Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Im folgenden plattdeutsche Beitrag stehen neben den Schwimmbädern auch der insulare Umgang mit den “Hohen Herrschaften” im Mittelpunkt.
Hooge Beseuk! Hooge Beseuk!
Hooge Beseuk!
Hoher Besuch
Nu is’t sowiet! Dat neeje Badeparadies „Gezeitenland“ makt de Poorten open un Badegasten un Eilanders luren d’r up, hau dat wall van binnen utsücht. Man t’gefft all weer Swartkiekers up Börkum, dej moppern un jaueln: Dat is völst tau laat! Dat kriegen dej noit klar! Dat is völst tau dür! Dat kann ja geineine betahlen!
Jetzt ist es soweit! Das neue Badeparadies „Gezei- tenland“ macht die Pforten auf und Badegäste und Insulaner sind neugierig (lauern darauf), wie es wohl von innen aussieht. Aber es gibt schon wieder Pessimisten (Schwarzseher) auf Borkum, die meckern und klagen: Das ist viel zu spät! Das bekommen die nie hin! Das ist viel zu teuer! Das kann ja keiner bezahlen!
As wi um 1970 dat neeje Wellen- un Hallenbad bout hebben, was de Stimmung anders as vandage. Man harr dat Gefeul, elk un ein was ein bitje stollt un harr d’r nix up tegen, as man um Hülpe fragde. De Börgermester see: As wi up’t Eilandje neit all mitnander anpacken, könen wi dat Bad tau de Saison neit open maken. De Krauters hebben hör Lü stürt, de Börkumer Junges stunnen in ein lange Riege in dat grote Becken tau skrubben. Van de Pensionshusen un Hotels kwammen seej mit de Maiden, um tau hemmeln un tau reiniwieren. Kiek un dat was up Stee. De Gemeinskup kann ein heile Büllte bit Siet rümen.
Als wir um 1970 das neue Wellen- und Hallenbad gebaut haben, war die Stimmung anders als heute. Man hatte das Gefühl, jeder war ein wenig stolz und hatte nichts dagegen, wenn man um Hilfe fragte. Der Bürgermeister sagte: Wenn wir auf unserer kleinen Insel nicht alle miteinander anpacken, können wir das Bad zur Saison nicht öffnen. Die Handwerksmeister haben ihre Leute geschickt, die Borkumer Jungens standen in einer langen Reihe in dem großen Becken und schrubbten. Von den Pensionshäusern und Hotels kamen sie mit den Frauen (Mägden), um zu säubern und zu reinigen. Sieh – und das war in Ordnung. Die Gemeinschaft kann eine große Menge zur Seite räumen.
Tau de Eröffnung kummt de Ministerpräsident van’t Land Niedersachsen na Börkum. Hooge Beseuk! Fiene Lü! Man daar mutt man neit benaud um wesen. Dej weiten futt, off dat eine ehrlek mit hör meint. As de Fürst van Oostfreisland um 1700 s’mals up Nörderney was wohnde heej in ein lüttjet Huske. Anders was d’r ja nix. Un dej Familie neugde hum tau Middageten: Leiwe Fürst-Ohm, freet dat d’ barst, tiss di wall gegünnt!
Zur Eröffnung kommt der Ministerpräsident des Landes Niedersachsen nach Borkum. Hoher Besuch! Feine Leute! Aber man muss nicht ängstlich dabei sein. Die wissen sofort, ob es ehrlich gemeint ist. Als der Fürst von Ostfriesland um 1700 einmal auf Norderney war, wohnte er in einem kleinen Häuschen. Etwas anderes war nicht vorhanden. Und die Familie lud ihn zum Mittagessen: Lieber Fürst (Onkel – geläufige Anrede an ältere Mitbürger) hau rein bis du platzt, es sei dir wohl gegönnt!
De Ministerpräsident sall wall in de Kaiserwagen van de Kleinbahn sitten. Off heej nu mit de Fleiger off mit de Damper kummt, weit man neit. Un is de Frou uk d’r bi?
Der Ministerpräsident wird wohl im Kaiserwagen der Kleinbahn sitzen. Ob er nun mit dem Flugzeug oder mit dem Dampfer kommt, weiß man nicht. Und ist die Frau auch dabei?
As unse Kaiserin Viktoria vör Jahr un Dag eine van de Nahbereilanden besöcht hett, harrn dej noch gein Anleger. De Gasten kwammen van’t Skip erst in ein Bootje un dann hebben krachdege Keerls hör an Land dragen. För de Kaiserin harrn seej ein besünders stewege Mann utsöcht, dat seej uk seeker dör’t Water kwamm. Man seej kreeg ein paar Spütters off un stödde ein lüttje Geluud ut. De Eilander bedaarde hör: Kaiserliche Hoheit müssen keine Not haben, ich habe doch Kaiserliche Hoheits Mors fest zu packen!
Als unsere Kaiserin Viktoria vor vielen Jahren eine der benachbarten Inseln besuchte, gab es noch keinen Anleger. Die Gäste kamen vom Schiff erst in ein kleines Boot und dann trugen kräftige Männer sie an Land. Für die Kaiserin hatte man ein besonders kräftigen Mann ausgesucht, damit sie auch sicher durch das Wasser kam. Aber sie bekam ein paar (Wasser)spritzer ab und stieß einen kleinen Schreckenslaut aus. Der Insulaner beruhigte sie: Kaiserliche Hoheit müssen keine Not haben (nicht ängstlich sein), ich habe doch Kaiserliche Hoheit Mors fest zu packen!
Hooge Beseuk, hartlek willkomen!
Hoher Besuch, herzlich willkommen!
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
Sprachausgabe des plattdeutschen Textes!
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