Hülpe in Nood
Hilfe in Not
Dat was fieleineg kold up’t Eilandje Börkum an de
20. Dezember 1829. Harde Wind mit Störmböijen
dreven dat Iis all hoger up de Strand. Wall gaud, dej
moij lecker warm bi’t Füür in Huus satt.
Das war schrecklich kalt auf der Insel Borkum am
20. Dezember 1829. Harter Wind mit Sturmböien
trieben das Eis immer höher auf den Strand.
Wirklich gut, der schön lecker warm beim Feuer im
Haus saß.
Man eine is noch buten, kickt over’t Water. Klaas
Klaasen van Dyk. Heil wiet buten up de Hubertplate
drifft wat, is man nett tau seihn. Dat is ein Schipp
un daar bin Mensken in Nood.
Aber einer ist noch draußen, guckt über’s Wasser.
Klaas Klaasen van Dyk. Ganz weit draußen auf der
Hubertplate treibt etwas, ist gerade noch zu sehen.
Das ist ein Schiff und dort sind Menschen in Not.
Heej stappt gau weer na Huus, haalt sien Breuer
Ebel Klaasen mit sien beide Junges Klaas un Geerd
un sien Stüürmann Jan Luitjens Klein, dej 38 Jahr
old is.
Er läuft schnell wieder nach Haus, holt seinen
Bruder Ebel Klaasen mit seinen beiden Jungs Klaas
und Gerd und seinen Steuermann Jan Luitjens Klein,
der 38 Jahre alt ist.
T’is ein elendeg Geknauje, dat Boot over dej Bargen
van Iisskullen tau slepen bit an’t opende Water.
Es ist eine furchtbare Arbeit (?Quälerei) das Boot über
die Berge von Eisschollen zu schleppen bis an das
offene Wasser.
De Seej geiht hoog. Dat Wark is stuur, man seej
halen dreej Mann van Boord, dej düchdeg
mindermachdeg un haast besefflos bin. Mitnander
taurügg na Börkum, waar Schuul is un Warmte.
Die See geht hoch. Die Arbeit ist schwer, aber sie
holen drei Mann von Bord, die kraftlos und fast
bewußtlos sind. Miteinander zurück nach Borkum,
wo Schutz ist und Wärme.
As dej Lüü weer bi Verstand bin, vertellen seej hör
Beleevsel. Dat Schipp is de Tjalk „De Jüffer
Engelina“ un hört Bruno Gerdes ut Lübbersfehn, 51
Jahr old. An de 18. November 1829 is heej van
Newcastle in England mit Steinkohle un Steingaud
offseilt un kwamm na fiev Dagen bi de Eems an.
Als die Leute wieder zu sich kommen, erzählen sie
ihr Erlebnis. Das Schiff ist die Tjalk „ De Juffer
Engelina“ (Jungfrau Engelina) und gehört Bruno Gerdes
aus Lübbersfehn, 51 Jahre alt. Am 18. November
1829 segelte er von Newcastle in England mit
Steinkohle und Steingut und kam nach fünf Tagen
bei der Ems an.
Hier kwamm Störm up, mall un ruug Weer. Heej hett
de Anker verloren un de Wind drückde hör alltied
weer na Seej tau. De Seils un dat Fock gungen over
Boord. Dat Eeten wuur all minder un haast gein
Drüppke Water mehr tau drinken. Ein Dag minder as
veier Weeke dreev de Tjalk in’t Water, kwamm haast
neit vörut.
Hier kam Sturm auf, entsetzliches und rauhes
Wetter. Er hat den Anker verloren und der Wind
drückte sie immer wieder zur See. Die Segel und
Fock gingen über Bord. Das Essen wurde immer
weniger und fast kein Tropfen Wasser mehr zum
trinken. Einen Tag weniger als vier Wochen trieb die
Tjalk im Wasser, kam fast nicht voraus.
Na 32 Dagen up Seej kwamm dat naare Ende, as
seej up de Hubertplate fast satten. Seej wassen
verloren west, harrn de Börkumers hör neit Hülpe
geven.
Nach 32 Tagen auf See kam das jämmerliche Ende,
als sie auf der Hubertplate (Sandbank in der Ems westlich
der Wilhelmshöhe-Borkum) fest saßen. Sie wären
verloren gewesen, hätten die Borkumer ihnen keine
Hilfe gegeben.
Un disse Börkumer Mannlü hebben d’r gein Puhee
van makt, bloot de Vogt Tönjes Bley hett ein Breiv
over disse Reddungsfahrt na dat Amt up de faste
Walle stüürt, man de hooge Heeren wullen Tügen
hebben.
Und diese Borkumer haben davon keinen Spektakel
gemacht, nur der Vogt Tönjes Bley hat einen Brief
über diese Rettungsfahrt an das Amt auf dem
Festland geschickt, aber die hohen Herren wollten
Zeugen haben.
So hebben dej dreej Mann van de „Jüffer Engelina“
vör dat Forum in Auerk vertellt, hau’t west is. Uk dej
Bootsmann un Schipper Jan Janssen Staghouwer,
dej vör Jahr un Dag Lotse west is, kunn van ein
fraugere Reddungsfahrt vertellen.
So haben die drei Mann von der „Jungfrau Engelina“
vor dem Forum in Aurich erzählt, wie es gewesen
ist. Auch der Bootsmann und Schiffer Jan Janssen
Staghouwer, der vor langer Zeit Lotse gewesen ist,
konnte von einer früheren Rettungsfahrt erzählen.
De Schrieven gungen noch menegmal hen un her, bit
de Landdrostei in Auerk an de 27. August 1830 in de
Name van de Könek van Hannover Dank see: Klaas
van Dyk kreeg de sülvern Verdeinstmedaille, alle
andern 15 Dalers Courant un hör Name kwamm in’t
Amtsblatt un in de Oostfreisenzeitung.
Die Schreibereien gingen noch oft hin und her, bis
die Landdrostei in Aurich am 27. August 1830 im
Namen des Königs von Hannover Dank sagte. Klaas
van Dyk bekam die silberne Verdienstmedaille, alle
anderen 15 Taler Courant und ihr Name kam ins
Amtsblatt und in die Ostfriesenzeitung.
Eerst 32 Jahr later is de Reddungsgesellschaft
komen, man de Börkumers hebben all vörtied Hülpe
geven.
Erst 32 Jahre später wurde die Gesellschaft zur
Rettung Schiffbrüchiger gegründet, aber die
Borkumer haben schon vorher Hilfe gegeben.
Dat kann elk un ein uk gaud nalesen in de Bauken
„Untergang vor Borkum“, dej man in’t
Heimatmuseum kopen kann.
Das kann jeder gut nachlesen in den Büchern
„Untergang vor Borkum“, die man im
Heimatmuseum kaufen kann.