Badegasten
Badegäste
Tiss ja allemachdeg moij, as na de lange kolde (un
peperdüre) Wintertied de Badegasten weer binnen
seilen. Umdat d’r ein Knippelke in’t leege Knippke
kummt deit wall nödeg. Un man kennt hör uk, seej
bin ja fakers as heil gaude Bekännden, besünners de
olde Stamm. Bitieden ein bitje old up de Stalle, man
weit um hör Gedau.
Es ist überaus schön, wenn nach der langen kalten
(und sehr teuren – pfefferteuren – Pfeffer war in früheren Zeit
sehr kostbar und teuer) Winterzeit die Badegäste wieder
einsegeln. Damit da eine Kleinigkeit in die leere
Geldbörse kommt tut sehr wohl nötig. Und man
kennt sie auch, sie sind ja oft wie sehr gute
Bekannte, besonders der alte „Stamm“ (langjährige
Badegäste). Bisweilen ein wenig alt auf dem Stall,
man weiß um ihr Getue (ihre „Macken“).
Vandage mit de Ferienwohnungen hett man neit
mehr so völ Gespreck mit de Dütsen van de faste
Walle, frauger mit Frühstück maken, muß man all
s’mörgens fien hoogdüts proten. Bloot de
Zelteverhührers up de Strand un de Lü van’t Bad
hebben noch elke Dag düchdeg mit hör tau daun.
Allemachdeg wies bin de Badgasten. Seej fragen di
dat Hemd van de Neers off, alles willn seej weiten.
Waar wi dageliks mit umgahn, is för hör frömd
Wark. Dat was in olde Tieden nett so.
Heute mit den Ferienwohnungen hat man nicht
mehr so viel Gespräch mit den „Deutschen“ (alle
Festländer sind Deutsche) vom Festland, früher mit
Frühstück machen, musste man schon morgens fein
hochdeutsch reden. Nur die Zeltvermieter auf dem
Strand und die Leute vom Bad haben noch jeden
Tag tüchtig mit ihnen zu tun. Überaus naseweis sind
die Badegäste. Sie fragen dir das Hemd vom
Hintern, alles wollen sie wissen. Wo wir täglich mit
umgehen, ist für sie fremd (fremde Arbeit). Das war in
alten Zeiten genau so.
Eine heile sloue Gast wull s’mals van ein oldere
Bademeister weiten, as heej nu over’t Water all man
liekut gung, stuuv an de Tünnen langs - in sien Ogen
Mielensteinen - dann kwamm heej doch wiss in
England an. De Börkumer Klaasmaat bekeek hum
van de Siet un gnaude tüsken de Tannen: Mien
Vaderke, lopp man liekut, dann sallt du wall mit de
Pans vull Water in de Eiwegkeit ankomen.
Ein sehr schlauer Gast wollte einst von einem
älteren Bademeister wissen, wenn er jetzt über das
Wasser immer gerade aus ginge, direkt an den
Tonnen entlang – in seinen Augen Meilensteine –
dann käme er doch ganz bestimmt in England an.
Der Borkumer Klaasmaat (Maat steht für Geselle, Helfer)
sah ihn von der Seite an und knirschte zwischen
den Zähnen: Mein Väterchen, lauf ruhig gerade aus,
dann wirst du wohl mit dem Bauch (Wampe) voll
Wasser in die Ewigkeit ankommen.
De Fremdenführer Walter Dykmann - heej is d’r all
lang neit mehr - leip mit ein Koppel Volk over’t
Eilandje. Ein Badegastmenske harr wat up’t Hart un
wull weiten, hau dat angahn kunn, dat dat Lücht in
de klörege Tünnen s’nachts alltied an un ut geiht.
Walter wuss dat: as ein Keerl vat utfreten hett,
kumm heej för Jahren in’t Backje. Man wenn heej
sück betert un vörtied drut will, kann heej för ein
heile Sett in so’n Lüchttünne sitten un dat Lücht an-
un utknipsen. Dann hett heej sien Strafe um Jahren
minderseiert. Gaud versörgt mit Eten un Drinken mit
ein Boot van Börkum ut.
Der Fremdenführer Walter Dykmann – er ist (lebt)
schon lange nicht mehr – lief mit einer Gruppe
Leute über das Eiland. Eine Badegastfrau hatte
etwas auf dem Herzen und wollte wissen, wie das
angeht, dass das Licht in den farbigen Tonnen
nachts immer an und aus geht. Walter wusste das:
Wenn ein Kerl etwas ausgefressen hatte, kommt er
für Jahre ins Gefängnis. Aber wenn er sich bessert
und vorzeitig raus will, kann er für eine ganze Zeit
in so einer Leuchttonne sitzen und das Licht an- und
ausknipsen. Dann hat er seine Strafe um Jahre
vermindert. Gut versorgt mit Essen und Trinken mit
einem Boot von Borkum (aus).
De Frou kunn dat neit löven, dat wassen ja wall
dicke Lögens, dej Walter hör vertellen wull. Ein
Heer ut dat Klöttje see mit dodeernst Gesicht: Das
könne Sie Herrn Dykmann wirklich glauben, ich weiß
das aus eigener Erfahrung, denn ich selbst habe für
meine Missetaten büßen müssen und ein lange Zeit
in den Leuchttonnen verbracht, um Straferlaß zu
bekommen!
Die Frau konnte das nicht glauben, das wären ja
wohl dicke Lügen, die Walter ihr erzählen wollte.
Ein Herr aus der Gruppe sagte mit einem todernsten
Gesicht: Das können Sie Herrn Dykmann wirklich
glauben, ich weiß das aus eigener Erfahrung, denn
ich habe für meine Missetaten büßen müssen und
eine lange Zeit in den Leuchttonnen verbracht, um
Straferlass zu bekommen.
So is’t!
So ist es!