Wer von der Küste spricht, muss auch zwangsläufig von Stürmen sprechen. Die
Entstehung der Nordseeküste - dieses Gebiet war um 13.000 vor Christi noch Teil
des Festlandes - ist nicht nur auf eine Landsenkung von ca. 20 m zurückzuführen.
Auch die Auswirkungen von so genannten Jahrhundertstürmen mit ihrer
verheerenden Gewalt und Zerstörungskraft haben diesen Vorgang begünstigt.
Eine der großen Sturmfluten, die unermesslichen Schaden anrichtete, ist auf das
Jahr 1825 zu datieren. Es kam zu Deichbrüchen, sodass nicht nur die ganzen Bin-
nenweiden überflutet wurden, sondern das Wasser auch in die Häuser eindrang.
Die Auswirkungen dieses Sturmes führten letztendlich zu einer Sensibilisierung in
der Bevölkerung hinsichtlich des Deichbaues und des Uferschutzes. Die ersten
massiven Strandbefestigungen wie Buhnen und eine 415 m lange Strandmauer
wurden ca. 50 Jahre später unter preußischer Herrschaft errichtet.
Die obige Aufnahme lässt die vom Wasser ausgehenden Zerstörungskräfte
erahnen.
Die nachfolgenden drei Aufnahmen zeigen die Auswirkungen der verheerenden
Sturmflut vom 12. und 13. März 1906. Das Nordende der Strandmauer wurde in
einer Länge von 300 m vollständig zertrümmert.
Als Konsequenz wurde hier eine zweistufige außergewöhnlich hohe Schutzmauer
gebaut, deren Kosten mit 640.000 Mark veranschlagt war.
An dieser Baustelle zwischen der Wandelhalle und der Wilhelmshöhe türmen sich
die Brecher meterhoch. Im Vordergrund neben dem Buschwerk liegen einige
Spundwände, die mit der links neben der Wasserwand zu sehenden Ramme als
Seitenwände der Buhne eingerammt werden. Die Ramme selbst fährt auf den links
neben der Buhne verlegten Schienen.
Auch auf diesem Bild sieht man eindrucksvoll die Auswirkungen der sich im nach
hinein herausstellenden ungünstigen Mauerkonstruktion. Wie zu erkennen ist,
bleibt durch die S-Form der Mauer die Promenade relativ trocken, doch addieren
sich die zerstörerischen Kräfte der Brecher durch die Überschläge der
zurückfallenden Wellen.
Auch diese Aufnahme lässt die zerstörerische Kraft der sich aufbäumenden
Wassermassen eindrucksvoll erahnen.
Wie die obige Aufnahme eindrucksvoll zeigt, waren Sturmfluten, verbunden mit
hohen Wasserständen, schon in der Vergangenheit ein großes Problem. Der
Wasserbrecher links im Bild schlägt gegen die Scheiben der Fenster der
Wandelhalle, die diesem Wasserdruck wohl standgehalten haben.
Auch dieses Bild von der Wandelhalle zeigt die Gewalt der Nordsee.
Wenn es dem Wasser erst gelungen ist, einen kleinen Teil der Strandmauer bzw.
der Promenade zu unterspülen, führt dieser Vorgang durch weitere Unterspülung
in Verbindung mit der Kraft der einstürzenden Brecher in der Regel zum Bruch der
Mauer.
Das obige Bild zeigt die Strandmauer im Bereich Wandelhalle - Sturmeck (hinter
der Ruhrknappschaft). Die obere Befestigungsanlage (obere Promenade) ist
bereits vollkommen zerstört und zusammengebrochen. Wie im folgenden Bild zu
sehen ist, befinden sich die dicken Bruchstücke im Bereich der mittleren
Promenade.
Hier sind auch die Schäden an der mittleren Promenade zu sehen. Bei weiter
anhaltenden Sturm wäre es nur eine Frage der Zeit, wann der untere Teil der
Uferbefestigung ebenfalls komplett zerstört wäre.
Hier ist die Strandmauer im südlichen Bereich der Promenade komplett zerstört.
Links im Bild sind die mittlerweile aufgenommenen Schienen der Kleinbahn zu
sehen. Bei dem kleinen Turm direkt an der Wasserseite der Promenade handelt es
sich um die Stranduhr vor der Wilhelmshöhe.
Wie sich bereits im Laufe der Vergangenheit herausstellte, begünstigte die alte
Strandmauer -Konzeption die so genannte Brecherbildung - riesig hohe
aufgepeitschte Wellen mit großer zerstörerischer Energie werden auch Brecher
genannt - in ungewollter und erschreckender Weise.
Durch das besondere, immer steiler verlaufende Profil der
alten Strandmauer sollten sich anlaufende Wellen
überschlagen, sodass promenierende Spaziergänger selbst
bei stärkerem Wellengang nicht übermäßig nass wurden.
Nachteilig war jedoch, dass die sich überschlagenden Wellen
unter bestimmten Voraussetzungen die zerstörerische
Energie der nachfolgenden Wellen elementar erhöhte.
Diese Mauerkonstruktion wurde nun zu Gunsten der Konzeption einer schiefen
Ebene geändert. Die kinetische Energie eines anlaufenden Brechers wird durch die
Umkehrung der Wirkrichtung (zurück- bzw. ablaufende Welle) dazu benutzt, die
kinetische Energie der folgenden anlaufenden Welle auf ein Minimum zu
reduzieren.
Als Konsequenz dieser Nacht wurde die Realisierung der bereits seit Längerem
geplanten neuen Schutzmauer in Angriff genommen.
Das obige Bild zeigt eindrucksvoll den Dünenabriss am Südstrand. Die an der Was-
serkante im oberen Teil des Bildes zu sehenden Bunker befanden sich während
des Zweiten Weltkrieges innerhalb der Dünen.
Zur Verhinderung eines weiteren Landverlustes durch die Sturmfluten, dieses
hätte zu einer unmittelbaren Gefährdung der Wohngebiete Kiebitzdelle geführt,
wurde hier später das Uferschutz-Deckwerk gebaut.