Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Es gibt immer mal wieder lustige Geschichten, wenn Kurgäste und Insulaner aufeinandertreffen.
Badegasten (2) Badegasten (2)
Badegasten
Badegäste
Tiss ja allemachdeg moij, as na de lange kolde (un peperdüre) Wintertied de Badegasten weer binnen seilen. Umdat d’r ein Knippelke in’t leege Knippke kummt deit wall nödeg. Un man kennt hör uk, seej bin ja fakers as heil gaude Bekännden, besünners de olde Stamm. Bitieden ein bitje old up de Stalle, man weit um hör Gedau.
Es ist überaus schön, wenn nach der langen kalten (und sehr teuren – pfefferteuren – Pfeffer war in früheren Zeit sehr kostbar und teuer) Winterzeit die Badegäste wieder einsegeln. Damit da eine Kleinigkeit in die leere Geldbörse kommt tut sehr wohl nötig. Und man kennt sie auch, sie sind ja oft wie sehr gute Bekannte, besonders der alte „Stamm“ (langjährige Badegäste). Bisweilen ein wenig alt auf dem Stall, man weiß um ihr Getue (ihre „Macken“).
Vandage mit de Ferienwohnungen hett man neit mehr so völ Gespreck mit de Dütsen van de faste Walle, frauger mit Frühstück maken, muß man all s’mörgens fien hoogdüts proten. Bloot de Zelteverhührers up de Strand un de Lü van’t Bad hebben noch elke Dag düchdeg mit hör tau daun. Allemachdeg wies bin de Badgasten. Seej fragen di dat Hemd van de Neers off, alles willn seej weiten. Waar wi dageliks mit umgahn, is för hör frömd Wark. Dat was in olde Tieden nett so.
Heute mit den Ferienwohnungen hat man nicht mehr so viel Gespräch mit den „Deutschen“ (alle Festländer sind Deutsche) vom Festland, früher mit Frühstück machen, musste man schon morgens fein hochdeutsch reden. Nur die Zeltvermieter auf dem Strand und die Leute vom Bad haben noch jeden Tag tüchtig mit ihnen zu tun. Überaus naseweis sind die Badegäste. Sie fragen dir das Hemd vom Hintern, alles wollen sie wissen. Wo wir täglich mit umgehen, ist für sie fremd (fremde Arbeit). Das war in alten Zeiten genau so.
Eine heile sloue Gast wull s’mals van ein oldere Bademeister weiten, as heej nu over’t Water all man liekut gung, stuuv an de Tünnen langs - in sien Ogen Mielensteinen - dann kwamm heej doch wiss in England an. De Börkumer Klaasmaat bekeek hum van de Siet un gnaude tüsken de Tannen: Mien Vaderke, lopp man liekut, dann sallt du wall mit de Pans vull Water in de Eiwegkeit ankomen.
Ein sehr schlauer Gast wollte einst von einem älteren Bademeister wissen, wenn er jetzt über das Wasser immer gerade aus ginge, direkt an den Tonnen entlang – in seinen Augen Meilensteine – dann käme er doch ganz bestimmt in England an. Der Borkumer Klaasmaat (Maat steht für Geselle, Helfer) sah ihn von der Seite an und knirschte zwischen den Zähnen: Mein Väterchen, lauf ruhig gerade aus, dann wirst du wohl mit dem Bauch (Wampe) voll Wasser in die Ewigkeit ankommen.
De Fremdenführer Walter Dykmann - heej is d’r all lang neit mehr - leip mit ein Koppel Volk over’t Eilandje. Ein Badegastmenske harr wat up’t Hart un wull weiten, hau dat angahn kunn, dat dat Lücht in de klörege Tünnen s’nachts alltied an un ut geiht. Walter wuss dat: as ein Keerl vat utfreten hett, kumm heej för Jahren in’t Backje. Man wenn heej sück betert un vörtied drut will, kann heej för ein heile Sett in so’n Lüchttünne sitten un dat Lücht an- un utknipsen. Dann hett heej sien Strafe um Jahren minderseiert. Gaud versörgt mit Eten un Drinken mit ein Boot van Börkum ut.
Der Fremdenführer Walter Dykmann – er ist (lebt) schon lange nicht mehr – lief mit einer Gruppe Leute über das Eiland. Eine Badegastfrau hatte etwas auf dem Herzen und wollte wissen, wie das angeht, dass das Licht in den farbigen Tonnen nachts immer an und aus geht. Walter wusste das: Wenn ein Kerl etwas ausgefressen hatte, kommt er für Jahre ins Gefängnis. Aber wenn er sich bessert und vorzeitig raus will, kann er für eine ganze Zeit in so einer Leuchttonne sitzen und das Licht an- und ausknipsen. Dann hat er seine Strafe um Jahre vermindert. Gut versorgt mit Essen und Trinken mit einem Boot von Borkum (aus).
De Frou kunn dat neit löven, dat wassen ja wall dicke Lögens, dej Walter hör vertellen wull. Ein Heer ut dat Klöttje see mit dodeernst Gesicht: Das könne Sie Herrn Dykmann wirklich glauben, ich weiß das aus eigener Erfahrung, denn ich selbst habe für meine Missetaten büßen müssen und ein lange Zeit in den Leuchttonnen verbracht, um Straferlaß zu bekommen!
Die Frau konnte das nicht glauben, das wären ja wohl dicke Lügen, die Walter ihr erzählen wollte. Ein Herr aus der Gruppe sagte mit einem todernsten Gesicht: Das können Sie Herrn Dykmann wirklich glauben, ich weiß das aus eigener Erfahrung, denn ich habe für meine Missetaten büßen müssen und eine lange Zeit in den Leuchttonnen verbracht, um Straferlass zu bekommen.
So is’t!
So ist es!
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
Sprachausgabe des plattdeutschen Textes!
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