Alt - Borkum Der Strand um 1901 Der Strand um 1883 - Die Inselkirchen - - Die Inselkirchen - Ebene 4 Die alte reformierte Kirche Die alte reformierte Kirche Die alte reformierte Kirche Die (neue) Reformierte Kirche Die (neue) Reformierte Kirche Die (neue) Reformierte Kirche Ein Kirchenbesuch Ein Kirchenbesuch Ein Kirchenbesuch Die katholische Kirche  Die katholische Kirche  Die katholische Kirche Die lutherische Kirche   Die lutherische Kirche    Die lutherische Kirche De Drinkeldoden - Kerkhoff De Drinkeldoden - Kerkhoff De Drinkeldoden - Kerkhoff De Karkenbäuker De Karkenbäuker De Karkenbäuker Borkum Borkum T O P T O P T O P T O P T O P T O P T O P T O P T O P T O P T O P T O P T O P T O P
Aus historischer Sicht sind hinsichtlich der Konfessionen drei Gemeinden zu benennen, die bereits im 19ten Jahrhundert auf der Insel Borkum Gotteshäuser besaßen. Als eigentliche Urgemeinde ist hier die ev. reformierte Gemeinde zu sehen. Diese besaß bereits Mitte des 16ten Jahrhunderts ein Gotteshaus neben dem “Alten Leuchtturm”.
Diese Kirche(n) wurde(n) mittlerweise abgerissen.
Ein Pastor berichtet im Jahre 1872 von einem Kirchenbesuch in der alten ref. Kirche.
Die heutige ev.-ref. Kirch aus dem Jahre 1897. Zur Einweihungsfeier siehe die Seite “Einweihung”.
Die kath. Kirche “Maria Stella Maris” aus dem Jahre 1881.
Die ev.luth. Kirche “Christuskirche” aus dem Jahre 1897.
Der Friedhof für die angeschwemmten Toten.
Auszüge aus Kirchenbüchern um 1873.
Im Gegensatz zu den ostfriesischen Inseln, deren Gemeinden der lutherischen Konfession angehörten, war die Borkumer Gemeinde reformiert. Zurück zu führen ist dieses auf die früheren Beziehungen zur reformierten Provinz Groningen (Holland) sowie zum gleichfalls reformierten Amt Greetsiel.
** Die alte ev. ref. Kirche vor 1891 **
Die erste Kirche wurde auf dem Platz des heutigen alten Leuchtturms errichtet, der im Jahre 1576 als Navigationshilfe für die Schifffahrt auf der Ems durch die Stadt Emden auf dem Standort des alten Kirchturms gebaut wurde. Die Bilder zeigen das Gotteshaus aus dem Jahre 1805, das sich auf der westlichen Seite des Turms befindet.
Bis zum Jahre 1882 hatte die 1806 in einem hölzernen Glockenstuhl an der Südseite der Kirche hängende kleine Schiffsglocke die Aufgabe, die Kirchengemeinde zum Gottesdienst zu rufen. Diese nicht weit hörbare Glocke wurde am ersten Adventssonntag 1882 durch eine große, 400 Kg schwere und wohltönende Glocke, die nun im alten Turm installiert war, ersetzt. In Verbindung mit dieser Glocke erhielt der Turm auch eine weit sichtbare Turmuhr.
Die im Jahre 1805 erbaute reformierte Kirche war sowohl innen als auch außen äußerst schmucklos. Da die Franzosen während der Besetzung (1811) der Insel die Kirchenbänke verfeuerten, mussten die Kirchgänger ihre eigenen Bänke mitbringen. Weder die Kirche, die fast keine Einnahmen hatte, noch die Bevölkerung war zu dieser Zeit in der Lage, die geraubten Kirchenbänke zu ersetzen. Erst 1862 konnten neben 50 neue Bänke mit ca. 292 Sitzplätzen auch eine kleine Kirchenorgel erworben werden.
Die alte Inselkirche wurde im Jahre 1903 abgerissen.
