Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Der folgende kurze plattdeutsche Beitrag zeigt auf, was man so alles als unfreiwilliger Zuhörer erfahren kann.
Gedanken zum Handy Gedanken zum Handy
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
Sprachausgabe des plattdeutschen Textes!
Start der Sprachausgabe: Mausklick auf das obige Dreieck
- Handy -
- Handy -
As man lievalleneg is, kann dat all geböhren, dat man mit sück sülvst proot. Is uk ja nix d’r bi, wenn man in sien eigen Rümten is.
Wenn man mutterseelenallein ist, kann das schon passieren, dass man mit sich selber spricht. Es ist ja auch nichts dabei, wenn man in seinen eigenen Räumen ist.
In de letzde Jahren lopen all mehr Mensken um, dej miteins anfangen tau vertellen. Daar sitt man in de Zug off up de Damper, keiert dört Dörp off is um Böskuppen un denkt an nix Kwads, miteins stött eine nast di Gluten ut un vertellt van Gott un de Welt.
In den letzten Jahren laufen immer mehr Menschen umher, die plötzlich anfangen zu erzählen. Da sitzt man im Zug oder auf dem Dampfer, spaziert durch das Dorf oder zum Einkauf und denkt an nichts Böses, plötzlich stößt einer neben dir Geräusche aus und erzählt von Gott und der Welt.
Un dat bin all mehr Lü, dej van wieden utseihn, as off all mitnander pienleke Ohren hebben. Old un Jung, groot un lüttjet, elk proot in ein Handy, so lüttjet, dej sücht man haast neit. Un dej könen uk düchdeg lüden, mit moje un malle Melodien. Un dann begünnen dej Lü tau seuken, denn dat lüttje Dingereis mag sück geern verstoppen.
Und das sind immer mehr Leute, die von Weitem aussehen, als ob sie schmerzhafte Ohren haben. Alt und Jung, Groß und Klein, jeder spricht in ein Handy, so klein, das sieht man fast gar nicht. Und die können auch tüchtig klingeln, mit schönen und hässlichen Melodien. Und dann beginnen die Leute zu suchen, denn das kleine Ding mag sich gerne verstecken.
Anderlessens was ik in de Franz-Habich-Strate, up de Höchte van’t Kino. Büllten Gedrüs, man kunn haast up de Koppen lopen. Middendrin ein Mann, dej prootde heil hard dör sien Handy mit de Verwandskup up de faste Walle. Dat gung um Opa, dej ja all siet Jahren Last mit de Prostata harr. Heej kunn neit mehr so gaud watern un seej hebben Stücken mit hum beleevt. Vör’n Settje kwamm heej in’t Krankenhuus un de düchdege Doktor hett de Baul gaud weer up Stee brocht. Un nu is Opa weer in sien eigen Huus un kann strullen as ein junge Voß.
Neulich war ich in der Franz-Habich-Straße, auf der Höhe vom Kino. Viel Trubel, man konnte fast auf den Köpfen laufen. Mittendrin ein Mann, der sprach sehr laut durch sein Handy mit der Verwandtschaft auf dem Festland. Es ging um Opa, der schon seit Jahren Beschwerden mit der Prostata hatte. Er konnte nicht mehr so gut Wasser lassen und sie sehr viel mit ihm erlebt. Vor Kurzem kam er ins Krankenhaus und der tüchtige Arzt hat die Sache wieder gut in Ordnung gebracht. Und jetzt ist Opa wieder in seinem eigenen Haus und kann pinkeln wie ein junger Fuchs.
Gaud,dat wi dat nu uk weiten!
Gut, das wir das jetzt auch wissen!
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