Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Der folgende plattdeutsche Beitrag erzählt von einer etwas anderen Kaninchenjagd.
Kniene fangen Kniene fangen
Kniene fangen
Kaninchen fangen
Tegen oldere Heereen see man frauger van Ohm, neit Onkel as vandage. De Name vörweg, ut Onkel Jan was nu Janohm. Liggt all Jahren taurügg, daar kwammen s'avends dreej Mannlü tau ein Prootje binander, dat was Geerdohm, Hinderkohm un Derkohm. Dat Woord gung hen un her, seej wassen an't vertellen over Ditjes un Datjes, over Karke, Köken, Kurverwaltung un Kleinbahn un over de naare Tieden vandage.
Zu älteren Herren sagte man früher (von) Oheim, nicht Onkel wie heute. Vorne der Name, aus Onkel Jan war jetzt Janohm. (Das) liegt schon Jahre zurück, da kamen abends drei Männer zu einem Gespräch zusammen, das war Onkel Geerd, Onkel Hinderk und Onkel Derk. Das Wort ging hin und her, sie (waren am erzählen) erzählten über Dies und Jenes, über Kirche, Küche, Kurverwaltung und Kleinbahn und über die armseligen Zeiten heutzutage.
Dat blifft neit so, seen de Mannlü. Man frauger was dat uk neit all best up Stee. Seej kunnen sück noch besinnen an de elendege Steekreuventied, an Rubbetran drinken un Kaabeeier seuken. Wassen de Knienen d'r neit west, harr dat menegmal skovel utseihn up de Tavel. In't Knienegraven bin de Börkumers alltied gaud kündeg west, uk – un jüst darum - , as dat van de hooge Heeren up de faste Walle frauger verboden was.
Das bleibt nicht so, sagten die Männer. Aber früher war das auch nicht alles in Ordnung. Sie konnten sich noch erinnern an die entsetzliche Steckrübenzeit, an Seehundstran trinken und Möveneier suchen. Wären die Kaninchen nicht gewesen, hätte das manchmal armselig ausgesehen auf dem Tisch. In Kaninchengraben sind die Borkumer immer sehr kundig gewesen, auch – und gerade darum – weil das von den hohen Herren auf dem Festland verboten war.
Hau dat s'mals west hett, wussen de Keerls noch bestgaud. Man mutt hör mit ein Schienfatt anlüchten, dann blieven seej stiev sitten, wuss dej eine tau vertellen. Sollt mutt up de Steert, see de ander un was an't smüsterlachen. „Ik hebb dat s'mals mit Neejahrspatronen versöcht“, see Geerdohm, „man daar bin ik mien Mann mall ankoomen.
Wie das damals gewesen ist, wussten die Kerle noch sehr gut. Man muss sie mit einer Handlaterne anleuchten, dann bleiben sie unbeweglich sitzen, wusste der eine zu erzählen. Salz muss auf dem Schwanz, sagte der andere und (war am) schmun- zelte. „Ich habe es damals mit Neujahrspatronen versucht“, sagte Onkel Geerd, „ aber das ist mir schlecht bekommen (Sprichwort: da bin ich meinen Mann übel angekommen).
In elke Knienegatt so ein Skandalmaaker, anstoppen un ik lagg vör dat groote Gatt tau luuren. Hier mussen seej futt drutfleigen. Man dat leip miss. Dat gaff ein dicke Rums, dat Füür flog mi um de Ohren, gein Haaren mehr up de Kopp, elendeg un mit Schrick in de Beinen lagg ik in de Börkumer Dünen un hebb mi fragt: Hau kunn dat geböhren?
In jedes Kaninchenloch so einen Krachmacher, anstecken und ich lag vor dem großen Loch zu lauern. Hier mussten sie gleich raus flitzen. Aber das ging schief. Das gab einen dicken Rums, das Feuer flog mir um die Ohren, keine Haare mehr auf dem Kopf, elendig und mit Schreck in den Beinen lag ich in den Borkumer Dünen und habe mich gefragt: Wie konnte das passieren?
Ik kwamm d'r gau achter: De Knienen, disse klauge Deiern, hebben mit hör stewege Achterpooten knapphandeg mien Patronjes binander haalt un all mitnander tau mien Luurgatt weer drut trappt. Tja, so kannst beleven mit de Deiern!“
Ich kam schnell dahinter. Die Kaninchen, diese klugen Tiere, haben mit ihren kräftigen Hinterbeinen behände meine Patronen zusammengeholt und alle miteinander aus meinem Lauerloch wieder raus getreten. Tja, so kann man erleben mit den Tieren!“
„Dat is ja noch nix, „ see Derkohm, „daar kann uk jau ein Beleevsel ut mien Fahrenstied vertellen. Man nu is tau laat. Nu mutten wi up Huus an. Ein Klapp mit Bilderbauk un mit steile Ohren under Deck. Taukoomende Weeke seihn wi uns weer.“
„Das ist ja noch nichts“, sagte Onkel Derk, „ da kann ich euch ein Erlebnis aus meiner Fahrenszeit erzählen. Aber jetzt ist (es) zu spät. Jetzt müssen wir nach Hause (auf das Haus zu). Ein Klaps mit dem Bilderbuch und mit steilen Ohren unter Deck (gemeint ist hier das Bett). Kommende Woche sehen wir uns wieder.“
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
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