Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 T O P T O P
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Im folgenden lustigen Beitrag erfahren Sie etwas über den uralten Brauch hinsichtlich des Borkumer-Maibaums und wie man sich doch so schön irren kann.
Olde Bruukdom - de Börkumer Maiboom Olde Bruukdom - de Börkumer Maiboom
Hett heej uk krait?
Hat er auch gekräht?
Ein heil olde Bruukdom up’t Eilandje Börkum is de Maiboom, dej de Börkumer Junges an de Saterdag vör Pingsten upstellen. Tiss ein heil grote Boom un lett as ein Mast un heil boven in de Toppe hangt ein Körv mit ein levende Hahne d’r in. Freten un Supen hett heej ruum un heej sall kraien up Pingstsönndagmörgen. Dat bedütt, dat de Börkumers ein gaude Sömmer verwachten könen.
Ein sehr alter Brauch auf dem Eiland Borkum ist der Maibaum, den die Borkumer Jungens am Samstag vor Pfingsten aufstellen. Es ist ein sehr großer Baum und sieht aus wie ein Mast und ganz oben in der Spitze hängt ein Korb mit einem lebenden Hahn darin. Fressen und Trinken hat er reichlich und er soll krähen am Pfingstsonntagmorgen. Das be- deutet, dass die Borkumer einen guten Sommer erwarten können.
Man na de olde Wennst mutten de Junges de Hahne stehlen. Dej Lü, dej hum hören deit, dörn d’r neit achter komen. Un so gung dann vör Jahr un Dag ein lüttje Klöttje van händege Junges s’avends up Stapp.
Nach altem Brauch müssen die Jungens den Hahn stehlen. Die Leute, denen er gehört, dürfen nicht dahinter kommen. Und so machten sich vor Jahr und Tag eine kleine Gruppe von behänden (fast erwachsenen) Jungens des Abends auf den Weg.
Vörtied harrn seej all stiekum utkeken, well Haunder harr. Un bi eine, neumen wi hum Heini, was wall wat tau halen. T’was balkenacht, as seej up Toontjes heil versichdeg over ein Steckje klautern un over ein Sloot springen mussen. Ein leege Tuffelsack in de Hand. Seej kropen as Musen over dat Dack van de Haunderhuck un wassen d’r haast dör rummelt. De Dör was up Ticke, man daar wassen seej neit bang vör. Ein bitje Geknüssel un open was de Baul.
Vorher hatten sie sich schon heimlich umgesehen, wer Hühner hatte. Und bei einem, nennen wir ihn Heini, war wohl etwas zu holen. Es war finstere Nacht, als sie auf Zehenspitzen ganz vorsichtig über einen Zaun kletterten und über einen Schlot springen mussten. Einen leeren Kartoffelsack in der Hand. Sie krochen wie Mäuse über das Dach vom Hühnerstall und wären beinahe dadurch gefallen. Die Tür war verschlossen, aber davor waren sie nicht bange. Ein wenig Gefummel und offen war die Sache.
Un nu, Überraschungsangriff! HSK (Haunderstehlklöttje) vörut! Lücht an! De grote Bunte, dej is’t! Griep hum, in de Sack. Drut un weg! De Haunder up Rick harrn de Ogen noch up de Gliewe un bin d’r haast neit achterkomen, wat daar geböhrde un dat eine van hör Volk d’r neit mehr was.
Und jetzt, Überraschungsangriff! HSK (Hühnerdieb- stahlkommando) voraus! Licht an! Der große Bunte, der ist es! Greif ihn, in den Sack. Raus und weg! Die Hühner auf der Sitzstange hatten die Augen nur halb geöffnet und sind fast nicht dahinter gekom- men, was da passierte und das einer von ihrer Sippe nicht mehr da war.
De Junges, natt van Sweit, man uk ein bitje stollt, mussen up hör Belevsel erst ein Lüttje hebben. Seej satten an de Back in de Kraug un de Hahne kwamm an de Lücht un kreeg uk eine mit. Up ein Bein kann man neit stahn un so was dat heil geselleg mit de Hahne midden tüsken hör. Eine van de Junges see wall: Dej lett mi ja wat raar, unse Hahne sagg frauger anders ut. Du Kauel, dat is ein besünder Ssoort.
Die Jungens, nass vor Schweiß, aber auch ein wenig stolz, mussten nach diesem Erlebnis erst einen Kleinen haben. Sie saßen am Tresen in der Kneipe und der Hahn kam an die Luft und bekam auch einen. Auf einem Bein kann man nicht stehen und so war es ganz gesellig mit dem Hahn mitten da zwischen. Einer der Jungens sagte wohl: das kommt mir komisch vor, unser Hahn sah früher anders aus. Du Kwasselkopf, das ist eine besondere Sorte.
Ein Dag later hung dat Deier in de Börkumer Maiboom un an de Körv stunn tau lesen: Ik krai för Heini! Un jüst dej kwamm wat later anstappen:
Ein Tag später hing das Tier im Borkumer Maibaum und am Korb war zu lesen: Ich krähe für Heini! Und gerade der kam etwas später angelaufen:
Bin ji Kwaddaunders bi mien Haunderstalle west? Siet Jahr un Dag bin ik an’t trillen, as de Pingsterdagen komen un de Junges achter mien Huus umme lopen un de Blaumen un Planten platt trappen. Un de Haunder up de Dod verskricken, dat seej haast gein Eier leggen willn. Noit, noit sall dat wesen bi mien Huus un Hoff. Veiertien Dage för Pingstern kriggt de Hahne bi mi de Kopp off ! Wat ji daar boven in de Körv hebben, is eine van mien Haunder!
Seiht ihr Bösewichte bei meinem Hühnerstall gewesen? Seit Jahr und Tag zittere ich, wenn die Pfingsttage kommen und die Jungens hinter meinem Haus rumlaufen und die Blumen und Pflanzen zertreten. Und die Hühner auf den Tod erschrecken, dass sie fast keine Eier mehr legen wollen. Nie, nie soll das sein bei meinem Haus und Hof. Vierzehn Tage vor Pfingsten bekommt der Hahn bei mir den Kopf ab! Was ihr dort oben im Korb habt, ist eine meiner Hühner!
Neit all, wat bunt utsücht, kann uk kraien!
Nicht alles, was bunt aussieht, kann auch krähen!
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
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