Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883
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Der historische Wert privater Korrespondenzen kann nicht hoch genug gewürdigt werden, erlaubt er doch die geschichtlichen Betrachtungen aus ganz persönlichen Blickwinkeln und Wahrnehmungen.
Geliefde Bruut Geliefde Bruut
Geliefde Bruut.
Geliebte Braut.
An de fiefde April 1828 stunn bi de Familie Geerd Janssen Teerling un sien Frou Antje Folkerts Rymts ein lüttje Jung up. Bi de Döpe acht Dage later kreeg heej de Name Geerd Janssen Geerds Teerling. Wi weiten van hum, dat heej de erste Vörmann van’t Reddungsboot was un later Bademeister an de Strand. Mit Stollt hett heej de grote Jubiläums- brosche dragen un dej liggt vandage in’t Museum, ein Präsent van sien Nakomen.
Am fünften April 1828 kam bei der Familie Geerd Janssen Teerling und seiner Frau Antje Folkerts Rymts ein kleiner Junge auf die Welt (stand ein Junge auf). Bei der Taufe acht Tage später bekam er den Namen Geerd Janssen Geerds Teerling. Wir wissen von ihm, dass er der erste Vormann vom Rettungs- boot war und später Bademeister am Strand. Mit Stolz hat er die große Jubiläumsbrosche getragen und diese liegt heute im Museum, ein Geschenk von seinen Nachkommen.
Seej hebben de Heimatverein uk olde Breiven geven, dej Geerd Janssen Teerling van sien Skip ut an sien Bruut un later sien Frou Dewerke Juist in de Jahren van 1853 bit 1860 up hollands skreven hett. Bi’t oversetten hebben mithulpen Klara Akkermann un Tjard Steemann. Dat bin Woorden tüsken Mann un Frou, kaart vör un na de Hochtied, Woorden, dej man sück tegensiedeg seggt, as geine lüstert. Un wi vandage, 150 Jahr later, hebben d’r Respekt vör, man wi willn uk weiten, hau was dat Leven tau dej Tied, hau kwammen seej taurecht, wat kann man noch gewahr waarden.
Sie haben dem Heimatverein auch alte Briefe gegeben, die Geerd Janssen Teerling von seinem Schiff (aus) an seine Braut und spätere (seine) Frau Dewerke Juist in den Jahren (von) 1853 bis 1860 auf holländisch geschrieben hat. Beim Übersetzen haben mitgeholfen Klara Akkermann und Tjard Steemann. Das sind Worte zwischen Mann und Frau, kurz vor und nach der Hochzeit, Worte, die man sich gegenseitig sagt, wenn keiner zuhört. Und wir heute, 150 Jahre später, haben Respekt davor, aber wir wollen auch wissen, wie war das Leben zu der Zeit, wie kamen sie zurecht, was kann man noch gewahr werden.
„Geliefde Bruut“, skrifft Geerd Janssen Teerling an de 24. Juli 1853 ut Leier un beduurt, dat seej all 14 Dage utnander bin un dat Hoogste is, as sien Wichtje uk mal de Pennhollder up Papier sett, um hum tau skrieven, man dann na Bremen, daat mutt heej hen. An Neejahrsdag 1854 liggt heej in Bremerhaven. Büllten Is in’t Water un vör 14 Dage was heej bi hör Breuer Klaas Juist, dej uk ein Tjalk hett. An de 14. Meert in’t glieke Jahr liggt heej weer in Leier, wull s’avends noch na Börkum, man kriggt unverwachts Fracht van ein Koopmann Schölbrink na Hambörg. In August liggt heej in Schiedam, hett ein sture Reise achter sück un is dodsverkolden. Heej is mit Dampboot in Schiedam west un hett bi ein Frou Saaken van Albert Juist offhaalt, dej 1829 up Börkum geboren is, aber nüms weit vandage, waar heej offbleven is.
„Geliebte Braut“, schreibt Geerd Janssen Teerling am 24. Juli 1853 aus Leer und bedauert, dass sie schon 14 Tage getrennt (auseinander) sind und das Höchste ist, wenn sein Mädchen auch mal den Federhalter auf das Papier setzt, um ihm zu schreiben, aber dann nach Bremen, dort muss er hin. Am Neujahrstag 1854 liegt er in Bremerhaven. Viel, viel Eis im Wasser und vor 14 Tagen war er bei ihrem Bruder Klaas Juist, der auch eine Tjalk hat. Am 14. März im gleichen Jahr liegt er wieder in Leer, will abends noch nach Borkum, aber bekommt unerwartet Fracht von einem Kaufmann Schölbrink nach Hamburg. Im August liegt er in Schiedam, hat eine schwere Reise hinter sich und ist schwer (tot) erkältet. Er ist mit dem Dampfboot in Schiedam gewesen und hat bei einer Frau Sachen von Albert Juist abgeholt, der 1829 auf Borkum geboren ist, aber niemand weiß heute, wo er abgeblieben ist.
