Kniene fangen
Kaninchen fangen
Tegen oldere Heereen see man frauger van Ohm,
neit Onkel as vandage. De Name vörweg, ut Onkel
Jan was nu Janohm. Liggt all Jahren taurügg, daar
kwammen s'avends dreej Mannlü tau ein Prootje
binander, dat was Geerdohm, Hinderkohm un
Derkohm. Dat Woord gung hen un her, seej wassen
an't vertellen over Ditjes un Datjes, over Karke,
Köken, Kurverwaltung un Kleinbahn un over de
naare Tieden vandage.
Zu älteren Herren sagte man früher (von) Oheim,
nicht Onkel wie heute. Vorne der Name, aus Onkel
Jan war jetzt Janohm. (Das) liegt schon Jahre
zurück, da kamen abends drei Männer zu einem
Gespräch zusammen, das war Onkel Geerd, Onkel
Hinderk und Onkel Derk. Das Wort ging hin und her,
sie (waren am erzählen) erzählten über Dies und Jenes,
über Kirche, Küche, Kurverwaltung und Kleinbahn
und über die armseligen Zeiten heutzutage.
Dat blifft neit so, seen de Mannlü. Man frauger was
dat uk neit all best up Stee. Seej kunnen sück noch
besinnen an de elendege Steekreuventied, an
Rubbetran drinken un Kaabeeier seuken. Wassen de
Knienen d'r neit west, harr dat menegmal skovel
utseihn up de Tavel. In't Knienegraven bin de
Börkumers alltied gaud kündeg west, uk – un jüst
darum - , as dat van de hooge Heeren up de faste
Walle frauger verboden was.
Das bleibt nicht so, sagten die Männer. Aber früher
war das auch nicht alles in Ordnung. Sie konnten
sich noch erinnern an die entsetzliche
Steckrübenzeit, an Seehundstran trinken und
Möveneier suchen. Wären die Kaninchen nicht
gewesen, hätte das manchmal armselig ausgesehen
auf dem Tisch. In Kaninchengraben sind die
Borkumer immer sehr kundig gewesen, auch – und
gerade darum – weil das von den hohen Herren auf
dem Festland verboten war.
Hau dat s'mals west hett, wussen de Keerls noch
bestgaud. Man mutt hör mit ein Schienfatt
anlüchten, dann blieven seej stiev sitten, wuss dej
eine tau vertellen. Sollt mutt up de Steert, see de
ander un was an't smüsterlachen. „Ik hebb dat
s'mals mit Neejahrspatronen versöcht“, see
Geerdohm, „man daar bin ik mien Mann mall
ankoomen.
Wie das damals gewesen ist, wussten die Kerle
noch sehr gut. Man muss sie mit einer Handlaterne
anleuchten, dann bleiben sie unbeweglich sitzen,
wusste der eine zu erzählen. Salz muss auf dem
Schwanz, sagte der andere und (war am) schmun-
zelte. „Ich habe es damals mit Neujahrspatronen
versucht“, sagte Onkel Geerd, „ aber das ist mir
schlecht bekommen (Sprichwort: da bin ich meinen Mann
übel angekommen).
In elke Knienegatt so ein Skandalmaaker, anstoppen
un ik lagg vör dat groote Gatt tau luuren. Hier
mussen seej futt drutfleigen. Man dat leip miss. Dat
gaff ein dicke Rums, dat Füür flog mi um de Ohren,
gein Haaren mehr up de Kopp, elendeg un mit
Schrick in de Beinen lagg ik in de Börkumer Dünen
un hebb mi fragt: Hau kunn dat geböhren?
In jedes Kaninchenloch so einen Krachmacher,
anstecken und ich lag vor dem großen Loch zu
lauern. Hier mussten sie gleich raus flitzen. Aber
das ging schief. Das gab einen dicken Rums, das
Feuer flog mir um die Ohren, keine Haare mehr auf
dem Kopf, elendig und mit Schreck in den Beinen
lag ich in den Borkumer Dünen und habe mich
gefragt: Wie konnte das passieren?
Ik kwamm d'r gau achter: De Knienen, disse klauge
Deiern, hebben mit hör stewege Achterpooten
knapphandeg mien Patronjes binander haalt un all
mitnander tau mien Luurgatt weer drut trappt. Tja,
so kannst beleven mit de Deiern!“
Ich kam schnell dahinter. Die Kaninchen, diese
klugen Tiere, haben mit ihren kräftigen
Hinterbeinen behände meine Patronen
zusammengeholt und alle miteinander aus meinem
Lauerloch wieder raus getreten. Tja, so kann man
erleben mit den Tieren!“
„Dat is ja noch nix, „ see Derkohm, „daar kann uk
jau ein Beleevsel ut mien Fahrenstied vertellen. Man
nu is tau laat. Nu mutten wi up Huus an. Ein Klapp
mit Bilderbauk un mit steile Ohren under Deck.
Taukoomende Weeke seihn wi uns weer.“
„Das ist ja noch nichts“, sagte Onkel Derk, „ da
kann ich euch ein Erlebnis aus meiner Fahrenszeit
erzählen. Aber jetzt ist (es) zu spät. Jetzt müssen
wir nach Hause (auf das Haus zu). Ein Klaps mit dem
Bilderbuch und mit steilen Ohren unter Deck (gemeint
ist hier das Bett). Kommende Woche sehen wir uns
wieder.“