Uuren, dagen, maanden, jaren
Olljahrsavend
Stunde, Tage, Monate, Jahre
Altjahrsabend
Geertjemöike satt prüß in de Bögelstaule, mit den
Hannen in't Skoot. Moij, so tau siemeleiern in
Tweejdüstern, de Tied tüsken Dag un Nacht. T'was
Olljahrsavend, dat olde Jahr lagg in't Starven un vör
de Dör stunn as ein Kleinje dat neeje Jahr. Harr d'r
ein gaude Bößskupp för de koomende Tied? Gein
Menske kunn dat vörutseihn.
Tante Geertje saß selbstbewusst (stolz) im
Lehnstuhl, mit den Händen im Schoß. Schön, so
nachzudenken im Halbdunkeln, die Zeit zwischen
Tag und Nacht. Es war Altjahrsabend, das alte Jahr
lag im Sterben und vor der Tür stand wie ein
Kleinkind das neue Jahr. Hatte es eine gute
Botschaft für die kommende Zeit? Kein Mensch
kann das voraus sehen.
Geertjemöike follde hör Hannen, waar ein Leven in
skreven stunn. Disse Fingers, dej wurakt un knaujet
harrn, man vandage gein Preime mehr hollen
kunnen: breien, stoppen, neihen, all vörbi. „Ik bin
d'r over“, see seej fakers. „Mußt neit jöseln,
Geertje“, skull seej dann mit sück sülvst. „Du hest
dat doch gaud! Kinder un Kindskinder bin um di tau,
seej denken un sörgen alltied um di.“
Tante Geertje faltete ihre Hände, in denen ein Leben
geschrieben stand. Diese Finger, die geschuftet und
(schwer) gearbeitet hatten, aber heute keine
Stricknadel mehr halten konnten: stricken, stopfen,
nähen, alles vorbei. „Ich bin überflüssig (zu nichts
nutze)“, sagte sie oft. „Musst nicht jammern,
Geertje“, schimpfte sie dann mit sich selber. „Du
hast es doch gut! Kinder und Enkelkinder sind um
dich herum, sie denken (an dich) und sorgen sich
immer um dich“.
Man vandage satt seej alleneg in hör lüttje Kamerke.
Dat Jungvolk was tau't Huus ut flogen, gein Geluud
was mehr tau hören. Wat ein Drockde de heile Dag.
Nu wassen seej all mitnander up Pad, van ein Fesche
na de ander. Laat de Jöögd doch hör Pläseier, dat
fieren hebben wi achter uns.
Aber heute saß sie allein in ihrer kleinen Kammer.
Die jungen Leute (junges Volk) waren aus dem Haus
geflogen, kein Laut war mehr zu hören. Welche
Unruhe (Geschäftigkeit) den ganzen Tag. Nun waren sie
alle miteinander unterwegs (auf dem Pfad), von einem
Fest zum anderen. Lass doch der Jugend ihr
Vergnügen, das feiern haben wir hinter uns.
De Klocke van de Karke mit de deipe Klang reip na
de Olljahrsavendpreek, man Geertjemöike kunn d'r
neit mehr hen. Dat was spietlek, man de Beinen
wulln neit mehr so as frauger. In de Stillte harr seej
Woorden för ein still Gebedd. De Heer sull um alle
Mensken denken, in de Benaate un Feernte, dat seej
all mitnander hör Gerack kriegen un gein Krök lieden
mutten. He sull dat Eiland verskonen van Unweer un
Störm un um dej Lü denken, dej dat Seggen harrn un
an't regeiern wassen, umdat seej verstandeg blieven
un Freede holden.
Die Glocke von der Kirche mit dem tiefen Klang rief
zum Altjahrsabendgottesdienst, aber Tante Geertje
konnte da nicht mehr hin. Das war bedauerlich,
aber die Beine wollten nicht mehr so wie früher. In
der Stille fand (hatte) sie Worte für ein stilles Gebet.