** Die alte ev. ref. Kirche um 1891 ** ** Die alte ev. ref. Kirche vor 1903 ** ** Die alte ev. ref. Kirche vor 1900 **
Ein Kirchenbesuch am 24. August 1872 Dieser auszugsweise wiedergegebene Bericht eines Pastors aus Bremen soll einen kleinen Eindruck über die kirchliche Situation auf Borkum zur damaligen Zeit vermitteln. …. also mein lieber Forstmeister samt Frau und ich gingen zur Borkumer Kirche und außer uns noch viele andere Badegäste, circa fünfzig bis sechzig. ...... Von den Insulanern, die damals mit ihrem Pastor nicht gut standen, war kaum ein Dutzend anwesend. ..... Was nun unsern weiteren Gottesdienst in Borkum betrifft, so ist es nicht meine Absicht, ausführlich darüber zu berichten. Der Prediger hatte nicht seine beste Stunde; (und wer hätte nicht zuweilen schwache Stunden?) ....... Die Formen des Gottesdienstes waren so einfach und simpel, wie das Gotteshaus selbst, das nur weiße Wände und Gestühl zeigte, und nicht anders wie ein gewöhn- licher Saal gebaut war. Von Altar, Kreuz, Altarbild, überhaupt irgend ein Schmuck, fand sich nicht die leiseste Andeutung; alles Dergleichen, was an Schönheit, Kunst und Musik erinnert, hat ja der reformierte Puritanismus wie eine furchtbare Pest aus den Kirchen verbannt. An eine Liturgie oder etwas Ähnliches ist natürlich gar nicht zu denken, so dass, wenn einmal der Prediger nichts zu geben hat, oder wenn er über- haupt nichts hat, für die Gemeinde dann eben gar nichts erreicht wird. Die Borkumer aber sind von Alters her ”gut reformiert” gewesen, und zwar nach dem spiritualistischen holländischen Typus. Trotzdem sie Untertanen des Deutschen Kaisers sind, singen und beten sie auch jetzt noch lieber auf holländisch, wie auf deutsch.
Da das alte Gotteshaus durch die steigende Anzahl der Einwohner, aber auch der Sommergäste, nicht mehr ausreichend Platz bot, wurde die Planung einer neuen Kirche, ausgeführt von Baurat Otto March in Charlottenburg, in Auftrag gegeben.
Die Grundsteinlegung der ev. ref. Kirche erfolgte im Juni des Jahres 1896. Die Einweihungsfeier fand im Juli 1897 statt.
Die Finanzierung erfolgte unter anderem durch mehrjährige Spendenaktionen sowohl vor als auch nach der Erstellung. Die gesamten Baukosten beliefen sich auf ca. 125 000 Mark.
** Die reformierte Kirche um 1900 ** ** Die reformierte Kirche um 1906 ** ** Die reformierte Kirche um 1900 ** ** Die reformierte Kirche um 1910 **
Die Finanzierung erfolgte unter anderem durch mehrjährige Spendenaktionen sowohl vor als auch nach der Erstellung. Die gesamten Baukosten beliefen sich auf ca. 125 000 Mark.
Die Baukosten beliefen sich auf 35- 40000 Mk. und wurden durch freiwillige Beiträge gedeckt. Die ebenfalls gestifteten Fenster schlugen mit ca. 1500 Mk. pro Stück zu Buche.
Auf der obigen Abbildung der Katholischen Kirche ist in der linken Bildseite bereits das (spätere) Erholungsheim Meeresstern zu sehen.
Der in den beiden Bildern zu sehende Dachreiter (Dachturm) wurde erst im Jahre 1899 erstellt.
Die Kirche aus östlicher Sicht vor 1891 Die Kirche aus östlicher Sicht vor 1892 ** Die Kirche aus östlicher Sicht vor 1899 ** Die Kirche aus westlicher Sicht vor 1910 Die Kirche aus östlicher Sicht vor 1912 Die Kirche aus östlicher Sicht in den 50er Jahren
Das ev. luth. Gotteshaus wurde im Jahre 1897 auf dem Grundstück erbaut, das der hamburgische Bergwerksbesitzer Butenberg der ev. ref. Kirchengemeinde mit der Bedingung, dass die neue Kirche den Namen ”Christuskirche” erhalten soll, als Schenkung übereignete. Dieses ca. 1400 qm großes Grundstück war damals noch ein reines Dünengebiet und befand sich im Bereich der Warmbadeanstalt.
Rechts im Hintergrund des oberen Bildes befindet sich das Warmbadehaus.
Links im Bild ist das neue Pfarrhaus zu sehen.
