Hooge Beseuk!
Hoher Besuch
Nu is’t sowiet! Dat neeje Badeparadies
„Gezeitenland“ makt de Poorten open un
Badegasten un Eilanders luren d’r up, hau dat wall
van binnen utsücht. Man t’gefft all weer
Swartkiekers up Börkum, dej moppern un jaueln:
Dat is völst tau laat! Dat kriegen dej noit klar! Dat is
völst tau dür! Dat kann ja geineine betahlen!
Jetzt ist es soweit! Das neue Badeparadies „Gezei-
tenland“ macht die Pforten auf und Badegäste und
Insulaner sind neugierig (lauern darauf), wie es wohl
von innen aussieht. Aber es gibt schon wieder
Pessimisten (Schwarzseher) auf Borkum, die meckern
und klagen: Das ist viel zu spät! Das bekommen die
nie hin! Das ist viel zu teuer! Das kann ja keiner
bezahlen!
As wi um 1970 dat neeje Wellen- un Hallenbad bout
hebben, was de Stimmung anders as vandage. Man
harr dat Gefeul, elk un ein was ein bitje stollt un
harr d’r nix up tegen, as man um Hülpe fragde. De
Börgermester see: As wi up’t Eilandje neit all
mitnander anpacken, könen wi dat Bad tau de
Saison neit open maken. De Krauters hebben hör Lü
stürt, de Börkumer Junges stunnen in ein lange
Riege in dat grote Becken tau skrubben. Van de
Pensionshusen un Hotels kwammen seej mit de
Maiden, um tau hemmeln un tau reiniwieren. Kiek un
dat was up Stee. De Gemeinskup kann ein heile
Büllte bit Siet rümen.
Als wir um 1970 das neue Wellen- und Hallenbad
gebaut haben, war die Stimmung anders als heute.
Man hatte das Gefühl, jeder war ein wenig stolz und
hatte nichts dagegen, wenn man um Hilfe fragte.
Der Bürgermeister sagte: Wenn wir auf unserer
kleinen Insel nicht alle miteinander anpacken,
können wir das Bad zur Saison nicht öffnen. Die
Handwerksmeister haben ihre Leute geschickt, die
Borkumer Jungens standen in einer langen Reihe in
dem großen Becken und schrubbten. Von den
Pensionshäusern und Hotels kamen sie mit den
Frauen (Mägden), um zu säubern und zu reinigen.
Sieh – und das war in Ordnung. Die Gemeinschaft
kann eine große Menge zur Seite räumen.
Tau de Eröffnung kummt de Ministerpräsident van’t
Land Niedersachsen na Börkum. Hooge Beseuk!
Fiene Lü! Man daar mutt man neit benaud um
wesen. Dej weiten futt, off dat eine ehrlek mit hör
meint. As de Fürst van Oostfreisland um 1700 s’mals
up Nörderney was wohnde heej in ein lüttjet Huske.
Anders was d’r ja nix. Un dej Familie neugde hum
tau Middageten:
Leiwe Fürst-Ohm, freet dat d’ barst, tiss di wall
gegünnt!
Zur Eröffnung kommt der Ministerpräsident des
Landes Niedersachsen nach Borkum. Hoher Besuch!
Feine Leute! Aber man muss nicht ängstlich dabei
sein. Die wissen sofort, ob es ehrlich gemeint ist.
Als der Fürst von Ostfriesland um 1700 einmal auf
Norderney war, wohnte er in einem kleinen
Häuschen. Etwas anderes war nicht vorhanden. Und
die Familie lud ihn zum Mittagessen:
Lieber Fürst (Onkel – geläufige Anrede an ältere Mitbürger)
hau rein bis du platzt, es sei dir wohl gegönnt!
De Ministerpräsident sall wall in de Kaiserwagen van
de Kleinbahn sitten. Off heej nu mit de Fleiger off
mit de Damper kummt, weit man neit. Un is de Frou
uk d’r bi?
Der Ministerpräsident wird wohl im Kaiserwagen
der Kleinbahn sitzen. Ob er nun mit dem Flugzeug
oder mit dem Dampfer kommt, weiß man nicht. Und
ist die Frau auch dabei?
As unse Kaiserin Viktoria vör Jahr un Dag eine van
de Nahbereilanden besöcht hett, harrn dej noch gein
Anleger. De Gasten kwammen van’t Skip erst in ein
Bootje un dann hebben krachdege Keerls hör an
Land dragen. För de Kaiserin harrn seej ein
besünders stewege Mann utsöcht, dat seej uk seeker
dör’t Water kwamm. Man seej kreeg ein paar
Spütters off un stödde ein lüttje Geluud ut. De
Eilander bedaarde hör: Kaiserliche Hoheit müssen
keine Not haben, ich habe doch Kaiserliche Hoheits
Mors fest zu packen!
Als unsere Kaiserin Viktoria vor vielen Jahren eine
der benachbarten Inseln besuchte, gab es noch
keinen Anleger. Die Gäste kamen vom Schiff erst in
ein kleines Boot und dann trugen kräftige Männer
sie an Land. Für die Kaiserin hatte man ein
besonders kräftigen Mann ausgesucht, damit sie
auch sicher durch das Wasser kam. Aber sie bekam
ein paar (Wasser)spritzer ab und stieß einen kleinen
Schreckenslaut aus. Der Insulaner beruhigte sie:
Kaiserliche Hoheit müssen keine Not haben (nicht
ängstlich sein), ich habe doch Kaiserliche Hoheit Mors
fest zu packen!
Hooge Beseuk, hartlek willkomen!
Hoher Besuch, herzlich willkommen!