Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Der folgenden plattdeutsche Beitrag zeigt eindrucksvoll, dass auch Insulaner kräftig und ausgelassen Karnevall feiern können.
Unglaublich: Karnevall feiert man auch auf Borkum! Unglaublich: Karnevall feiert man auch auf Borkum!
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
Sprachausgabe des plattdeutschen Textes!
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Karneval up Börkum?
Karneval auf Borkum?
Vör Jahr un Dag was Jan bi de Verwandtskupp in Köln. T'was nett um de Karnevalstied un de Cousine see: Du wullt doch alltied mal de Karnevalsumzug seihn. Tiss Rosenmontag (Rausenmaandag) un wi könen dat heile Weesewark moij van dat Büro van mien Mann bekieken. So kwamm dat uk un de Lü in't Rheinland mit Hautje up un moij verklett fangen ja up Tied an. Was nett tien Ühr mörgens un seej harrn de Buddel all vör de Hals.
Vor einigen Jahren war Jan bei der Verwandtschaft in Köln. Es war gerade in der Karnevalszeit und seine Cousine sagte: Du wolltest doch immer mal den Karnevalsumzug sehen. Es ist Rosenmontag und wir können alles schön vom Büro meines Mannes begucken. So kam es denn auch und die Leute im Rheinland mit Hütchen und schön verkleidet fangen ja zeitig an. Es war gerade zehn Uhr morgens und sie hatten die Flasche schon vor dem Hals.
De Cousine hett dat Koppel Volk vertellt, well Jan was un dat heej van Börkum was, ein Eiland midden in de Noordseej, drumtau nix as Water. Ja moij, seen de Lü, man achtertan kwamm vull Beduren: Dann kennen Sie sicher keinen Karneval. Man Jan kunn hör vertellen, dat up Börkum uk Karneval fiert waart. In ein grote Saal, moij schmückt un kein Börkumer kummt binnen, wenn heej neit verklett is un ein Maske vör't Gesicht hett. Un um twalv Ühr kummt ein Tavel up de Danzdeele, veier Staulen drumtau un de Paartjes mutten daar hoog un dann is Demaskierung.
Die Cousine hatte der Gruppe erzählt, wer Jan war und das er von Borkum kam, eine Insel mitten in der Nordsee, drumherum nur Wasser. Ja, schön, sagten die Leute und etwas später kam voll Bedauern: Dann kennen sie sicher keinen Karneval. Aber Jan konnte ihnen erzählten, dass auf Borkum auch Karneval gefeiert wird. In einem großen Saal, schön geschmückt und keine Borkumer kommt rein, wenn er nicht verkleidet ist und eine Maske vor dem Gesicht hat. Und um 12 Uhr kommt ein Tisch auf die Tanzfläche, vier Stühle drumherum und die Paare müssen dort hoch und dann ist Demaskierung.
De Kölners wassen staff: Dat was all lang neit mehr Maude bi hör un nu was Jan kein lüttje Unnösel mehr.
Die Kölner waren höchst erstaunt: Das war schon lange nicht mehr üblich und jetzt war Jan kein kleiner Dummkopf mehr.
De Olderen könen sück seker noch gaud besinnen, hau dat was mit Karneval up Börkum. Bi Bakker jr, bi Sally un Anneliese. De Saal harrn de Börkumer Junges moij makt, mit völ Girlanden un ander Biwark. Stimmung was d'r futt, mit ein Kapelle van dreej off veier Mann. Beier un Söpkes gaff dat uk an de Theke in de Vörruum, ein Happke tau eten in de Köken. In de Veranda harr meisttied Walter Dykmann ein moij Bild malt un Emil Fokuhl hett Fotos makt, dej man ander Dag offhalen kunn. Fieren könen de Börkumers, in de Saal trillde de Deele.
Die Älteren können sich sicher noch gut erinnern, wie das war mit Karneval auf Borkum. Bei Bakker jr., bei Sally und Anneliese. Den Saal hatten die Borkumer Jungens schön gemacht, mit vielen Girlanden und anderen Beiwerk. Stimmung war gleich da, mit einer Kapelle von drei oder vier Mann. Bier und Schnäpse gab es im Vorraum, einen Happen zu essen in der Küche. In der Veranda hatte Walter Dykmann oft ein schönes Bild gemalt und Emil Fokuhl machte Fotos, die man am nächsten Tag abholen konnte. Feiern können die Borkumer, im Saal zitterte der Fußboden.