** Die lutherische Kirche vor 1910 ** ** Die lutherische Kirche vor 1912 ** ** Die lutherische Kirche vor 1900 **
Bei dem Drinkeldoden - Kerkhoff handelt es sich um eine Begräbnisstätte, auf der die am Strand angeschwemmten Toten, deren Namen und Herkunft nicht rekonstruierbar waren, ihre letzte Ruhestätte fanden.
Die Beerdigung, sofern man hiervon sprechen kann, fand ohne großen Aufwand statt, wobei die Leichen in roh gezimmerten Särgen im wahrsten Sinne des Wortes verscharrt wurden. Weitere namentliche Bezeichnungen für diese Art von Friedhöfen waren auch ”Friedhof der Heimatlosen”, ”Seefahrerfriedhof” sowie ”Friedhof der Namenlosen”. Der Friedhof befand sich im Vordünenbereich der Quabben, ca. 70 Meter nördlich vom katholischen Kinderheim ”Santa Maria”. Bei dem auf dem Foto vom kath. Kinderheim ”Sancta Maria” zu erkennen Kreuz handelt es
sich vermutlich um die in der Nähe liegende Grabstätte eines Inselvogtes. Auszüge aus einem Reisebericht von 1873 bezüglich der Begräbnisstätte:
’’’ Es ist eben nur ein Stück Land, mit mageren Rasen bewachsen und eingefriedet, wie eine Viehweide. ... Der Kirchhof selbst ist also durch nichts ausgezeichnet, und wer nicht weiß, dass hier ein Kirchhof ist, geht vorüber und merkt nichts. “Hier liegen nur Schiffbrüchige”, sagte mir recht sehr kalt ein Insulaner. ... Hier ist aber kein Kreuz, kein Leichenstein, kein Rosenstrauch, keine Trauerweide, nicht ein einziges Zeichen der Liebe; ...... Nur einer ist da ganz in der Nähe begraben, dem man ein Denkmalgesetzt hat, oder vielmehr, der sich’s selbst hat setzen lassen, - ......... Er ist einer der früheren Vögte der Insel, der mit den Borkumern in solchem Haß und Feindschaft lebte, dass er testamentarisch bestimmte, er wolle auch im Tode nicht unter ihnen ruhen, sondern bei den Fremden neben dem Drinkeldoden-Karkhof begraben sein. ....... Dass hier sehr viele (Tote) liegen, sollte man dem Platze nicht ansehen, und doch ist es so. Ein Blick in die Borkumer ”Karkenbäuker” zeigt, dass die Zahl der Leichen, die an der Küste angespült wurden, oft viel größer war, wie die Zahl Derer, die auf der Insel selbst verstorben sind. So lesen wir beispielsweise, dass im Jahre 1860 aus der Borkumer Bevölkerung nur fünf Seelen hingeschieden sind, dagegen finden wir in der Statistik desselben Jahres ein Register von dreiundzwanzig ”Drinkeldoden”, die hier angetrieben wurden. Die Gräber der angetriebenen Seeleute sind entweder gar nicht oder doch nur durch eine kleine Erhöhung des Rasens bezeichnet, und nicht einmal in Särgen sind die meisten beerdigt. Fand man in den Taschen des schiffbrüchigen Mannes nicht soviel an Geld oder Geldeswert, dass man fünf oder sechs Bretter dafür kaufen konnte, so umwickelte man die Leiche mit etwas Stroh, legte einen Ziegelstein auf ihr Gesicht und senkte sie so in den leichten Sand der Düne.’’’’ Nachdem im Jahre 1875 im Bereich der südlichen Dünen (Deichstraße) der neue Friedhof angelegt wurde, fanden die ”Heimatlosen” nun hier neben den Insulanern ihre letzte Ruhestätte.
