Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Der folgende plattdeutsche Beitrag zeigt in eindrucksvoller Weise, wie ein vermeintlich günstiger Preise sich zu einem Horrorbetrag entwickeln kann. Diese Problematiken sind mathematisch nicht ungewöhnlich.
Rechnen muss man können Rechnen muss man können
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
Sprachausgabe des plattdeutschen Textes!
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Reken musst könen
Rechnen muss man können
Daar was s'mals ein Buur, dej harr darteg Kaujen. Ein Slachter kwamm vörbi un hett hum fragt, off heej neit eine van sien Kaujen verkopen wull. (Tau dej Tied gaff dat noch düts Geld, Mark un Penning.)
Da war einmal ein Bauer, der hatte dreißig Kühe. Ein Schlachter kam vorbei und hat ihn gefragt, ob er nicht eine von seinen Kühen verkaufen wolle. (Zu der Zeit gab es noch deutsches Geld, Mark und Pfennig).
"Ja, "see de Buur, "du kannst hör all darteg hebben."
"Ja, " sagte der Bauer", du kannst sie alle dreißig haben".
"Och, dat is ja wall neit dien Eernst," meint de Slachter.
"Och, das ist doch wohl nicht dein Ernst", meinte der Schlachter.
"Wiss", see de Buur, "dat is mien Eernst. Ik will ein ander Ssoort hebben, disse Kaujen geven mi tau mien Melk."
"Bestimmt", sagte der Bauer, "das meine ich ernst. Ich will eine andere Sorte haben, diese Kühe geben mir zu wenig Milch."
"Tja", see de Slachter un freev sien Handen, "as du heil un dall neit tau düür mit bist, könen wi drover proten".
"Tja", sagte der Schlachter und rieb seine Hände, "wenn du im Ganzen nicht zu teuer damit bist, können wir drüber sprechen."
Dann kunn ja wall wat warden un völ Gedanken gungen dör sien Kopp.
Das könnte wohl was werden (plattdeutscher Spruch) und viele Gedanken gingen durch seinen Kopf.
"Wat willt daar för hebben?"
Was willst du dafür haben?"
Och", see de Buur, "du kannst hör kriegen. För de eerste will ik ein Penning hebben, för de tweede tweej Penning, för de darde veier Penning, för de veierde acht Penning, för de fievde Sesstiehn un immer so dübbelt drup, bit hen na darteg. Man du musst all darteg nehmen, anders komen wi neit binander."
"Och," sagte der Bauer, "du kannst sie bekommen. Für die erste will ich einen Pfennig haben, für die zweite zwei Pfennig, für die dritte vier Pfennig, für die vierte acht Pfennig, für die fünfte sechszehn und immer weiter doppelt, bis hin zu der dreißig. Aber du musst alle dreißig nehmen, sonst kommen wir nicht zusammen."
Düwel uk, doch de Slachter bi sück. Daar koom ik ja gaud bi weg. Hau kann de Keerl so duddeg wesen. "Un dat meinst du wiss so?"
Zum Teufel dachte der Schlachter. Da komme ich gut zurecht. Wie kann der Kerl nur so dusselig sein. "Und das meinst du bestimmt so?"
"Ja", see de Buur," ik hebb di doch seggt, dat ik ein ander Ssoort hebben will."
"Ja," sage der Bauer, "ich habe dir doch gesagt, dass ich eine andere Sorte haben will."
"Wenn dat so is", griende de Slachter, "dann Hand drup!"
"Wenn das so ist," grinste der Schlachter, "dann die Hand drauf!" (Handschlag beim Ende der Verhandlung).
"Gaud", see de Buur, " Hand drup! Man de Kaujen komen neit ehrder ut de Stalle, bit du all darteg betahlt hest!"
"Gut," sagte der Bauer, "Hand drauf! Aber die Kühe kommen nicht eher aus dem Stall, bis du alle dreißig bezahlt hast!"
"Kein Sörge", lachde de Slachter, "du sallt dien Geld wall kriegen. Stück off wat Pennings hebb ik bi mi, dej laat ik di futt hier. Un wat dann noch fehlt, dat breng ik di mörgen".
"Keine Sorge," lachte der Schlachter," du sollst dein Geld bekommen. Einige Pfennige habe ich bei mir, die lasse ich gleich hier. Und was dann noch fehlt, das bringe ich dir morgen."
"Ja", see de Buur, "dat is in de Riege so".
"Ja," sage der Bauer, "das ist in Ordnung."
Nu fung de Slachter an tau reken, hauvöl heej dann betahlen muss in't Geheile. Taueerst, so bit 14, 15 was heej noch bovenup un smüsterde. Man as heej wiederkwamm so bit 18,19, daar stunnen hum de Haaren tau Barge.
Nun begann der Schlachter zu rechnen, wieviel er zusammen bezahlen musste. Zuerst, so bis 14, 15 war er noch obenauf (zufrieden) und schmunzelte. Aber wie er weiter kam, so bis 18,19, da standen ihm die Haare zu Berge.
"Nee", schüüdkoppde heej, "dat harr ik neit docht, sovöl kann ik noit betahlen!"
"Nee," schüttelte er den Kopf," das hätte ich nicht gedacht, soviel kann ich nie bezahlen!"
Daar fung de Buur an tau lachen. "Ja, dann will ik mien Kaujen man leiver hollden un so lang wachten, bit eine kummt, dej mi de Pries betahlen kann".
Da fing der Bauer an zu lachen. "Ja, dann will ich meine Kühe lieber behalten und so lange warten, bis einer kommt, der mir den Preis bezahlen kann."
So, un nu bin ji dran. Griep ein Zedel un Penne un rekent ut, wat de Slachter betahlen musst harr.
So, jetzt ihr dran. Greift einen Zettel und Stift und rechnet, was der Schlachter bezahlen müsste.
________________________________________ Berechnungen: a) Tabellenauszug (Progr.: Kleiner_Rechner.exe):
b) Mathematische Betrachtung:
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