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Wat tau vööl is, is tau vööl! Wat tau vööl is, is tau vööl!
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
Sprachausgabe des plattdeutschen Textes!
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Wat tau vööl is, is tau vööl!
Was zu viel ist, ist zu viel!
Harm un Grietje hebben tausamen up ein Burenhoff warkt.
Harm und Grietje haben zusammen auf einen Bauernhof gearbeitet.
Dann kwamm de Leivde un nu wassen seej all siet ein paar Jahren mitnander trout.
Dann kam die Liebe und jetzt waren sie seit einigen Jahren miteinander verheiratet.
As dat so is in’t Leven un as man dej beiden bekeek, t’was all ein Verschill.
Wie das so ist im Leben und wenn man die beiden beguckt, es war schon ein Unterschied.
Grietje was gaud wat manns, groot un krachdeg, ein bitje groff un faak ein bitje unnösel, Harm ein bijte lüttjet, ein fien Keerlke.
Grietje war sehr robust, groß und kräftig, ein wenig grob und oft ein wenig tolpatschig, Harm ein wenig klein, ein zierliches Kerlchen.
Bi sien Arbeitskollege was Harm an’t jaueln: „ Grietje is freeijwat klunterg, noit ein blied Gesicht kriggt man tau seihn, uk neit, as man s’avends na Huus kummt!“
Bei seinem Arbeitskollegen war Harm am jammern: " Grrietje is oft sehr ungeschickt, man bekommt nie ein frohes Gesicht zu sehen, auch nicht, wenn man gegen Abend nach Hause kommt!"
Sien Fründ see: „ Dat sall wall mit dien Schüld wesen. Du musst ein bitje anders wesen, kickst ja sülvst ut as ein Fauer Mess in Düstern.
Sein Freund sagte: " Da hast du auch Schuld dran. Du musst ein wenig anders sein, siehst ja selbst aus wie ein Fuder Mist im Dunkeln.
As du van avend in Huus kummst, fall dien Ollske mal um de Hals, lach d’r bi un geev hör ein dicke Duutje. Du sallt wall seihn, dat helpt!“
Wenn du heute abend nach Hause kommst, falle deiner Frau mal um den Hals, lache dabei und gebe ihr einen dicken Kuss. Du wirst sehen, das hilft!"
Dat wull Harm wall maken. Man as heij s’avends sien Grietje ein Saun geven wull, begünnde seij tau bölken, gaff hum ein Stött, dat heij tegen de Tavel rummelde un gung heil gau tau de Vördöör ut na hör Naberske.
Das wollte Harm so machen. Aber als er gegen Abend seiner Grietje ein Küsschen geben wollte, begann sie zu schreien, gab ihm einen Stoß, dass er gegen den Tisch polterte und ging schnell zur Vordertür raus zu ihrer Nachbarin.
„Wat is dann mit di? Is d’r wat geböhrt? Hest Malöör hat?“
"Was ist denn mit dir? Ist etwas passiert? Hast du Pech gehabt?"
„O, du mien leive Tied! Ik arm Menske!“, jauelde Grietje.
"O, du meine liebe Zeit! Ich armer Mensch", jammerte Grietje.
„Wat tau vööl is, is tau vööl! All up ein Dag! In de frauge Mörgen hett unse Kau ein Kalv versmeten, dann is unse lüttje Junge van de Böhn off fallen un hett sück de Faut verstuukt un nu kummt Harm uk noch besopen na Huus!
"Was zu viel ist, ist zuviel! Alles an einem Tag! Am frühen Morgen hat unsere Kuh eine Fehlgeburt gehabt, dann ist unser kleiner Junge vom Dachboden gefallen und hat sich den Fuss verstaucht und jetzt kommt Harm auch noch besoffen nach Haus!
Wat tau vööl, is tau vööl!“
Was zuviel ist, ist zuviel!"
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Eine Sprachausgabe des plattdeutschen Textes erfolgt demnächt!