Barmharteg
Barmherzig
1865 hett de kathoolske Gemeinde in Leier dat
Borromäus-Hospital bout un elk un ein seggt
vandage van Borro un alle Lü weiten, wat meint is.
1865 hat die katholische Gemeinde in Leer das
Borromäus-Hospital gebaut und jeder sagt heut-
zutage (von) Borro und alle Leute wissen, was
gemeint ist.
De Nonnen, de barmhartege Süsters hebben alltied
dat Beste geven, umdat de Kranken gau weer flügg
wassen. De gaude Name van dat Krankenhuus – olde
Börkumers seen frauger uk Ziekenhuus – is uk hör
Leivde tau danken.
Die Nonnen, die barmherzigen Schwestern haben
immer das Beste gegeben, damit die Kranken
schnell wieder munter wurden. Der gute Name des
Krankenhauses – ältere Borkumer sagten früher
auch „Ziekenhuus“ (niederländisch-Krankenhaus) –
kommt auch durch ihre Zuwendungen (Liebe).
Jahren later muss d'r ein Anbou her. Gaude
Handwarkers wassen an't knaujen un wuracken. De
meisten wassen Oostfreisen un stiev reformeiert.
Bi't Verhaalen satten seej up ein Planke, packten hör
Schieve Brood ut un drunken hör Tee ut de
Thermosbuddel. Bi Rött un Unweer satten seej in ein
lüttje kolde Bude.
Jahre später kam ein Anbau hinzu. Gute Handwer-
ker schufteten und arbeiteten schwer. Die meisten
waren Ostfriesen und -gut – (hier: steif) reformiert. In
der Pause (beim Erholen) saßen sie auf einem Brett,
packten ihre Scheibe Brot aus und tranken ihren
Tee aus der Thermoskanne. Bei sehr schlechter
Witterung und bei Unwetter saßen sie ein einem
kleinen kalten Häuschen.
Eine van de Nonnen kunn dat begrooten, hau de
Mannlü daar satten tau kouen un seej wull hör ein
bitje wat Gauds taukoomen laten. Schwester Oberin
harr d'r nix teegen.
Eine der Nonnen bedauerte das, wie die Männer
dort saßen zu kauen und sie wollte ihnen etwas
Gutes zukommen lassen. Schwester Oberin hatte
nichts dagegen.
Seej gung in de Köken, haalde wat Leckers binander,
packte dat in ein groote Pott. Nu noch ein Kluckje
tau drinken un seej gung na buten na de Mannlü, dej
all weer up Gerüst stunnen.
Sie ging in die Küche, holte etwas Leckeres
(zusammen), packte dieses in einen großen Topf. Jetzt
noch ein Schlückchen zu trinken und sie ging nach
draußen zu den Männern, die schon wieder auf dem
Gerüst standen.
Man seej hett bi sück docht: Nu will ik doch weiten,
off de Keerls uk kündeg in de Bibel bin. Seej gung up
de erste Mann daal, dej de Steinen na boven sleepen
muss un fragde hum: Kennen Sie Pontius Pilatus?
Aber sie hat (bei sich) gedacht: Jetzt will ich doch
wissen, ob die Kerle auch in der Bibel bewandert
sind. Sie ging auf den ersten Mann zu, der die
Steine nach oben schleppen musste und fragte ihn:
Kennen Sie Pontius Pilatus?
De Müürmann keek hör an mit groote Oogen. Nee,
see d'r, kenn ik neit. Man ik fraag even mien
Kumpel. He reip na boven:
Der Maurer sah sie an mit großen Augen. Nein,
sagte er, kenne ich nicht. Aber ich frage eben
meinen Kumpel. Er rief nach oben:
Harm?
Harm?
Ja, wat is?
Ja, was ist?
Segg even, kennst du eine mit Name Pontius
Pilatus?
Sag eben, kennst du jemand mit Namen Pontius
Pilatus?
Nee. Wat is d'r mit?
Nein. Was ist damit?
Hier steiht sien Ollske un will hum wat tau eeten un
drinken brengen.
Hier steht seine Ehefrau (Alte) und will ihm was zu
essen und zu trinken bringen.
Dat is wiss wahr. Dit Döntje hett s'mals Pestoor
Gerrit Herlyn ut Leier vertellt.
Das ist wirklich wahr. Diese (kleine lustige) Geschichte
hat früher Pastor Herlyn aus Leer erzählt.