Die Kirchenbücher Auszüge aus einem Reisebericht von 1873 bezüglich der Kirchenbücher: ’’’’ Aber nicht nur die Zahl der Leichen betreffend, findet man in den Kirchenbüchern aus dem letzten Jahrhundert Verzeichnungen, sondern auch allerlei andere Notizen, in denen manches gesagt ist, was sich über die schiffbrüchigen Leute sagen ließ. .... Es ist eine große Kuriosität der Borkumer Kirchenbücher, dass da einesteils so viele Tote verzeichnet sind, von deren Leben man nichts weiß, andererseits so viele, deren Leben man sehr gut kennt, von deren Tode man aber kein Bescheid geben kann und die dennoch in das Todesregister eingetragen sind. .... Da heißt’s z. B.: ”Die Brüder N. N. verließen die Insel im Jahre 1806; sie fuhren zuerst auf einem Amsterdamer Schiff; die letzten Nachrichten aber sind aus Christiania (Anmerkung: Oslo), von dort gingen sie im Jahre 1811 auf einer norwegischen Brigg ”Mars” unter Segel. Da man von diesem Fahrzeug nie wieder etwas gehört hat, so muss leider angenommen werden, dass es samt der ganzen Mannschaft untergegangen ist”. Was aber nun die Drinkeldoden betrifft, so finden sich in den Kirchenbüchern doch nicht nur die Angaben ”Nr. 7 angetriebene Leiche, Nr. 9 angetriebene Leiche u. s. w.” sondern es ist da, wie schon angedeutet wurde, sorgfältig zusammengetragen, was sich etwa über die Toten berichten ließ; .... Mit dem größten Interesse und nicht ohne starke Bewegung des Herzens habe ich seinerzeit die Borkumer Kirchenbücher gerade in Betreff dieser namenlosen Leichen studiert. Leider habe ich nicht die Zeit gefunden, die betreffenden Leichenbeschreibungen abzuschreiben. Aber ich werde, was den Sinn betrifft, nicht weit fehl gehen, wenn ich aus dem Gedächtnis einige Proben hersetze, damit der Leser ein Bild davon bekommt. Also Beispielsweise: ”Nr. 2: eine angetriebene Leiche, schon sehr in Verwesung übergegengen, Gesicht unerkennbar; ein Mann von außergewöhnlicher Größe, mit starkem Vollbart und kurzem Haupthaar. Nach seiner Kleidung und den fast unleserlichen Papieren aber zu schließen, war es der Kapitän des englichen Dampfers Alliance, der auf unserem Riff vor vierzehn Tagen strandete und scheiterte und davon kein Mensch gerettet ist. Er trug einen schweren goldenen Ring mit den Buchstaben M. R. Ein englisch geschriebener Brief, der sorgfältig in Wachstuch eingewickelt war, ließ noch soviel erkennen, das er von der Gemahlin geschrieben und das seit der Trennung der älteste Sohn von elf Jahren gestorben, ein Mädchen aber geboren war. Die Unterschrift lautete: ’Nie sehnte sich innige nach deiner Heimkehr deine ewig treue Therese.’ ” ”Nr. 5: Eine angetriebene männliche Leiche, ein Neger; er war auf Gesicht, Arme und Brust stark tätowiert mit allerlei heidnischen Zeichen; fast unbekleidet, auf seinen Rücken die Narben einer Wunde, die sechs Zoll groß war.” ”Nachschrift: Wie eben ein Schiffer aus dem Texel meldet, ist an dem Tage, ehe diese Leiche hier antrieb, ein Neger, auf den obige Notizen passn, auf der Höhe von Borkum durch eine Sturzwelle bei heftigem Nordweststurm über Bord gerissen. Er war aus Kapstadt und seit vier Monaten zum Christentum übergetreten, sein Name ist N. N.” ”Nr. 7: Eine männliche Leiche, noch sehr gut erhalten, ein junger Mann von höchstens fünfund-
zwanzig Jahren; sehr anständig gekleidet und offenbar Passagier des Schiffes, darauf er fuhr. Er trug unter Anderem ein Medaillon mit dem Bilde eines jugendlichen Frauenzimmers auf der einen Seite, mit einer kleinen blonden Locke auf der anderen Seite. Außerdem fand sich bei ihm ein Psalmbüchlein in schwedischer Sprache und mit dem Namen ’R. Upsala, im Jahre 1860.’ Dies ist also wahrscheinlich der Name des Verunglückten, die Regierung wird dahinschreiben. Er gehörte wahrscheinlich dem Dreimaster an, der vor drei Tagen Angesichts der Insel versank und von dem bis dahin nur sechs Fässer mit Petroleum und einige Trümmer angetrieben sind. ”Nr. 15: Eine angetriebene Leiche, total in Verwesung übergegangen, nur ein Gürtel mit fremdländischen Buchstaben war noch ziemlich erhalten, der Kopf war ganz glatt rasiert, wahrscheinlich war’s ein Chinese.” So geht’s weiter, zuweilen zehn Seiten lang und noch mehr. ’’’’