Kusen un Tannen
Zähne
Dat Kouwark, de Tannen un Kusen, komen mit Pien
un gahn mit Pien.
Das Gebiss, die Zähne, kommen mit Schmerzen und
gehen mit Schmerzen.
As de Melktannen drut fallen, man so off mit ein
bitje Hülpe, seggt man tegen de Lüttjen:
Wenn die Milchzähne rausfallen, so oder mit ein
wenig Hilfe, sagt man zu den Kleinen:
Daar Muus, hest ein olde Kuse,
geev mi ein neeje weer,
dej mi neit kellt,
dej mi neit swellt,
dej mi neit sehr deit,
dej mi sien Levend un Dag
neit weer tau de Mund utgeiht.
Da Maus, hast einen alten Zahn,
gib mir einen neuen wieder,
der mir nicht schmerzt,
der mir nicht schwillt,
der mir nicht weh tut,
der mir lebenslang
nicht wieder aus dem Mund rausgeht.
As dej Lüttjen de erste Tannen kriegen, bin seej
meisttied ein bitje verkolden:
Wenn die Kleinen die ersten Zähne bekommen, sind
sie sehr oft erkältet.
Lüttej Kinder halen de Tannen dör de Borst.
Kleine Kinder holen die Zähne durch die Brust.
Dat bin Melktannen off Musetannen: Du musst mit
de Melktannen versichdeg wesen, du hest so gau
kein andern weer.
Das sind Milchzähne oder Mausezähne: du musst
mit den Milchzähnen vorsichtig sein, du hast so
schnell keine anderen.
Tannen bin dej, dej vörn in de Mund sitten, Kusen
sitten achtern - hoogdüts Backenzähne.
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Auf Plattdeutsch sind „de Tannen“ vorne, die
Backenzähne sitzen hinten.
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Frauger leipen völ olde Lü sünder Tannen un Kusen
in de Mund un de Naber see: heej kann noch so even
Botter in sien Mund smellten laaten.
Früher liefen viele Leute ohne Zähne im Mund und
der Nachbar sagte: er kann noch eben Butter in
seinem Mund schmelzen lassen.
Heej ett bloot noch Puppkebreej. Mutt dat all noch
so wegmummeln.
Er isst nur noch Puppenbrei. Muss das alles nur
noch so wegmummeln.
Ein Gebitt was meisttied peperdür.
Ein Gebiss war meistens sehr, sehr teuer.
Un dej Lü, dej noch gaud up Stee wassen, hebben
seggt: Ik hebb noch gaude Tannen, Tannen as ein
Peerd. Ik kann wall ein Spieker de Kopp offbieten.
Und die Leute, die noch gut in Ordnung waren,
haben gesagt: Ich habe noch gute Zähne. Zähne wie
ein Pferd, ich kann wohl bei einem Nagel den Kopf
abbeißen.
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Spreekwoorden:
Sprichwörter:
Nu steihst du da mit de Beck vull Tannen -
mit ander Woorden: hülpelos.
Nun stehst du da mit dem Mund voller Zähne –
mit anderen Worten – hilflos.
Heej kout mit lange Tannen -
dat Eeten lüst hum neit.
Er kaut mit langen Zähnen –
das Essen schmeckt ihm nicht.
Ik wies hum de Tannen - wehr di!
Ich zeige ihm die Zähne - wehr dich!
Du musst de Tannen tausamen bieten -
tapfer wesen, besünders in sture Tieden.
Du musst die Zähne zusammen beißen –
tapfer bleiben, besonders in schlechten Zeiten.
Daar kann heej sück de Tannen an utbieten -
daar waart heej haast neit mit klar.
Da kannst er sich die Zähne dran ausbeißen -
da wird er fast nicht mit fertig.
Wat bin de Nöten tegenwordeg hart, see de Aape,
daar harr heej kein Tannen mehr.
Was sind die Nüsse gegenwärtig hart, sagte der
Affe, da hatte er keine Zähne mehr.
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Döntje:
Eine kleine lustige Geschichte:
In Oostfreisland, in de Benaate van Esens, fahrt
Wilma, ein Burinske, mit de Bus um Bösskuppen.
In Ostfriesland, in der Nähe von Esens, fährt Wilma,
ein Bäuerin, mit dem Bus zum Einkauf.
As dat weer taurügg geiht, mutt Wilma heil gau
lopen, anders fahrt de Bus hör vör de Nöse weg. Mit
vulle Taskenis Wilma an't fleigen.
Als das wieder zurück geht, muss Wilma ganz
schnell laufen, sonst fährt ihr der Bus vor der Nase
weg. Wilma flitzt mit vollen Taschen.
De Busfahrer sücht dat un röppt: Langsam an,
anders liggen ji noch futt up de Strate.
Der Busfahrer sieht das und ruft: Langsam, sonst
liegen Sie noch gleich auf der Straße.
Un daar is uk all gebört: Wilma liggt platt an de
Grund, de heile Saken um hör tau.
Und da ist es auch schon passiert: Wilma liegt flach
auf der Erde, die ganzen Sachen drum herum.
Man dej ander Mitfahrers helpen düchdeg mit bi't
Insammeln, un na ein kaart Sett sitt Wilma weer in
de Bus tau pusten, um hör tau all dat, wat seej
inkofft hett.
Aber die anderen Mitfahrer helfen tüchtig mit beim
Einsammeln, und nach einer kurzen Zeit sitzt Wilma
im Bus zu pusten, um sie herum alles das, was sie
eingekauft hat.
Man nu kummt noch de Busfahrer un röppt hör tau:
Aber jetzt kommt noch der Busfahrer und ruft ihr
zu:
"Beste Frou, seej hebben noch wat verloren! Daar
liggt noch hör Gebitt up Strate!"
„Beste Frau, sie haben noch was verloren! Das liegt
noch ihr Gebiss auf der Straße!“
Man Wilma bölkt taurügg:
Aber Wilma brüllt zurück:
"Dej hört mi neit, dat is dat Gebitt van mien Mann,
dej nehm ik hum alltied weg, anders frett heej mi in
Huus de heile Mettwurst up!"
„Das gehört mir nicht, das ist das Gebiss von
meinem Mann, das nehme ich ihm immer weg,
sonst frisst er mir im Haus die ganze Mettwurst
auf!“