Sien Mauder hett hum haal
Seine Mutter hat ihn geholt
Gerd Börcherts hörde de Schoner "Martha". Sien
Frou Gebke, sien Junge Harm und dann noch tweej
Matrosen wassen mit an Boord.
Gerd Börcherts gehörte der Schoner "Martha".
Seine Frau Gepke, sein Junge Harm und dann noch
zwei Matrosen waren mit an Bord.
Heye, de jungste Söhn, was up de Schoner "Jantje".
Sien Mauder harr hum leiver bi sück an Boord hatt -
seej was alltied benaud um hör Söhn - ,man hör
Mann hett seggt: "Dreej Mann van ein Familie is nett
genug up ein Skipp. Un as dat Skipp blifft, dann bin
seej all weg".
Heye, der jüngste Sohn, war auf dem Schoner
"Jantje". Seine Mutter hätte ihn lieber bei sich mit
an Bord gehabt - sie war immmer ängstlich um
ihren Sohn - aber ihr Mann hatte gesagt: "Drei
Mann aus einer Familie sind gerade genug auf
einem Schiff. Und wenn das Schiff bleibt (Anm.
verunglückt - nicht wieder kommt), dann sind sie alle weg."
Das Skip "Martha" harr in Aberdeen Iesder laden un
leip bi gaude Wind weer ut. Um de Middag see
Gebke: "Haye hett mi raupen. Heej sitt mit ein
wrack Skipp in't Ies. Wi mutten hum haalen!" Gerd
wull hör dat utprooten, man seej was so lang an't
pieren, bit heej bidreihde un Kurs na Noorden
namm.
Das Schiff "Martha" hatte in Aberdeen Eisen
geladen und lief bei gutem Wind wieder aus. Um
Mittag sagte Gepke: "Heye hat mich gerufen. Er
sitzt mit einem verunglückten (Anm. Wrack) Schiff im
Eis. Wir müssen ihn holen!" Gerd wollte ihr das
ausreden, aber sie war so lange am quengeln, bis er
beidrehte und Kurs nach Norden nahm.
Seej wassen wiet seilt, man nargends was ein Skipp
tau seihn. "Wieder Noordwest!", see Gebke. Seej
kregen ein Iesbarg tau seihn, man uk mit ein Kieker
kunnen seej kein Skipp utmaken. "Laat uns halsen
un dann na Huus", see Gerd Börcherts, man Gepke
reip: "Wacht noch. Noch ein paar Mielen vörut!"
Sie waren weit gesegelt, aber nirgends war ein
Schiff zu sehen. "Weiter Nordwest!" sagte Gepke.
Sie bekamen einen Eisberg zu sehen, aber auch mit
einem Fernglas konnten sie kein Schiff ausmachen.
"Lass uns halsen (Anm. Wendemanöver) und dann (ab)
nach Haus," sagte Gerd Börcherts, aber Gepke rief:
"Warte noch. Noch ein paar Meilen voraus!"
Seej kreeg hör Wille, un na ein Stünde off wat
kwammen seej an Packies, un daar satt wat up, wat
wall ein Skipp wesen kunn. Seej dreihden bi, stroken
de Seils un hebben ein Boot utsett. Gepke wull uk
mit, hör Mann was d'r tegen, man seej hett hör Wille
kregen. Buten hör was noch hör Mann un Harm un
ein Matrose mit an Boord. Seej bin heil versichdeg
an dat Ies ranfahren, in ein breide Gliewe, stegen ut
un hebben ein Mann bi't Boot laaten, umdat heej
neit wegdrieven kunn.
Sie bekam ihren Willen, und nach einer Stunde oder
so kamen sie an Packeis, und dort saß etwas (drauf),
was wohl ein Schiff sein konnte. Sie drehten bei
(Kursänderung), holten die Segel ein und haben ein
Boot ausgesetzt. Gepke wollte auch mit, ihr Mann
war dagegen, aber sie hat ihren Willen bekommen.