Ein Jahr was "Humba, Humba, Täteree" in Maude un de Lü gungen taukehr as Ketelbeuters. Dör de Jumpereej was miteins in Gatt in de hollten Deele. Wat sallt: Over dat Gatt ein Tavel un danzen gung wieder.
In einem Jahr war "Humba, Humba, Täteree" in Mode und die Leute gebärdeten sich wie die Kesselflicker. Durch die Hopserei war plötzlich ein Loch im hölzernen Fußboden. Was soll es: Über dem Loch ein Tisch (stellen) und die Tanzerei ging weiter.
Dann was miteins ut bi Bakker's. De Jungsverein muss sück ein ander Hunk seuken un funn sien Vereinslokal in't Dörphotel, bi Gerd Stindt. De letzde Karneval bi Bakker's, an Saterdagavend un Rosenmontag bi Stindt. Beide Veranstaltungen utverkofft.
Dann war es plötzlich aus bei Bakker's. Der Jungsverein musste sich ein anderes Lokal (Stätte) suchen und fand sein Vereinslokal im Dorfhotel, bei Gerd Stindt. Der letzte Karneval bei Bakker's, am Samstagabend und Rosenmontag bei Stindt. Beide Veranstaltungen ausverkauft.
Dat Schmücken in de grote Saal in't Dörphotel was ein elendeg Geknauje. Dat gung over Weeken, haast elke Avend. Alles sull moij un skier wesen, un an dat Motto hollen. Iskold - Heizung was tau düür- kein Spieker in de Wand houen, dann was d'r Moord. Man dat Geknauje hett sück lohnt, de Gasten wassen beduust.
Das Schmücken im großen Saal im Dorfhotel war eine entsetzliche Quälerei. Das ging über Wochen, fast jeden Abend. Alles sollte schön und ordentlich sein, dem Motto angepasst. Eiskalt - Heizung war zu teuer - kein Nagel in die Wand schlagen, dann gab es Krach. Aber die Anstrengung hat sich gelohnt - die Gäste war beeindruckt.
Un dej kwammen "in Dotten", Froulü, Mannlü, nüte Wichter un Junges. All moij verklett - haast neit tau kennen. De Kapelle, meisttied Börkumers, hebben Stimmung makt, up de grote Bühne was ein heil fiene Bar, man de Börkumers Keerls harrn dat in de Loop van de Avend miteins mit de Blase tau daun, seej mussen alltied weer up Hüsche. Dej lagg in't Vörende, an't Ende van de Flur. Man de Mannlü kwammen hier heil faak van de Kurs off, vör in't Lokal stunn Gerd Stindt tau tappen un an de Theke was Bott genug. Runder mit dat rare Dingereis vör't Gesicht. Prost!
Und sie kamen haufenweise, Frauen, Männer, niedliche Mädchen und Jungs. Alle schön verkleidet, fast nicht zu erkennen. Die Kapelle, meistens Borkumer, haben Stimmung gemacht, auf der großen Bühne war eine sehr feine Bar, aber die Borkumer Kerle hatten im Laufe des Abends mit der Blase zu tun, sie mussten immer wieder zur Toilette. Die lag im vorderen Teil, am Ende vom Flur. Aber die Männer kamen hier oft vom Kurs ab, vorne im Lokal stand Gerd Stindt und zapfte und an der Theke war Platz genug. Runter mit dem komischen Ding vor dem Gesicht. Prost!
T'was ein lange Nacht mit völ Aardegkeit, mit juchtern un lachen. Dej d'r west bin, kunnen noch Weeken later völ vertellen. Man de Junges mussen Sönndag namiddag all komen tau upskieren. Was völ Wark, man Pläseier harr man uk, un dat tellt up Letzde.
Es war ein lange Nacht mit viel Spaß, mit herumtoben und lachen. Die dabei waren, konnten noch Wochen später darüber erzählen. Aber die Jungs mussten Sonntag nachmittag alle kommen zum Saubermachen. War viel Arbeit, aber Spaß hatte man auch, und das zählt zum Schluss.
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