Der Herr sollte um alle Menschen denken, in der
Nähe und in der Ferne, dass sie alle zusammen
versorgt waren (ihre Versorgung bekamen) und keinen
Hunger leiden mussten. Er sollte das Eiland
verschonen vor Unwetter und Sturm und an die
Leute denken, die das Sagen hatten und regierten,
damit sie verständig blieben und Frieden hielten.
Geertjemöike fung an't nüüntjen un sung dann
sachte mit trillende Stemme dat olde Karkenleid, dat
Vader un Mauder hör bibrocht harrn:
Tante Geertje fing an zu summen und sang dann
leise mit zitternder Stimme das alte Kirchenlied, das
Vater und Mutter ihr beigebracht hatten:
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Stünnen, Dagen, Maanden, Jahren weihen as de
Wind dör't Land.
Wat sück vör de Dood will wahren, hett up
Eerden gein Bestand.
Up de Padd, dej wi betreden, is gein Fautstapp,
dej besteiht.
Nix is, wenn wi overleden, wat in't Güntsied mit
uns geiht.
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Stunden, Tage, Monate, Jahre wehen wie der
Wind durch's Land.
Was sich vor dem Tod will wahren, hat auf
Erden keinen Bestand.
Auf dem Pfad, den wir betreten, ist kein
Fußstapfen, der besteht.
Nichts ist, wenn wir sterben, was ins Jenseits
mit uns geht.
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Loopt, ji Jahren van mien Leven mit jau
Bliedskup un Verdreit.
Loopt – waar is jau Spoor wall bleven? Gott,
mien Gott verannert neit!
Wenn mien Oogen eins sück sluten, dann föhrt
mi mien Vaders Hand
ut dit Leven sacht na boven in mien eiweg
Vaderland!
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Lauft, ihr Jahre von meinem Leben mit der
Fröhlichkeit und Verdruss.
Lauft – wo ist eure Spur geblieben? Gott, mein
Gott verändert nichts!
Wenn meine Augen sich einst schließen, dann
führt mich meines Vaters Hand
aus diesem Leben leise nach oben in mein
ewiges Vaterland!
Un hör Grootje harr dat uk noch up hollands sungen:
Und ihre Großmutter hatte das auch noch auf
holländisch gesungen:
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Uuren, dagen, maanden, jaren, vliegen als een
schaduw heen!
Ach, wij vinden waar wi staren, niets bestendigs
hier beneèn!
Op de weg die wij betreden, staat geen voetstap
die beklijft;
Al het heden wordt verleden, schoon't ons
toegerekend blijft. *
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Stunden, Tage, Monate, Jahre, fliegen wie ein
Schatten.(#
Ah, wir finden, wo wir starren, nichts
Dauerhaftes hier unten.(#
Auf der Straße, die wir betreten, es gibt keinen
Schritt, der hält.(#
Alle Gegenwart wird Vergangenheit, obwohl es
uns zugerechnet bleibt.(#
(# google-Übersetzung)
Jau all mitnander ein gaude Overgang in ein freelek
neej Jahr
Euch allen einen guten Übergang in ein friedliches
neues Jahr
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* Rhijnvis Feith, döpt an de 7. Februar 1753 in Zwolle un
hier uk overleden an de 8. Februar 1824, was ein
neederlandse Schriever mit Gedichten, Theaterstückjes un
verskeiden Kantaten. Eine van sien moiste Gedichten is sien
Olljahrsavendleid.
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* Rhijnvis Feith, getauft am 7. Februar 1753 in Zwolle und
hier auch gestorben am 8. Febr. 1824, war ein
niederländischer Schreiber mit Gedichten, Theaterstücken
und verschiedenen Kantaten. Eines seiner schönsten
Gedichte ist sein Altjahrsabendlied
(Musik is van Heinrich Albert. Ut de Liedjekist van 1906: Kun je
nog zingen, zing dan mee).