Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Der folgende plattdeutsche Beitrag beschreibt die Tücken bei der Verabreichung von Medizin.
Dat sloue Peerd Dat sloue Peerd
Dat sloue Peerd
Das schlaue Pferd
Dat was tau ein Tied, as dat noch lüttje Buurenplaatzen gaff. Jaap harr uk so ein lüttje Stee. Tweej Kaujen, ein Rummel Haunder, dreej Swienen un ein Peerd.
Das war zu einer Zeit, als es noch kleine Bauernhöfe gab. Jaap hatte auch so eine kleine Stelle. Zwei Kühe, ein Haufen Hühner, drei Schweine und ein Pferd.
As Jaap in't Dörp um Böskuppen gung, kwamm hum Derk tegen un dej see tegen hum: Jaap, du süchst ja elendeg ut. Farve in't Gesicht as ein utskeeten groue Arte. Un brandmager. Bist du neit flügg? Wat is mit di?
Als Jaap ins Dorf zum einkaufen ging, kam ihm Derk entgegen und der sagte zu ihm: Jaap, du siehst ja entsetzlich (grauenvoll) aus. Farbe im Gesicht wie eine ausgeschissene graue Erbse. Und entsetzlich dünn. Bist du nicht flügge? Was ist mir dir?
Jaap vertellde van sien Mallör: Du weißt doch um mien lüttjet Peerd. Mien heile Stollt. Man siet ein heile Sett wull dat Deier neit freten. Ik harr grote Sörge un bin na de Deierdoktor gahn. Dej kwamm uk gau un hett mien Peerd bekeken un seggt: Dej waart de Baul ut de Darm neit kwiet. Du musst hum ein Abführmittel geven. Dat is ein Pulver un dat deist hum tüsken dat Freten. Hier is dat Rezept.
Jaap erzählte von seinem Missgeschick: Du weißt doch von meinem kleinen Pferd. Mein ganzer Stolz. Aber seit geraumer Zeit wollte das Tier nicht fressen. Ich war besorgt und bin zum Tierarzt gegangen. Der kam auch schnell und hat mein Pferd besehen und gesagt: Das wird den Kram aus dem Darm nicht los. Du musst ihm ein Abführmittel geben. Das ist ein Pulver und du gibst es in (zwischen) das Futter. Hier ist das Rezept.
Dat was all moij un gaud, man mien Peerdje is ja gein Dudellappe. He kwamm d'r gau achter, dat d'r Medizin in't Höij off in de Hafer lagg un hett weer neit freten. Wat nu? Ik hebb ein heile Sett drover siemeleiert un dann harr ik de Dreih drut.
Das war alles schön und gut, aber mein Pferdchen ist ja kein Trottel. Er kam schnell dahinter, dass dort Medizin lag im Heu oder im Hafer und hat nicht weiter gefressen. Was jetzt? Ich habe eine ganze Zeit drüber nachgedacht und dann hatte ich den Bogen raus.
Ik hebb dat Pulvergaudje in ein Pusterohr daan, hebb dat Peerd de Beck open skört, Puusterohr drin, Lücht haalen un pusten. All up ein mal. Man mien lüttjet Peerdje was noch slouer as ik. Ik was nett klar, daar hett he taurügg puust un ik kreeg de heile Baul in mien open Beck, in de Hals un in't Liev.
Ich habe das Pulverzeug in ein Pusterohr getan, habe dem Pferd das Maul aufgerissen, Pusterohr drin, Luft holen und pusten. Alles auf einmal. Aber mein kleines Pferdchen war noch schlauer als ich. Ich war gerade klar, da hat er zurückgepustet und ich bekam den ganzen Kram in mein offenes Maul, in den Hals und in den Bauch.
Mutt ik noch wieder vertellen?
Muss ich noch weiter erzählen?
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
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