In Juli 1855 hett Geerd Teerling Weizen an Boord för Amsterdam un in Oktober mutt heej Hollt laden för Harburg. Hier harr heej so hoog Fieber, dat heej van de Beinen kwamm. In de Breif van de 10. Oktober 1855 makt heej sück grote Sörge um sien Bruut: Seej sull man na sien Olden gahn, dej harrn seker ein open Ohr för hör. Hochtied was an de 16. Dezember 1855 un ein Jahr drup stunn ein lüttje Wicht up, Anje Abelina Teerling. Un nu steiht over de Breif: myn geliefde Vrouw en Kind!
Im Juli 1855 hat Geerd Teerling Weizen an Bord für Amsterdam und im Oktober muss er Holz laden für Hamburg. Hier hatte er so hoch Fieber, dass er liegen musste (von den Beinen kam). Im Brief vom 10. Oktober 1855 macht er sich große Sorgen um seine Braut: Sie soll ruhig zu seinen Eltern gehen, die hätten bestimmt ein offenes Ohr für sie. (Die) Hochzeit war am 16. Dezember 1855 und ein Jahr später wurde ein kleines Mädchen geboren (stand ein kleines Mädchen auf), Anje Abelina Teerling. Und jetzt steht über dem Brief: meine geliebte Frau und Kind!
Heej liggt mit Skip in Bremen un hett Hollt laden för Weiner, man uk Treck na Huus, na sien Familie. In Oktober was heej haast tau Malöör komen. Heej wull an Boord van sien Nahber helpen, ein Fatt Tabak in’t Skip tau halen, full achterover un mit sien rechte Siet up de Kante van’t Freeboord. Dat Jahr 1857 mutt elendeg drög west hebben un Geerd makt sück Sörge um de Priesen för’t Eten. Heej harr erst Pannen laden na Elsfleth, dann gung dat na Bremen, Grafftsteinen för Leier un nu leeg Skip. Sien Frou seggt, heej sull neit so benaut wesen, man heej hett de Kopp vull over minn Verdeinst. 1859 hett heej noch ein Fracht na Nörden mit Pottaske, Flachs un Grafftsteinen. De Betahlereej is minnachteg, man up Börkum is uk nix tau verdeinen. Kummt heej na Huus, will heej Törf mitnehmen. De letzde Breif is van de 2. Mai 1860. Heej mutt mit ein Ladung Steinen na Bremerhaven un stürt sien Frou twinteg Pund Mehl mit de Fährmann Staghouwer.
Er liegt mit (dem) Schiff in Bremen und hat Holz geladen für Weener, aber auch Verlangen nach Haus, nach seiner Familie. Im Oktober wäre er fast zu Malheur gekommen. Er wollte an Bord von seinem Nachbar helfen, ein Fass Tabak ins Schiff zu holen, fiel hinten rüber und mit seiner rechten Seite auf die Kante vom Freibord. Das Jahr 1857 muss sehr trocken gewesen sein und Gerd macht sich Sorgen über die Preise für das Essen. Er hat erst Dachpfannen geladen nach Elsfleth, dann ging das nach Bremen, Grabsteine für Leer und jetzt (ein) leeres Schiff. Seine Frau sagt, er soll nicht so ängstlich sein, aber er hat den Kopf voll wegen dem geringen Verdienst. 1859 hat er noch eine Fracht nach Norden mit Pottasche, Flachs und Grabsteinen. Die Bezahlung ist gering, aber auf Borkum ist auch nichts zu verdienen. Kommt er nach Hause, will er Torf mitnehmen. Der letzte Brief ist vom 2. Mai 1860. Er muss mit einer Ladung Steine nach Bremerhaven und schickt seiner Frau zwanzig Pfund Mehl mit dem Fährmann Staghouwer.
Sien Woorden bin froom, sien Sprake neit klunterg, sitt vull Poesie un vull Leifde. De Heimatverein is bliede, dat weer ein Stückje Börkumer Geschichte bewahrt is.
Seine Worte sind fromm, seine Sprache nicht plump, sitzt voller Poesie und voll Liebe. Der Heimatverein ist froh, dass wieder ein Stückchen Borkumer Geschichte bewahrt ist.
Jan Schneeberg
Hinweis: Da auch die plattdeutsche Sprache - wie grundsätzlich jede Sprache - oft erst sinnentnehmend erschließbar wird, wurden zum besseren Verständ- nis der Sprachbildung an speziellen Stellen eine fast wörtliche Übersetzung von Teilsätzen und Begriffen innerhalb runder Klammern ( .. ) aufgezeigt.
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