen des Herrn Kommandanten die Aufwartung machte und sie im Garnisonkasino bewirtete. Neben Ihrer Exzellenz, Frau General von Emmich waren zu der Feierlichkeit folgende Gäste erschienen:

 

     Seine Kgl. Hoheit Prinz Sigismund von Preußen,
     Herr Oberstleutnant von Bornstede, Garnisonsältester von Emden,
     Herr Fregattenkapitän Brehmer,
     Herr Korvettenkapitän Rohde (Reichsmarineamt),
     Herr Korvettenkapitän Heyden Küstenschutzflottille der Ems,
     Herr Kapitänleutnant Prauß, IV. U-Bootflotille,
     Herr Regierungsrat Bormann, Emden,
     Herr Kaufmann Kappelhoff (Obltnt. d. L. II a. D.)
            Vorsitzender des Landeskriegerverbandes.

 

Ferner trafen mit demselben Sonderzuge die Spitzen der Borkumer Behörden auf dem Festplatz ein:

 

     Herr Gemeindevorsteher Kieviet,
     Herr landr. Hilfsbeamter Bannier,
     Herr Direktor Schütte,
     Herr Betriebsleiter Hawich jr.,
     Herr Postmeister Nölke,
     Herr Bauaufseher Oppermann,
     Herr Hotelier Eildert Bakker,
     Herr Kaufmann Schilling,
     Herr Kaufmann Schol jr.,
     Herr Privatier R. A. Bakker,
     Herr Bauunternehmer Eilts.

     

     

Nachdem die gegenseitige Vorstellung stattgefunden hatte und die Festgäste dem Gedenkstein gegenüber Aufstellung genommen hatten, bestieg der Herr Kommandant die Terrasse und hielt mit weittragender, kraftvoller Stimme die umseitig im Wortlaut wiedergegebene Ansprache. Bei den Schlußworten des Herrn Kommandanten stimmte die Besatzung in ein dreifaches Hurra ein. Die Musikkapelle intonierte: „Heil dir im Siegerkranz“; darauf legten der Herr Kommandant und die Spitzen der Behörde an dem Denkmal Kränze nieder. Ein besonders wertvoller Eichenkranz wurde von Sr. Kgl. Hoheit dem Herzog von Braunschweig gestiftet und in seinem Auftrage niedergelegt. Schließlich gab es noch eine Überraschung, und es war der eindrucksvollste Augenblick der Enthüllung, als einer unserer Seeflieger trotz der heftigen Regenböen in schönem Gleitflug über das Denkmal flog und aus luftiger Höhe einen Lorbeerkranz warf, der wohlgezielt mitten vor dem Denkmal zu liegen kam. Danach brachte der Sonderzug die Gäste zum Dorf zurück, wo sie sich mit den Spitzen der Borkumer Behörden zu einem Festmahl, das die Kgl. Kommandantur gab, im Garnisonkasino vereinigten. Abends fand ein sehr gut besuchtes Festkonzert in Köhlers Dorfkrug statt. Unter der bewährten Leitung des Herrn Willy Ullmann zeigte die Festungskapelle sich wieder von ihrer besten Seite, und die Herren Walter Gieseking (Klavier) und Ludwig Lauboeck (Violine) spielten mit bekannter Meisterschaft. Von Sr. Kgl. Hoheit, dem Großherzog von Oldenburg traf während der Feier folgendes Telegramm ein:

     

    An dem heutigen Tage, an dem in Borkum der Gedenkstein für den verstorbenen General der Infanterie von Emmich enthüllt wird, gedenke ich der außerordentlichen Verdienste des leider heimgegangenen Generals, der das X. Armeekorps in den beiden ersten Jahren dieses Feldzuges von Sieg geführt hat.

            gez. Friedrich August
            Großherzog von Oldenburg

                   

                   

Was nun den Gedenkstein betrifft, so ist zu berichten, daß er ein großer Steinwürfel ist, auf dem Waffen und Helm eines germanischen Kriegers ruhen. (Die Ausführung dieses Schmuckes stammt von dem bekannten Bildhauer Arno Zauche aus Weimar.) An seiner Stirnseite lesen wir:

 

Dem
General der Infanterie
Otto von Emmich

Auf der rechten Seite:

 

Dem Eroberer
von
Lüttich

Auf der linken Seite:

 

Dem ruhmreichen Führer
des
X. Armeekorps
Im Kriege 1914/15

 

 

 

General_Emmich_1918General (Albert Theodor) Otto von Emmich

 

(Abschrift)

 

Nr. 110 Borkum,                        8. September 1917                      3. Jahrgang.

Kriegszeitung der Festung Borkum

Borkum - Ausgabe

Erinnerungsblatt an die Enthüllung des Emmichgedenksteins
_______________

Bei der Enthüllung des Emmichgedenksteins hielt der Kommandant der Festung, Herr Oberstleutnant Ruppricht, folgende Ansprache:

 

 

Königliche Hoheit, Exzellenz, Geehrte Herren, Kameraden!

 

Heute, am Tage der Wiederkehr der Schlacht bei Sedan, bei der die Grundlage für die Errichtung des neuen deutschen Reiches geschaffen wurde, haben wir uns hier versammelt, um einen General des neuen deutschen Reiches eine besondere Ehrung zu erweisen.

