Geliefde Bruut.
Geliebte Braut.
An de fiefde April 1828 stunn bi de Familie Geerd
Janssen Teerling un sien Frou Antje Folkerts Rymts
ein lüttje Jung up. Bi de Döpe acht Dage later kreeg
heej de Name Geerd Janssen Geerds Teerling. Wi
weiten van hum, dat heej de erste Vörmann van’t
Reddungsboot was un later Bademeister an de
Strand. Mit Stollt hett heej de grote Jubiläums-
brosche dragen un dej liggt vandage in’t Museum,
ein Präsent van sien Nakomen.
Am fünften April 1828 kam bei der Familie Geerd
Janssen Teerling und seiner Frau Antje Folkerts
Rymts ein kleiner Junge auf die Welt (stand ein Junge
auf). Bei der Taufe acht Tage später bekam er den
Namen Geerd Janssen Geerds Teerling. Wir wissen
von ihm, dass er der erste Vormann vom Rettungs-
boot war und später Bademeister am Strand. Mit
Stolz hat er die große Jubiläumsbrosche getragen
und diese liegt heute im Museum, ein Geschenk von
seinen Nachkommen.
Seej hebben de Heimatverein uk olde Breiven geven,
dej Geerd Janssen Teerling van sien Skip ut an sien
Bruut un later sien Frou Dewerke Juist in de Jahren
van 1853 bit 1860 up hollands skreven hett. Bi’t
oversetten hebben mithulpen Klara Akkermann un
Tjard Steemann. Dat bin Woorden tüsken Mann un
Frou, kaart vör un na de Hochtied, Woorden, dej
man sück tegensiedeg seggt, as geine lüstert. Un wi
vandage, 150 Jahr later, hebben d’r Respekt vör,
man wi willn uk weiten, hau was dat Leven tau dej
Tied, hau kwammen seej taurecht, wat kann man
noch gewahr waarden.
Sie haben dem Heimatverein auch alte Briefe
gegeben, die Geerd Janssen Teerling von seinem
Schiff (aus) an seine Braut und spätere (seine) Frau
Dewerke Juist in den Jahren (von) 1853 bis 1860 auf
holländisch geschrieben hat. Beim Übersetzen
haben mitgeholfen Klara Akkermann und Tjard
Steemann. Das sind Worte zwischen Mann und Frau,
kurz vor und nach der Hochzeit, Worte, die man sich
gegenseitig sagt, wenn keiner zuhört. Und wir
heute, 150 Jahre später, haben Respekt davor, aber
wir wollen auch wissen, wie war das Leben zu der
Zeit, wie kamen sie zurecht, was kann man noch
gewahr werden.
„Geliefde Bruut“, skrifft Geerd Janssen Teerling an
de 24. Juli 1853 ut Leier un beduurt, dat seej all 14
Dage utnander bin un dat Hoogste is, as sien Wichtje
uk mal de Pennhollder up Papier sett, um hum tau
skrieven, man dann na Bremen, daat mutt heej hen.
An Neejahrsdag 1854 liggt heej in Bremerhaven.
Büllten Is in’t Water un vör 14 Dage was heej bi hör
Breuer Klaas Juist, dej uk ein Tjalk hett. An de 14.
Meert in’t glieke Jahr liggt heej weer in Leier, wull
s’avends noch na Börkum, man kriggt unverwachts
Fracht van ein Koopmann Schölbrink na Hambörg. In
August liggt heej in Schiedam, hett ein sture Reise
achter sück un is dodsverkolden. Heej is mit
Dampboot in Schiedam west un hett bi ein Frou
Saaken van Albert Juist offhaalt, dej 1829 up
Börkum geboren is, aber nüms weit vandage, waar
heej offbleven is.
„Geliebte Braut“, schreibt Geerd Janssen Teerling
am 24. Juli 1853 aus Leer und bedauert, dass sie
schon 14 Tage getrennt (auseinander) sind und das
Höchste ist, wenn sein Mädchen auch mal den
Federhalter auf das Papier setzt, um ihm zu
schreiben, aber dann nach Bremen, dort muss er
hin. Am Neujahrstag 1854 liegt er in Bremerhaven.
Viel, viel Eis im Wasser und vor 14 Tagen war er bei
ihrem Bruder Klaas Juist, der auch eine Tjalk hat.
Am 14. März im gleichen Jahr liegt er wieder in
Leer, will abends noch nach Borkum, aber bekommt
unerwartet Fracht von einem Kaufmann Schölbrink
nach Hamburg. Im August liegt er in Schiedam, hat
eine schwere Reise hinter sich und ist schwer (tot)
erkältet. Er ist mit dem Dampfboot in Schiedam
gewesen und hat bei einer Frau Sachen von Albert
Juist abgeholt, der 1829 auf Borkum geboren ist,
aber niemand weiß heute, wo er abgeblieben ist.