Außer ihr war noch ihr Mann und Harm und ein
Matrose mit an Bord. Sie sind ganz vorsichtig an das
Eis heran gefahren, in eine breite Spalte,
ausgestiegen und haben einen Mann beim Boot
gelassen, damit es nicht abtreiben konnte.
Dat Skipp, wat in't Ies fastsatt, was heil un dall vull
Ies. As seej begünnden tau kloppen, hebben seej ein
Hund hört tau blaffen. Seej hebben de Dör freej
makt un bin na undern gahn. Hier lagg de Söhn Heye
mit de Hund, wieder kein Menske. Heye kunn nix
seggen van Bliedskupp. Seej hebben bloot de
Skippspapieren mitnoomen, ein paar Saken ut de
Kajüte un dat Dodenhollt - de Kiste mit de dode
Kaptein.
Das Schiff, was im Eis festsaß, war vollständig (ganz
und gar) voll Eis. Als sie anfingen zu klopfen, hörten
sie einen Hund bellen. Sie haben die Tür freige-
macht und sind nach unten gegangen. Hier lag der
Sohn Heye mit dem Hund, sonst kein Mensch. Heye
konnte nichts sagen vor Freude. Sie haben nur die
Schiffspapiere mitgenommen, ein paar Sachen aus
der Kajüte und den Sarg - die Kiste mit dem toten
Kapitän.
As Heye weer bi Künde was, kunn heej vertellen,
wat gebört was. Seej harrn mit ein Ladung Hollt
boven in't Noorden under Land legen. Heej was in de
Kajüte west, as das Skipp miteins ein Stött kreeg,
dat heej koopover up de Grund lagg. Ein Fallböij harr
dat Hollt over Boord fegt un de Masten offbroken.
Sien Kaptein harr dood tegen de Klüver legen, van
dat ander Skippsvolk harr heej nüms seihn. Heye
hett de Kaptein in de Dodekiste leggt, dichtmakt un
gaud fastzurrt. Dat Rauer was unklar west, dat Skipp
leit sück neit mehr stüren, heej muss hum drieven
laten. Man heej kein Skipp seihn, all siet Dagen neit,
bit heej in dat Packies raakt was. Proviant un Kohlen
harr heej noch genug hatt.
Als Heye wieder bei Verstand war, konnte er
erzählen, was passiert war. Sie hatten mit einer
Ladung Holz oben im Norden nah (unter) am Land
gelegen. Er war in der Kajüte gewesen, als das
Schiff plötzlich ein Stoß bekam, dass er kopfüber
auf dem Boden lag. Eine Fallböe hatte das Holz über
Bord gefegt und die Masten abgebrochen. Sein
Kapitän hatte tot gegen dem Klüver (Segelmast am Bug)
gelegen, von der Besatzung (hier: Schiffsvolk) hatte er
niemanden gesehen. Heye hat den Kapitän in den
Sarg (hier Totenkiste) gelegt, zugemacht und gut
festgezurrt. Das Ruder war nicht mehr in Ordnung,
das Schiff ließ sich nicht mehr steuern, er musste es
treiben lassen. Aber er hat kein Schiff gesehen,
schon seit Tagen nicht, bis er in das Packeis geraten
war. Proviant und Kohlen hat er noch genug gehabt.
De erste Dagen hett heej noch alltied utkeken, man
dann harr heej de Dör neit mehr open kriegen kunnt.
Seej was fastfroren.
Die ersten Tage hat er noch immer ausgeguckt,
aber dann hat er die Tür nicht mehr aufbekommen.
Sie war festgefroren.
"Dien Mauder hett di haalt, mien Jung, dat dörst du
hör noit vergeten!" hett sien Vader seggt.
"Deine Mutter hat dich geholt, mein Junge, das
darfst du ihr nie vergessen!" hat sein Vater gesagt.