 

Der General der Infanterie von Emmich war lange Zeit vor dem Kriege kommandierender General des 10. Armeekorps, und hat als solcher eine außerordentliche Beliebtheit genossen durch seine gerade, vornehme, echt soldatische Natur, durch sein unbegrenztes Wohlwollen für alle seine Untergebenen und durch sein schlichtes und liebenswürdiges Wesen, welches er gegen alle die zur Schau trug, die die Ehre hatten, mit ihm in persönliche Berührung zu treten.

 

Mit Ausbruch des Krieges war er der erste General, der die Grenze überschritt, und am 6. August 1914 eroberte er die erste Festung des Feindes „Lüttich“. Bei dieser Gelegenheit zeigte er sich von hervorragender persönlicher Tapferkeit, indem er selbst mit seinem Stabe, noch ehe die Frontlinie gefallen war, in die Stadt einritt und den Kommandanten persönlich zur Uebergabe aufforderte, was auch geschah, nachdem zwei Stunden später die ersten Truppen in der Zitadelle, dem Kern der Festung, angelangt waren. Für diese in der Geschichte einzig dastehende Heldentat erhielt er als erster in diesem Kriege den Orden pour le mérite. Danach hatte er in unzähligen Schlachten sein 10. Armeekorps von Sieg zu Sieg geführt. Ich nenne nur die großen dreitägigen Schlachten bei Namur und St. Quentin. Die viertägige Schlacht am Morinbach, dann den meisterhaft geleiteten Rückmarsch des Korps nach Reims und die dortigen Gefechte bis zum Frühjahr 1915. Als dann die Offensive gegen Rußland beginnen sollte, führte er sein Armeekorps nach dem östlichen Kriegsschauplatz und nahm am Durchbruch bei Gorlice und den nachfolgenden Verfolgungskämpfen ruhmreich Anteil. Nachdem dieser Feldzug im Herbst 1915 zum glücklichen Abschluß gebracht worden war, wurde das Armeekorps wieder nach dem Westen geworfen. Bei dieser Gelegenheit erkrankte der Unermüdliche plötzlich schwer und starb bald darauf in Hannover. -- Für Borkum hat der General von Emmich stets ein besonderes Interesse gehabt und sich im Frieden viel mit der Ausgestaltung seiner Verteidigung befaßt. So lag es nahe, dem hoch verdienten General und allseitig beliebten Vorgesetzten in der Festung seines Korpsbereichs ein Denkmal zu errichten. -- Als ich im Januar 1916 dazu die Anregung gab, fand ich begeisterte Zustimmung bei den Truppen der Besatzung, und auf meine Bitte hin flossen mir reiche Geldspenden zu, so dass ich an die Ausführung meines Gedanken schreiten konnte.

Vieles galt es herbeizuschaffen, und dabei bin ich in der zuvorkommendensten Weise von der königl. Regierung in Aurich, dem Wasserbauamt in Emden und von vielen Privatpersonen unterstützt worden. So übernahm die Borkumer Kleinbahn uneigennützig den Antransport des gesamten Materials, wie Steine, Erde und Klincker. Die verschiedensten Dinge verdanke ich den Herren Daniels, Oppermann, Eilts, der Firma Kossel, der Gasanstalt, der Firma Ferdinands. Im besonderen haben sich verdient gemacht: Herr Leutnant Schmidt durch den Entwurf des Denkmals, Herr Major v. Frenold, der als Kommandeur des II/79 den Bau in die Hand nahm, und nach dessen Abgang der Herr Major Huber, der, ganz besonders unterstützt durch Leutnant Bieger und Leutnant Lang , durch Veranstaltung von Aufführungen und Konzerten die noch fehlenden nicht unerheblichen Mittel aufbrachte. Ich kann nicht alle nennen, die sich um das Gelingen des Werkes verdient gemacht haben, möchte aber noch besonders nennen die Gefr. Hertling und Göken, den Utffz. Richter, den Utffz. Akkermann und den Offz.=Stellv. Büter. Allen aber, die mir geholfen haben, sage ich hiermit meinen aus tiefstem Herzen kommenden Dank.

 

Wenn nun auch der Gedenkstein in erster Linie der Besatzung der Festung am Herzen liegt, so bildet doch seine Lage und der Schmuckplatz eine Zierde für die Gemeinde Borkum, und ich mache ihn daher als ein Zeichen des guten Einvernehmens zwischen Zivilbevölkerung und Besatzung im großen Kriege der Gemeinde Borkum zum Geschenk, indem ich die Hülle des Steines fallen lasse.

 

 Dem deutschen Mann ein deutscher Stein mit deutscher Wehr und Waffe,

 So fest der Mann im Schlachtendonner stand, so fest der Stein hier steht im deutschen Land,

 So fest woll'n wir hier steh'n, wenn einst der Feind nach hier ausstrecken sollte seine gier'ge Hand.

 

Dies geloben wir, indem wir rufen: Es lebe der deutsche Kaiser! Hurra, Hurra, Hurra!

 

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 Das Emmich-Denkmal vor 1921

 

Das Emmichdenkmal

Das Emmichdenkmal

Das Emmichdenkmal

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