In Juli 1855 hett Geerd Teerling Weizen an Boord för
Amsterdam un in Oktober mutt heej Hollt laden för
Harburg. Hier harr heej so hoog Fieber, dat heej van
de Beinen kwamm. In de Breif van de 10. Oktober
1855 makt heej sück grote Sörge um sien Bruut:
Seej sull man na sien Olden gahn, dej harrn seker
ein open Ohr för hör. Hochtied was an de 16.
Dezember 1855 un ein Jahr drup stunn ein lüttje
Wicht up, Anje Abelina Teerling. Un nu steiht over de
Breif: myn geliefde Vrouw en Kind!
Im Juli 1855 hat Geerd Teerling Weizen an Bord für
Amsterdam und im Oktober muss er Holz laden für
Hamburg. Hier hatte er so hoch Fieber, dass er
liegen musste (von den Beinen kam). Im Brief vom 10.
Oktober 1855 macht er sich große Sorgen um seine
Braut: Sie soll ruhig zu seinen Eltern gehen, die
hätten bestimmt ein offenes Ohr für sie. (Die)
Hochzeit war am 16. Dezember 1855 und ein Jahr
später wurde ein kleines Mädchen geboren (stand ein
kleines Mädchen auf), Anje Abelina Teerling. Und jetzt
steht über dem Brief: meine geliebte Frau und Kind!
Heej liggt mit Skip in Bremen un hett Hollt laden för
Weiner, man uk Treck na Huus, na sien Familie. In
Oktober was heej haast tau Malöör komen. Heej wull
an Boord van sien Nahber helpen, ein Fatt Tabak in’t
Skip tau halen, full achterover un mit sien rechte
Siet up de Kante van’t Freeboord. Dat Jahr 1857
mutt elendeg drög west hebben un Geerd makt sück
Sörge um de Priesen för’t Eten. Heej harr erst
Pannen laden na Elsfleth, dann gung dat na Bremen,
Grafftsteinen för Leier un nu leeg Skip. Sien Frou
seggt, heej sull neit so benaut wesen, man heej hett
de Kopp vull over minn Verdeinst. 1859 hett heej
noch ein Fracht na Nörden mit Pottaske, Flachs un
Grafftsteinen. De Betahlereej is minnachteg, man up
Börkum is uk nix tau verdeinen. Kummt heej na
Huus, will heej Törf mitnehmen. De letzde Breif is
van de 2. Mai 1860. Heej mutt mit ein Ladung
Steinen na Bremerhaven un stürt sien Frou twinteg
Pund Mehl mit de Fährmann Staghouwer.
Er liegt mit (dem) Schiff in Bremen und hat Holz
geladen für Weener, aber auch Verlangen nach
Haus, nach seiner Familie. Im Oktober wäre er fast
zu Malheur gekommen. Er wollte an Bord von
seinem Nachbar helfen, ein Fass Tabak ins Schiff zu
holen, fiel hinten rüber und mit seiner rechten Seite
auf die Kante vom Freibord. Das Jahr 1857 muss
sehr trocken gewesen sein und Gerd macht sich
Sorgen über die Preise für das Essen. Er hat erst
Dachpfannen geladen nach Elsfleth, dann ging das
nach Bremen, Grabsteine für Leer und jetzt (ein)
leeres Schiff. Seine Frau sagt, er soll nicht so
ängstlich sein, aber er hat den Kopf voll wegen dem
geringen Verdienst. 1859 hat er noch eine Fracht
nach Norden mit Pottasche, Flachs und Grabsteinen.
Die Bezahlung ist gering, aber auf Borkum ist auch
nichts zu verdienen. Kommt er nach Hause, will er
Torf mitnehmen. Der letzte Brief ist vom 2. Mai
1860. Er muss mit einer Ladung Steine nach
Bremerhaven und schickt seiner Frau zwanzig
Pfund Mehl mit dem Fährmann Staghouwer.
Sien Woorden bin froom, sien Sprake neit klunterg,
sitt vull Poesie un vull Leifde. De Heimatverein is
bliede, dat weer ein Stückje Börkumer Geschichte
bewahrt is.
Seine Worte sind fromm, seine Sprache nicht
plump, sitzt voller Poesie und voll Liebe. Der
Heimatverein ist froh, dass wieder ein Stückchen
Borkumer Geschichte bewahrt ist.