Reken musst könen
Rechnen muss man können
Daar was s'mals ein Buur, dej harr darteg Kaujen.
Ein Slachter kwamm vörbi un hett hum fragt, off
heej neit eine van sien Kaujen verkopen wull. (Tau
dej Tied gaff dat noch düts Geld, Mark un Penning.)
Da war einmal ein Bauer, der hatte dreißig Kühe.
Ein Schlachter kam vorbei und hat ihn gefragt, ob er
nicht eine von seinen Kühen verkaufen wolle. (Zu der
Zeit gab es noch deutsches Geld, Mark und Pfennig).
"Ja, "see de Buur, "du kannst hör all darteg
hebben."
"Ja, " sagte der Bauer", du kannst sie alle dreißig
haben".
"Och, dat is ja wall neit dien Eernst," meint de
Slachter.
"Och, das ist doch wohl nicht dein Ernst", meinte
der Schlachter.
"Wiss", see de Buur, "dat is mien Eernst. Ik will ein
ander Ssoort hebben, disse Kaujen geven mi tau
mien Melk."
"Bestimmt", sagte der Bauer, "das meine ich ernst.
Ich will eine andere Sorte haben, diese Kühe geben
mir zu wenig Milch."
"Tja", see de Slachter un freev sien Handen, "as du
heil un dall neit tau düür mit bist, könen wi drover
proten".
"Tja", sagte der Schlachter und rieb seine Hände,
"wenn du im Ganzen nicht zu teuer damit bist,
können wir drüber sprechen."
Dann kunn ja wall wat warden un völ Gedanken
gungen dör sien Kopp.
Das könnte wohl was werden (plattdeutscher Spruch)
und viele Gedanken gingen durch seinen Kopf.
"Wat willt daar för hebben?"
Was willst du dafür haben?"
Och", see de Buur, "du kannst hör kriegen. För de
eerste will ik ein Penning hebben, för de tweede
tweej Penning, för de darde veier Penning, för de
veierde acht Penning, för de fievde Sesstiehn un
immer so dübbelt drup, bit hen na darteg. Man du
musst all darteg nehmen, anders komen wi neit
binander."
"Och," sagte der Bauer, "du kannst sie bekommen.
Für die erste will ich einen Pfennig haben, für die
zweite zwei Pfennig, für die dritte vier Pfennig, für
die vierte acht Pfennig, für die fünfte sechszehn und
immer weiter doppelt, bis hin zu der dreißig. Aber
du musst alle dreißig nehmen, sonst kommen wir
nicht zusammen."
Düwel uk, doch de Slachter bi sück. Daar koom ik ja
gaud bi weg. Hau kann de Keerl so duddeg wesen.
"Un dat meinst du wiss so?"
Zum Teufel dachte der Schlachter. Da komme ich
gut zurecht. Wie kann der Kerl nur so dusselig sein.
"Und das meinst du bestimmt so?"
"Ja", see de Buur," ik hebb di doch seggt, dat ik ein
ander Ssoort hebben will."
"Ja," sage der Bauer, "ich habe dir doch gesagt,
dass ich eine andere Sorte haben will."
"Wenn dat so is", griende de Slachter, "dann Hand
drup!"
"Wenn das so ist," grinste der Schlachter, "dann die
Hand drauf!" (Handschlag beim Ende der Verhandlung).
"Gaud", see de Buur, " Hand drup! Man de Kaujen
komen neit ehrder ut de Stalle, bit du all darteg
betahlt hest!"
"Gut," sagte der Bauer, "Hand drauf! Aber die Kühe
kommen nicht eher aus dem Stall, bis du alle
dreißig bezahlt hast!"
"Kein Sörge", lachde de Slachter, "du sallt dien Geld
wall kriegen. Stück off wat Pennings hebb ik bi mi,
dej laat ik di futt hier. Un wat dann noch fehlt, dat
breng ik di mörgen".
"Keine Sorge," lachte der Schlachter," du sollst dein
Geld bekommen. Einige Pfennige habe ich bei mir,
die lasse ich gleich hier. Und was dann noch fehlt,
das bringe ich dir morgen."
"Ja", see de Buur, "dat is in de Riege so".
"Ja," sage der Bauer, "das ist in Ordnung."
Nu fung de Slachter an tau reken, hauvöl heej dann
betahlen muss in't Geheile. Taueerst, so bit 14, 15
was heej noch bovenup un smüsterde. Man as heej
wiederkwamm so bit 18,19, daar stunnen hum de
Haaren tau Barge.
Nun begann der Schlachter zu rechnen, wieviel er
zusammen bezahlen musste. Zuerst, so bis 14, 15
war er noch obenauf (zufrieden) und schmunzelte.
Aber wie er weiter kam, so bis 18,19, da standen
ihm die Haare zu Berge.
"Nee", schüüdkoppde heej, "dat harr ik neit docht,
sovöl kann ik noit betahlen!"
"Nee," schüttelte er den Kopf," das hätte ich nicht
gedacht, soviel kann ich nie bezahlen!"
Daar fung de Buur an tau lachen. "Ja, dann will ik
mien Kaujen man leiver hollden un so lang wachten,
bit eine kummt, dej mi de Pries betahlen kann".
Da fing der Bauer an zu lachen. "Ja, dann will ich
meine Kühe lieber behalten und so lange warten,
bis einer kommt, der mir den Preis bezahlen kann."
So, un nu bin ji dran. Griep ein Zedel un Penne un
rekent ut, wat de Slachter betahlen musst harr.
So, jetzt ihr dran. Greift einen Zettel und Stift und
rechnet, was der Schlachter bezahlen müsste.
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Berechnungen:
a) Tabellenauszug (Progr.: Kleiner_Rechner.exe):
b) Mathematische Betrachtung: